Pee Wee Ellis Assembly 'Ain´t That a Groove: The Funk(y) Night' (USA/GB/A/CO/D)
Pee Wee Ellis: tenor saxophone
Gary Winter: trumpet
Tony Remy: guitar
Jason Rebello: piano, keyboards
Snow Owl: bass
Guido May: drums
Einer der vielseitigsten und kreativsten Persönlichkeiten der amerikanischen Musikszene ist der Saxophonist, Komponist, Arrangeur und Produzent Alfred "Pee Wee" Elllis, der im Porgy & Bess an drei aufeinanderfolgenden Konzert Abenden ein breitgefächertes, thematisch gebündeltes Programm mit internationalen und lokalen Musikgrößen als Summe seiner vielfältigen Erfahrungen vorstellen wird.
Der amerikanische Sachbuch - und Romanautor James McBride, selber auch Saxophonist und Musiker, veröffentlichte 2016 eines der interessantesten Musikbücher der letzten Jahre "Kill ´em and leave", in dem er sich intensiv und fundiert mit der Person James Brown und dessen Bedeutung als Musiker auseinandersetzt. Ein Kapitel widmet er Alfred "Pee Wee " Ellis, den er als "the principal architect of James Brown´s Sound" und eine der wichtigsten Persönlichkeiten der amerikanischen Musikgeschichte beschreibt.
Pee Wee Ellis, 1941 in Florida geboren, entdeckte als siebenjähriger ein Saxophon im Haushalt seiner Großmutter und dadurch einen völlig neuen Sinn in seinem Leben. Seine Eltern förderten sein außergewöhnliches musikalisches Talent, und als Schüler in Rochester, New York freundete er sich mit etwas älteren Musikern an, darunter der spätere Miles Davis-Bassist Ron Carter und der Trompeter Waymon Reed, die zur lokalen Spitze der örtlichen Jazz Szene gehörten. Er nahm sich nach beindruckenden Konzerterlebnissen John Coltrane und Sonny Rollins als Vorbilder, von letzterem erhielt er sogar im Sommer 1957 Privatunterricht. 1965 meldete sich sein Jugendfreund Waymon Reed und lud ihm ein, mit in die Band von James Brown einzusteigen.
Zu dieser Zeit suchte Brown nach einem neuen Ausdruck, einen neuen Sound für seine Musik, da er zwar schon viel künstlerisch und kommerziell erreicht hatte, aber sich über die Gefahren der Stagnation im schnelllebigen Musikgeschäft früh bewußt war. Brown konnte sich jetzt eine großartige Band leisten, aber sein musikalischer Direktor hatte zunehmend Probleme mit seinen Aufgaben. Der junge Ellis mit seinen akademischen Fähigkeiten als Komponist und Arrangeur, gepaart mit der Kreativität des Jazz Musikers, war da genau der richtige Nachfolger und zusammen kreierten sie den neuen Musikstil, der als FUNK Mitte der 60er Jahre eine musikalische Revolution auslöste.
"Cold Sweat" und "Say it loud- I´m black and I´m pround" und weitere 20 Hits schrieben Brown und Ellis zusammen und ein Höhepunkt dieser Zeit ist das Doppel-Album "Live at The Apollo II" von 1968. Zu den Schattenseiten zählten die berüchtigten Arbeitsbedingungen, die Brown seiner Band zumutete. Nach 4 Jahren quittierte Ellis seinen Job und begann als Produzent und Arrangeur zu arbeiten. Das legendäre CTI Label verdankt seinen Sound zu einem guten Teil ihm, der hier Esther Phillips, George Benson, Hank Crawford und viele andere produzierte. Zur geplanten Zusammenarbeit mit Miles Davis in den 70er Jahren kam es leider nie, dafür machte Ellis etwas völlig Neues, er schloss sich Van Morrison an, zunächst von 1979-1986.
Als James Brown Ende der 80er Jahre eine Gefängnisstrafe antreten musste, hatten seine wichtigsten (ehemaligen) Musiker Maceo Parker, Fred Wesley und Pee Wee Ellis gerade beschlossen, wieder mal etwas Gemeinsames zu machen. Zunächst als Teil der Bobby Byrd and the J.B. All Stars, die ein Live-Album für Rhythm Attack, ein Sublabel vom deutschen Label Minor Music, 1988 in London einspielten. 2 Jahre später erschien dann das Roots Revisited Album von Maceo Parker, mit Wesley und Ellis, und erreichte weltweit großen Erfolg. Bis 1994 nahmen die drei Musiker weitere 4 gemeinsame Platten unter Maceos Namen für Minor Music auf, darunter "Life on Planet Groove", und mehrere Alben als Leiter eigener Ensembles.
Seit 1995 fährt Ellis, dessen Lust aufs Neue ihn immer voran treibt, mehrgleisig. Mit seiner Assembly spielt er hauptsächlich Funk, mit verschiedenen Besetzungen (darunter Ron Carter und Jimmy Cobb) Jazz, bei Van Morrison oder Ginger Baker taucht er gelegentlich auf und es kommt immer wieder zu Bigband Konzerten. In London hat er viele Produktionen für das bekannte World Circuit Label mit afrikanischen Künstlern wie Ali Farka Toure und Oumou Sangare eingespielt. Sein neuestes Album heißt "In my Ellingtonian Mood" und widmet sich dem Giganten Duke Ellington. (Stephan Meyner)