Max Nagl: alto, soprano, bariton saxophone, clarinet
Pamelia Stickney: theremin
Anne Harvey-Nagl: violin
Clemens Salesny: alto, tenor saxophone, clarinet
Martin Eberle: trumpet
Phil Yaeger: trombone
Clemens Wenger: keyboards
Gregor Aufmesser: bass
Herbert Pirker: drums
CD-Präsentation 'Live at Porgy & Bess Vol 3'
Eigentlich erinnert man sich immer wieder gerne an die „Sound-Kanten“, die uns Max Nagl einst mit der antipodischen Jazz/Noise/Punk aufsaugenden/aufkochenden „Neigungsgruppe“ namens Manhatten Love Suicide gegeben hat, oder an die fulminanten frei improvisierten Duette mit dem britischen Saxophon-Eskapisten Lol Coxhill. Irgendwann trat der Konzeptionist aus Max Nagl entscheidend hervor. Konkretes Ausarbeiten von Texturen und Klangfarbenkopplungen, einhergehend mit dem Definieren eines Aktionsradius für improvisierende MusikerInnen, wandelte sich zu seinem Metier. Und erlangte allererste Güte.
Wieder nun lädt der saxophonierende Kapellmeister mit seinem großartigen Großensemble zur alljährlichen „Naglprobe“ in den Club. Heißt, er konfrontiert mit eng verwobenen harmonischen Progressionen, feinabgestimmtem klanglichen Breitband, rhythmischem Budenzauber in entsprechend wahnwitzigen Akzentuierungen, humoresken Pikanterien, eingeschmolzen durch raffiniert erlesene Arrangierkunst respektive kompositorische Fertigkeit. Völlig natürliches Selbstverständnis lässt der Multiholzbläser gleichfalls walten, wenn Konstruktionsparameter der Vintage-Formen von Jazz, Rock, Klassik oder Folklore mit deren avancierten Folgeerkundungen Hand in Hand durch ein Territorium lustvoll beherzter Individualität wildern. Zusätzlichen Pep verabreichen die kontinuierlich aufblitzenden, stilistischen Zitateinwürfe aus allen erdenklich musikalischen Ecken, die kurz angedeutet, mit Hirn passend platziert werden. Erstaunlich auf´s Neue, wie bravourös Nagl über die Jahrzehnte die Faserung seiner Kompositionen ausdifferenziert hat. Obwohl er bis in kleinste Detail herumtüftelt, quergedachte harmonische Überlappungen reihenweise ersinnt und verwegendste polyphone Arabesken schmiedet, ist der Musik nichts streng Formalitisches eigen. Vielmehr verbreiteten die Tonsetzungen eine geradezu intuitive Freimütigkeit, das intuitiv ausgeprägte Zusammenwirken eines Kollektivs. Gerade dieses Kollektive hat ganz stark mit der außerordentlichen emotionalen Verbundenheit bzw. der Empathie der MusikerInnen zu tun. Die mit der Leuchtfigur Nagl die Creme der kontemporären österreichischen Jazz/Avant-Klassik-Szene komplettieren. Darum Bescheid wissend und spontanen musikalischen Aktionismus liebend, wird von Nagl klarerweise allen ProtagonistInnen improvisatorischer Freiraum zugedacht. Dem logischen inneren Fluss des „Spielplanes“ folgend, schöpfen die fähigen Ausführenden das Maximum daraus. Abschließend sei vermerkt, dass mit seiner Lesart unkonventionell besetzter, multistilistisch angelegter Großformationen Max Nagl ein permanent in Bewegung befindlicher Schrittmacher ist. Kommen Sie in Hörweite. (Hannes Schweiger)