Fr 26. Juli 2019
20:30

reformARTorchestra 'Hommage à Fritz Novotny' (A)

Hans Echnaton Schano: voice
Sainkho Namtchylak: vocals
Franz Koglmann: trumpet, fluegelhorn
Rudolf Ruschel: trombone
Raul Herget: tuba
Gerhard Fritsch: baritone, tenor saxophone
Sandro Miori: tenor, soprano saxophone, flute
Karl Vössner: english horn, oboe
Yuko Gulda: piano
Yedda Chunyu Lin: keyboards
Paul Fields: violin
Monika Stadler: harp
Karl Wilhelm Krbavac: viola da gamba
Johannes Groysbeck: bass guitar
Thomas Stempkowski, Reinhard Ziegerhofer: bass
Nikolaus Dolp, Wolfgang Reisinger, Peter Rosmanith: drums, percussion

Jazzmusikalische Reformation auf wienerisch – Zum Ableben von Fritz Novotny 1940 – 2019
„Wir streben eine totale Musik an, die alle momentan verfügbaren, zeitlich bedingten Empfindungen und musikalischen Möglichkeiten umfasst.“ So lautete der Kernleitsatz des Multiholzbläsers Fritz Novotny, der bereits Ende der 1950er Jahre, unter prägendem Einfluss außereuropäischer Kulturen zaghafte Versuche freier Improvisation unternahm. Etwas früher begann ein Kollektiv namens Masters Of Unorthodox Jazz mit schon ausgereifteren Ansätzen in diese Richtung. Doch Fritz Novotny sollte mit der Gründung (1965) des besetzungsvariablen Kollektivs „Reform Art Unit“, der Konsequenteste und Entschlossenste bleiben und zur zentralen Figur des Wiener Zirkels freier Improvisation avancieren. Im Laufe der Jahrzehnte bildete sich ein Kreativpool gleichgesinnter Musikerinnen und Musiker, die unter Novotnys Initiativedrang non-konforme eigene Wege freier Improvisation beschritten. Neutönend, autonom, formal ungebunden, Tonalität und Atonalität als unabdingbare Einheit verstehend. Novotny betonte aber stets, dass er seine Klangvisionen nicht als Protestmusik verstanden wissen will, da ihnen ein positives Konzept innewohnt. Angeregt von der Radikalität des afro-amerikanischen Free Jazz, ausgewählter ethnischer Musiken, den Klangeindrücken, -qualitäten der Dodekaphonik der zweiten Wiener Schule (inklusive Josef Mathias Hauer). Die RAU schrieb neuere österreichische Musikgeschichte was Improvisierte Musik anbelangte. Novotny unterzog sein Konzept folglich einer immer feineren Ausdifferenzierung. Gleichfalls gab es vor allem in den 1970er Jahren intensive internationale Kontakte, die zu Begegnungen mit namhaften InnovatorInnen der Jazz-Avantgarde wie beispielsweise Carla Bley, Michael Mantler, Evan Parker, Alex v. Schlippenbach, Anthony Braxton, Andrew Cyrille und speziell Sunny Murray führten. Ebenso war Novotny ein unermüdlicher Vermittler seines „abstrakt kammermusikalischen“, oder wie er es gerne beschrieb, „meditativen“ Klangkosmos. Wie soll man ihn denn charakterisieren den Gründer der RAU: „Initiativer, unbeugsamer Kreativgeist, ruheloser Kreativmotor, Klang-Choreograph freigeistiger Echtzeitmusik? Novotny war Zeit seines Lebens der unbequeme Querdenker, der scharfsinnige Analytiker von Kunst und Gesellschaft, der eigenwillige Fährtenleger eines Ansatzes mondialer Improvisationsmusik. In jüngerer Vergangenheit wandte sich Fritz Novotny wieder verstärkt offenen Konzepten für große Besetzungen zu, die unter dem Namen reformARTorchestra firmierten. Seine zuletzt geplante Hommage an Sun Ra kam leider nicht mehr zustande. So spontan Fritz Novotny sein Leben gestaltete, seine Musik kreierte, so spontan schied er auch aus dem Leben. Von einem Moment auf den anderen – plötzlicher Herztod. Die Devise des Abends, den einige der engsten Weggefährten Novotnys für ihn ausrichten, könnte lauten: This one´s for Fritz. (Hannes Schweiger)