19. April 2018
Von Hannes Schweiger

MI  18. April 2018
Schlafwandlerische Wachsamkeit
OMER KLEIN TRIO
Omer Klein (p, casio organ, perc), Haggai Cohen-Milo (b), Amir Bresler (dr)

In den letzten Jahren haben einige äußerst eigenverantwortlich praktizierende Pianisten aus Israel den Jazzglobus mit seinen anverwandten stilistischen Trabanten bereichert. Nicht nur, dass sie mit der heute obligaten instrumental-technischen Meisterschaft überzeugen, formulieren sie gleichfalls originäre, pluralistisch angelegte, musikalische Konzeptionen und Klangchiffren. Einer dieser brillanten Tastenzauberer und Individuallisten ist Omer Klein. Auch sein klangliches „Haupttransportmittel“ ist das Piano Trio. Zusammen mit den langjährigen Buddies Cohen-Milo und Amir Bresler bildet er eine exzeptionelle Unität. Aufeinander reagieren, hören, zugehen, kennzeichnet die Handlungsweise des Trios. Mit dem aktuellen Stückezyklus „Sleepwalker“, möchte Klein für diese sozialen Qualitäten, in einem von egomanischer Smartphone-Sucht dominierten Umfeld, wieder Sensibilität schaffen. Signifikante Merkmale des Bauplanes der zum überwiegenden Teil auf Kleins Ideen basierender Musik sind markante Motivik, einerseits auf treibenden Ostinaten, andererseits auf hypnotischen Repetitionen fußend, und elastische, resolut zielstrebige Rhythmuswellen.  Eine wahre Meisterschaft im Aushecken von groovigen Pattern muss Klein attestiert werden. Er schöpft dahingehend aus einem überbordenden Ideenfundus. Vom Pianisten derart gehandhabt, dass besagte Muster sich als optimale Kick Off-Momente erwiesen. Unmittelbarst griffen seine Mitstreiter die Impulse auf und komplettierten anhand ihres, nicht minder strömenden Kreativitätspotentiales, die kompakten Formkomponenten. Damit jonglierten die Musiker mit außerordentlicher Leichtigkeit und spontaner Ambition. Eingerichtet in einem tonalen Kontinuum, wurde von den Protagonisten nicht nur das diesbezügliche Jazzvermächtnis, sondern auch ihre Sozialisation mit rock-/ popmusikalischen Konfrontationen aufgearbeitet und einem Gegenwartsbewusstsein zugeführt. Famos brachten sie aus diesen Aggregatzuständen heraus, auch ihre Improvisationen auf den Weg. Da leuchtete es vor ausgeweiteten Harmonien, einem weitverzweigten, teils auch süffigen, aber kitschresistenten Melos verschränkt mit rhythmischen und metrischen Spleenigkeiten, denen auch spannungssteigernder Sinn für Agogik eigen war. Ferner bewirkte das exzellente Interplay ein fließendes Zusammenwirken von kompositorischer Vorarbeit und dessen instant forewarding. Oftmals in fliegender Übergabe erfolgte der Austausch der Einfälle. Noch dazu fast ausnahmslos im Presto-Modus und mit quecksilbrigem Esprit. Setzte Klein dann zudem waghalsige Off-Beat Akzente den pulsierenden, ungeraden Taktkonstrukten von Bass und Schlagzeug entgegen, steuerte die Spannungsintensität in Richtung Siedepunkt. Mitreißende Stimmung durchflutete den Raum. Kleins einmalige Mitklatsch-Animation entpuppte sich da als kleiner Ausrutscher. Deutlich wurde außerdem erneut, dass der Rockapproach der unter den jungen/jüngeren, frank und frei „Jazzmessengers“ quasi ein „New Standard“ ist, sich auffallend in vielen der Piano Trios mit Selbstverständnis verankert hat. In der Verortung Kleins erlangt dieser, gegeben durch findige binnenstrukturelle Verschiebungen, ein weiteres eigenwilliges Fluidum. Walk on.