Fri May 6, 2022
19:00

Portrait Philipp Nykrin

Philipp Nykrin: piano
Mario Rom: trumpet

Sorry this part has no English translation

• An herausragenden Tastentalenten herrscht(e) auf der Insel der Seligen kein Mangel:
Friedrich Gulda, Georg Vogel, Alfred Brendel, David Helbock, Paul Badura-Skoda, Mike Tiefenbacher… u.s.w.
Philipp Nykrin ist einer von ihnen.
(Selbstredend sei hier anzumerken: Es gibt auch herausragende -innen. Und nicht nur an den Tasten.)
In einer bemerkenswerten Rede, gehalten 1964 vor Absolventen am Royal Conservatory of Music der University of Toronto, verlautbarte
der auch hierzulande nicht gänzlich unbekannte Pianist Glenn Gould:
»Sie müssen versuchen herauszufinden, wie weit ihrer Toleranz für die Fragen geht, die Sie sich selbst stellen.
Sie müssen versuchen, jenen Punkt zu erkennen, jenseits dessen die schöpferische Erkundung - Fragen, die Ihre Sicht der Welt erweitern - über die Grenze der Toleranz hinausgeht und die Einbildungskraft lähmt, indem Sie diese mit zuviel Möglichkeit konfrontiert, zuviel Gelegenheit zur Spekulation.
Die praktischen Anliegen des systematischen Denkens und die spekulativen Möglichkeiten des schöpferischen Instinkts im Gleichgewicht zu halten wird die schwierigste und wichtigste Aufgabe Ihres Lebens in der Musik sein…«
Es kann durchaus sein, dass der Autor dieser Zeilen die oben zitierten Zeilen nicht versteht. Oder falsch interpretiert.
Aber:
Fragen, die man sich selbst stellt sind die wichtigsten. Notwendigsten. Unbequemsten.
Fragen, die man sich selbst stellt sind unverzichtbar. Kostbar. Systemerhaltend.
Und:
Die schwierigste Aufgabe eines Lebens in der Musik ist nicht nur für, sondern auch von der Musik zu leben.
Die schwierigste Aufgabe eines Leben mit der Musik ist trotz einem Feuerwerk von schöpferischen Instinkten und hochqualitativen systematischen Denkens zu überleben. In Wien. In Österreich. Im Musikbetrieb. Im Leben. Und anderswo.
All das versucht Philipp Nykrin mit hohem handwerklichen Können auf einem exzellent künstlerischen Niveau.
An herausragenden Polittalenten herrscht auf den Insel der Seligen oftmals Unseliges. Unsägliches. Unerträgliches. Klägliches.
Ausnahmen bestätigen die Regel.
An herausragenden Tastentalenten herrscht(e) auf der Insel der Seligen niemals Mangel:
Überzeugen Sie sich durch einen Besuch unserer Mai-Brennkammer.
Überzeugen Sie sich durch einen Besuch der Lost & Found Konzerte in der Strengen Kammer.
Überzeugen Sie sich durch einen Besuch aller Veranstaltungen im Porgy & Bess.
Und: Stellen Sie die durch einen solchen Besuch etwaig entstandenen Fragen bitte an sich selber.
Und: Befragen Sie bitte nicht ihren Arzt oder Apotheker.

(Renald Deppe)