Fri April 13, 2018
20:30

JCM feat. Jon Hiseman, Clem Clempson & Mark Clarke 'Heroes' (GB)

Jon Hiseman: drums
Clem Clempson: guitar
Mark Clarke: bass

Sorry this part has no English translation

Präzise, dynamisch variierte Trommelwirbel, Triolen-Zaubereien, mit melodischem Feinsinn erdachte, knifflige Rhythmuspattern, eine exzeptionelle, immer die Musik fördernde Virtuosität kennzeichnen Jon Hisemans Schlagzeugspiel. Dieses machte ihn, der seine Fähigkeiten zu Zeiten der Hochkonjunktur des Rock, Ende der 1960er Jahre, gleichfalls in ausgedehnten, damals obligaten Drumsoli ausbreitete, mit der von ihm, mit Saxophonist Dick Heckstall-Smith gegründeten Band Colosseum weltberühmt. In der musikalischen Vision dieser Band brachte er all seine zuvor gemachten musikalischen Erkundungen in Einklang. Erkundungen, die er in der ersten Hälfte der 1960er Jahre im damals sich konsequent ein eigenes Profil erspielenden jungen, progressiven Jazzzirkel Englands begann. Er kooperierte u.a. mit Musikern wie Ian Carr, Paul Rutherford, Howard Riley und spielte im New Jazz Orchestra, ein Sammelbecken für die talentiertesten jungen britischen Jazzmusiker, unter der Leitung von Neil Ardley. Und er studierte intensivst das Spiel afro-amerikanischer schlagzeugender Jazzkoryphäen. Von `Philly´ Joe Jones über Roy Haynes bis zu dem auf ihn den größten Einfluss ausübenden Elvin Jones. Eine glückliche Fügung, die mit einer bekannten Supergroup zusammenhing, brachte ihn in den Folgejahren, zur eine Synthese aus Jazz und Rhythm & Blues spielenden Graham Bond Organisation, wo er auf Heckstall-Smith, Jack Bruce und John McLaughlin traf. In dieser Besetzung entstand Jack Bruce´ großartiges Jazzalbum mit wohldosierten Rockeinsprengseln „Things We Like“. Dem folgte ein kurzes Intermezzo bei einem von John Mayalls jazzlastigen Bluesprojekten. Der hier skizzierte musikalische Pluralismus ist ein kennzeichnendes Beispiel, dass in jener kreativ pulsierenden Zeit, speziell in England, zwischen der Jazz- und der Rockfraktion keinerlei Berührungsängste platzgriffen. Rock entpuppte sich als interessante Zutat für innovative Jazzentwicklungen und vice versa. Genau dahinein platzte Hiseman mit seiner Band Colosseum und erspielte mit dieser Kernschmelze aus Jazz und Rock ein Kapitel Rockgeschichte. Einen wesentlichen Anteil daran hatte nicht zuletzt sein Drumming. Er führte fein umrissenes, nuanciertes Beckenspiel, polymetrische Variationen, das Umspielen des Beats und asymmetrische Akzentuierungsabfolgen mit dem strikt ablaufenden Rockpunch als einer der ersten fruchtend zusammen. Im Grunde seines Herzen, bestätigte Hiseman einmal in einem Gespräch, verstand er sich immer als Jazztrommler, da er eine offene, elastische Stilistik mit Raum für Dynamik und spontane Reaktion bevorzuge. Gekonnt demonstriert in weiteren wichtigen Stationen seiner Karriere wie den Formationen Tempest, Paraphernalia und United Jazz & Rock Ensemble. Nebenbemerkung: 1971 und abermals 1978 kooperierte Hiseman im Trio mit Jack Bruce und John Surman für eine BBC Radio Session. In den 1990er Jahren initiierte der Schlagzeuger eine Colosseum Reunion. Die Band tourte bis 2015 regelmäßig. Aktuell hat Hiseman nun zwei Kumpane aus Colosseum-Zeiten, Clem Clempson und Mark Clarke, für das „Powerhouse Trio“-Projekt JMC zusammengetrommelt. Ersterer ein begnadeter Blues-Rock Gitarrist, ein an die Wendigkeit und klangliche Präsenz von Jack Bruce erinnernder Bassist der andere. Es darf davon ausgegangen werden, dass auch im fortgeschrittenen Alter nicht laschiert und ein riesiges Fass mit einem überschäumenden Gebräu aus Jazz/Rock/Blues-Extrakten aufgemacht wird. Aufregend und sinnlich, rhythmisch und kommunikativ, ehrlich, swingend und persönlich. Hiseman wird die Ereigniskette unerbittlich gemäß seines Leitsatzes: „Don´t play the drums….play the band“ vorantreiben. (Hannes Schweiger)