Rudi Berger’s 70th Birthday Session
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Tage der großen Gefühle mit Jazzgeiger Rudi Berger
Der Wiener präsentiert am Mittwoch und Donnerstag im Porgy & Bess mit Kollegen und Kolleginnen neue Kompositionen
Denkt man an die Jazzgeige, assoziiert man im historischen Kontext zunächst eher das gleichsam Gesangliche. Der charmante Melodiker Stéphane Grappelli zelebrierte mit Gitarrist Django Reinhardt beim Quintette du Hot Club de France in den 1930ern elegant Frühformen des Swing. Wie die Jahrzehnte so ins Land zogen, schien die Geige bei den stilistischen Verwandlungen des Jazz keine dominante Rolle mehr zu spielen. Bis zum Jazzrock. Plötzlich war sie wieder da und klang massig und offensiv, als ginge es darum, der E-Gitarre die Show zu stehlen. Das Instrument verstärkte im Jazzrock der 1970er-Jahre, etwa beim Mahavishnu Orchestra, die feurigen Linien eines Gitarristen wie John McLaughlin. Geiger wie Jerry Goodman und Jean-Luc Ponty hielten da – elektrisch ausgestattet – locker mit.
Der Geiger Rudi Berger kennt diese stilistischen Manifestationen. Wenn er als persönliche Einflüsse den Pianisten Chick Corea (Band Return to Forever), den Wiener Keyboarder Joe Zawinul (Band Weather Report) und den genannten John McLaughlin nennt, kommt darin seine jazzrockige Seite zum Vorschein.
Das gesangliche Element
Da ist allerdings viel mehr. Rudi Berger betont neben seiner klassischen Geigenausbildung, großväterlichen Folkloreeinflüssen und dem "Wiener Geigenjargon" auch Blues, Bebop und Soul. Das gesangliche Element in seinem Spiel dürfte sogar etwas mit Vokalist Ray Charles zu tun haben: "Er ist definitiv mein All-time-Hero! Er verlieh jedem Lied Tiefe und Ausdrucksstärke", so Berger, bei dem auch der brasilianische Einfluss nicht vergessen werden darf. Ebendort lebte der Wiener lange. Besonders die Partnerschaft mit Sänger und Gitarrist Toninho Horta war und ist prägend.
Das alles ergibt einen speziellen Berger-Stil, der auch durch sehr viele New-York-Jahre geprägt wurde: Er kann diskret und beseelt klingen, dann aber virtuos kompakte, am Bebop geschulte Linien improvisieren. In seinem Spiel ist immer Emotion und Dringlichkeit, man kann es zeitnah überprüfen: Der Weltreisende in Sachen Jazz mit besonderer Berücksichtigung anderer global relevanter Stile ist an zwei Abenden im Porgy & Bess zu hören.
Duo, Trio und Quartett
Ein Dutzend Kollegen und Kolleginnen werden mit Berger in diversen Formationen ihre vokalen und instrumentalen Stimmen erheben. Die einzelnen Musikepisoden werden im "Duo, Trio, Quartett bis hin mit Sextett plus viersätzigen Bläsersatz" umgesetzt, so Berger. Der erste Abend, der Mittwoch, ist zunächst akustisch orientiert. Beim "elektrischen Berger" tritt dann am Donnerstag seine aktuelle Band Vienna Harmony Unit in Erscheinung. Es werden "größtenteils meine Kompositionen umgesetzt", erzählt Berger, wobei einige neue Stücke zu finden sein werden: "Ich komponiere aktuell mehr denn je", so der Musiker, der nun "wieder mehr in Wien" weilt, aber "noch immer ein Reisender zwischen den Kulturen" bleiben will. (Ljubiša Tošić, 7.1.2025)
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