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Dezember 2024
Der große Lajos Dudas schreibt mir Folgendes: „Zum Ende meiner 65-jährigen künstlerischen Laufbahn übergebe ich mein Instrument – Selmer, Paris – Bb Klarinette, Böhm-System – Recital 18/6 – an eine(n) junge(n), überdurchschnittlich begabte(n) Klarinettist:in.“ Wer sich also angesprochen fühlt, bitte um eine E-Mail an office@porgy.at. Ich leite alle diesbezüglichen Nachrichten an den Meister weiter und er informiert dann über die Voraussetzungen. Die ausgewählte Person erhält aber nicht nur das Instrument, sondern auch ein Konzert im P&B, anlässlich dessen Dudas seine vielgeliebte Klarinette persönlich übergeben wird. Das ist eine sehr schöne Geste, wie ich finde.
Es gibt auch andere Instrumente im Club mit einer spannenden Geschichte. So haben wir einen Kontrabass, den ich bei einer Besprechung mit dem Mäzen Peter Infeld irgendwann im Jahr 2001 oder 2002 in seinem Büro in der Ecke stehen sah und meinte, dass der nicht besser wird, wenn er da inaktiv herumlehnt. Seitdem ist dieser regelmäßig im Club im Einsatz. Ursprünglich gehörte er interessanterweise einem Landsmann des erwähnten Klarinettisten, nämlich dem unvergleichlichen Aladar Pege, der mit seinem Spiel eine gewisse Sue Mingus derart beeindruckte, dass sie ihm einen Bass aus dem Nachlass ihres verstorbenen Mannes übergab. Was mit diesem Instrument nach dem Tod von Aladar geschah, entzieht sich meiner Kenntnis, aber sein „Infeld-Bass“, der davor auch einem gewissen David Friesen für seine Europa-Tourneen zur Verfügung stand, erfreut sich im Club auch Dank der regelmäßigen Inspektion durch Geigenbauer Alfred Prohaska und den Meisterbassisten Peter Herbert bester Kondition.
Und dann haben wir noch fünf unterschiedliche Schlagzeug-Sets, zwei davon gehörten dem wunderbaren Wolfgang Reisinger, der vor zwei Jahren völlig überraschend starb. Seine Witwe Cristina stellte uns diese Instrumente (inklusive ca. 60 Cymbals!) zur Verfügung, damit der liebe Wolfgang auch noch fürderhin im Club weiterklingen kann. Am Tag, als ich das Schlagzeug in den Club brachte, gastierte übrigens Georg Graewe mit seinem Sonic Fiction Orchestra, und am Schlagzeugstuhl nahm Gerry Hemingway Platz, der, ohne es zu wissen, das „Reisl-Set“ auswählte. Hemingway ersetzte übrigens Reisinger in dieser Formation!
Das rote Schlagzeug-Set in der Strengen Kammer stand davor viele Jahrzehnte in der „Blauen Tomate“ in der Wurmsergasse im 15. Hieb. Nachdem diese Kult-Location schließen musste, haben wir das Instrument käuflich erworben und einer sinnvollen Nachnutzung zugeführt.
Sie sehen also, nicht nur unser Lokal verfügt über eine spannende Geschichte, auch unser Instrumentarium hat mitunter eine bemerkenswerte Vergangenheit.
Und zum Schluss noch ein Quiz, das indirekt etwas mit dem eingangs erwähnten Lajos Dudas zu tun hat. Unter allen Einsendungen, die nachstehende Frage richtig beantworten können, verlosen wir eine Handvoll Dudas-CDs mit dem Titel „Live at Porgy & Bess“ (2013). Ein berühmter ungarischer Komponist (und Pianist) schrieb ein Stück für den wohl berühmtesten amerikanischen Jazzklarinettisten, welches wiederum in einer der berühmtesten Konzerthallen in NYC uraufgeführt wurde. Wie heißt der Komponist und wie der Klarinettist?
In diesem Sinne: Willkommen im Club!
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November 2024
Da tut sich doch was in der europäischen Jazzszene. Da gibt es zum Beispiel das European Jazz Network (EJN), das Ende der 1980er Jahre gegründet wurde – unter anderem auf Initiative so illustrer Leute wie Reiner Michalke (Stadtgarten/Köln), Huub van Riel (Bimhuis/Amsterdam), Pius Knüsel (Moods/Zürich) und Filippo Bianchi (Ravenna Jazz Festival). Ziel der Organisation war – wie der Name schon andeutet – die Vernetzung europäischer Jazzveranstalter:innen und die Unterstützung der Szene durch die Europäische Union, auch um den gesellschaftspolitischen Stellenwert des Jazz ganz allgemein zu heben. Das P&B war seit 1994 mit dem EJN assoziiert, ohne tatsächlich Mitglied zu werden. Ein Jahr später gab es ein European Jazzclub Festival mit dem poetischen Titel „Imaginary Roots“, das vom EJN mitgetragen wurde. Die Idee war einfach: Jeder Club nominierte eine Band und schickte diese auf Reisen zu den anderen Venues, was von der Logistik her nicht ganz ohne war. Um ebendiese kümmerte sich das damals frisch gegründete Music Center Austria (mica). Neben dem P&B und den bereits erwähnten waren noch das „AMR/Sud des Alpes“ in Genf, das „Les Instants Chavirés“ in Montreuil und das „Jazzhouse“ in Kopenhagen an Bord. Wir wählten übrigens die Formation AM4 mit Linda Sharrock, Wolfgang Puschnig und Uli Scherer aus, die überall für volle Häuser sorgte, was nicht von allen Bands behauptet werden konnte. Das P&B kümmerte sich auch um die Bewerbung, indem wir einen dreisprachigen Folder produzierten und an alle Partner:innen verschickten. Jeder Veranstalter war für „seine“ Band verantwortlich und bezahlte Gage und Reisekosten „seiner“ Musiker:innen. Das EJN versprach allgemeine finanzielle Unterstützung, abhängig von der Zuwendung der EU. Das Festival fand statt und es war das erste Mal, dass europäische Jazzclubs auf einer derartigen Ebene zusammengearbeitet haben. So weit, so gut, aber aus irgendeinem Grunde „vergaß“ das EJN uns (wenigstens) die Kosten des Folders zu ersetzen, was wir nicht besonders solidarisch fanden – immerhin übernahmen wir fast die gesamte organisatorische Arbeit – weswegen wir, wie oben erwähnt, auch nicht offiziell beitraten, obwohl wir im Laufe der Jahre immer wieder umworben wurden. Nach einem knappen Vierteljahrhundert haben wir diese Causa als verjährt erklärt und wurden EJN-Member und dann auch gleich mit dem „Award for Adventurous Programming 2020“ bedacht (da gibt es natürlich keinen kausalen Zusammenhang!). Ähnlich wie das P&B entwickelte sich auch das EJN zu einem Global Player mit augenblicklich über 200 Mitgliedern, die sich einmal im Jahr zu einer Generalversammlung treffen, um Board und Präsident:in zu wählen und über diverse Aktivitäten zu berichten. Diese Generalversammlung fand im September dieses Jahres im belgischen Gent statt und war mit 6.500 Beteiligten und Besucher:innen die bis dato erfolgreichste Veranstaltung dieser Art, in deren Rahmen auch der sogenannte „Zenith Award“ würdig präsentiert wurde. Diese Auszeichnung, bei der es im Wesentlichen um die Präsentation junger europäischer Formationen geht, die ins internationale Rampenlicht gestellt werden sollen, gibt es seit 2019 im Rahmen des „12 Points Festival“, einer Initiative der irischen Organisation Improvised Music Company (IMC) rund um Kenneth Killeen. Im Laufe der Jahre seit der erstmaligen Ausrichtung im Jahr 2007 erarbeitete sich „12 Points“ eine ausgezeichnete Reputation, und um dem Ganzen noch zusätzliches Gewicht zu geben, lädt das EJN unterschiedliche Juror:innen zu diesem Festival, um aus den zwölf Bands jene Formation zu ermitteln, die diesen „Zenith Award“ erhält, also jene Formation, die an diesem Festival am meisten überzeugt. Beim letzten Festival, das im finnischen Tampere stattfand, saß ich in der Jury und hörte Erstaunliches, war also rundum positiv überrascht über die unterschiedlichsten Acts vor allem aus dem Norden des Kontinents (obwohl der Gewinner schlussendlich aus Zentraleuropa kam). Übrigens hätte dort auch eine österreichische Formation auftreten sollen, die aber krankheitsbedingt leider absagen musste. Ich bin mir sehr sicher, dass diese Band große Chancen gehabt hätte, diesen Award zu gewinnen.
Was ich damit sagen will: Es tut sich sehr viel in der jungen europäischen Jazzszene und die austriakischen Musiker:innen spielen an der vordersten Front mit.
In diesem Sinne: Willkommen im Club!
PS: Die Gewinnerin des Awards 2023, das Liv Andrea Hauge Trio, gastiert übrigens am 19. Dezember im P&B.
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Oktober 2024
Es gibt ein paar Serien, die seit Anbeginn des P&B existieren, z. B. das Portrait. Dieses Format bietet Musiker:innen die Möglichkeit, an drei Abenden drei unterschiedliche Facetten ihres musikalischen Kosmos zu beleuchten und vor allem coram publico zu präsentieren. Eines der ersten Portraits hatte übrigens der wunderbare Fritz Pauer, der u. a. einen damals völlig unbekannten jungen Trompeter aus Berlin einlud – sein Name war Till Brönner. Austriakische Musiker wie Harry Pepl, Wolfgang Muthspiel, Christoph Cech oder Uli Scherer bekamen eine solche Personale. Irgendwann begannen wir auch internationale Musiker:innen einzuladen, die verschiedenen Projekte mit ihren österreichischen Kolleg:innen realisierten. Es folgten etwa Sheila Jordan, Mark Murphy, Bob Berg oder Django Bates dieser Einladung. Zuletzt erhielt der Gitarrist, Posaunist und Komponist Emiliano Sampaio im September 2024 dieses Podium. Als nächstes wird der Schlagzeuger und Produzent Alex Deutsch im Rahmen seines unglaublichen 50. Bühnenjubiläums im März 2025 portraitiert.
Eine weitere Serie, die es seit 1994 gibt, ist die sogenannte Stageband. Über eine Saison hinweg wird einer heimischen Formation einmal pro Monat die Möglichkeit geboten, unterschiedlichsten Facetten ihres Repertoires vorzustellen, Experimente einzugehen, Konzepte umzusetzen und verschiedenste Ideen auszuprobieren. Stagebands im „alten“ Porgy & Bess waren das Upper Austrian Jazzorchestra, TON.ART, die Nouvelle Cuisine Big Band, das Vienna Art Orchestra und das Concert Jazz Orchestra Vienna. Es folgten im neuen P&B Gansch’n’Roses Stageband, das Takon Orchester und die Jazz Big Band Graz ... Es gab bis dato keine Spielsaison ohne Stageband – außer natürlich zwischen Herbst 1998 und Winter 2000, als wir in Ermangelung eigener Räumlichkeiten ins Exil gingen und im RadioKulturHaus und im Museumsquartier Asyl fanden. Das phantastische Ralph Mothwurf Orchestra fungierte zuletzt 2023/24 als Stageband, aktuell gefolgt von der Formation „Purple is the Color“ rund um den Pianisten Simon Raab, die bis Juni 2025 dieses musikalische Flaggschiff souverän durch aufregende Klanglandschaften steuern wird. Welcome on board!
„Step across the Border“ ist ein Thema, das dem P&B wohl ein gewisses Alleinstellungsmerkmal verleiht. Seit 1998 beleuchten wir hierzulande weniger beachtete Musikszenen sowie andere „weiße Flecken“ auf der Jazzlandkarte Ost/Südost-Europas. Beginnend mit Russland („Good News from Russia – New Music from the old USSR – heutzutage unvorstellbar!) waren dies Länder wie Polen, Kroatien, Rumänien, Serbien-Montenegro, Bulgarien, Ungarn, Mazedonien, die Türkei und Czech & Slovakia, denen – wie sich herausstellte – die jeweils umfangreichste Präsentation ihrer Jazzszene außerhalb des eigenen Landes zuteilwurde. Im Oktober folgt nun unser südliches Nachbarland Slowenien mit einem sechstägigen Schwerpunkt in Zusammenarbeit mit dem slowenischen Kulturinformationszentrum Skica und kuratiert von Bogdan Benigar, der jahrelang das Jazzfestival Ljubljana leitete, das übrigens in diesem Jahr seine 65. Ausgabe erfuhr, und damit zu den „ältesten“ Jazzfestivals in Europa zählt. Topla dobrodošlica!
In diesem Sinne darf ich einen an-, auf-, er- und auch sonst wie regenden musikalischen Monat wünschen.
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September 2024
Herzlich willkommen zur 32. Spielsaison, die wir mit jenem österreichischen Trompeter und Komponisten starten, der uns so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal verleiht. Der große Michael Mantler erhielt außerhalb des P&B kein einziges Engagement unter seinem Namen in seiner Geburtsstadt, kein Festival wie „Wien Modern“ oder „Wiener Festwochen“ und auch nicht das „Jazzfest Wien“ vergaben einen Auftrag. Immerhin erhielt er sowohl von der Stadt als auch vom Staat diverse Auszeichnungen, wie beim letzten Gastspiel vor einem Jahr das Ehrenkreuz der Republik. Sein aktuelles Projekt „New Songs Ensemble“ wurde live im Club mitgeschnitten und der daraus entstandene Tonträger mit dem poetischen Titel „Sempre Notte“ wird am 31. August als „Saisoneröffnung“ präsentiert. Warmest welcome back!
Einen weiteren Schwerpunkt markiert das Portrait des brasilianischen Komponisten, Posaunisten und Gitarristen Emiliano Sampaio, der 2012 in Graz zu studieren begann und dort 2021 promovierte. Und daneben eine veritable musikalische Karriere aufgebaut hat. An drei Abenden können Sie das kreative Universum des Ausnahmetalents erkunden. Uma recepção calorosa!
Eine Anekdote möchte ich Ihnen an dieser Stelle nicht vorenthalten: Der große Charles Lloyd gab im Juli ein rares Clubgastspiel und sein Auftritt wurde zu einer spirituellen Erfahrung für alle, die seinem „Hochamt“ beiwohnten. Tags davor traf ich Lloyd zufälligerweise in der Riemergasse und er meinte, er hätte ein schon recht verbleichtes Photo von Friedrich Gulda in der Auslage des wunderbaren Operncafé von Peter Jansky um die Ecke gesehen. Ich erzählte ihm, dass Gulda eine Zeit lang in der Riemergasse 14, also schräg gegenüber dem P&B, sein Zuhause hatte (mit seiner damaligen Frau Paula Loew) und dass er gemeinsam mit Joe Zawinul in den frühen 1950er Jahren auf der heutigen P&B-Bühne vierhändig Klavier spielte, was sie „Akkordschmäuse“ nannten. Lloyd wiederum erzählte, dass Gulda irgendwann bei Cannonball Adderley eingestiegen war und er inständig gehofft habe, dass Joe bald auf den „Bandstand“ zurückkehren möge, weil er der viel bessere Pianist gewesen wäre. Das deckt sich mit einer anderen Aussage von Zawinul, der meinte, dass, obwohl beide ein absolutes Gehör gehabt hätten, er das interne Spiel immer gewann – nämlich jenes, dass beide mit allen zehn Fingern zufällig Klaviertasten anschlugen und der jeweils andere sagen musste, welche zehn Töne dies genau waren. Beide waren freilich Jahrhundertpianisten!
In diesem Sinne: Willkommen im Club und bleiben Sie uns gewogen!
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Juli 2024
Im Eingangsbereich des P&B, genauer gesagt am Plafond des Stiegenabgangs schwebt seit dem 28. Mai eine goldene Skulptur des deutschen Künstlers Götz Bury und blitzt jeder Besucherin, jedem Besucher schon von Weitem entgegen. Wir bezeichnen dieses Werk intern als „Renaldengerl“ und es erinnert an den Mitbegründer und langjährigen Kurator des P&B, Renald Deppe, der an diesem Tag vor einem Jahr die Bühne des Lebens verließ. Götz Bury hat eine „Ansprechstation“ an Renald errichtet (inklusive einer erläuternden Plakette), die an den wunderbaren Universalkünstler erinnert und ihn als guten Geist mit Klarinette über allen und allem schwingen lässt. Dank an dieser Stelle für die Idee und Umsetzung an Götz Bury!
Vor ein paar Tagen wurde der langjährige Leiter des Jazzland, Axel Melhardt, begraben. Nun war sein Verhältnis zum P&B, sagen wir vorsichtig, nicht immer harmonisch, aber schlussendlich haben wir uns dann doch durchaus angefreundet. Zweimal betrat er die P&B-Bühne als Ansager „seiner“ Elly Wright, was gar nicht so einfach war, weil er dazu überredet werden wollte, was mir schlussendlich auch gelang. Sein „Landl“ lag ein paar Jahre lang auf meinem täglichen Weg in den Kindergarten, der dort um die Ecke lag. Unvermeidbar waren da natürlich mehr oder weniger zufällige Begegnungen, die immer in kurzweiligen Gesprächen und kollegialem Gedankenaustausch mündeten. Ich wünsche dem Jazzland jedenfalls noch eine lange Zukunft. So long, Axel!
„Weiterer wichtiger Schritt für die Bewahrung unserer wertvollen künstlerischen Vergangenheit“ sagt also die Frau Landeshauptfrau über die Schenkung von Teilen des Nachlasses des großen Joe Zawinul an die Landessammlungen Niederösterreich und die Aufnahme ebendieses im Archiv der Zeitgenossen an der Universität für Weiterbildung in Krems (Anm.: Die heißt tatsächlich offiziell so!). Fakt ist, dass Joe Zawinul 1932 in Erdberg zu Wien zur Welt kam. Als Kind verbrachte er die Sommerzeit im Haus seiner Großeltern in Oberkirchbach im Wienerwald. In einem Interview sagte Zawinul Folgendes: „Wien ist nicht nur meine Geburtsstadt, das ist auch meine Seele.“ Trotzdem muss man festhalten, dass das Land Niederösterreich sich um diesen Nachlass redlich bemüht hat und den auch wissenschaftlich bearbeiten und öffentlich zugänglich machen will, was womöglich noch zu bis dato unbekannten neuen Erkenntnissen führen könnte. Um den Nachlass von Hans Koller („Der Hans war der King“ © Joe Zawinul) kümmerte sich die Stadt Wien jedenfalls nicht und der ist mittlerweile leider größtenteils auch verschwunden. Zawinul wurde übrigens in der 6. Gymnasiums-Klasse im Schuljahr 1948/49 im Fach „Musik“ mit einem „genügend“ beurteilt – immerhin, in Mathematik oder Latein stand ein „Nicht“ davor.
Seit 2020 hört man schon nichts mehr vom Jazzfest Wien, wobei dieses Festival sogar der Grund war, wieso wir die Clubpforten nicht Ende Juni schlossen, sondern bis (zumindest) Ende Juli offen hielten. So auch heuer, wobei ich anmerken möchte, dass das eine oder andere Konzert in diesem Monat wohl prinzipiell auch als „jazzfesttauglich“ zu bezeichnen wäre. Ich erwähne nur den großen Charles Lloyd, der mit beachtlichen 86 Jahren dem Club erneut seine Aufwartung macht. In diesem Sinne ... bleiben Sie uns gewogen ...
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Juni 2024
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen stehen wir immer noch im Banne der gerade vergangenen John-Zorn-Konzerte. Ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, dass diese Konzerte zu den absoluten Highlights der P&B-Geschichte zählen. Derart intensiv und komplex und mitreißend war wohl kaum ein anderer Abend im Club. Auch waren die Worte des Meisters auf der Bühne, dass das P&B der einzige Club in Europa ist, in dem sie spielen wollen, für uns sehr schmeichelhaft. Auf dem Weg zum Flughafen meinte er übrigens, dass er 2025 ein Jahr „Reisepause“ macht, dann aber wieder im P&B auftreten möchte. Diesen Wunsch werden wir ihm jedenfalls erfüllen.
Seit 2009 gibt es den von mathias rüegg 1996 ins Leben gerufenen Hans-Koller-Preis nicht mehr, was von vielen Seiten bedauert wurde. Nun ergriff Harald Huber in seiner Funktion als Präsident des Österreichischen Musikrats die Initiative und erreichte nach zähen Verhandlungen eine Zustimmung von Stadt Wien und Bundeskanzleramt, freilich unter der Prämisse, dass der Preis aus Gendergründen nicht den „alten“ Namen haben dürfe. So wird der „Österreichische Jazzpreis 2024“ in den drei Kategorien „Live Act“, „Album“ und „Newcomer“ am 5. Dezember im Porgy & Bess (wieder) vergeben. Welcome back!
Das Folgende steht dazu zwar in keinem direkten Zusammenhang, aber der erwähnte Harald Huber erhält eine zweitägige Personale, die am 30. Juni und am 1. Juli stattfinden wird und aus je zwei Konzerten auf der Hauptbühne und einem Auftritt in der Strengen Kammer besteht. Er feiert dieser Tage übrigens seinen 70. Geburtstag. Gratulation an dieser Stelle!
Zu etwas ganz Anderem und viel Unerfreulicherem: Auch wir als Kulturverein sind auf Finanzdienstleister angewiesen. Wenn Sie also beispielsweise eine Eintrittskarte über unser Ticketing-System kaufen, dann landet das Geld auf einem Sammelkonto unseres Zahlungsdienstleisters, der uns monatlich das angehäufte Geld überweist. Das funktioniert grosso modo friktionsfrei. Nun ist aber ein Fall aufgetaucht, wo jemand seine MemberCard verlängern wollte und nachschaute, wohin er das letzte Mal Geld ans P&B überwiesen hat. Er fand auf seinem Kontoauszug eine deutsche Kontonummer unseres Dienstleisters, bei der nur das Porgy & Bess, aber nicht der Dienstleister selbst namentlich aufscheint, weshalb besagtes Mitglied annehmen musste, dass es sich um unser Konto handelt und den Betrag anwies. Als er schließlich mit seiner alten Karte im Club auftauchte, ergab die Nachschau, dass seine Karte nicht verlängert wurde, weil auf unserem Konto kein diesbezüglicher Eingang zu vermerken war. Nach längerer Recherche und Telefonierereien inklusive langer Wartezeiten in Anrufschleifen stellte sich heraus, dass bei direkter Überweisung der Betrag nicht dem P&B zugeordnet wird und uns in diesem Fall bereits monatelang vorenthalten worden war. Nun wollten wir alle direkt in unserem Namen getätigte Eingänge auf dieses Konto sehen, weil wir argumentierten, dass dies möglicherweise kein Einzelfall sei, was uns verweigert wurde. So wie es aussieht, müssen wir da wohl den Rechtsweg beschreiten, und wenn es einen Anwalt gibt, der diese Zeilen liest und auf diesem Gebiet Erfahrung hat, bitten wir um Kontaktaufnahme. Nur zur Sicherheit: Wenn Sie über unsere Homepage Tickets kaufen oder „Pay as you wish“-Donations machen, dann ist alles „safe“. Wenn Sie aber auf Ihrem Kontoauszug nachschauen, wohin Ihre Zahlung überwiesen wurde, und Sie zahlen auf dieses Konto direkt ein, dann wird das nicht dem P&B zugeordnet, auch wenn Sie uns als Empfänger angeben. Hier liegt mutmaßlich ein gröberer Fehler im internationalen Zahlungsdienstleistersystem vor! Jazzpolizei, übernehmen Sie!
Ich wünsche einen musikalisch an-, auf-, er- und sonst wie regenden Monat, und vergessen Sie nicht das aylersche Credo „Music is the healing force of the universe“ ...
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Mai 2024
Viel wird unter uns „Kulturleit“ über die gerade diskutierte Leitkultur geredet. Wie auch über den Generalsekretär der diese Diskussion (ein)leitenden Partei, der zwar über seine persönliche Gagenkultur gar nichts zu berichten wusste, dafür aber umso mehr über die identitätsstiftende Wirkungskultur der austriakischen Blasmusik. Da reicht ein kurzer Blick in die Musikgeschichte, um festzustellen, dass es da mit der Autochthonie nicht weit her ist. Ich rede jetzt gar nicht von den biblischen „Posaunen von Jericho“, sondern zum Beispiel von der sogenannten „Janitscharenmusik“ aus der Zeit Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts, die als Vorläufer der österreichischen (und süddeutschen) Blasmusik gilt – und das war die Militärmusik der Osmanen. Mozarts „Entführung aus dem Serail“ oder „Rondo alla Turca“ beziehen sich ganz klar auf diese Einflüsse, und alle ägyptischen, persischen und sonstigen orientalischen Märsche, Csárdás und Polkas der Sträusse sind wohl auch nicht von den bundesländischen Stubnmusiken inspiriert. Herrschaftsseiten noch einmal – alles importiert! Eine Multikulti-Tradition also, die da als Leitbild „hochgejazzt“ wird? Das meint der gewichtige Leithammel dieser unnötigen Diskussion wohl doch nicht. Das leidgeprüfte Leitungsteam des Jazzclubs wird diese Diskussion jedenfalls weiterhin erste Reihe fußfrei beobachten und sich gegebenenfalls mit Pauken und Trompeten zur Wehr setzen, um nicht von irgendwelchen Leitschienen auf Spur gebracht zu werden [sic!].
Es bröckelt an allen Ecken und Enden, und auch bei uns ist schon die Fassade ab. Ich meine jene des Hauses Riemergasse 11. Da stürzten, als unsere Mitarbeiterin die Clubtüre öffnete, plötzlich Mauerteile auf den Bürgersteig (eh kein kausaler Zusammenhang). Zum Glück haben wir ein Vordach, das vor Regen und eben auch anderem herabfallendem Zeugs schützt. Die Hausverwaltung war nicht erreichbar bzw. schon auf Osterurlaub, aber die gerufene Feuerwehr war ruckzuck vor Ort, sicherte vorbildhaft die Unfallstelle ab und fuhr eine zig Meter lange Leiter aus, um an den Sims zu gelangen, von dem aus das Unheil seinen Ausgang nahm. Alles lose Gestein wurde aus der Fassade geklopft und zusammengekehrt und am ersten Werktag nach den Feiertagen kam schon die Gerüstfirma, die mit den Renovierungsarbeiten begann. Alles recht flott und unkompliziert – und das soll doch auch einmal gelobt werden! Das Vordach schützt zwar vor Regen, kann aber auch nichts gegen einen Wasserrohrbruch ausrichten. Der geschah im Stock oberhalb und führte in unserer Garderobe (behördlich: Besucherkleidungsablage) zu einem Schaden an den dort von unserem damaligen Hauptsponsor in Auftrag gegebenen und von Stephen Matthewson ausgeführten cartoonesken Wandmalereien. Nun wird gerade der Raum ausgetrocknet und dann werden wir das Bild wieder instand setzen lassen und hoffen, dass auch der Schaden am Kunstwerk versicherungsmäßig Berücksichtigung findet.
Sie bemerken, auch abseits aller bühnenrelevanten Problematiken wie etwa von der (angeblich) österreichischen Fluglinie oder deutschen Bahn verursachten Verspätungen von Musiker:innen bzw. Kartenstornierungen von Menschen aus der Ferne, die es aufgrund dieser Verspätungen nicht rechtzeitig nach Wien schaffen, gibt es einiges zu managen. Fad wird es uns und unserem Team also nicht – so viel zu unserer Leidkultur (sorry, das musste sein ...).
In diesem Sinne darf ich einen an-, auf-, er- und sonstwie regenden musikalischen Monat wünschen. Willkommen im Club!
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April 24
Weil der große Günter Brus vor ein paar Wochen Pinsel und Feder endgültig zur Seite legte, ein paar Zeilen an dieser Stelle. Brus hatte ein Atelier auf La Gomera, einer der kanarischen Inseln, auf der seit 1994 eine gewisse Helga Danek lebt, die zuvor die Jazzspelunke in der Dürergasse betrieb. Seit dieser Zeit urlauben meine Frau und ich relativ regelmäßig ebendort, und zwar in einem Ort ganz im Süden der Insel. Blickt man vom Hafen auf das Meer, befindet sich rechterhand eine Felsformation mit ein paar Häusern (u. a. mit dem erwähnten Atelier) und linkerhand eine solche mit einer recht mondänen Hotelanlage. Brus spazierte täglich am Vormittag von seinem zum anderen Felsen, weil es dort internationale Zeitungen gab und beim Hin- oder und Rückweg trafen wir uns unten an der Promenade und diskutierten über Kunst, Aktionismus, Musik, wobei diese Diskussionen eher „lectures“ des Meisters waren. Einmal begleitete uns der wunderbare Pianist Uli Scherer mit seiner Tochter dorthin, das war natürlich eine sehr spannende Gesprächs-Konstellation mit dem Brus! Irgendwann Anfang der Nuller-Jahre wurde auf dem brusschen Gestein ein Flughafen bzw. eine Landebahn für Inselflugzeuge gebaut und rund um sein Atelier sollte eine Hotelanlage errichtet werden. Brus trotzte anfangs und arrangierte sich nicht und verkaufte schlussendlich sein Häuschen und zog mit seine Frau Ana zurück in die Nähe von Graz, was mir leid tat, weil Brus doch auch ein Mitgrund war, nach La Gomera zu reisen, was wir aber nach wie vor tun, so auch heuer. Wir erklommen also den rechtsseitigen Felsen, spazierten durch die neu errichtete Anlage (eh sehr schön) und trafen uns des Abends mit einem befreundeten Kunstsammler-Ehepaar, das seit geraumer Zeit ein Haus in der Nähe besitzt. Wir sprachen auch über Brus und sein Atelier und wurden informiert, dass dieses, nachdem Herr und Frau Brus weggezogen waren, abgerissen worden war. Nun steht da ein etwas klobiger Neubau, der gar nichts Kunstsinniges mehr an sich hat. Das Gespräch fand am 10. Februar statt, also in jener Nacht, in der der Ausnahmekünstler verstarb.
Im P&B hätte Brus auch einmal auftreten sollen, und zwar am 13. Juni 2012. Da organisierte Christian Ludwig Attersee unter dem Titel „Selten gehörte Musik“ einen Abend mit seinen Freunden wie Gerhard Rühm, Oswald & Ingrid Wiener, Hermann Nitsch und natürlich Brus, der aber leider erkrankte. Der Abend ging aber trotzdem in die Annalen ein!
Im Zentrum des April-Programmes steht das Portrait des in Wien lebenden und aus Burkina Faso stammenden Balafon-Spieler Mamadou Diabaté, der vom 18. bis zum 21. des Monats sein Sababu Festival organisiert – mit vielen sehr spannenden Formationen und einem abschließenden Kinderprogramm. Sababu (Bambara, westafrikanische Sprache) bedeutet Chance und Glück. Und so heißt auch die Schule in Bobo Dioulasso, die Mamadou Diabaté 2009 gegründet hat und die Kindern aus benachteiligten Verhältnissen eine kostenlose Ausbildung bietet, weil Diabaté überzeugt ist, dass Bildung der einzige Weg aus der Armut ist. Womit er wohl recht hat! Wir unterstützen ihn da gerne, tun Sie es auch!
In diesem Sinne wünsche ich einen musikalischen April
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März 2024
Ein paar statistische Kennzahlen des Jahres 2023: An 330 Veranstaltungstagen gab es insgesamt 474 Veranstaltungen in den diversen Räumlichkeiten des P&B – und zwar exakt 330 Abend-Konzerte auf der Mainstage, 51 Matineen und Mitternachtsveranstaltungen, 88 Konzerte in der Strengen Kammer und 5 Vernissagen in unserem Ausstellungsraum, der Public Domain. Zu all diesen Veranstaltungen kamen insgesamt 67.750 Besucher:innen, was einen Tagesschnitt von über 200 Personen ergibt. Nicht schlecht, finde ich.
Das ist aber nicht die Gesamtzahl der Menschen, die uns besuchen. Seit Anfang April 2020 haben wir die Pforten des virtuellen Clubs geöffnet – als ein Fenster in die Welt. Die genaue Anzahl derjenigen, die uns im digitalen Raum besuchen, lässt sich (noch?) nicht exakt feststellen. Wir wissen zwar, wie viele sich von wo einloggen, aber wir wissen natürlich nicht, wie viele Menschen vor dem Bildschirm sitzen. Wir wissen nur, dass das nicht weniger sein können. Es gibt kaum einen Stream im zweistelligen „Unique Visitors“ (so werden diese IP-Adressen genannt)-Bereich – im Schnitt liegt dieser Wert zwischen 200 und 300, das heißt, dass sich durch diese Zugriffe die Besucher:innenzahlen mehr als verdoppeln. Die durchschnittliche Verweildauer im Netz beträgt übrigens deutlich über eine Stunde, was darauf hindeutet, dass die meisten wohl das gesamte Konzert verfolgen. Wie Sie wissen, ist der Stream frei, also ohne vorgeschalteter Paywall konsumierbar. Wir ersuchen um pekuniäre Unterstützung mittels „pay as you wish“, und da lässt sich eine – nicht ganz unerwartbare – Nivellierung nach unten feststellen. Auf der anderen Seite muss man aber auch festhalten, dass es kaum einen Stream gibt, für den gar niemand „donatiert“. Summa summarum liegen da die Einnahmen pro Monat im niedrigen vierstelligen Bereich. Auch nicht nix, aber da gäbe es noch Luft nach oben!
Was ganz anderes: Im Februar gab es eine Konzertserie, die ich als „The Art of Solo Piano“ übertitelte. Nun begann ich, für mich wichtige Solo-Einspielungen aufzuzählen, und so entstand eine Liste, die immer umfangreicher wurde – auch weil, wenn sich so eine neue „Tür“ auftut, plötzlich wieder ganz viele ganz andere Pianist:innen dahinter auftauchen. Ich involvierte meinen Freund Hannes Schweiger, der bekanntlich regelmäßig Konzertrezensionen auf porgy.at veröffentlicht, und die Liste wuchs weiter. Ein paar Klavierspieler:innen habe ich dann auch noch gebeten, mir mitzuteilen, wen ich vergessen habe. So wurde aus einer kleinen Aufzählung Schritt für Schritt ein sehr umfangreiches und ziemlich bemerkenswertes Kompendium an Solo-Piano-Aufnahmen, das noch immer weiter wächst. Wenn Sie nun neugierig geworden sind, dann schauen Sie bitte hier nach: https://porgy.at/events/series/99/. Geht Ihnen eine Aufnahme ab, bitte her damit!
Auf ein ganz spezielles Projekt möchte ich an dieser Stelle aufmerksam machen. Am 8. & 9. des Monats versammelt der wunderbare Wayne Horvitz, dereinst aus dem Lower East Side-Umfeld von John Zorn und der Knitting-Factory-Szene hervorgekommen, eine spektakuläre Auswahl austriakischer Kreativkräfte erster Güte um sich, um an zwei Abenden seinen Vorstellungen kammermusikalischer Kompositionen (1.) und großkollektiver Improvisationen (2. Abend) zu frönen, wobei er hier auf das von Butch Morris entwickelte Prinzip der Konduktion und dirigierten Improvisation zurückgreift und auch dessen ganz spezielle Zeichensprache anwenden wird. Ziemlich abgefahren, wie ich meine ...
Ich wünsche einen an-, auf-, er- und auch sonst regenden Frühlingsbeginnmonat, und bleiben Sie uns auch weiterhin gewogen ...
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Februar 2024
Ich schreibe diese Zeilen unter dem Eindruck des gerade vergangenen Jahreswechsels mit den zwei Konzerten von Sir Karl Ratzer, die dieses Mal ganz besonders außergewöhnlich waren – jeweils im ersten Set mit seinem Trio und im zweiten mit brasilianischen Freunden. Wir haben diese Konzerte mitgeschnitten und es ist geplant, diese als Doppel-LP zu veröffentlichen. Also eine weitere „Live aus dem Porgy & Bess“-Aufnahme, diesmal auf dem deutschen „In + Out“-Label, auf dem vor einiger Zeit bereits ein streng limitierter und äußerst empfehlenswerter Tonträger als „Audiophile Signature Edition“ mit dem Titel „Organic Stew“ erschien, mit einem musikalischen Querschnitt von Ratzer-Projekten seit 2010. Ein vom Meister signiertes Exemplar würden wir unter all jenen verlosen, die uns eine Mail an porgy@porgy.at mit dem Betreff „Karl Ratzer“ zukommen lassen, mit ein paar Zeilen über den wunderbaren Gitarristen.
Apropos Vinyl: Julian Schoenfeld, das ist jener nette bärtige Mann, der gemeinsam mit seiner Kollegin Felicia in unserer Lounge im sogenannten Zwischenstock immer wieder einen „Pop-up“-Plattenladen aufbaut und bestens informiert Interessent:innen berät und – wie es sich gehört – Tonträger verkauft. Das werden die beiden auch zukünftig immer wieder machen, aber ab Mitte Januar auch in ihrem eigenem Geschäft Heliocentric Worlds in der Josefstädter Straße 29 im 8. Wiener Gemeindebezirk. Übrigens in derselben Straße, in der jahrzehntelang das legendäre Red Octopus residierte und Generationen von Jazzfans versorgte. Wir wünschen Julian & Felicia & ihrem Team einen guten Start und eine lange Halbwertszeit. Ich bin aber der Überzeugung, dass die Zeit reif ist für ein derartiges Unterfangen. Member-Card-Holder bekommen dort außerdem diverse Vergünstigungen.
Wir haben übrigens alle P&B-T-Shirts verkauft und deshalb neue mit einem neuen Motiv produziert. Weil wir gerade beim Verschenken sind: Unter jenen, die uns schreiben, welcher Musiker auf dem alten bzw. welche Musikerin auf dem neuen abgelichtet ist, verlosen wir eine Handvoll Exemplare. Danke übrigens an Eckhart Derschmidt, der beide Fotos gemacht hat und überhaupt ein Super-Fotograf ist.
In diesem Sinne wünsche ich ein an-, auf- und/oder erregendes musikalisches Monat ...
PS: Ein Musiker sagte coram publico: Man muss gar nicht sterben, um in den Himmel zu kommen. Wenn man auf der P&B-Bühne steht, dann ist man im Jazzhimmel. So schauts aus!
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Januar 2024
Ab dem 1. Januar gilt eine neue Regelung in Bezug auf die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden an gemeinnützige Vereine. Ich kenne jetzt zwar nicht den genauen Gesetzestext, aber es scheint so zu sein, dass das schlussendlich doch etwas ist, was als deutliche Verbesserung der Situation interpretiert werden darf, und somit etwas geändert wird, was wir bereits vor ziemlich genau dreißig Jahren gefordert haben – siehe dazu auch „Weißbuch zur Reform der Kulturpolitik in Österreich“. Sie erinnern sich vielleicht noch: Nach einer langwierigen (und manchmal auch -weiligen) Diskussionsphase mit Vertreter:innen der Kulturszene wurde dieses Buch 1999 publiziert und verschwand – kaum erschienen – in den Schubladen der Kulturabteilungen. Nun dürften diverse Hürden beseitigt worden sein und wir erhoffen uns, auch davon profitieren zu können. Wenn Sie also Geld steuerschonend in die Jazzszene investieren wollen, her mit der Marie! Für das Finanzamt ist das ein Abschreibposten.
Apropos Marie: Wie schon im letzten Editorial erwähnt, sei an dieser Stelle nochmals auf die Vorteile der MemberCard hingewiesen. Sie können damit ein (Kalender-)Jahr lang alle Konzerte, die vom P&B veranstaltet werden, quasi gratis besuchen. Damit erhalten Sie die Chance, Ihren musikalischen Horizont zu erweitern, und wir ein Budget, um spannende Künstler:innen einladen zu können. Eine Win-win-Situation also! Diese Karte gibt es nun seit 1994 und sie hat sich in all den Jahren sehr bewährt. Es gibt übrigens etwa sechs Dutzend Menschen, die seit dieser Zeit, also seit drei Jahrzehnten, ununterbrochen im Besitz einer MemberCard sind. Bei Interesse bitte an office@porgy.at wenden.
Im Zentrum des Januar-Programms steht das Portrait von David Helbock, einem Pianisten und Komponisten aus Vorarlberg, der seit geraumer Zeit die aktuelle austriakische Jazzszene künstlerisch befruchtet und für viel Schwung sorgt. Zu seinem 40. Geburtstag hat er sich diese Personale nicht nur gewünscht, sondern auch redlich verdient. Sie können ihn gegen Ende des Monats mit etlichen Ensembles, mit denen er im Laufe der Zeit für Furore sorgte, sowie seinem aktuellen Projekt „Austrian Syndicate“ mit seinem Lehrer und Mentor Peter Madsen erleben. Außerdem spielt er im Duo mit unserem gemeinsamen Freund Iiro Rantala, wofür wir einen zweiten Fazioli-Flügel die Kellerstiegen runterschleppen werden. Danke an dieser Stelle an Gustav Sych & Stingl-Klavier. Und noch einen Glückwunsch aus berufenem Munde: „David Helbock ist einer der kreativsten und originellsten Pianisten, die ich kenne. Obwohl ausgestattet mit großer technischer Virtuosität, überwältigt sie dennoch nicht seine Musikalität. Seine außergewöhnliche Vielseitigkeit zeigt sich in der Arbeit mit seinen verschiedenen, völlig unterschiedlichen und überraschenden Musikergruppierungen. Aber nicht nur begrenzt in seinem eigenen musikalischen Umfeld, hat er bewiesen, dass er in der Lage ist, auch die Musik anderer zu interpretieren, sie auch wirklich zu verstehen und wunderschön zu veredeln, so wie es in den letzten 10 Jahren bei seiner Arbeit mit mir der Fall war. Alles Gute zum Geburtstag, David!“ (Michael Mantler)
In diesem Sinne: Willkommen im Club!
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Dezember 2023
Sie erinnern sich: Im letzten Editorial schilderte ich unsere Energiekostenzuschuss-Affäre (für die Stufe II haben wir uns schon angemeldet und da werden wir natürlich unsere Steuerberaterin involvieren). Ein Leser dieser Zeilen mit einer „gv.at“-Mail-Adresse, also jemand, der im öffentlichen Dienst beschäftigt ist, schrieb uns: „Eine Förderbank des Bundes, die ausschließt, dass Bestimmungen des AVGs (Allgemeines Verwaltungsverfahren Gesetz) nicht gelten ... Sehr seltsames Vorgehen.“ Das finden wir auch. Aber dann passierte etwas Außergewöhnliches: Ein Bote tauchte an der Tageskassa auf – mit einem Kuvert, auf dem „Porgy & Bess“ und mein Name stand, und verschwand so, wie er aufgetaucht war. In diesem Kuvert befand sich exakt jene Geldsumme, die uns vom AWS nicht zuerkannt wurde. Wir wissen nicht, von wem das Geld stammt, noch wissen wir, ob das tatsächlich die Reaktion auf meine vormonatliche Wehklage ist. Wir wissen lediglich, dass uns irgendjemand offenbar sehr gewogen zu sein scheint. Herzlichen Dank an dieser Stelle an den Anonymus/die Anonyma ...
Die große Carla Bley verließ im Oktober die Bühne der Musik und des Lebens. Ich habe auf www.porgy.at einen Nachruf verfasst, möchte aber an dieser Stelle ihren langjährigen musikalischen Mitstreiter und einstigen Lebensgefährten Michael Mantler zu Wort kommen lassen, der da schreibt: „Carla war und bleibt eine jener, die sofort erkennbare und wunderschöne Musik komponieren, nicht nur im Jazz, sondern in der gesamten Musikwelt, wie auch eine extrem begabte Musikerin mit einer außergewöhnlichen und allumfassenden Musikalität. Man kann nur hoffen, dass ihre Musik, trotz des erbärmlichen ‚Musik’-Geschäfts von heute, weiterlebt und einem neuen Publikum bekannt gemacht wird, dass sie zu Lebzeiten vielleicht noch nicht kannte. Für mich war sie der erste Einfluss, der mich auf einen musikalischen Weg führte, der sonst vielleicht ganz anders verlaufen wäre. Während unseres gemeinsamen persönlichen und musikalischen Weges von etwa 25 Jahren (und auch danach) war sie immer (wenn auch oft vielleicht nur in meinen Gedanken) mein musikalisches ‚drittes Ohr’, mein Bezugspunkt für die Musik, an der ich arbeitete, wobei ich mir oft die Frage stellen musste: Was würde Carla davon halten?“
Sehr respektvolle Zeilen, wie ich meine. Carla wird fehlen aber ihre Musik wird überleben und auch ihre prototypische und einzigartige Persönlichkeit als Musikerin und Komponistin wird wohl noch lange in Erinnerung bleiben. So long, Carla, and thank you (not only) for the music!
Zur Zukunft: Da werden auch für das Jahr 2024 wieder sogenannte MemberCards aufgelegt, die zum freien Eintritt aller vom P&B organisierten Konzerte berechtigen. Diese Karten sind limitiert und waren im vergangenen Jahr ausverkauft. Nachdem erfahrungsgemäß etwa 10 % der Besitzer:innen ihre Karte zurücklegen, werden diese weitergegeben. Bei Interesse bzw. Reservierung bitte um ein Mail an office@porgy.at. All jene, die bis dato eine hatten und diese prolongieren wollen, werden extra angeschrieben bzw. überweisen den Betrag der jeweiligen Kategorie auf unser MemberCard-Konto, das Sie ebenfalls auf unserer Homepage finden. Vielen Dank im Vorhinein für Ihr Vertrauen und Ihre Treue!
Ansonsten wünsche ich Ihnen und uns ein spannendes Neues Musikjahr & happy new ears ...
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November 2023
Folgende Zeilen erreichten uns vom AWS (Austrian Wirtschaftsservice) in Zusammenhang mit unserem Ansuchen auf Energiekostenzuschuss: „Der Antrag wurde entgegen der Richtlinie 11.3 ohne Unterschrift einer externen Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung/Bilanzbuchhaltung eingereicht. Bei der Antragstellung wurde auf dem Antragsformular eidesstattlich erklärt, dass alle erforderlichen Unterschriften vorhanden sind, einschließlich jener der externen Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung/Bilanzbuchhaltung – auf Grund der Nichteinhaltung dieser Anforderung bei Antragstellung entfällt der Anspruch auf eine Förderung. Nachreichungen können nicht berücksichtigt werden.“
Jetzt hat das AWS natürlich recht, beim Nachlesen ist mir auch aufgefallen, dass da etwas von Steuerberatung stand, aber es ist doch recht unüblich, dass fehlende Dokumente nicht nachgereicht werden dürfen. Wir verstehen da auch nicht ganz, wieso ein relativ kleiner Kulturverein bei einem Entschädigungsantrag, in dem es um knapp 1.700 Euro geht, gezwungen ist, eine externe Kontrollinstanz zwischenzuschalten, die ja auch wieder Geld kostet. Bei großen Betrieben (mit großen Beträgen) ist diese Vorgangsweise natürlich nachvollziehbar, aber die arbeiten sowieso mit Rechts- und Steuerberatungsfirmen zusammen, die das erledigen. Wir nehmend das zähneknirschend zur Kenntnis und ich ärgere mich persönlich wegen dieser Unachtsamkeit ... Nur dass da nichts missverstanden wird: Wir sind prinzipiell sehr zufrieden mit der behördlichen Behandlung während dieser Pandemie, aber das Bekrittelte empfinden wir halt als eine gewisse Schikane.
Einige ergänzende Bemerkungen zum September-Editorial will ich an dieser Stelle noch kundtun. Ich habe mich da, wie Sie sich vielleicht erinnern können, bei den engsten Mitarbeiter:innen bedankt, die dem P&B über Jahre treu geblieben sind und wesentlich für die Existenz mitverantwortlich sind. Natürlich würde es den Jazzclub in dieser Form nicht geben, wenn nicht die Stadt Wien und die Republik Österreich Subventionsgelder flüssig gemacht hätten. Und ohne Gerhard Randa, der damals Direktor der Bank Austria war und das P&B großzügig sponserte und ohne Rudi Leeb, der für Marketing in der BAWAG zuständig war und nach dem Ausstieg der Bank Austria einsprang, und ohne Peter Infeld, der Chef der gleichnamigen marktführenden Saitenmanufaktur war und uns finanziell unterstützte, wäre das P&B natürlich auch nicht das, was es jetzt ist. Und natürlich hat unser Ehrenmitglied mathias rüegg den Club nicht nur initiiert und gegründet, sondern auch wesentlich und nachhaltig inhaltlich geprägt. Nur damit das auch dezidiert festgehalten wird, und nochmals Dank an dieser Stelle bei allen Genannten!
Auf eine sehr spannende Kooperation möchte ich hinweisen, und zwar eine mit – man höre und staune – dem Haus der Geschichte Österreich (HdGÖ). Dort findet eine Ausstellung bzw. Installation von u. a. Friedemann Derschmidt und Alaa Alkurdi mit dem Titel „Vielgeschichtig 6 Portraits | 31 Gespräche | 6 Sprachen“ statt. Mein Freund Friedemann hat eine Interviewtechnik entwickelt, die er „synoptic storytelling“ nennt, und sechs Personen ihre Lebensgeschichte erzählen lassen, die wiederum von unterschiedlichen Menschen angehört und kommentiert wurden. In diesem Rahmen finden auch Konzerte im P&B statt, und zwar mit Musiker:innen, die Teil des Vielgeschichtig-Projektes sind, namentlich Marwan Abado (28.11.), Adrian Gaspar (14.12.), Jon Sass (17.1.) und Jelena Poprzan, die das Ganze am 18.2. beschließt. Schauen Sie sich das an – im HdGÖ in der Hofburg … und kommen Sie vielzählig in den Club! Herzlich willkommen!
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Oktober 2023
Im Zentrum des Oktober-Programms steht ein dreitägiges, hochspannendes Tribute an den großen Fritz Pauer, der am 14. des Monats seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte. Nachdem er das leider selber nicht mehr kann, feiern wir für ihn. Pauer war zeitlebens nicht nur ein vielbeschäftigter Pianist – ein „musician’s musician“, wie man so schön sagt – sondern auch ein hochproduktiver Komponist. Seine langjähriger Weggefährte Johannes Strasser begab sich auf umfangreiche künstlerische Spurensuche an biographisch wichtige Stationen Pauers. Er recherchierte im Nachlass, den die Wienbibliothek im Rathaus verwaltet und organisierte gemeinsam mit Prof. Ed Neumeister und dem Mastermind von Studio Dan, Daniel Riegler, ein hochkarätiges Festival mit unterschiedlichsten Pauer-Kompositionen für verschiedenste Formationen von Solo bis Big Band. Umrahmt wird das Ganze von einer kleinen Ausstellung mit einigen Originalen wie Musikhandschriften, Lebensdokumenten und Sammelstücken. Darüber hinaus zeigen wir in den Umbaupausen bzw. vor und nach den Konzerten kuriose Raritäten aus einer Zeit, in der das österreichische Fernsehen Jazz im Programm hatte, zum Beispiel die Sendung „Bourbon Street“. Ich habe dieses Material gesichtet und kann ihnen nur sagen, dass sie das keinesfalls versäumen dürfen, so skurril und kurios mutet das heutzutage an.
Fritz Pauer spielte unzählige Male auf unserer Bühne und er war auch einer der ganz wenigen, die wie selbstverständlich im P&B, im Jazzland und auch im Konzerthaus auftraten. Ich erinnere mich beispielsweise an sein Portrait im „alten“ P&B in der Spiegelgasse. Damals lud er einen vollkommen unbekannten Trompeter aus Berlin ein – sein Name: Till Brönner. Er bescherte uns auch in der Riemergasse ein paar Highlights, zum Beispiel im Herbst 2000, als wir in der Kunsthalle Wien zu Gast waren: Da spielte er im Quartett und betätigte sich in bester Cecil Taylor-Manier seiner Ellenbogen, etwas, was ich nie wieder bei ihm sah. Oder im Januar 2001 im Rahmen des Portraits von Charlie Mariano, als er den Meister mit seinem Trio mit Joris Dudli und Johannes Strasser phantastisch begleitete. Des Öfteren gastierte er mit internationalen Kapazundern wie Sheila Jordan, Jay Clayton, Benny Golson, Chico Freeman, Bosko Petrovic, Tomasz Stanko, Nils Henning Örsted Pedersen, Eddie Gomez, David Friedman, Laurie Antonioli ‒ sein letztes Konzert im September 2011 gab er mit Herb Geller. Daneben spielte er natürlich mit seinen eigenen Projekten wie Trio, Quartett, Quintett ... oder mit dem tschechischen Apollon String Quartet oder in Projekten seiner Kollegen an der Kunstuniversität Graz wie Ed Neumeister, Mark Murphy, Heinrich von Kalnein, in der KUG Bigband und und und.
Dieser 3-Tage-Schwerpunkt würdigt also einen der ganz Großen der austriakischen Jazzszene, der auch internationale „footprints“ hinterließ. Happy birthday, lieber Fritz!
Aber auch rund um dieses Festival kann sich das Oktober-Programm sehen bzw. vor allem hören lassen ... doch überzeugen lassen müssen sie sich schon selber. Ohren haften für ihre Köpfe. Willkommen im Club!
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September 2023
30 Jahre P&B also, das heißt, ich habe deutlich mehr als die Hälfte meines irdischen Daseins diesem Thema gewidmet und unzählige Abende im Untergrund verbracht, und ich kann bzw. muss sagen, dass mir mein Job nach wie vor sehr viel Spaß macht. Dank ist an dieser Stelle angebracht – an mathias rüegg, der das P&B 1993 initiierte, an Gabriele Mazic, die seit Anbeginn im Vorstand und in der Geschäftsführung tätig ist, an den kürzlich leider von uns gegangenen Renald Deppe, der seit der Vereinsgründung im Vorstand saß und nachhaltige künstlerische und intellektuelle Impulse setzte, an Mitarbeiterinnen wie Susi Hartmann, die seit Langem im „neuen“ P&B den Kartenverkauf leitet, an Karoline Windhager & Barbara Bruckmüller, die über viele Jahre die Bürostruktur maßgeblich formten, an die Stadt Wien und die Republik Österreich, die uns immer und zuverlässig pekuniär unterstützten, an die vielen Mitarbeiter:innen, die uns im Laufe dieser drei Jahrzehnte oft sehr lange begleiteten. Da seien besonders unser technischer Leiter Ronny Matky und unser Graphiker Andy Orel hervorgehoben, die seit der ersten Stunde tätig und in den jeweiligen Funktionen immer noch aktiv sind. Letzterer wird übrigens für die Ausstellung bzw. Installation in der Public Domain ab September verantwortlich zeichnen. Ein pauschales Danke an alle, die dafür gesorgt haben, dass es uns noch gibt – also zum Beispiel an unsere treuen Membercard-Besitzer:innen, die in etwa denselben Beitrag leisten wie der Subventionsgeber. Und natürlich an all die vielen Besucher:innen, ohne die das Ganze ja überhaupt keinen Sinn machen würde. Es müsste sich eigentlich exakt eruieren lassen, wie viele Menschen seit Beginn zu uns kamen, aber Daumen mal Pi werden es wohl um die 2 Millionen gewesen sein. Somit war jede in der Bundeshauptstadt lebende Person – zumindest statistisch – einmal in unseren Räumlichkeiten. Vielleicht schaffen wir es ja noch, dass ganz Österreich einmal da war, wer weiß ... Und „last, but not least“ gilt natürlich größtes Lob allen Musiker:innen, die zumeist sehr gerne auf unseren Bühnen auftreten, sogar in der Strengen Kammer! Wir wollten einerseits erheben, wie viele das nun genau sind, andererseits auch eine alphabetische Namensliste erstellen, was sich aber als Sisyphus-Arbeit herausstellte bzw. als eine, die sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde, was uns vorerst davon Abstand nehmen ließ. Vielleicht schaffen wir das ja zum 40er.
Zur Erinnerung: Am 26. September 1993 eröffnete Sir Karl Ratzer den Club in der ehemaligen Fledermaus-Bar in der Spiegelgasse, die wir dann knapp fünf Jahre bespielten. Dann mussten wir raus – ich sage nur: unvorteilhafter Subpachtvertrag mit einer Monatsmiete von ATS 100.000. Wir gingen ins Exil und veranstalteten hauptsächlich im Radiokulturhaus, aber auch im Museumsquartier, im Odeon, im damaligen Bösendorfer-Saal in der Graf-Starhemberg-Gasse und an einigen weiteren Orten mehr, bis wir am 28. Dezember 2000 die Pforten im ehemaligen Rondell-Kino in der Riemergasse öffneten und ebenda hoffentlich noch lange bleiben werden. Am 26. September 2023 gibt der große austriakische Trompeter und Komponist Michael Mantler ein rares Gastspiel und präsentiert sein „New Songs Ensemble“ und in der Strengen Kammer spielt die Formation „brpobr“ im Rahmen der „Renald Deppe Tuesday Specials“. Übrigens wird Herrn Mantler im Anschluss an sein Konzert das Goldene Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen. Gratulation!
Auf eine weitere, für uns eher ungewöhnliche Veranstaltung möchte ich hinweisen, die ebenfalls etwas mit Renald Deppe zu tun hat. Am 13. September würde die Kammersängerin Melitta Muszély ihren 96. Geburstag feiern, wenn sie nicht im respektablen Alter von fünfundneunzig von uns gegangen wäre. Ein gewisser Dr. Alfred Koll versprach ihr einen „Kranz für die Musi“ und bat seinen Freund Renald, ob das nicht im P&B ein Thema sein könnte. Ist es natürlich, auch wenn die Klassik für uns keine Priorität hat. Aber diesen Dr. Koll kenne ich noch aus meiner Zeit beim Jazzfestival Saalfelden, also schon lange vor dem P&B. Er war Ministerialrat in der Kunstsektion des Unterrichtsministeriums, der Sektionschef in dieser Zeit hieß Hans Temnitschka, und diese beiden Herrschaften hatten tatsächlich kulturpolitische Visionen, und zwar ohne einen Arzt aufzusuchen, wie der damals amtierende Bundeskanzler empfahl. Das P&B in dieser Form wäre wohl nicht möglich gewesen, wenn nicht Koll & Temnitschka und natürlich auch die damalige Kulturstadträtin Ursula Pasterk ein bzw. mehrere offene Ohren für unser Ansinnen gehabt hätten. Den Kranz flechten wir also gerne!
Zum Geburtstag gratulieren wollte auch John Zorn und zwar mit einem Konzert – weil Glückwünsche richtete er sowieso aus ... Das Konzert musste aus gesundheitlichen Gründen verschoben werden, ein „Lockdown Déjà-vu“ sozusagen. Herr Zorn holt dieses Konzert am 30. April 2024 nach, zufälligerweise ist das ausgerechnet der „UNESCO Jazzday“, dem ein gewisser Herbie Hancock seine Patenschaft gab. Wer weiß, vielleicht können wir den Meisterpianisten dazu bewegen, sich in die Niederungen eines Jazzclubs zu begeben. „Sein“ Klavier steht jedenfalls seit geraumer Zeit auf unserer Bühne.
Was gibt es noch zu sagen: Der Musiker & Kurator Christof Kurzmann wird 60, und nachdem er seine Serie „charhizma presents“ als knapp etwas über 30-Jähriger im P&B startete, gratulieren wir standesgemäß mit einem zweitägigen Festival. Der Bassist & Komponist Peter Herbert übernimmt die Programmierung der Strengen Kammer und bespielt auf ausdrücklichen Wunsch von re_de die erste Brennkammer der neuen Saison. Renald wollte das Zepter „coram publico“ übergeben, das ging sich leider nicht mehr aus ... Stageband der Saison 2023/24 ist übrigens das fantastische Ralph Mothwurf Orchestra, das bis Juni einmal monatlich mit unterschiedlichen Solist:innen auftreten wird. Mothwurf studierte übrigens an der Anton Bruckner Uni in Linz und einer seiner Lehrer dort hieß – Sie ahnen es – Renald Deppe. „Koolinger“, die Band rund um den coolen Drummer Andi „Miami“ Weiss – Sie erinnern sich vielleicht an die legendäre TV-Serie, bei der ein gewisser Miles Davis einmal eine Gastrolle als Drogendealer hatte – wird auch 30. Der September ist also eine einzige Geburtstagsfeier. Die Band Colosseum wurde 1968 vom unvergessenen Jon Hiseman gegründet, ist also exakt so alt wie meine Wenigkeit, und will wieder im P&B auftreten. Dieser Wunsch ist mir und uns Befehl, noch dazu wo es ja noch einige „original members“ gibt – zu erleben am 19. des Monats.
Dies nur in aller Kürze – die gesamte Würze entnehmen Sie bitte dem (geschätzt) 300. Folder, den Sie gerade in Händen halten ...
Willkommen im Club und bleiben Sie uns gewogen
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Juli 2023
So geht sie also zu Ende – die 30. Spielsaison des P&B. Eine durchaus bemerkenswerte – musikalisch und publikumstechnisch. Die erste uneingeschränkte ohne gröbere Beeinträchtigungen brachte uns zumindest so viele Musikinteressierte in den Club wie zu präpandemischen Zeiten. Und natürlich noch etliche mehr, die via Jazz-Zustelldienst Konzerte in die eigenen vier Wände gestreamt bekamen und auch zukünftig bekommen werden. Daumen mal Pi lässt sich sagen, dass das Publikum sich dadurch mehr als verdoppelt hat, das heißt, wir kommen durchaus gestärkt aus dieser Krise heraus.
Die wohl spektakulärste Geburtstagsüberraschung macht uns John Zorn, der am 8. Juli gleich zwei Konzerte gibt, was insofern bemerkenswert ist, als der gute Mann seit Jahren (mit ganz wenigen Ausnahmen) keine Clubs bespielt. Eigentlich auch keine Festivals mehr, außer er bekommt den Auftrag für die exklusive musikalische Gestaltung, also ausschließlich Zorn-Projekte. Die Elbphilharmonie Hamburg gab ihm vor einem Jahr gleich eine ganze Woche – und das mit großem Erfolg. Als wir diese Konzerte veröffentlichten, bemerkten wir, dass plötzlich Tickets von Käufern aus Japan, Süditalien oder Skandinavien geordert wurden, was darauf hindeutet, dass diese Zorn-Fans ihren Urlaub danach ausrichten, wo der Meister auftritt. Schön, dass er uns ein wiederholtes Mal in der Riemergasse beehrt, und auch ihm alles Gute zu seinem Siebziger!
Unser 30. Geburtstag ist am 26. September, und da gibt es auch ein ganz spezielles Projekt. Der große Komponist und Trompeter Michael Mantler, der einmal als der unbekannteste berühmte österreichische Musiker bezeichnet wurde, präsentiert zu diesem Anlass sein „New Song Ensemble“ mit den Sänger:innen John Greaves und Annie Barbazza. Mantler wurde 1943 in Wien geboren (er wird also achtzig), wuchs in Sankt Pölten auf, ging mit 19 nach Amerika und schrieb mit dem Jazz Composers Orchestra Jazzgeschichte. Und – man glaubt es kaum – er wurde bis dato von keinem Festival und von keiner Organisation (außer dem P&B) beauftragt, irgendein Projekt in seiner Geburtsstadt zu realisieren. Niemand kam auf die Idee, den bedeutenden Sohn dieser Stadt zu würdigen. Das verleiht dem P&B also ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal!
Nach dem Konzert der „Focusyear Band“ am 28. Juli machen wir bis Anfang September Sommerpause, wobei diese dazu genutzt wird, dringend notwendige Adaptionen, Instandsetzungen, Reparaturen und sonstige Aus- bzw. Verbesserungen vorzunehmen. Außerdem sparen wir damit Energie, vor allem Gas, mit dem der Raum im Sommer gekühlt werden muss.
Ich wünsche einen an-, auf-, er- und auch sonst regenden Juli, und bleiben Sie uns auch weiterhin gewogen ...
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Juni 2023
Mit was man sich als Kulturarbeiter so alles herumschlagen muss: Wir haben vor dem Club eine Ladezone, die wir vor 23 Jahren eingereicht, bezahlt und genehmigt bekommen haben. Diese Zone gilt von 14 bis 18 Uhr und darf von Lastkraftwagen in dieser Zeit zum Be- und Entladen benutzt werden, wobei dieser Vorgang maximal 15 Minuten dauern darf, was zumeist sowieso illusorisch ist. Davor und danach gilt die normale Kurzparkzonen-Regelung. So weit, so gut. Bis dato wurde toleriert, dass das entsprechende Fahrzeug nach dem Ladevorgang bis 18 Uhr und danach mit Parkschein in der Ladezone stehen bleibt, was auch logisch ist, weil nach dem Konzert das Auto wieder beladen werden muss. Unsere diesbezügliche Nachfrage beim zuständigen Magistrat, wie man das Problem korrekt lösen könnte, verlief ergebnislos, d. h. es ist so. Punkt. Mein Einwand, dass etwa vor dem Konzerthaus eigene Abstellplätze für Lieferungen von Equipment bestehen, von wo niemand wieder wegfahren muss, wurde zwar zur Kenntnis genommen, änderte aber nichts an unserer Situation, mit der wir uns schlussendlich abfanden, weil wie gesagt die Straßenaufsichtsorgane zumeist kulant agierten. In letzter Zeit häufte sich aber folgende Vorgehensweise. Die Person, also die/der „Schwarzkappler:in“ bleibt im Hauseingang Riemergasse 11 stehen und schaut, ob sich das Auto innerhalb von 15 Minuten bewegt. Tut es das nicht, gibt’s ein Strafmandat. Wir sehen das aufgrund der Zeitangabe auf den Strafzetteln, also wie in unserem letzten Fall: „Keine Ladetätigkeit zwischen 17.29 und 17.45“. Das war übrigens ein Feiertag, d. h. nach 18 Uhr keine zu beachtende Kurzparkzone. Wir können das Fahrzeug auch nicht woanders hinstellen, da sowohl vor als auch nach der Zone ausschließlich Anrainer:innenparkplätze angrenzen. Jetzt arbeitet das Vollzugsorgan natürlich prinzipiell korrekt, aber irgendwie kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass diese Vorgehensweise etwas schikanös erscheint. 15 Minuten später und das Auto wäre ganz regulär geparkt. Wir können auch keine Parkgarage ansteuern, weil diese Musiker:innenfahrzeuge zumeist zu hoch sind. Einzige Lösung: alle 15 Minuten das Auto 10 cm vor oder zurückbewegen, dann darf es wieder für eine Viertelstunde stehen. Ab 18 Uhr braucht es dann werktags einen Kurzparkschein. Irgendwie ist das eine unbefriedigende Angelegenheit, weil wir da in der Ausübung unserer Tätigkeit, nämlich Konzerte zu veranstalten, behindert werden. Wenn wir jetzt wie erforderlich das Fahrzeug nach dem Ausladen irgendwo parken, dann müssen wir nach dem Konzert, also sagen wir um ca. Mitternacht, das Auto wieder vor den Club bringen, um das Equipment einzuladen, und da gibt es dann mit Garantie keinen Parkplatz, d. h. das Auto muss in zweiter Spur stehen bleiben und versperrt die Durchfahrt. Das würde der Nachbarschaft wohl eher nicht gefallen.
Wir fühlen uns von den Behörden prinzipiell ganz gut behandelt bzw. gibt es behördlicherseits im Zusammenhang mit dem P&B wenig Beanstandungen. Wir kümmern uns darum, allen Auflagen zu entsprechen und nächtliche Lärmemissionen zu vermeiden. Als wir anregten, dass ein paar Radständer super wären, weil viele Drahtesel am Geländer des Bürgersteigs angekettet werden, was die Benutzung für Fußgänger:innen deutlich einschränkt, haben wir uns schon etwas gewundert, dass die zuständige Behörde einfach sagt, dafür gäbe es keinen Platz in der Gasse. Ebenso waren wir recht erstaunt, dass wir mit unserem Begehr, einen Schanigarten vor unserem Lokal zu errichten, abblitzten. Aber summa summarum – alles okay soweit. Vielleicht lässt sich ja auch das Ladeproblem konsensual lösen ...
In diesem Sinne wünsche ich einen an-, auf-, er- und sonst auch regenden musikalischen Sommermonat und bleiben Sie uns gewogen.
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Mai 2023
Weil gerade Sven Regener & Co gespielt haben: Mir kam vor geraumer Zeit seine CD „Ask Me Now“ unter, die mir aus mehreren Gründen auffiel. Zum einen, weil ein Rockstar und gefeierter Autor eine Aufnahme mit Trompete, Klavier und Schlagzeug herausgebracht hat, und zum anderen, weil mir das Repertoire mit Stücken von John Coltrane, Thelonious Monk, Dizzy Gillespie, Billie Holiday, Charlie Parker und anderen sehr gefiel. Ich nahm also Kontakt mit seiner Agentur auf und meldete Interesse an einem Wien-Konzert an. Kurze Zeit später meldete sich ein gewisser Herr Koopmann (nomen est omen) bei mir und meinte, dass Interesse da sei, aber das eine oder andere Konzert in Österreich wohl noch dazukommen sollte, damit sich die weite Fahrt aus dem Norden Deutschlands auch wirklich auszahlt. So schrieb ich unterschiedliche Veranstalter-Kollegen an, ob sie Lust an einer Kooperation hätten, und siehe da – die meisten hatten. Ich habe insgesamt sieben Konzerte an sieben Tagen „an Land gezogen“, was um eines zu viel war, weil der Herr Trompeter nach drei Abenden einen Tag Pause einlegen wollte. Die Österreich-Tour führte schlussendlich von Graz, Bleiburg/Pliberk, Wels, Salzburg, Innsbruck nach Wien und war überall – soweit mir zugetragen wurde – ein großer Erfolg, und die Musiker waren richtig happy über diese Initiative. Ich habe jetzt natürlich nicht vor, mich nebenberuflich als Konzertagent zu betätigen, aber irgendwie hat mir das Ganze auch durchaus Spaß gemacht – vor allem, weil es eine überregionale Zusammenarbeit mit den Kollegen Gerhard Kosel, Wolfgang Wasserbauer, Andreas Neumayer und Norbert Pleifer gab, bei denen ich mich an dieser Stelle auch explizit bedanken möchte. Das Trio ist publikumstechnisch nicht automatisch ein Selbstläufer und die Musik nicht gerade das, was man populären Mainstream nennen würde. Insgesamt kamen fast 1.500 Musikinteressierte zu diesen Konzerten, was sich doch als ganz passabel bezeichnen lässt.
Zu einem anderen Thema: Ende April wird der Amadeus Award vergeben und da war ich etliche Jahre lang in der Jury für „Jazz, World & Blues“. Eine problematische Kategorie, die zumeist von Musikern gewonnen wurde, die eher nicht der Jazzszene zuzurechnen sind (ich nenne keine Namen, aber sie können natürlich nachschauen ...). Um der Szene, der ich nahestehe und die ich sehr unterstütze, nicht weiter zu schaden – alle von mir nominierten Musiker:innen kamen mit Garantie nicht in die engere Auswahl für den Hauptpreis, d. h. ich war der Garant dafür, dass der Preis keinem und keiner Jazzmusiker:in verliehen wurde – legte ich vor geraumer Zeit meine Funktion zurück. Nun wurde mir von der Organisation Folgendes übermittelt: „Im Namen der Veranstalter und der Produktion der Amadeus Austrian Music Awards 2023 darf ich mich bei dir melden und dich als Presenter des Lebenswerks in der ORF Live-Show am 28. April 2023 einladen und anfragen.“ Diese Einladung schlug ich nicht aus, und ich hatte auch gleich einen Verdacht, wer da wohl ausgezeichnet werden würde. Mit großer Freude wurde mir dann mitgeteilt, dass es sich um „Sir“ Karl Ratzer handle und sie mich bitten würden, die Laudatio zu halten. Meine Freude ist auch nicht ganz uneigennützig, ist doch mein Freund Ratzer derjenige Musiker, der mit Abstand am öftesten unter eigenem Namen im Porgy & Bess aufgetreten ist, d. h. meine Programmpolitik wird mit dem Juryentscheid auch offiziell bestätigt. Ich habe das jetzt (noch) nicht genau gezählt, aber ich glaube, dass seit der Eröffnung des Clubs im September 1993 in der Spiegelgasse – die ersten drei Abende bestritt natürlich Karl Ratzer mit seinem Sextett – die Zahl der Auftritte mittlerweile die 3er-Stelle überschritten hat. Von der Richtigkeit dieser Entscheidung können Sie sich übrigens am 6. Juli überzeugen, da spielt Karl Ratzer sein traditionelles Geburtstagskonzert in seinem Lieblingsclub ...
In diesem Sinne – Welcome to the Club
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April 2023
Als Reaktion auf das letzte Editorial – Sie erinnern sich vielleicht, es ging da um gefälschte Gutscheine – warf mir jemand „mittelalterliches An-den-Pranger-Stellen“ vor, und ich möge doch bei meinen einleitenden Worten mehr auf das Programm eingehen. Wir verstehen das Editorial als „Nachrichten aus dem Inneren“, also alles, was den Verein und das Vereinsleben betrifft. Der Folder hat 32 Seiten und beschreibt im Wesentlichen Konzerte, die in dem jeweiligen Monat im Club realisiert werden, bzw. weisen ein paar Inserate auf Jazzkonzerte hin, die anderswo stattfinden. Ich meine daher, dass in der Einleitung durchaus etwas stehen kann, was uns als gemeinnützige Organisation daneben sonst noch so beschäftigt, wie die Geschichte mit ULP oder eben das Bekrittelte, wobei ich anmerken möchte, dass es aufgrund meiner Zeilen unmöglich ist, herauszulesen, um welche Person(en) es sich da jeweils konkret handelt.
Und da darf ich wieder über etwas Kurioses Bericht erstatten. Wir erhielten eine elektronische Nachricht unseres Internet-Providers mit folgendem Inhalt: „... damit Sie immer am neuesten Stand der Technik sind, kümmern wir uns laufend um die Optimierung und den Ausbau unserer Infrastruktur. Trotz aller Bemühungen kann es während der Wartungsarbeiten (Anm.: zwischen 6. März 8 Uhr und 31. März 16 Uhr) zu temporären Serviceausfällen über die Dauer der Arbeiten kommen“. So kurz, so bündig – der Vorsicht halber habe ich das Schreiben unserem „Head of Stream“ weitergeleitet, der sich prophylaktisch mit dem Anbieter in Verbindung setzte und die überraschende Information erhielt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir über den gesamten Zeitraum keine funktionierende Leitung haben würden, sehr hoch sei. Nachdem wir ja bekanntlich täglich live übertragen, würde uns das natürlich sehr treffen. Auf Nachfrage wurde uns eine Alternative angeboten, nämlich mittels eines Internet-Hubs über das 5G-Netz zu senden, wobei da Kosten anfallen würden bzw. wir einen zusätzlichen Vertrag mit diesem Anbieter abschließen müssten. Zumindest ließ sich diese Firma überzeugen, uns das für die Dauer der Störung benötigte Equipment zur Aufrechterhaltung eines Teils unserer Geschäftsgrundlage kostenlos zur Verfügung zu stellen. Nur zur Klarstellung: Wir sind ein Business-Kunde, dem lapidar mitgeteilt wurde, dass er über drei Wochen lang möglicherweise kein Internet zur Verfügung haben würde. Wow – damit hätten wir nicht gerechnet, aber dafür erhalte ich laufend Aufforderungen, Kund:innenfeedback über die Zufriedenheit mit dem angebotenen Service zu geben ...
Ich möchte jetzt nichts verschreien, aber wir haben den Eindruck, dass sich die Besucher:innenzahlen wieder zumindest auf Vor-Pandemie-Niveau entwickelt haben – was natürlich sehr erfreulich ist und meine Vermutung bestätigt, dass sich der Live-Stream nicht als Alternative bzw. gar Konkurrenz zum Clubbesuch manifestiert. Ganz im Gegenteil: Der Stream generiert als neues „Fenster in die Welt“ eine überregionale Aufmerksamkeit, die dem internationalen Renommee des P&B nur dienlich ist. Einzig zu bemängeln wäre, dass der „Pay-as-you-wish-Button“ öfter benutzt werden könnte.
Ein kleiner Ausblick, was das Programm im Sommer betrifft, sei an dieser Stelle noch geboten. Wir spielen regulär – also täglich – bis Ende Juni. Ab dem 1. Juli war bis 2020 das Jazzfest zu Gast, dass – wie es den Anschein hat – aber auch 2023 nicht stattfinden wird. Wir bespielen den gesamten Juli (wenn auch nicht unbedingt jeden Abend), z. B. mit zwei Auftritten des wunderbaren Mike Stern am 15. und 16. des Monats. Auf das Geburtstags-Gastspiel von John Zorn brauche ich wohl nicht mehr hinzuweisen, dafür aber auf das für Ende Juli geplante 3-Tage-Portrait von David Murray, das sich derzeit noch im Planungsstatus befindet. Unterschiedliches ist noch in Diskussion, und sobald etwas fixiert ist, wird das auf unserer Homepage umgehend veröffentlicht. Was genau im August passiert, steht in den Sternen – zum einen, weil der Hochsommer sowieso nicht die Primetime des Jazzclubs ist, und zum anderen, weil der Betrieb der Kälteanlage doch sehr energie-, also kostenintensiv ist. Das eine oder andere Konzertangebot werden wir aber trotzdem nicht ausschlagen. Ab September startet dann unsere mittlerweile 31. Spielsaison, wobei am 26. der 30. Geburtstag des P&B gefeiert wird. Auch da kann man sich auf eine Überraschung freuen ...
In diesem Sinne: Willkommen im Club & bleiben Sie uns gewogen
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März 2023
Was einem als Jazz-Clubmensch so alles unterkommt. Wir geben ja aus als bekannt anzunehmenden Gründen Gutscheine für verschobene bzw. abgesagte Konzerte aus – und das sind in den letzten zwei Jahren nicht gerade wenige gewesen. Wir schreiben mit der Hand den Wert, der ja unterschiedlich sein kann, auf einen Gutschein eines durchnummerierten Blocks und natürlich so, dass man aus 22 Euro nicht ganz einfach 122 machen kann. Nun tauchte kürzlich eine Person in der Vorverkaufsstelle auf, die mit zwei Gutscheinen Karten für das John Zorn-Konzert im Juli bezahlen wollte – und auf den zwei Gutscheinen stand je 82 Euro, ein Preis, den es im P&B nicht gibt. Und natürlich flog dieser Schwindel sofort auf. Die Person behauptete, die Gutscheine geschenkt bekommen zu haben und akzeptierte anstandslos unsere Einwände. Nun ärgert es mich einerseits, dass geglaubt wird, dass wir so unprofessionell wären und derartige (fast dilettantische) Betrugsversuche nicht bemerken würden, und andererseits halte ich es für gesellschaftlich und moralisch verwerflich, wenn jemand versucht, einen gemeinnützigen Verein gemein auszunützen – in unserem Fall geht es immerhin um 120 Euro. Es war für uns ein Leichtes herauszufinden, für wen diese Gutscheine ursprünglich ausgestellt wurden, und nachdem diese postalisch verschickt wurden, wissen wir natürlich auch die Wohnadresse. Soviel kann ich verraten: Der Gutscheinempfänger unterrichtet an einer Wiener Universität und die Person, die die Gutscheine einlösen wollte, ist dort Studentin. Eine*r von den beiden hat also die Gutscheine manipuliert. Ich habe beide angeschrieben und um Aufklärung gebeten, was bis zum Verfassen dieser Zeilen noch nicht geschah, aber für irgendjemanden wird das wohl eher peinlich enden. Ich erlaube mir, Sie an dieser Stelle am Laufenden zu halten.
Zum Thema „never ending“, also zum vor Kurzem aus berufenem Munde erhobenen Vorwurf, das P&B würde seit 30 Jahren dasselbe veranstalten, ohne Vision oder Ideen, von dem ich im letzten Editorial berichtete, wurde ich von jemandem kontaktiert, der einen Verdacht hatte, wer die Person sein könnte, die diese Kritik äußerte. Seine Mutmaßung war falsch, d. h. es war niemand aus dem „konkurrierenden“ Veranstalter:innen-Umfeld. Das ist mir wichtig festzuhalten, damit nicht blöd geredet wird, aber den Urheber des Vorwurfes werde ich nicht öffentlich outen. Vielleicht tut er es ja selber und begründet seine Kritik ...
Noch ein Nachtrag zum Ö1-Klassiktreffpunkt, der am 28. Januar live aus dem P&B übertragen wurde. Zum einen Dank an Ö1 für die Einladung und auch fürs Einverständnis, die Sendung aus dem Club zu machen, was ja doch auch für den ORF einen beträchtlichen Mehraufwand bedeutete, der sich in diesem Falle auch tatsächlich ausgezahlt hat. Knapp 80 Personen fanden sich um 10 Uhr vormittags ein, es gab viel positives Feedback von Hörer:innen und es spielten Wolfgang Muthspiel, Samo Weidinger, Wolfgang Puschnig, Max Nagl, Sara Kowal und Gina Schwarz live auf unserer Bühne. Generell ein großes Dankeschön an alle beteiligten, verantwortlichen, verständnisvollen Ermöglicher:innen – es war mir ein Vergnügen. Wer den Stream nachschauen will, der kann das via https://porgy.at/events/11365/ machen.
In diesem Sinne wünsche ich einen an-, auf- oder/und erregenden musikalischen März
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Februar 2023
Wenn Sie sich gewundert haben, wieso der Januar-Folder erst am 27. Dezember in Ihren Postkasten flatterte, dann seien Sie versichert – das lag nicht an uns. Wie Sie dem letzten Editorial entnehmen konnten, stellte ULP unseren Sponsoring-Tarif infrage und ließ dann schlussendlich ihre Muskeln spielen, indem sie den Folder auf eine Sperrliste setzte und uns diesbezüglich am 20. Dezember informierte. Ich beschwerte mich natürlich über diesen Akt der Willkür – und das zeigte offenbar Wirkung. Am nächsten Tag schickte die Post eine Mail mit folgendem Inhalt: „Nach nochmaliger interner Durchsprache mit meinem Vorgesetzten und dem Produktverantwortlichen darf ich ihnen mitteilen dass ihre Aussendung als Sponsoring Post zulässig ist.“ (sic) Wir wissen zwar nach wie vor nicht, wieso wir da auf den internen Index gesetzt wurden, aber immerhin wurde uns versichert, dass dieses Thema nun die nächsten Jahre vom Tisch sei. Aus Gründen der Deeskalation verzichteten wir auf weitere Schritte, was den verspäteten Versand betrifft, der uns ohne Zweifel einen realen Schaden zugefügt hat. Wie auch immer – dieses Thema ist durch und wird damit abgehakt.
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen sitze ich im Café Sandwirth zu Klagenfurt, weil ich im dortigen Konzerthaus eine Laudatio auf den wunderbaren Wolfgang Puschnig halten darf, der einen bedeutenden kärntnerischen Kulturpreis entgegennimmt. Und da möchte ich Ihnen einen O-Ton nicht vorenthalten: „Wolfi Puschnig bringt in jedem Moment eine wunderbare Balance zwischen Freude und Traurigkeit, Impuls und Zurückhaltung, Hell und Dunkel, Dur und Moll. Seine Stimme und sein Ton stehen seit Jahrzehnten im Zentrum unserer Musik, und seine unerschütterliche gute Laune hat uns auf unzähligen Tourneen den Weg geebnet. Er ist ein großer Musiker, der den Blues mit absoluter Wahrheit singt (he sings the blues with absolute truth). Wir hoffen sehr, dass diese Auszeichnung ihn in keiner Weise leisertreten lässt.“ Dieses „quote“ stammt von keiner Geringeren als der großen Carla Bley, die diese Zeilen gemeinsam mit Steve Swallow verfasst hat. Wohlverdient, mein lieber Freund Wolfgang – und wir wollen noch viel von dir hören, also keinesfalls leiser tröten!
Viel hören wollen wir auch von unserem Freund John Scofield, der uns seit 2001 nahezu jährlich mit unterschiedlichen Formationen beehrt, u. a. auch immer wieder mit Steve Swallow oder aber, wie zuletzt, auch ganz alleine mit seinem Solo-Programm. Sein aktuelles Projekt nennt er „Yankee Go Home“ und das kann ich nur wärmstens empfehlen – also musikalisch meine ich. Welcome back, Sco!
Nicht genug bekommen kann offenbar auch Wickerl Adam, der seinen „letzten Tanz“ im Jahre 2020 ankündigte, diesen dann im April 2022 bravourös absolvierte, nun aber zu Part 2 einlädt. Was die Stones oder Deep Purple können, dass kann das heimische Aushängeschild in Sachen Musikperformance natürlich schon lange. Motto: The never ending Farewell-Tour. Recht hat er!
Apropos „never ending“: Mir wurde vor Kurzem, aus durchaus berufenem Munde, der Vorwurf gemacht, ich würde seit 30 Jahren als künstlerischer Leiter des P&B immer dasselbe veranstalten, ohne Vision oder Ideen ... was es in der Klassik nie geben würde. Einen ähnlichen Vorwurf gab es vor circa 20 Jahren auch schon, da wurde behauptet, ich präsentiere hauptsächlich (erfolglose) europäische Avantgarde und vernachlässige die große amerikanische Jazztradition. Damals rief ich einen monatlichen „jour fixe“ aus, um mit Interessierten oder/und Kritiker:innen über das jeweilige Monatsprogramm zu diskutieren bzw. über Vorschläge, was sich zukünftig in welche Richtung ändern sollte. Nach vier derartigen Versuchen musste ich das einstellen, weil trotz öffentlicher Ankündigung genau niemand dieser folgte und ich jeweils eine Stunde auf Diskussionspartner:innen wartete, ohne dass irgendjemand kam! Einen „jour fixe“ richte ich nach dem letzten Vorwurf nicht mehr ein, aber gerne diskutiere ich via E-Mail. Bitte an porgy@porgy.at mit dem Betreff „Never ending ...“
In diesem Sinne: Willkommen im Club!
PS: Der letzte Intendant des Musikvereins war übrigens 33 Jahre in Amt & Würden und hat u. a. diesen austriakischen Volks-Rock’n’Roller veranstaltet. Das ginge im Jazzclub gar nicht!
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Januar 2023
Mit gar sonderbaren Dingen müssen wir uns mitunter herumschlagen. So schickte uns ULP (unsere liebe Post © Herbert Hufnagl) am 7.11. eine elektronische Mail mit dem Betreff „Schwerer Mangel!“ Folgendes: „wir haben ihre Sendung von der Fachabteilung prüfen lassen, die Prüfung ergab dass es sich um keine Redaktionelle Berichterstattung von 51% zum Vereinsleben sondern nur Bewerbung von Veranstaltung und Fremdinserate, das entspricht nicht den AGB für Sponsoring Post. Um die Ware weiterleiten und verrechnen zu können ersuchen wir um Übermittlung einer Info.Mail Werbung Aufgabeliste, alternativ steht die Ware zur Abholung bereit!“ (sic!) Nicht nur, dass da ein paar grammatikalische und orthografische Dinge zu bemängeln wären – wir haben den P&B-Folder am 17. Oktober aufgegeben und über drei Wochen später erhalten wir die Information, dass wir diese wieder abholen sollen. Zur Verdeutlichung: Wir verschicken seit Ende 1993 monatlich den jeweiligen Folder mit der Post, haben seit Ende der 1990er Jahre diesen sogenannten Sponsoring-Tarif, nachdem ein Uni-Professor der Publizistik ein Gutachten erstellte, dass unserem Medium Zeitungsstatus attestierte. Dieser Vertrag mit der Post AG wurde 2011 erneuert und ist nach wie vor rechtsgültig. Der Folder hat sich weder formatmäßig noch inhaltlich wesentlich verändert und plötzlich erkennt die Post, dass wir ihren AGB nicht mehr entsprechen. Auf meine Frage, was sich da an den Geschäftsbedingungen der Post seit 2011 denn geändert hätte, erhielt ich natürlich keine Antwort – ebenso wenig wie auf Nachstehendes: „Der Jazz & Musicclub Porgy&Bess ist ein gemeinnütziger Verein, der in den Statuten u. a. Folgendes festhält:
– Zweck des Vereins
Der Verein stellt sich die Förderung der Musikkultur zur Aufgabe, insbesondere:
1. Förderung der österreichischen Jazzszene, der österreichischen zeitgenössischen Musik sowie anderer Formen kreativen Musik- und Kunstschaffens;
2. Förderung und Etablierung junger Talente im Sinne von § 2 Ziffer 1;
3. Förderung zeitgenössischen, nicht kommerziellen Musik- und Kunstschaffens;
4. Pflege und Förderung von nationalen & internationalen Kontakten.
– Mittel zur Erreichung des Vereinswecks
1. Durchführung von Veranstaltungen (insbesonders Konzerte), die den in § 2 genannten Zielen dienlich sind,
2. Ständige Öffentlichkeitsarbeit, Informations- und Beratungstätigkeit,
3. Schaffung eines Forums der Kommunikation und des Gedankenaustausches,
4. Sammlung, Dokumentation einschlägiger Materialien,
5. Publikation einer Vereinszeitung.
Der monatliche Programmfolder/die Vereinszeitung dient genau dem Vereinszweck und berichtet zu deutlich mehr als 51 % über die Konzertaktivität des P&B. Die Zulassung als Sponsoring.Post erfolgte vor mindestens 2 Jahrzehnten und wir haben seitdem an Form & relavantem Inhalt kaum etwas verändert. Ich verstehe nun den angeblichen schweren Mangel nicht! Wurde der Programmfolder nun nicht verschickt? Das wäre eine hochgradige Schädigung des gemeinnützigen Vereines, noch dazu ohne jedwede Vorwarnung. Was können wir nun tun, um zukünftig die Gewissheit zu haben, dass die Post diese Zeitungen (auch an die Vereinsmitglieder) zustellt??“
Eine Dame meldete sich immerhin daraufhin, um einen Besprechungstermin zu vereinbaren, der dann nach einmaliger postseitiger Verschiebung am Tage des Verfassens dieser Zeilen (28. November) auch tatsächlich stattfand. Ich überreichte der Dame den November- & Dezemberfolder und wollte von ihr wissen, wo die 51 % nichtredaktionellen Teile zu finden seien. Sie wusste da auch keine Antwort, versprach aber, dass in ihrem Gremium zu besprechen. Unser Gespräch dauerte von 9.52 bis 10.05.
Beide Folder wurden übrigens verschickt und wie gehabt fakturiert. Der Umstieg auf den Werbe-Tarif würde die Portokosten mehr als verdoppeln. So geht Turbokapitalismus – wenn’s bei der ÖMV oder der Wien Energie geht, wieso sollen dann die Aktionäre der Post nicht auch ordentliche Dividenden bekommen? Hauptsache der Private wirtschaftet besser als der Staat (© Schüssel/Grasser).
In diesem Sinne, bleiben Sie uns gewogen
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Dezember 2022
Und wieder geht ein Jahr zu Ende, musikalisch sehr spannend, ökonomisch eine Herausforderung, der wir uns wohl noch länger stellen werden müssen. Interessanterweise gehen ja die Energiepreise zurück, ohne dass das für Endverbrauchende bemerkbar ist. So ist das halt im Turbokapitalismus!
Für 2023 werden wieder sogenannte MemberCards aufgelegt, die den freien Eintritt bei allen vom Porgy & Bess veranstalteten Konzerten ermöglichen. Alle diesbezüglichen Infos finden Sie auf unserer Homepage unter https://porgy.at/page/membercard/. Ich darf vermelden, dass die Preise der unterschiedlichen Kategorien nicht erhöht werden. Wir haben seit Jahren konstant circa 500 Member – interessant wird für uns werden, ob diese Zahl signifikant zurückgeht, wie vielerorts in der Kultur beklagt wird, z. B. bei Abonnements im Theaterbereich. Ich bin durchaus optimistisch, dass wir dieser Tendenz nicht folgen müssen und hoffe natürlich, da nicht (negativ) überrascht zu werden.
Weil wir gerade beim Thema Ökonomie sind: Wir sind im Stream immer noch täglich deutlich im dreistelligen Zuschauer/hörer:innen-Bereich, was ich sehr ok finde. Aber der „Pay-as-you-wish“-Button wird relativ „überschaubar“ verwendet. Dieses Jazz-Zustell-Service verursacht doch etliche Zusatzkosten, die es abzudecken gilt. Ich möchte an dieser Stelle ersuchen bzw. mir wünschen ‒ auch um meine Rechenschaftsberichterstattung der kaufmännischen Leitung gegenüber zu erleichtern ‒, dass da die „Donation“-Bereitschaft zukünftig etwas zunehmen möge.
Seit geraumer Zeit hat Renald Deppe, der für den Ausstellungsraum Public Domain und die Bespielung der Strengen Kammer verantwortlich zeichnet, für die bildende Kunst mit dem Maler Norbert Trummer einen Co-Kurator. Nun zieht er den Bassisten & Komponisten Peter Herbert als Unterstützung für die Programmierung der Serien „Lost & Found“ und „Brennkammer“ bei. Zum einen bedanke ich mich natürlich bei meinem Freund Renald für die jahrzehntelange höchst produktive Zusammenarbeit im P&B und erwarte mir noch einige Zeit der Fortsetzung derselben, und zum anderen heiße ich den wunderbaren Peter Herbert herzlich im Team willkommen.
Abschließend möchte ich mich explizit bei unserem Publikum bedanken, das doch wieder ziemlich zahlreich im Club erschienen ist, was auch nicht ganz selbstverständlich ist. Bleiben Sie uns auch zukünftig gewogen. Einen feinen musikalischen Jahresausklang bleibt mir zu wünschen ...
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November 2022
Viel wird derzeit diskutiert über die Aussage, dass aus FM4 ein „Ö3 für Junge“ (Thurnher) bzw. etwas polemischer aus Ö1 ein „CNN Radio für Arme“ werden soll (Fuzzman). Dagegen liefen viele aus der Kulturszene Sturm, was den neuen ORF-Chef etwas zurückrudern ließ, wiewohl ich den Verdacht hege, dass das alles schon beschlossene Sache ist. Konkret geht es im Falle von Ö1 u. a. um die Sendungen „Zeit-Ton“ und „Jazz-Nacht“, die arg zurückgestutzt werden sollen, weil diese angeblich nicht ausreichend konsumiert werden. Nun steht aber im ORF-Gesetz §4 etwas von „Vermittlung und Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft sowie angemessene Berücksichtigung und Förderung der österreichischen künstlerischen und kreativen Produktion“, d. h. in meinem Verständnis würde es sich dabei um einen glatten Gesetzesbruch handeln, den es wohl zu ahnden gilt. Es ist freilich so, dass wir, besonders was die Jazz-Nacht betrifft, seit Jahren Änderungen einfordern, auch um die Attraktivität der Nachtstunden zu erhöhen, und zwar für Publikum und Urheber – mit mäßigem Erfolg. Auch haben wir in der Vergangenheit Unterschiedliches kritisiert, was unserer Meinung nach optimiert werden könnte. Aber „Randprogramme“ gleich ersatzlos zu streichen bzw. zusammenzukürzen, das geht nun auch wieder nicht. Sind es doch gerade die Turbulenzen am Rand, die die Musik weiterentwickeln. Im Jazz war Swing die Popmusik von anno dazumal. Ohne die Innovationen des Bebop hätte sich der Jazz ganz anders entwickelt. Die Wirbel am Ufer verändern den Mainstream, d. h. diese gehören unterstützt, wenn man eine lebendige Kulturlandschaft wünscht, die sich auch weiterentwickelt und nicht zum Museum wird. Und im Prinzip ist es völlig unerheblich, von wie vielen Leuten das gehört wird. Deshalb gibt es ja den sogenannten „öffentlich-rechtlichen“ Rundfunk: Nicht damit Ö3 abgesichert wird, sondern damit Ö1 und FM4 ihr Programm machen können. Mit großem internationalen Erfolg übrigens! Und das wollen wir nun echt infrage stellen?
Ein weiteres Ärgernis: Wenn Musiker:innen vom Bahnhof ein Taxi zum Hotel nehmen, dann kostet das um die 15 Euro und dauert knapp 12 Minuten für ca 3,5 Kilometer. Nun hat sich aber eingebürgert, dass Taxler, die vor dem Bahnhof stehen, Musiker:innen über den Tisch ziehen und ihnen 30 Euro abknöpfen. Dafür stellen sie handgeschriebene Fake-Rechnungen aus, was einerseits nicht erlaubt ist, andererseits es auch verunmöglicht, herauszufinden, um welche Firma es sich da genau handelt. Beschwerden bei der Innung laufen ins Leere. Das bedeutet für uns, dass wir den Musiker:innen sagenmüssen, dass sie sich ein Uber-Taxi checken sollen, damit der Fahrpreis definiert ist. Wir wollen das eigentlich gar nicht, werden aber zu diesem Schritt genötigt.
Weil wir gerade bei Fake-Accounts sind. Da hat nun dieses asoziale Netzwerk einen automatischen P&B-Account generiert, der, wenn Musiker:innen ein Event anlegen, aktiviert wird. D. h., sie landen dann auf einer Seite mit null Followern und nicht auf unserer Seite mit knapp 20 Tausend. Ein Mitarbeiter von hat sich die Mühe gemacht, herauszufinden, wie das geändert werden könnte, und nachdem er nach tagelangen Recherchen tatsächlich auf eine reale Person gestoßen ist, hat diese mitgeteilt, dass es da keine Änderungsmöglichkeit gebe und dieser Account bis in alle Ewigkeit die weiten digitalen Welten beglücken wird. Wir wollen das zwar nicht, können es aber auch nicht ändern ... Unlustig!
Zum Schluss noch was Positives: Zum Glück haben wir für eine weitere Amtszeit einen deklarierten Jazzfan in der Hofburg. Chapeau!
In diesem Sinne darf ich einen an-, auf- und/oder erregenden musikalischen November wünschen ... solange es wenigstens im Club noch lustig ist!
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Oktober 2022
Die Teuerung macht uns zu schaffen. Der Gaspreis hat sich versechsfacht, wie hoch die Stromrechnung ausfällt, lässt sich nur schätzen und selbst der Papierpreis geht durch die Decke.
Zum Gas: Als wir im Jahre 2000 das ehemalige Rondell-Kino zum Jazz & Musicclub P&B umbauten, lautete die bevorzugte Energie-Lösung Fernwärme bzw. -kälte. Der Nachteil: Es gab im 1. Bezirk (zumindest in unserer Umgebung) keinen Fernwärmeanschluss und Fernkälte wurde erst viel später angeboten. Strom schied im Vorhinein aus, weil das Haus sowieso viel zu wenig Kapazität bereitstellte ‒ es musste gar im Spätherbst die Riemergasse aufgegraben werden, um unseren energetischen Basisanforderungen zu entsprechen. Gas blieb also als einzige Alternative übrig, und diese Lösung, insbesondere was die Kälteanlagen betrifft (Gasabsorber), galt und gilt immer noch als umweltfreundlich. Kurzum: Wir heizen und kühlen mit Gas, und da gibt’s, wie wir alle wissen, größere Probleme – nicht nur was den Preis betrifft, sondern auch in Bezug auf Verfügbarkeit. Jetzt geht es nicht darum, dass der Raum prinzipiell auch alternativ beheizt werden könnte, sondern darum, dass es ja einen konstanten Luftaustausch geben muss, d. h. selbst wenn der Raum temperiert wäre, ist er nach der Aktivierung der Lüftung binnen Minuten kalt, also unbespielbar. D. h. wiederum, dass uns zwar das Virus nicht in die Knie zwingen konnte, aber das Ausbleiben von Gas den Spielbetrieb zumindest im Winter verunmöglichen würde. Nun könnten wir die Konzerte natürlich ohne Publikum abhalten und nur im Live-Stream präsentieren, was uns aber ziemlich sicher in wirtschaftliche Turbulenzen bringen würde (da von keinem weiteren Lockdown auszugehen ist, gibt es keine Umsatz/Ausfallsentschädigungen und auch der Pay-as-you-wish-Button wird wohl nicht mehr so häufig gedrückt wie zu Beginn der Pandemie). In Ermangelung an Alternativen (Fernwärme rückt zwar näher, ist aber immer noch zu weit weg, beim Strom gibt’s Kapazitätsgrenzen, Solarenergie kann von uns nicht ausreichend produziert werden und die Energiegewinnung mittels Erdwärme wird von Experten negativ beschieden) scheint eine Umrüstung derzeit ausgeschlossen, bzw. wenn überhaupt umgerüstet werden kann, bedarf es eines relativ langen Zeitraumes und eines relativ großen Adaptionsbudgets. Da kreist ein Damoklesschwert über unseren Häuptern.
Zum Strom: Im Bescheid der Betriebsanlagengenehmigung vom 1.12.2000 steht, dass „die elektrische Anschlussleistung der zur Verwendung gelangenden Maschinen und Geräte 300 kW nicht übersteigt.“ Hier ist anzumerken, dass die gesamte HKLS (Heizung/Kälte/Lüftung/Sanitär) „Daumen mal Pi“ ca. 2/3 der Kapazität in Anspruch nimmt. Der Rest wird für Gastro, Licht, Ton und diverse sonstige Gerätschaften benötigt. Nun haben wir vor Jahren bereits das ziemlich energieaufwendige Licht größtenteils auf LED (Light-Emitting Diodes) umgestellt, teilweise zum Leidwesen des Publikums, weil dieses Licht gewöhnungsbedürftig ist, vor allem für Menschen, die oft zu Gast sind und deshalb mit dem „klassischen“ Licht vertraut waren. Dafür sank die Stromrechnung merkbar. Aus ästhetischen Gründen gibt es noch ein knappes Dutzend von herkömmlichen Scheinwerfern, die wir nun ebenfalls gegen in der Anschaffung zwar recht teure, aber im Betrieb preiswerte LED-Lampen ersetzen. Generell achten wir natürlich auf ökonom- und ökologischen Umgang mit aller Art von Ressourcen (das betrifft nicht nur Energie, sondern auch beispielsweise Lebensmittel). Das prinzipielle Einsparungspotenzial hält sich da aber doch in überschaubaren Grenzen. Das bedeutet, dass auch Strom ein über uns schwebendes Damoklesschwert darstellt.
Zum Papier: Unser Folder hatte bis dato eine Auflage von 20.000 Stück, wovon ca. 14.000 postalisch versandt wurden, der Rest wurde von diversen Verteilern in der Stadt aufgelegt. Aufgrund des gestiegenen Papierpreises, gekoppelt mit den auch in der Druckerei enorm gestiegenen Energiekosten, sehen wir uns veranlasst, kurzfristig die Produktion zu reduzieren bzw. bei anhaltenden Steigerungen möglicherweise auf die Folder-Publikation zu verzichten, was uns einerseits nach fast 30-jähriger monatlicher Kontinuität natürlich sehr leid täte und andererseits ein Verlust eines wesentlichen Kommunikationsmittels mit unserem Publikum wäre. Aber spezielle Zeiten verlangen auch nach speziellen Maßnahmen. Möge es nicht dazu kommen.
Sollte Ihnen die Realität mitunter auf den Kopf fallen, dann kann ich Ihnen auch aus eigener Erfahrung raten, den Jazzclub als Zufluchtspunkt zu (be)nutzen. Ich kann Ihnen versichern, dass Sie den Besuch nicht bereuen werden. In diesem Sinne: Herzlich willkommen!
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September 2022
Weil wir gerade den Rechnungsabschluss des vergangenen Jahres in Händen halten und der Subventionsgeber einen Tätigkeitsbericht verlangt, sei der auch an dieser Stelle veröffentlicht:
Das P&B hat seit dem Beginn der Saison 2020/21 am 1. September 2020 kein einziges Konzert im Hauptraum abgesagt und selbst ab dem Lockdown ab 3. November 2020 den virtuellen Club via Live-Stream täglich „offen“ gehalten – mittels unseres Jazzzustellservice „The show must go on(line)“. Allen auftretenden Musiker:innen wurden die ursprünglich vereinbarten Gagen ausbezahlt und wenn eine internationale Band nicht einreisen konnte, dann haben wir einen passenden Stream aus dem Archiv gezeigt. Diese Streams erreichten (zur Schließzeit) täglich im Schnitt um die 300 „unique visitors“, das sind IP-Adressen, d.h. wir wissen nicht, wie viele Leute vor dem Bildschirm saßen, aber wir wissen, dass es nicht weniger sein können. (Der Rekord liegt übrigens bei knapp über 1.300.) Insgesamt nutzten unser Streaming-Angebot laut Statistik vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2021 66.770 „unique visitors“.
Ganz allgemein können wir sagen, dass das P&B bis jetzt halbwegs gut durch diese Krise gekommen ist – und zwar auch deshalb, weil wir von Anfang an auf Aktivität gesetzt haben und versuchten, innerhalb festgesetzter Rahmenbedingungen das Bestmögliche zu machen. Dadurch evozierten wir globale Solidarität, die sich in Spenden manifestierte bzw. darin, dass viele Menschen den Pay-as-you-wish-Button bei den Online-Konzerten nutzten. Auf eine besondere Form der Solidarität seitens der Jazzszene möchte ich hinweisen, und zwar auf das Konzert der US-amerikanischen Basslegende Stafford James, dem Ende April 2021 die gesamte Tournee mit einigen größeren Festivals abgesagt wurde und der für das einzig verbliebene Konzert im P&B aus Chicago mit seinem Kontrabass (!) anreiste, um am 30. April, dem UNESCO International Jazz Day, im leeren Club zu spielen. Das vereinbarte Honorar überreichte er seinen österreichischen und ungarischen Mitmusikern, der Bandleader zahlte seine Reise selbst. Das ist ein Statement!
Außerdem – und das sei natürlich auch hervorgehoben – gab es Lockdown- bzw. Ausfall-Entschädigungszahlungen der öffentlichen Hand, die uns dieses „Überstehen“ erst ermöglichten bzw. hoffentlich uns auch eine Zukunft garantieren.
Zu den Facts: Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2021 gab es insgesamt 439 Veranstaltungen in allen Räumen des P&B: Es gab 166 reine Live-Streams (d. h. Konzerte im Lockdown), 172 Konzerte auf der Mainstage, 16 Matineen bzw. Mitternachtsveranstaltungen, 33 Kindertheater-Aufführungen, 49 Konzerte in der Strengen Kammer, und 3 Ausstellungseröffnungen in der Public Domain. Insgesamt kamen zu den Veranstaltungen 23.235 Besucher:innen. Ganz passable Zahlen für diese durchaus herausfordernden Zeiten, wie ich meine ... In diesem Sinne: Willkommen im Club und bleiben Sie uns gewogen ...
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Juli/August 2022
In der ersten Juliwoche war bis zum Jahr 2019 das Jazzfest Wien im Club zu Gast. Wir haben in Absprache mit den Verantwortlichen diese Termine die letzten zwei Jahre frei gehalten, weil auch signalisiert wurde, dass an einer den Umständen angepassten Variante gearbeitet wird – mit dem Ergebnis, dass weder 2020 noch 2021 ein Jazzfest-Konzert stattfand, und das, obwohl es in diesen Zeiträumen zwar Kapazitätsbeschränkungen gab, aber eben keinen Lockdown; das heißt, die erwähnten Beschränkungen standen einem reduzierten Programm eher nicht im Wege – das kann ich sagen, weil das P&B selbstverständlich beide Zeiträume bespielte. Und weil wir der Meinung sind, dass die staatlichen Entschädigungszahlungen schon auch dafür bestimmt sind, den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten. Diese Sichtweise scheint sich aber nicht überall durchgesetzt zu haben. Das Jazzfest veröffentlichte vor ein paar Wochen u. a. Folgendes: „Die Nachwirkungen der Corona Pandemie auf die Gestaltungsmöglichkeiten internationaler Künstlerprogramme [...] lassen auch im Sommer 2022 kein Festival zu, das den hohen Qualitätsansprüchen unseres etablierten Veranstaltungsformats nahe kommen könnte.“
Ich meine: Wolfgang Muthspiel, Azymuth, Kurt Elling, Charlie Hunter, Dave Holland, Zakir Hussain, Karl Ratzer, Ben LaMar Gay, Joe Lovano, Dave Douglas, Emmet Cohen und wie sie alle heißen, entsprechen ebenso wenig den hohen Jazzfest-Standards wie das austriakische onQ-Kollektiv oder das helvetische Focusyear-Ensemble (das übrigens vor ein paar Jahren im Jazzfest-Rahmen auftrat)?
Ich empfinde diese dreijährige Inaktivität kultur- und gesellschaftspolitisch für problematisch und verstehe auch die Begründung nicht, wieso zwar international so gut wie alle Festivals wieder stattfinden, aber ausgerechnet das bundeshauptstädtische Jazzfest, das nun nicht gerade für die allerinnovativste Programmierung bekannt war, ihr gewohnt „hohes“ Level nicht erreichen kann.
Wir rufen jedenfalls ‒ zumindest symbolisch ‒ vom 1. bis zum 17. Juli das „Jazzfest-Wien-Jazzfestival“ aus, mit den oben genannten Künstler:innen und noch einigen mehr, damit im Sommer wenigstens irgendein Festival mit Jazz in Wien stattfindet.
Generell tut sich einiges in jenen Monaten, in denen in der Vergangenheit oft durchgehend „Sommerpause“ am Programm stand. Nun ist diese Jahreszeit beileibe nicht die „Prime-Time“ eines Jazzclubs, aber nachdem Musiker:innen zwischen Festivalauftritten auch immer wieder sogenannte „day offs“ füllen müssen, kommt der Club ins Spiel. Bands wie Mother’s Finest, Ian Paice’s Purpendicular oder Steve Hackett & Djabé oder das Richard Bona & Alfredo Rodriguez Trio machen bei uns Zwischenstation, ebenso wie das fantastische Orchestra Baobab aus Mali oder der Sohn des großen Ali Farka Touré, der dem Filius interessanterweise den Namen Vieux gab, oder die kubanischen Groove Messengers um den Trompetenmeister Carlos Sarduy ...
Am 1. September startet dann übergangslos die neue Saison – die insgesamt 29., wenn ich mich nicht verzählt habe. Willkommen im Club und bleiben Sie uns gewogen!
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Juni 2022
Am 1. Mai verstarb unser „Haus & Hof-Photograph“ Rainer Rygalyk, am selben Tag übrigens wie der Bassist Adelhard Roidinger, der aber immerhin 80 Jahre alt wurde. Dem Rainer war leider kein ganz so langes Leben vergönnt, aber gelebt hat er schon und viel ausgelassen hat er nicht. Ich kannte ihn schon lange, bevor ich ihm persönlich begegnete, nämlich seit Mitte der 1980er Jahre als Journalist & Photograph von „jazzlive“, einem Fachmagazin, das er gemeinsam mit Wulf Müller gegründet hatte und das bis 2004 publiziert wurde. Möglich bzw. sogar wahrscheinlich, dass wir uns beim Jazzfest in Saalfelden über den Weg liefen, aber es dauerte bis Anfang der 2000er Jahre, bis plötzlich ein bärtiger Mann mit langen Haaren und einem riesigen Rucksack im „neuen“ P&B auf mich zukam und so etwas sagte wie „Servas, i bin da Rainer und ich wü da a bissl photographieren“... Interessanterweise war mir sofort klar, dass das der Rygalyk vom „jazzlive“ sein musste – und so war es natürlich auch. Wir freundeten uns schnell an – eh klar, bei ähnlichen musikalischen Präferenzen. Was ich damals nicht wusste: Das „neue“ P&B war die Initialzündung, dass Rainer wieder begann, den Auslöser zu betätigen. Er hatte sich nämlich zwischenzeitlich eine solide unternehmerische Existenz aufgebaut und dafür den Photoapparat zur Seite gelegt. Zigtausende Photos von Musiker:innen, Mitarbeiter:innen, Publikum, Räumen ... Rainer hatte einen Blick, ein Auge, und fuchtelte nicht lange herum. Er erkannte Situationen, Stimmungen, Momente und lichtete sie ab – selbstverständlich und nicht selbstverliebt, kein eingebildeter Eitler, sondern ein ausgebildeter Auskenner mit dem Fokus auf das Wesentliche und Relevante. Ein direkter Mensch, der nicht herumtat, sondern machte – und dazu stand. Aber neben Firma, Photoapparat und Bleistift gab es noch was anderes, nämlich die Gitarre, die ihn faszinierte – und zwar nicht erst seit dem legendären Auftritt von Jimi Hendrix 1969 im Konzerthaus, den er gemeinsam mit seinem Schulkollegen Gerhard Eder, der später das Jazzfestival Saalfelden leitete, besuchte. Selbstbewusst, wie er offenbar schon immer war, wählte er den wohl progressivsten Gitarristen zwischen Nord- und Südpol als seinen Lehrer aus – nämlich niemanden Geringeren als Harry Pepl. Der erklärte ihm nach ein paar Stunden, dass seine Zukunft wohl nicht im Saitenzupfen liegen würde und es vielleicht für ihn und alle anderen besser wäre, wenn er seine musikalischen Ambitionen anderwärtig konzentrierte. Freunde blieben die beiden Triestingtaler bis zum Schluss und es gab dann tatsächlich eine musikalisch-photographische Zusammenarbeit, die neben dem obligaten P&B-Auftritt auch vom Salzburger Jazzherbst gewürdigt wurde und im dortigen Festspielhaus zur Aufführung gelangte. Was über bleibt außer der Erinnerung sind seine Arbeiten, und die werden überleben – allgemein und im P&B speziell. Sein ausgezeichnetes Joe Henderson-Portrait hängt seit vielen Jahren im Eingangsbereich und seine eigens für das 20-jährige P&B-Jubiläum angefertigte Collage mit circa 1.200 Musiker:innen auf sieben Metern Länge wird in naher Zukunft, wenn nicht im MoMA in New York, dann zumindest im mumok in Wien ausgestellt werden. Und wenn die sich zieren, dann kommen Sie ins P&B – dort wird’s immer (wieder) hängen – siehe unten.
Lieber Rainer, danke für deine Freundschaft und noch für vieles mehr ... So long, my friend!
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Mai 2022
Ein kurzer Nachtrag noch zum kurzfristig realisierten „For the Benefit of Ukraine“ Anfang April. Wir widmeten dem Saxophonisten Andrej Prozorov – „Our Man from Odessa“ – eine Personale, d. h. er erhielt die Möglichkeit, eine Art „Carte blanche“ umzusetzen. Er lud die ukrainischen Musikerinnen Tamara Lukasheva, Ju Zaporozhets, Laura Marti und Nataliya Lebedeva nach Wien, wobei z. B. die beiden letztgenannten bis ein paar Tage davor in der Kiewer U-Bahn „hausten“. Es war sehr berührend zu erleben, wie dankbar diese Musikerinnen waren, dass sie die Möglichkeit hatten, auf dieser Bühne zu spielen, ihre Kunst zu präsentieren und von ihren unfassbaren Erlebnissen zu berichten. Trotz dieser Kurzfristigkeit – zum Folder-Druckschluss stand das Programm noch nicht fest – waren beide Abende tadellos besucht und trotz der bedrückenden Situation war die Stimmung im Club positiv und mitunter machte sich gar leichter Optimismus bemerkbar. Wir haben allen beteiligten Musiker:innen eine angemessenen Gage ausbezahlt und spendeten alle Eingänge, die als Pay as you wish-Donations einlangten, für einen guten Zweck. Und zwar direkt an betroffene ukrainische Jazzmusiker:innen und dergestalt, dass „Our Man from Odessa“ – also Andrej Prozorov höchstpersönlich – die Verantwortung über die sinnvolle Verteilung dieses Geldes übernahm. Eingespielt wurden übrigens knapp 2.600 Euro, die an Herrn Prozorov übergeben wurden. Wenn Sie finden, dass diese Summe zu gering ist, dann können Sie natürlich auch weiterhin auf www.porgy.at „donatieren“! Welche Projekte in welcher Form genau unterstützt werden, wissen wir zum heutigen Zeitpunkt noch nicht. Wir dachten z. B. an, ein Konzert einer Bigband in einer der U-Bahn-Stationen der Hauptstadt zu organisieren, was sich aber als unverantwortlich und auch als zu kompliziert herausstellte. Wir informieren Sie natürlich, was mit den Spenden geschah. Wichtig ist uns, dass damit die Jazzszene des Landes direkt unterstützt wird. Danke, lieber Andrej, für das Engagement, und der Abschluss mit dir und Mario Rom’s Interzone war großartig!
Auf ein paar Zusammenarbeiten darf ich im Mai-Programm hinweisen: Anfang des Monats findet in Graz ein sogenanntes Big-Band-Bang-Festival statt, wo unter anderem das „Concertos“-Programm von Michael Mantler mit dem Janus Ensemble unter der Leitung (und mit solistischer Schlagzeug-Einlage) von Christoph Cech eine Wiederaufführung erlangt und auch das chilenische Fela-Kuti-Kollektiv „Newen Afrobeat“ eingeladen ist. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit, beide Projekte auch in Wien zu präsentieren. Danke an dieser Stelle an gamsbART und an die Kunstuniversität Graz für die Initiative. Der ehrwürdige Wiener Musikverein veranstaltet einen Schwerpunkt zum Thema „Kammerton A“ und der Auftakt findet im Jazzclub statt – mit einem Konzert des deutschen Pianisten Michael Wollny, der hierzuorts schon länger nicht mehr zu erleben war, und der eigens ein neues Trio konzipiert hat. Auch hier Dank an die Gesellschaft der Musikfreunde Wien für den Impuls. Gegen Ende des Monats holen wir das verschobene Konzert der wunderbaren Dirigentin Miho Hazama nach, die das MUK.jazzorchestra leiten wird. In enger Zusammenarbeit mit der Musik und Kunst Privatuniversität Wien, der ebenfalls gedankt sei. Auch sonst gibt es einiges (wieder)zu entdecken. So kristallisierte sich ein schöner Schlagzeuger-Schwerpunkt heraus, mit Trommlern wie Kahil El’Zabar, Joe Chambers, Famadou Don Moye und Jojo Mayer, die Ensembles unter eigenem Namen präsentieren. Und Geburtstage gehören auch gefeiert: 40 Jahre Yellowjackets und 50 Jahre Mother’s Finest, die ihren runden Jahrestag zwar schon vor zwei Jahren hatten, aber Sie wissen ja ...
In diesem Sinne: Willkommen im Club!
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April 2022
Wenn es so bleibt, wie seit dem 5. März in Wien praktiziert – wovon ich ausgehe –, dann bedeutet das konkret für das P&B, dass weiterhin die 2G-Regelung gilt und die Maskenpflicht und die Sperrstundenbeschränkung aufgehoben sind und wieder die volle Besucherkapazität möglich ist (in unserem Falle 342 und 3 Rollstuhlfahrer:innen). Wir respektieren diese städtische Verordnung und werden uns, wie auch in der Vergangenheit, innerhalb dieser Rahmenbedingungen bewegen, womit wir auch durchaus zurechtkommen.
Zur Causa prima: Der Schein der Kultur schimmert da offenbar sehr heilig. Eine sich (auch) von Politiker:innen gerne umarmen lassende Diva, für die ein Lipizzaner dirigierender Direktor gerne höchstselbst den Kutscher gibt, will nun nicht gewusst haben, wessen Flagge sie da in die Kamera schwenkte, weil Künstler:innen was von Kunst, aber nix von Politik verstehen. Na ja, nach all dem Vorgefallenen wohl eine recht späte Erkenntnis – und besser jetzt denn nie. Als Wiedergutmachung bzw. tätige Reue könnte sie ja ihr mondänes Innenstadtdomizil für vor dem kleinwüchsigen Großrussen flüchtende Schwestern und Brüder öffnen – nur so als Idee. So wenig politisch sind Künstler:innen, dass Intendanten ihre Bühnen öffnen und zu Benefiz-Konzerten laden, mit dem süffisanten Hinweis des Hausherren, dass die Künstler:innen aufgefordert werden, auf Teile ihrer Gage zu verzichten, die dann wiederum gespendet werden sollten. Betrachtet man das Line-up dann stellt sich aber recht schnell heraus, dass dies wiederum hauptsächlich Künstler:innen sind, die eher der sogenannten freien Szene zuzurechnen sind – frei im Sinne von nicht jemandem dienstverpflichtet. Sehr fein, dass ausgerechnet diese Gruppe diese Suppe auslöffeln soll, die da von höchstprivilegierten und -subventionierten „Kolleg:innen“ zubereitet wurde. Dafür „dürfen“ die auf ihr Salär-Verzichtenden dann ein politisches Zeichen setzen. Danke, sehr nett, aber das Konfliktlösungspotenzial sollte da doch noch kreativ steigerbar sein.
Eine Möglichkeit, die mittelfristig effizienter als Gagenspenden sein könnte, wäre die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Forderung „Raus aus dem Gas“. Wir überlegen das für das P&B, was zu drastischen Einschnitten zumindest für uns und für unsere Besucher:innen führen würde. Wir heizen und wir kühlen den Raum mit Gas, und kurzfristig ist ein Umstieg nur schwer möglich, weil derartig komplexe Systeme nicht von heute auf morgen umrüstbar sind. Würden wir alternativ die Strom-Karte ziehen, dann scheitern wir alleine schon daran, dass das Haus da nicht genügend Kapazitäten zur Verfügung stellen kann, d. h. wir als P&B müssten Sorge tragen, dass die notwendige infrastrukturelle Anspeisung möglich ist, und dafür müsste die Riemergasse (wieder) aufgegraben werden, um ein dafür ausreichendes Kabel zu legen. Wir hatten ein ähnliches Problem übrigens vor mehr als 20 Jahren, schade, dass damals nicht weitergedacht wurde. Fernwärme wäre eine sinnvolle Alternative, die wir schon beim Umbau im Jahre 2000 in Erwägung gezogen haben und eigentlich sowieso die von allen Planenden bevorzugte Variante gewesen wäre, nur der erste Bezirk ist fernwärmemäßig genauso gut angeschlossen wie mit Glasfaserkabeln – nämlich praktisch gar nicht –, und das bis heute! Über ein alternatives Kühlungssystem wurde ebenfalls vor gar nicht langer Zeit nachgedacht, mit dem Ergebnis, dass es technische Lösungen gäbe, die aber jeglichen finanziellen Rahmen sprengen würden.
Ich bin der Überzeugung, dass die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie dem russischen Gas ein globales Grundübel darstellt, das mitverantwortlich für die unerträgliche Kriegssituation ist, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Ökologie und das Klima. Ich denke, dass es Sinn macht, darüber nachzudenken bzw. in diese Richtung zu agieren. Für uns könnte das mittelfristig bedeuten, dass die Besucher:innen im Winter mit Moon-Boots und im Sommer mit Flip-Flops kommen ... Zwischenzeitlich empfehle ich „Peace“ von Horace Silver und/oder von Ornette Coleman. And spread the word ...
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März 2022
Sowas, ein fertiges Editorial, das ich aber aus unterschiedlichen Gründen dann doch verworfen habe. Vielleicht findet sich ja zukünftig noch eine Verwendung. Was gibt es also aus dem Inneren zu berichten?
Zum einen: Es ist für uns durchaus frustrierend, dass nach wie vor immer wieder Tourneen internationaler Künstler:innen abgesagt bzw. verschoben werden. Der Grund liegt zumeist daran, dass einige Veranstalter:innen Konzerte absagen, weil durch diverse Restriktionen in den unterschiedlichen Ländern wenige Tickets verkauft werden. Nun hat das P&B weder in der Vergangenheit ein Konzert abgesagt, noch haben wir das in Zukunft vor, aber wir kommen da einfach zum Handkuss, weil sich Tourneen finanziell schlicht und einfach nicht mehr ausgehen bzw. unrentabel werden. Wenn also Musiker:innen absagen bzw. verschieben (müssen), dann bemühen wir uns entweder um Ersatz oder zeigen, wenn dies nicht möglich oder sinnvoll ist, einen sogenannten Re-Stream aus dem mittlerweile sehr umfangreichen Archiv, damit zumindest der virtuelle Club täglich geöffnet bleibt. Wird ein Konzert abgesagt und ist kein Ausweichtermin in Sicht, refundieren wir gekaufte Tickets. Wird ein Konzert verschoben, dann bleiben die Karten gültig bzw. können gegen Gutscheine eingetauscht werden, so wie es die Gesetzgebung vorsieht. Den administrativen Aufwand können Sie wahrscheinlich erahnen, und die Motivation, derart trostlose Tätigkeiten wie gekaufte Tickets rückabzuwickeln, ist – gelinde gesagt – nach nun bald zwei Jahren enden wollend. Eine interessante Initiative hat Marc Ribot gestartet: Unter dem Arbeitstitel „Ethical Cancellations Policy“ regt er an, dass Veranstalter:innen, die Unterstützung von der öffentlichen Hand im Zusammenhang mit pandemisch bedingten Einschränkungen erhalten, bei Konzertabsagen, die von ihrer Seite erfolgen, Musiker:innen zumindest bis zu einem gewissen Ausmaß schadlos halten. Ein nachvollziehbarer Ansatz, der einiges für sich hat, weil Musiker:innen da ziemlich unverschuldet in eine finanziell schwierige Situation kommen. Mein Vorschlag diesbezüglich: Wenn Veranstalter:innen absagen, dann müssen diese für Stornokosten im Zusammenhang mit Reise bzw. Hotels aufkommen und einen Teil des vereinbarten Honorars übernehmen. Dafür dürfen aber Musiker:innen dann wiederum Gigs nicht „canceln“, nur weil ein größeres Festival ausgefallen ist. Davon würden wir im P&B mit Sicherheit profitieren, für Musiker:innen wäre das wohl auch kein Schaden, und Veranstalter:innen überlegen dann wahrscheinlich nochmals, ob das Absagen tatsächlich die Ultima Ratio ist.
Aber es geht noch schlimmer, was ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit zeigt: Mitglieder einer Band werden in der Stadt XY positiv getestet und müssen im Hotelzimmer die regional unterschiedlichen Quarantänebestimmungen „absitzen“. Alle Reisetickets verfallen, es werden keine Gagen ausbezahlt, und selbst die Hotelkosten müssen von den betroffenen Musiker:innen gedeckt werden. Worst Case natürlich, aber dieser ist bereits eingetreten und wird in Zukunft mit Sicherheit immer wieder vorkommen. Auch hier wird man sich mittelfristig faire Lösungen für beide Vertragspartner:innen überlegen müssen.
Zu etwas anderem: Ich war in der Jury, die deutsche Showcase-Bands für die diesjährige „Jazzahead“ in Bremen, die wohl größte Musikmesse in Sachen Jazz, kuratiert, und habe mich durch fast 200 Bewerbungen durchgehört – eine ziemlich langwierige Herausforderung, nebenbei bemerkt. Fast alle Beiträge waren auf einem erstaunlich hohen Niveau und es gab in der ersten Runde nur eine Handvoll von Projekten, die ich abgelehnt habe, zumeist aufgrund von „Themenverfehlung“, wie Pop- oder Folklore-Bands. Aber – und das möchte ich an dieser Stelle schon auch hervorheben – vergleicht man dazu die junge austriakische Szene, dann braucht sich diese überhaupt nicht zu verstecken. Ganz im Gegenteil: Das internationale Level der heimischen Musiker:innen ist beeindruckend – und zwar quali- & quantitativ. Für mich als Jazzclub-Programmleiter bedeutet das mittelfristig eine Jobgarantie bzw. eine recht zuversichtliche Zukunftsperspektive. Und was nun auch noch dazukommt: Durch das Streamingangebot wird diese Szene überregional wahrgenommen, d. h. wir erreichen ein interessiertes Publikum, dass vorher diese Möglichkeit nicht hatte. Etliche heimische Bands werden auch deshalb internationale Engagements erhalten und das gilt es wohl auch fürderhin zu unterstützen.
In diesem Sinne: Willkommen im Club & bleiben Sie uns gewogen ...
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Februar 2022
Und schon wieder ein Déjà-vu: Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen ist vollkommen unklar, ob ein neuerlicher Lockdown vor der Tür steht, ob die Sperrstunde verlängert wird, ob Musiker:innen reisen können bzw. wollen, ob all das Geplante auch umgesetzt werden kann ... Wie auch immer, wir reagieren auf alle Rahmenbedingungen, innerhalb derer wir uns bewegen können. Eines ist aber zumindest klar: Der virtuelle Club öffnet täglich seine Pforten – entweder mit einem Real-Time-Live-Stream oder, wenn ein Konzert abgesagt werden muss, dann mit einem sogenannten Re-Stream aus dem schon recht umfangreichen Archiv. Übrigens gibt es weiterhin Besucher:innenzahlen (unique viewers) im unteren bzw. mittleren dreistelligen Bereich – und zwar jeden Tag. Ziemlich bemerkenswert, finde ich. Nachdem wir prinzipiell keinen vorauseilenden Gehorsam leisten, bleiben wir bei unseren üblichen Öffnungszeiten, also Konzertbeginn 20.30 Uhr. Wenn auch im Februar, was ich eigentlich erwarte, um 22 Uhr Sperrstunde sein wird, dann starten wir um eine halbe Stunde früher, wie schon im Januar. Ganz allgemein empfiehlt sich immer wieder ein Blick auf www.porgy.at, da gibt es alle tagesaktualisierten und letztgültigen Informationen.
Auch wenn es mittlerweile schon etwas nervt, nochmals an dieser Stelle zur Klarstellung: Im P&B gilt die 2G-Regel, das heißt: geimpft oder genesen. Wir überprüfen die Einhaltung dieser Regel auch, daher darf ich an dieser Stelle bitten, dass Besucher:innen möglichst nicht in letzter Minute kommen sollen, damit es im Eingangsbereich zu keinem Stau kommt. Bis auf Weiteres sind sogenannte Stehkonzerte nicht erlaubt, das heißt, allen Ticketkäufer:innen wird ein Sitzplatz zugewiesen, und bis diese Person dort sitzt, muss sie eine Maske tragen bzw. natürlich auch umgekehrt, also wenn sie vom Sitzplatz aufsteht. Sitzende Menschen können den Mund-Nasen-Schutz abnehmen, müssen das aber natürlich auch nicht. Wenn Sie sich sicherer fühlen, können Sie selbstverständlich die Maske auflassen, ohne schief angeschaut zu werden. Ganz allgemein lässt sich attestieren, dass sich die Stimmung im Club durchaus mit jener in Prä-Corona-Zeit vergleichen lässt, also alles positiv, was in diesem Falle Gutes bedeutet.
Das hat man natürlich nie im Griff, aber bis dato wurde keine einzige Clusterbildung aus dem P&B bekannt, was auch an unserem gut funktionierenden Lüftungssystem liegen dürfte, das dereinst von Wolfgang Hacker und seiner Firma PME geplant und von Manfred Riegler und der Kerschbaumer GmbH realisiert wurde. Ein prototypisches System übrigens, dass es in dieser Form bis dahin nicht gab und das bis auf ein paar Wartungsarbeiten bzw. Verschleißreparaturen seit mehr als zwei Jahrzehnten täglich läuft. Qualitätsarbeit also!
In eigener Sache darf ich auch was Erfreuliches kundtun: Die Republik verleiht mir tatsächlich das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, eine ziemlich hohe Auszeichnung, was mich durchaus erfreut. Vielen Dank an dieser Stelle an den Herrn Bundespräsidenten für die Zustimmung und an alle Weggefährt:innen und natürlich an alle Musiker:innen, ohne die das wohl nicht möglich gewesen wäre. In derselben Zeremonie wird „Sir“ Karl Ratzer der Professorentitel verliehen und Sven Hartberger (u. a. Klangforum Wien) bekommt ebenfalls ein Kreuz. Ich darf die Laudatio auf Ratzer halten, der wiederum für mich spielt. Renald Deppe hält die Lobreden auf Hartberger und mich. Ende Januar ist der Festakt, der sicher ziemlich lustig wird. Also summa summarum eh ein ganz passabler Jahresbeginn ...
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Januar 2022
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Editorial kam gerade die Meldung aus dem Büro des Herrn Bürgermeisters, dass wir zwar am 12. Dezember aufsperren dürfen, die Bar aber geschlossen zu bleiben hat. Na ja, das ist nun nicht gerade einladend, aber wenn es so sein soll, dann respektieren wir das halt. Ab dem 20. des Monats dürfte es dann wieder so sein wie gehabt, also 2G, Maske bis zum Sitzplatz und Bestimmungen wie in der Gastronomie. Nachdem es eine allgemeine Sperrstunde um 23 Uhr gibt, werden wir bis zur Aufhebung derselben die Konzerte ohne Pause ausrichten. Wobei ich eigentlich davon ausgehe, dass, wenn Sie diese Zeilen lesen, all diese Fragen eh schon geklärt sein sollten.
Auch wir haben des Öfteren bemängelt, dass Kunst & Kultur als Erste zusperren müssen und als Letzte aufsperren dürfen. Dies ist nun definitiv nicht der Fall und deutet möglicherweise auch darauf hin, dass dieses Thema nun doch politisch „angekommen“ zu sein scheint und nicht nur in sogenannten „Sonntagsreden“ vorkommt bzw. nur etwas für „Verliebte“ ist. Also wenn irgendetwas Positives aus dieser Krise gezogen werden kann, dann vielleicht der Umstand, dass der Stellenwert bzw. die Wichtig- und Notwendigkeit von Kunst & Kultur im Allgemeinen gestiegen ist, oder ‒ anders formuliert ‒, dass vielen Menschen etwas abgegangen ist, was bis dato einfach selbstverständlich war: ins Theater, Museum, Kino, Konzert zu gehen ...
Weil ich für das Kulturministerium einen Zwischenbericht verfassen musste, möchte ich Ihnen den an dieser Stelle nicht vorenthalten. U. a. stand da: „Das P&B hat seit dem Beginn der Saison 2020/21 am 1. September 2020 kein einziges Konzert im Hauptraum abgesagt und selbst ab dem Lockdown ab 3. November 2020 den virtuellen Club via Live-Stream täglich ‚offen‘ gehalten – mittels unseres Jazzzustellservice ‚The show must go on(line)‘. Allen auftretenden Musiker:innen wurden die ursprünglich vereinbarten Gagen ausbezahlt, und wenn eine internationale Band nicht einreisen konnte, dann haben wir einen passenden Stream aus dem Archiv gezeigt. Diese Streams erreichten (zur Schließzeit) täglich im Schnitt um die 300 ‚unique visitors‘, das sind IP-Adressen, d.h. wir wissen nicht, wie viele Leute vor dem Bildschirm saßen, aber wir wissen, dass es nicht weniger sein können. Der Rekord liegt übrigens bei knapp über 1.300 ‚unique visitors‘. Insgesamt nutzten unser Streaming-Angebot vom 1. Januar bis Ende November dieses Jahres 60.347 von diesen ‚eindeutigen‘ Besucher:innen. (...) Es gab in diesem Zeitraum insgesamt 395 Veranstaltungen in allen Räumen des P&B: 153 Konzerte auf der Mainstage, 13 Matineen bzw. Mitternachtsveranstaltungen, 29 Kindertheater-Aufführungen, 44 Konzerte in der Strengen Kammer und 3 Ausstellungseröffnungen in der Public Domain. Es gab 153 reine Live-Streams, d. h. Konzerte im Lockdown. Insgesamt fanden 242 Veranstaltungen mit Publikum statt, zu denen – trotz Beschränkungen – 20.552 Besucher:innen kamen. Interessant ist, dass die Anzahl der ‚Haupt‘-Konzerte mit Publikum exakt dieselbe ist wie jene, die ausschließlich im Stream stattfanden. Für 2022 erwarten wir uns eine deutliche ‚Normalisierung‘, d. h. wir gehen davon aus, dass der Veranstaltungsbetrieb weitgehend unbeeinträchtigt vonstatten gehen wird.“
Ganz beachtliche Zahlen, wie ich meine, die die Unterstützung der öffentlichen Hand hoffentlich rechtfertigen mögen. Übrigens – um das auch nochmals zu erwähnen – wir hätten die gleichen Förderungen in der gleichen Höhe bekommen, egal ob wir gespielt haben oder nicht. Das heißt andererseits, dass, wenn wir nichts gemacht hätten, unser Kontostand heute deutlich höher wäre, aber wir haben es als unsere Verantwortung gesehen, auch in schwierigen Zeiten der Jazzszene als verlässlicher Partner zur Verfügung zu stehen. Das dürfte uns wohl gelungen sein ... In diesem Sinne – willkommen im Club!
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Dezember 2021
Latest News: Bis zum 13. Dezember gilt ein bundesweiter Lockdown, d.h. wir aktivieren unseren bewährten Jazzzustellservice The show must go on(line – Part III liefern Ihnen einen täglich frischen Live-Stream nach Hause. Das P&B sagt keine Konzerte ab und bezahlt die vereinbarten Honorare. Wenn Musiker nicht anreisen können oder wollen, dann zeigen wir einen Re-Stream aus unserem Archiv. Keep live jazz alive & join the stream!
Und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu, ein ziemlich mühsames zwar, ich traue mich aber zu prophezeien, dass das neue wohl nicht noch anstrengender ausfallen wird können – hoffentlich! Das Dezember-Programm besteht aus etlichen „Bausteinen“, die jedes Jahr gesetzt werden, d. h. meine Tätigkeit als künstlerischer Leiter reduziert sich auf die eines Sekretärs, der Termine verwaltet. Den Auftakt macht wie immer „Der musikalische Adventkalender“, den Friedl Preisl seit vielen Jahren zwischen 1. und 23. Dezember veranstaltet und der an jedem Abend im jeweiligen Bezirk ein Fenster öffnet. Am 1. im 1. mit Solo-Sets von Anna Anderluh und Lukas Lauermann. Tags darauf ist die Israelitische Kultusgemeinde zu Gast, die ihr Festival der jüdischen Kultur feiert – bei uns mit Lea Kalisch & Bela Koreny. Zwei spannende Projekte folgen: die Tiroler Band HI5 mit dem radio.string.quartet und das Synesthetic Octet rund um den Klarinettisten und Spracherfinder Vincent Pongracz. Sodann „Kick Jazz“ – ein Showcase-Festival organisiert von „music austria“ und dem Außenministerium, bei dem junge austriakische Bands präsentiert werden und zu dem internationale Veranstalter geladen werden. Dies ist die Ausgabe Nummer sechs und bis dato erhielt noch jede Band zumindest ein internationales Engagement. Als inoffizieller Auftakt dieses Schwerpunktes fungiert die Stageband tags davor – also Little Rosies Kindergarten, die am 5. des Monats zu erleben sein werden. Ein paar internationale Bands gibt’s natürlich auch, z. B. zwei Schlagzeuger, die in ihrer Stilistik an der Spitze stehen: Bill Stewart und Ian Paice. Der unverwüstliche Wickerl Adam tanzt ein letztes Mal mit seiner Hallucination Company, die er danach in den Ruhestand schickt. Die wunderbare Lizz Wright, die an der Seite von Kip Hanrahan vor Jahrzehnten einmal zu erleben war, beehrt uns gleich an zwei Abenden. George Cables, ein pianistischer Veteran, der u. a. bei den Cookers spielte, bricht auch nochmals zu einer Europa-Tour auf, genauso wie sein Instrumentalkollege Alexander von Schlippenbach, der seine traditionelle Winterreise antritt, diesmal aber in Quartettbesetzung, weil Evan Parker nicht mehr Auto fahren will. Übrigens – und das ist tatsächlich Zufall – tritt am Folgeabend die Lebensgefährtin von Schlippenbach auf, die wunderbare Pianistin Aki Takase mit ihrem aktuellen Projekt Japanic. Hip ist die Schweizer Band The Next Movement ebenso wie die Wiener Band 5/8erl in Ehr’n, die endlich ihre letzte Einspielung „Yeah, Yeah, Yeah“ präsentieren kann. Karl Ritter feiert auch heuer wieder im P&B Geburtstag und lässt sich mit seinen KOMBOjanern feiern, Ernst Molden tritt mit dem Frauenorchester zum alljährlichen Adventsingen an, das MUK.jazzorchestra ist mit dem Frank Delle Trio zu hören, ebenso das Orchestra um das Super-Talent Ralph Mothwurf. Die Urban Night Band gastiert mit vielen Sänger:innen, apropos: Die Gewürztraminer, Erika Stucky, Helmut Bohatsch, Hubert Tubbs und Slavko Ninic singen auch, und letzterer tut dies zum auch schon traditionellen Weihnachts-Special mit seiner Tschuschenkapelle. Ostinato spielten auch schon des Öfteren zwischen Heiligabend und Silvester, ebenso wie Harri Stojka am 30. Silvester, und Neujahr gehört wiederum Sir Karl Ratzer, der diesmal im Quartett das alte Jahr beendet und das neue startet. Möge dieses ... siehe oben!
Membercards gibt’s natürlich auch wieder. Infos unter https://porgy.at/page/membercard/
In diesem Sinne: Happy New Ears!
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November 2021
Nachdem immer wieder ähnliche Fragen gestellt werden, an dieser Stelle der Versuch einer Klärung: Das P&B versteht sich nicht als Club im Sinne der Nachtclubszene, weil spezifische diesbezügliche Kriterien wie Publikumstanz etc. nicht auf uns zutreffen. Das heißt, im Wesentlichen gelten im P&B die Bestimmungen der Gastronomie (ähnlich wie in Restaurants), was bedeutet, dass nach der Eingangskontrolle keine Maskenpflicht herrscht. Es gilt die 2,5-G-Regelung, also geimpft, genesen oder PCR-getestet, wobei dieser Test nicht älter als 48 Stunden sein darf. Sitzplätze werden zugewiesen und die Besucherkapazität beträgt 100 Prozent, das bedeutet in unserem Fall 340 Personen und drei Rollstuhlfahrer (so stehtes im Bescheid). Findet die Veranstaltung als Stehkonzert statt, dann gilt die 2-G-Regelung, also geimpft oder genesen. Unsere Mitarbeiter*innen sind angewiesen, den jeweiligen Status am Eingang zu überprüfen, was bis dato zu keinerlei Problemen führte. Ganz im Gegenteil: Wir haben den Eindruck, dass die Besucher*innen die Kontrolle für gut befinden, weil damit klar ist, dass große Aufmerksamkeit darauf gelegt wird, dass gesetzliche Bestimmungen bzw. Verordnungen auch eingehalten werden. Was sich bis jetzt auch feststellen lässt: Ein Besuch im Club dürfte relativ unproblematisch sein, zumindest gab es bis dato keinerlei Anzeichen von Übertragungen. Und so möge es auch bleiben! Im Übrigen sind alle Mitarbeiter*innen des P&B geimpft. Generell lässt sich konstatieren, dass sowieso 90 Prozent der Menschen, die Konzerte besuchen, vollständig geimpft sind.
Übrigens haben wir seit dem ersten Lockdown knapp 300 Konzerte gestreamt, das heißt, unsere Mediathek ist schon recht ansehnlich und umfangreich. Ich bin ja schon sehr gespannt, wann beispielsweise der Öffentlich-Rechtliche einmal vorstellig wird. Mangelnde Qualität kann er weder inhaltlich noch technisch bekritteln und das eine oder andere Konzert könnte auch auf ORF III gesendet werden. Also falls das jemand liest ...
Ansonsten glaube ich, dass wir Ihnen ein recht attraktives November-Programm anbieten können, mit internationalen Stars und solchen, die auf dem Wege dahin sind. In diesem Sinne – willkommen im Club!
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Oktober 2021
Irgendwie schleicht sich ein Déjà-vu-Gefühl ein. Das Programm ist gemacht, alle Termine seit Wochen bzw. Monaten fixiert und vertraglich vereinbart, und plötzlich entwickelt sich wieder eine Dynamik in Richtung Verschiebung bzw. Absage (siehe unten). Viel können wir dazu nicht sagen, außer dass wir als Veranstalter*innen leicht irritiert sind, wieso nach den Erfahrungen des Vorjahres nicht schon auf die ersten Anzeichen reagiert wurde bzw. so lange zugewartet wird, bis die Reißleine gezogen werden muss. Wie auch immer: Wir werden uns auch von der vierten Welle nicht fortspülen lassen und weiterhin trotzen. In welcher Form dies gemacht werden muss, entscheidet die Politik. Alle Mitarbeiter*innen des Porgy & Bess sind übrigens geimpft – und zwar freiwillig. Ich kann an dieser Stelle nur an das gesamtgesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein appellieren und dringend ersuchen, dass all jene, die es bis dato noch nicht getan haben, es uns nachmachen sollen. Damit wenigstens der Club nicht zusperren muss ... In diesem Sinne: Willkommen im Club!
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September 2021
Wir starten also in die 29. Spielsaison, und die kann eigentlich gar nicht noch mühsamer werden, als die vergangene es war, aber warten wir einmal ab, was für Varianten der Herbst da noch so mit sich bringt. Geplant war, dass die Saison am 1. September wie im Vorjahr mit dem onQ.21-Festival anfängt, aber nachdem das Sommerprogramm sich immer mehr verdichtete, beginnt die Saison offiziell am 28. August mit dem Geburtstagskonzert von Pepe Auer exakt um 20:20 Uhr – da erblickte er vor vierzig Jahren das Licht der Welt.
Ein September-Highlight ist das zweitägige großorchestrale Gastspiel von Michael Mantler, der seine „Concertos“ zur Aufführung bringen wird und seine aktuelle Einspielung „CODA – The Orchestral Suites“ präsentiert, die hierzuorts vor zwei Jahren aufgenommen wurde. Übrigens bereits die dritte Live-Aufnahme aus dem P&B, die auf dem renommierten ECM-Label veröffentlicht wurde – und wenn man weiß, wie penibel da der Chef in Bezug auf Tonästhetik & Sound agiert, dann ist das alleine schon eine Auszeichnung. Seit 2006 arbeiten wir nun mit dem weltberühmten österreichischen Trompeter und Komponisten zusammen, der in den 1960er Jahren nach New York ging und dort u. a. mit dem Jazz Composer’s Orchestra Musikgeschichte schrieb. Das ist (leider) ein Alleinstellungsmerkmal des P&B, da Mantler unter eigenem Namen (außer einem von der Wiener Musikgalerie organisierten Workshop) in seiner Geburtsstadt von niemanden sonst engagiert wurde. Ein doch bemerkenswerter Umstand, und kein Ruhmesblatt für diverse städtische Festivals, wie ich meine.
Die Stageband der Saison 2021/22 ist Little Rosies Kindergarten, eine interessant besetzte Formation rund um Judith Schwarz und Philipp Kienberger, die einmal im Monat bis Ende Juni Spannendes, Innovatives, Kreatives, Neues, Bewährtes ... präsentieren und dem Vernehmen nach auch mitunter mit gängigen Bühne-Publikum-Situationen aufräumen wird. Wir lassen uns da gerne überraschen!
Feminin ist das Programm: Joanna Lewis, Marianna Oczkowska, Asja Valcic, Anna Tsombanis, Ilse Riedler, Stefanie Boltz, Annegret Bauerle, Cyrille Aimée, Hadar Noiberg, Olivia Trummer, Lezlie Harrison, Anna Anderluh, Thessa Habeler, Viola Falb, Anna Widauer, Lisa Hofmaninger, die schon erwähnte Judith Schwarz, Golnar Shahyar, Mona Matbou Riahi, Brigitta Bödenauer, Susanna Gartmayer, Soia Hagen, Renee Rosnes, China Moses, Angelika Niescier, Sabina Hasanova, Jenny Lippl, Christine Gnigler und als krönender Abschluss, die Grande Dame des Jazzgesangs, die unglaubliche und wunderbare Sheila Jordan. Im Oktober geht’s gleich ähnlich weiter – so am 1. mit Joy Denalane ...
Und auch irgendwie brasilianisch: Mit dem vielbeschäftigten Matheus Jardim, der Legende Arismar do Espírito Santo, dem virtuosen Duo Samambaia mit Fagner Wesley, Marco Antonio da Costa und Rudi Berger (für den bekanntlich seit Jahrzehnten Brasilien als Zweitheimat gilt) und der Band des großartigen Mandolinen-Zauberers Hamilton de Holanda mit dem nicht minder fantastischen Mundharmonika-Meister Gabriel Grossi beehren uns unterschiedliche Vertreter dieses wunderbaren musikalischen „Kosmos“, der spätestens seit den Großtaten von João Gilberto und Antonio Carlos Jobim wesentliche „Footprints“ in die internationale Jazzlandschaft gesetzt hat. Übrigens arbeitete Ron Carter mit dem Letztgenannten, und der Bassist, der angeblich auf über 2.200 Alben zu hören sein soll und damit der wohl am häufigsten aufgenommene Bassist der Jazzgeschichte ist, „adelt“ den Club mit seinem kammermusikalischen „Foursight“-Quartet.
Wie eingangs angedeutet, sind zum Zeitpunkt der Drucklegung alle Konzerte bestätigt, und wir hoffen natürlich inständig, dass das auch so halten möge. Aber aufgrund der Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit empfiehlt es sich, immer wieder einen Blick auf www.porgy.at zu werfen, um am aktuellsten Stand zu sein. Übrigens können Sie dort wie schon gewohnt (fast) alle Konzerte im Live-Stream erleben. Also: Willkommen im realen oder virtuellen Club & keep live-jazz alive! CH
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Juli & August 2021
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen sieht es so aus, als ob im Sommer mit einer gewissen Normalisierung zu rechnen sein könnte, sogar was Lockerungen der Maskenpflicht betrifft. Ein sehr ambitioniertes Unterfangen, wie ich meine, aber schauen wir einmal, was die Zeit so bringt. Wir bespielen jedenfalls den Sommer, aber nicht mehr täglich. Juli/August ist sowieso nicht die Prime-Time für einen Jazzclub, und nachdem die Stadt auch ein sehr ausuferndes Outdoor-Kulturprogramm anbietet, schalten wir ein, zwei Gänge zurück. Trotzdem – so bin ich überzeugt – können wir ein attraktives Konzert-Angebot machen, unter anderem mit dem Auftritt eines großen Pianisten der Jazzgeschichte und -gegenwart, nämlich Kenny Barron, den wir zum ersten Mal in unserem Club begrüßen dürfen. Oder mit dem Auftritt des Trompeten-Shooting-Stars Ambrose Akinmusire, der sein aktuelles und hoch gepriesenes Projekt präsentiert. Nicht zu vergessen auf den brasilianischen Wundergitarristen Yamandú Costa, den man auch nicht alle Tage hört. Außerdem bespielen wir im Juli ganz regulär die „Strenge Kammer“ mit den von Renald Deppe kuratierten Serien „Brennkammer“ und „Lost & Found“. Darüber hinaus empfiehlt es sich, auch immer wieder einen Blick auf unsere Homepage zu werfen. Es kann durchaus sein, dass das eine oder andere Konzert noch dazukommt.
Ganz allgemein können wir sagen, dass das P&B bis jetzt recht gut durch diese Krise gekommen ist – und zwar deshalb, weil wir von Anfang an auf Aktivität gesetzt haben und versuchten, innerhalb festgesetzter Rahmenbedingungen das Bestmögliche zu machen. Dadurch evozierten wir eine unglaubliche Solidarität, die sich in Spenden manifestierte bzw. darin, dass viele Menschen den Pay-as-you-wish-Button bei den Online-Konzerten nutzten. Super, und nochmals vielen Dank dafür! Außerdem – und das sei natürlich auch hervorgehoben – gab es nach Anlaufschwierigkeiten auch Lockdown- bzw. Ausfall-Entschädigungszahlungen der öffentlichen Hand, wofür ich mich an dieser Stelle auch explizit bedanken möchte.
Obwohl schon mehrfach an dieser Stelle erwähnt, möchte ich trotzdem nochmals darauf hinweisen, dass der Live-Stream auch zukünftig angeboten wird – also parallel zum „Normalbetrieb“, was immer die neue oder alte Normalität dann auch sein wird. Dieses „Fenster in die Welt“ wird auch weiterhin offen gehalten. Sollten wir bei dem einen oder anderen Act nicht die Rechte dafür bekommen, dann greifen wir auf unser Archiv zurück, das mittlerweile Daumen mal Pi knapp vierhundert Mitschnitte umfasst. Der Stream bleibt wie gehabt prinzipiell frei zugänglich, wobei wir natürlich dringend bitten, dieses Projekt durch die Nutzung des Pay-as-you-wish-Buttons zu unterstützen. Allen MemberCard-Holdern sei auch nochmals mitgeteilt, dass die Karte des Jahres 2020 bis Ende 2021 gültig ist, das heißt: um insgesamt ein Jahr verlängert wurde. Danke an dieser Stelle all jenen, die die Karte trotzdem eingezahlt haben. Wir wissen diese Unterstützung wirklich wertzuschätzen!
In diesem Sinne wünsche ich ein spannendes Sommer-Programm, egal was Sie so vorhaben ‒ und bleiben Sie uns gewogen ...
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Juni 2021
Wir haben überlegt, ob wir nicht über den Sommer unseren Ausstellungsraum, die sogenannte Public Domain, als Bühne für „Schaufenster-Konzerte“ nützen könnten und suchten deshalb beim zuständigen Magistratischen Bezirksamt um die Genehmigung eines Gastgartens vor unserem Haus an. Dafür wurde ein Plan eingereicht (danke an dieser Stelle an DI Herbert Peter) und ein offizieller Antrag gestellt, der zweiteilig ist: Einerseits benötigt man eine Gebrauchserlaubnis für den öffentlichen Raum, andererseits zusätzlich eine Bewilligung nach der Gewerbeordnung. Das geht mittlerweile relativ einfach auf digitalem Weg. Ich wurde dann vom Amt angerufen und darauf aufmerksam gemacht, dass diese Erlaubnis nicht erteilt werden kann, weil sich auf Teilen der angesuchten Flächen eine Ladezone befindet. Mein Hinweis, dass diese Zone von uns beantragt und auch bezahlt wurde und wir auf diese im Sommer auch verzichten könnten, wurde zwar zur Kenntnis genommen, aber gleich ein weiterer Einwand artikuliert, nämlich dass wir nicht die gesamte Länge des Hauses Riemergasse 11 nutzen dürfen, weil dort ja auch straßenseitig ein Abendmodegeschäft untergebracht ist, also unser Lokal nur knapp die Hälfte der Hausfront ausmacht. Nun wäre ich da auch gesprächsbereit gewesen, also die Schanigartenfläche um die Hälfte zu reduzieren bzw. mit der Besitzerin des erwähnten Fashion-Salons bezüglich gemeinschaftlicher Nutzung zu konferieren, aber dann folgte ein finales Argument, gegen das nicht widersprochen werden kann: Knapp ein Meter von den verbliebenen vier ist als Anrainer*innenparkplatz ausgewiesen und da „fährt die Eisenbahn drüber“ (O-Ton). Erfahrungsgemäß ist die Parkplatzsituation im Zentrum im Sommer eher sehr entspannt, aber wie gesagt – da kann man nix machen. Ich versuchte vorsichtig nachzufragen, wieso denn eigentlich alle Parkmöglichkeiten für die Anrainer*innen in Fahrtrichtung rechts situiert sind und ob da nicht auch das Argument des Wettbewerbsnachteils bzw. der Gleichbehandlung ins Spiel gebracht werden könnte, wenn auf der linken Seite gleich vier Schanigärten genehmigt wurden? Die Antwort können Sie sich vorstellen. Aber es geht insofern noch weiter, dass unser Antrag nicht einfach abgelehnt wurde, nein – wir müssen ihn zurückziehen und zwar schriftlich. Das tat ich zähneknirschend, dann kam aber ein weiterer Anruf, dass auch der zweite Teil, also der gewerbeordnungsrechtliche, der meines Erachtens ja sowieso obsolet ist, wenn wir keinen Gebrauch von der Fläche machen dürfen, auch schriftlich widerrufen werden muss. Also gründlich sind sie da schon beim Magistrat. Vielleicht sollten die Beamt*innen dort auch in Untersuchungsausschüssen oder Bankenaufsichten eingesetzt werden. Fazit: Leider keine Sommer-Schönwetter-Schanigarten-Schaufenster-Shows in der Riemergasse, dafür parkende Anrainer*innenvehikel und ein- bzw. ausladende Zonen-Lastkraftwagen. Wien ist ja bekanntlich anders ...
Wieder nichts mit Sonnenlicht, wir bleiben also auch weiterhin im Kellerloch, das zumindest klimatisiert ist, das heißt: Schwitzen muss niemand. Willkommen im Club!
Hier können Sie das Juni-Programm als pdf downloaden
Mai 2021
Und ewig grüßt das Murmeltier ... Schon wieder ein Monat, bei dem zum Zeitpunkt der Drucklegung des Folders noch nicht klar ist, ob Publikum im Zuschauerraum zulässig sein wird oder nicht. Für das Programm ist das ziemlich egal, weil das so oder so stattfinden wird und wir im zu erwartenden Falle, dass Clubs auch weiterhin behördlich geschlossen sein werden, unseren bereits bestens eingespielten Jazzzustellservice „The show must go on(line) again“ einfach um einen weiteren Monat prolongieren. Motivationstechnisch wäre halt eine etwas klarere Perspektive wünschenswert – aber das ist wohl fast so wie ein Wunsch ans Christkind.
Bezüglich „Streaming“ kann ich mehrfach Positives berichten. Es gibt seit geraumer Zeit kaum einen Stream mit weniger als 300 „unique viewers“ – und das bei täglichem Angebot (der Rekord liegt übrigens bei über 1.300). Diese Zahl zeigt eindeutig identifizierbare IP-Adressen an, nicht aber wie viele Leute vor dem Bildschirm ihres Rechners sitzen. Aber weniger können es unter keinen Umständen sein! Auch die Dauer, wie lange so ein „unique viewer“ im Stream bleibt, ist erstaunlich, nämlich nie unter einer Stunde. Das heißt, dass, wenn jemand auf unsere Homepage geht und den Live-Stream anklickt, diese Person zumeist bis zum Konzertende dabeibleibt. Das spricht wohl für die Qualität der musikalischen Darbietung und der zum Einsatz kommenden Technik. Dank an dieser Stelle an Ton- und Stream-Team. Übrigens verwenden im Schnitt zwischen 10 bis 20 % dieser statistisch klar zuordenbaren Nutzer*innen den „Pay as you wish“-Button. Im Falle dieser „donations“ ist zu sagen, dass die Kosten wie Honorare, Gagen, Infrastruktur etc. damit bei Weitem nicht abgedeckt werden können, aber es sind trotzdem relevante Einnahmen, und sie bedeuten uns vor allem auch eine Art moralische Aufmunterung, und zwar dergestalt, dass wir im leeren Club spielen, aber nicht in den leeren Raum hinein. Vielen Dank dafür und weiter so!
Aufgrund dieser positiven Erfahrung haben wir uns, wie schon an dieser Stelle erwähnt, dazu entschlossen, zukünftig, wenn Publikum wieder erlaubt ist, auch weiterhin das Streaming-Fenster in die Welt offen zu halten. Man kann also auch fürderhin von wo auch immer den virtuellen Club besuchen. Außerdem arbeiten wir am Aufbau einer Mediathek, wo „on demand“ Konzerte abgerufen werden können. Sie bemerken, unsere Aktivitäten haben allesamt eine gewisse Nachhaltigkeit.
Zu etwas ganz anderem: Ich lese gerade „Das „Jazzbuch“ von J.-E. Berendt – und wenn Sie nun konstatieren, dass das wohl reichlich spät sei, dann muss ich sagen, dass ich mich mit diesem Standard-Werk natürlich nicht das erste Mal beschäftige, aber mir kam kürzlich die Erstausgabe im Verlag „Fischer Bücherei“ aus dem Jahre 1953 in die Hände, und sich in diese zu vertiefen, ist wirklich amüsant und aufschlussreich. Berendt beschreibt da die Entwicklung vom Ragtime der Nullerjahre des vergangenen Jahrhunderts bis zum Cool Jazz der 1950er Jahre, den er an der Person von Lennie Tristano festmachte und als Avantgarde betrachtete. Mit dem heutigen Wissen bzw. im Bewusstsein der weiteren Entwicklungen liest sich dieses knapp 200 Seiten schlanke Büchlein in Bezug auf Sprache und Inhalt antiquiert und historisch, aber es offenbart den Blick eines europäischen Jazzenthusiasten, der sehr analytisch und fast wissenschaftlich an die Sache herangeht und meines Wissens der Erste war, der den erfolgreichen Versuch unternahm, die Geschichte des Jazz zu verschriften. Das war übrigens genau die Zeit, in der Berendt im offenen Konflikt mit Adorno lag, der in einem – für einen großen Denker wie ihn eigentlich unwürdigen – Aufsatz den Jazz als reine Unterhaltungsmusik abqualifizierte und ihm jegliche Kunstform absprach. Das Wiederlesen des „Jazzbuch“ macht auch erneut klar, dass sich der Herr Adorno auf diesem Gebiet gewaltig geirrt hat.
Wenn Sie weder Berendt noch Adorno lesen wollen, dann können Sie sich auch täglich ab 20.30 Uhr live (hoffentlich) bzw. im Stream (auf jeden Fall) von der Richtigkeit des letzten Satzes überzeugen ...
In diesem Sinne: Willkommen im virtuellen oder hoffentlich auch bald wieder realen Club!
Hier können Sie das Mai-Programm als pdf downloaden
April 2021
Also wieder ein Monatsfolder, der zu einem Zeitpunkt publiziert wird, wo es noch unklar ist, ob nun Publikum zugelassen sein wird oder nicht. Bei der Pressekonferenz am 1. März sagte der Herr Gesundheitsminister, dass mit Lockerungen in der Kultur nicht vor Mai zu rechnen sei, aber in derselben PK wurde dann kurze Zeit später darauf hingewiesen, dass Mitte März entschieden wird, was in diesem Bereich nach Ostern möglich sein könnte. Also Planungssicherheit sieht wohl anders aus. Für uns bedeutet das, dass wir unseren Jazzzustellservice „The show must go on(line) again“ prolongieren werden, was wir prinzipiell sowieso vorhaben, d. h. zukünftig wird es parallel zum „regulären“ Konzert auch den Stream geben. Prinzipiell ist es uns natürlich lieber, wenn so schnell wie möglich wieder Menschen in den Club dürfen, wenn aber dann die Gefahr eines folgenden dritten Lockdowns droht, wird es wohl vernünftiger sein, solange zuzuwarten, bis die Inzidenzzahl eine (eingeschränkte) Öffnung zulässt.
Was die erwähnte Pressekonferenz aber bewirkt hat, war, dass sich das April-Programm förmlich in Luft aufgelöst hat. Also nicht das gesamte, aber es taten sich plötzlich veritable Löcher auf, die „gestopft“ werden mussten. Es gab nämlich etliche Projekte, die nach dem ersten Lockdown in den Herbst verschoben wurden und dann gleich weiter in das Frühjahr. Jetzt ist es zwar so, dass das Porgy & Bess seit dem 1. September kein einziges Konzert abgesagt hat, aber aufgrund der pandemischen Entwicklungen „zerbröseln“ internationale Tourneen, d. h., auch wenn Musiker geimpft sind und prinzipiell reisen könnten, gilt es trotzdem, die unterschiedlichsten Quarantäne-Bestimmungen zu beachten, die es dann mitunter verunmöglichen, eine auch ökonomisch sinnvolle Realisierung ins Auge zu fassen. Wenn dann noch einzelne Veranstalter absagen, dann ist klar, dass Konzertreisen nicht stattfinden können. So in unserem Falle jene von Melissa Aldana, Myra Melford, Chris Potter oder Steve Coleman. Wobei gerade Letztgenannter unbedingt spielen will und wir an einem Folgekonzert im Mai arbeiten – das wäre dann die bereits dritte Verschiebung. Möge die Übung gelingen.
Etwas Positives darf ich auch noch berichten: Unsere Hausverwaltung hat die Mietforderung bis Ende Juni ausgesetzt. Das finden wir äußerst löblich und das hilft natürlich dem gemeinnützigen Verein außerordentlich. Vielen Dank jedenfalls auch von dieser Stelle!
Alle hier angekündigten Konzerte sind bis Drucklegung des Folders (12. März) bestätigt. Findet ein Gig doch nicht statt, dann gibt es entweder Ersatz oder wir zeigen einen passenden Stream aus dem Archiv (da stehen wir jetzt Daumen mal Pi bei knapp 300). Auch wenn wir davon ausgehen, dass im April keine Lockdown-Lockerungen erfolgen werden, praktizieren wir keinen vorauseilenden Gehorsam und veröffentlichen alles Geplante bzw. bis zum Zeitpunkt der Deadline Mögliche – eben auch die Veranstaltungen in der Strengen Kammer und in der Public Domain. Die Eintrittspreise für die Konzerte gelten natürlich auch nur, wenn Publikum möglich ist. Der Stream ist prinzipiell frei, wobei – das wissen Sie vermutlich – wir um die Benützung des Pay-as-you-wish-Buttons bitten. Motto: Keep live jazz alive & join the stream. In diesem Sinne: Bleiben Sie uns gewogen ...
Hier können Sie das April-Programm als pdf downloaden
März 2021
Das ist mittlerweile der fünfte Monatsfolder, den wir publizieren, bei dem bis zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht klar ist, ob mit Publikum gespielt werden darf ‒ und wenn, unter welchen Umständen und mit welchen Einschränkungen. Bis dato ist nur klar, dass bis Ende Februar nicht an Lockerungen im Zusammenhang mit Kulturveranstaltungen zu denken ist, und wir gehen stark davon aus, dass dies auch für den März gelten wird, lassen uns aber gerne überraschen. Nachdem wir vor Längerem beschlossen haben, den Konzertbetrieb auch ohne Publikum aufrechtzuerhalten, lässt uns diese politische Hinhaltetaktik inzwischen auch ziemlich unbeeindruckt. Am liebsten mit Publikum, aber besser ein Streaming-Konzert als gar keines – so lautet die Devise. Und ich muss sagen, es sieht so aus, dass wir damit durchaus reüssieren: Sogar international erregt unsere (postpubertäre) „Trotzphase“ Aufmerksamkeit. Meines Wissens gibt es derzeit keinen Jazzclub, der ein tägliches Live-Programm anbietet und reguläre Musiker*innen-Honorare bezahlt bzw. Techniker*innen und Mitarbeiter*innen weiterbeschäftigt. Wir haben die Zahlung des NPO-Fonds (für gemeinnützige Vereine) und die staatliche Umsatzentschädigung nämlich so verstanden, dass diese wieder in die Szene zurückfließen bzw. der Finanzierung des laufenden Betriebes dienen sollen.
Vor wenigen Tagen ist unser neues Streaming-Equipment eingetroffen, d. h. ab nun liefern wir wieder Bilder mit drei Kameras zu Ihnen nach Hause, live vor Ort geschnitten. Und diese Kameras sind tatsächlich „State of the Art“. Obwohl wir schon recht lange darauf warten, weil es da einerseits eine weltweit große Nachfrage gibt und andererseits ein Werk in Japan, das irgendwelche relevante Steuer-Teile produziert, abgebrannt ist, hatten wir schlussendlich doch auch Glück, weil die nächste Lieferung erst irgendwann im April erfolgt. Dank an dieser Stelle nochmals an das Medienlabor der Akademie der bildenden Künste, an Friedemann Derschmidt (der übrigens an der Realisierung eines Films über das P&B arbeitet), Alaa Alkurdi (der auch weiterhin „Head of Stream-Team“ ist), Michael Aschauer und Thomas Peterseil (beide zuständig für die technische Umsetzung) und dem gesamten Stream-Team, die es uns im ersten Lockdown ermöglichten, dieses Projekt zu realisieren und uns auf den Geschmack brachten, das auch zu prolongieren. Wir haben nun zumindest einen Monat Zeit, alles ohne Stress zu verkabeln, auszuprobieren und vor allem die optimalen Kamera-Positionen zu finden.
Zum Programm: Alle Konzerte, die im Folder stehen, sind natürlich bestätigt und sollten nach aktuellem Stand (Anfang Februar) tatsächlich stattfinden. Nun ist es so, dass wir zwar seit dem 1. September kein einziges Konzert abgesagt haben, aber es aufgrund geänderter Reisebestimmungen oder irgendwelchen anderen Gründen passieren kann, dass ein angekündigtes Konzert schlussendlich doch nicht realisiert werden kann. Wenn dem so ist, dann hält der virtuelle Club trotzdem seine Pforten offen und zwar in der Gestalt eines Streams aus dem Archiv, das mittlerweile schon ein ziemliches Ausmaß angenommen hat. Die aktuellsten Informationen entnehmen Sie bitte wie immer unserer Homepage. Inhaltlich prägen zwei Schwerpunkte das Monatsprogramm: Zum einen „The Art of Solo“ – Lionel Loueke, Doug Hammond, Craig Taborn und Tobias Ennemoser werden ganz alleine auf der Bühne ihre jeweiligen Künste präsentieren. Zum anderen wurde das Orjazztra rund um Christian Muthspiel zu einem „Opfer“ der pandemiebedingten Einschränkungen, musste doch deren Stageband-Projekt noch vor Abschluss abgebrochen werden. Drei Abende mögen dafür entschädigen.
In diesem Sinne – willkommen im virtuellen und hoffentlich auch realen Club!
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Februar 2021
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen ist noch unklar, ab wann, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Einschränkungen wieder Publikum begrüßt werden kann. Trotzdem erscheint es uns wichtig, einen Monatsfolder zu veröffentlichen, und dies im Wesentlichen aus zweierlei Gründen: Zum einen, weil wir den Jazzmusiker*innen auch in schwierigen Zeiten als verlässlicher Partner zur Verfügung stehen wollen, und zum anderen, weil wir eine Verantwortung unserer „Community“ (MemberCard-Holder, Freund*innen des P&B, Jazzverliebte ...) gegenüber empfinden, aktiv zu bleiben und zu zeigen, dass wir uns nicht so mir nichts, dir nichts in die Knie zwingen lassen, und schon gar nicht von einem hinterhältigen Virus. Das heißt konkret, dass wir zwar davon ausgehen, dass die Konzerte im Februar nicht im leeren P&B stattfinden werden, aber wenn dem so sein sollte, dann gilt halt wieder das bewährte Stream-Motto „The show must go on(line) again“ – übrigens mit neuem Equipment, das bis Ende Januar hoffentlich eingetroffen sein wird und es uns ermöglichen wird, mit drei Kameras zu arbeiten und (wieder) live zu schneiden, was der Attraktivität des Streams wohl zugutekommen wird. Weil es da einige Anfragen gab: Wir werden auch im „regulären“ Clubbetrieb, wann immer wir davon sprechen können, parallel zum Live-Konzert auch den Live-Stream anbieten. Und weil es in diesem Zusammenhang auch hin und wieder Unklarheiten gibt: Unser Stream ist „live-live“, das heißt, wenn das Konzert vorbei ist, dann ist auch der Stream beendet und kann nicht mehr abgerufen werden, auch wenn der „Pay as you wish“-Button weiter aktiviert ist. In Zukunft soll es dann irgendwann eine Mediathek geben, in der man „on demand“ Konzerte nachhören kann ‒ was Musiker*innen, Publikum und auch uns zum Vorteil gereichen wird. Aber bis das umgesetzt ist, wird es noch etwas dauern ...
In einem Bericht in „Wien heute“ mit dem Thema „Schwierige Planung für Kultur-Locations“ vom 4. Januar fiel u. a. folgender Satz des verantwortlichen ORF-Redakteurs: „(…) natürlich, das Porgy & Bess wird subventioniert und kann sich die Krise sozusagen leisten (…)“. Das ist irreführend, kränkend, verletzend und schlicht und einfach falsch. Wir haben seit Anfang April, wo noch gar nichts geklärt war, wer wie und ob überhaupt entschädigt wird, Risiko in Kauf genommen, um ein Signal des Widerstandes und des Trotzens zu setzen. Nicht zu spielen wollten wir uns nicht leisten, obwohl das rein ökonomisch betrachtet die günstigere Variante gewesen wäre. Mein Freund und P&B-Mitbegründer Renald Deppe formuliert u. a. Folgendes: „‚Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!‘ (Lukas 23:34). Ich kann mir die qualitätslose Leistung dieses Wien_Heute_Aktionisten nur mit der (Er)Kenntnis dieser Bibelstelle erklären. Fern aller Bosheit & Intrige.“ Viel mehr kann ich da auch nicht mehr hinzufügen. Ich meine – die ehemalige Staatssekretärin sprach von „Jazz-Combos und sonstigen Amateurbands“, der Bundeskanzler von „Kulturverliebten“ und der öffentlich-rechtliche Rundfunk verbreitet grundlos so eine Unsinnigkeit. Und alle behaupten, Österreich sei eine Kulturnation. Tu felix Austria!
Dafür haben wir es mit unserer Stream-Serie u. a. neben dem philharmonischen Neujahrskonzert in die Londoner Financial Times gebracht. So schrieb Valerie Hopkins am 31. Dezember Nachstehendes: „(…) Jazz club Porgy & Bess, in central Vienna’s first district, converted most of its winter programme into online concerts streamed in real time where viewers could pay what they liked. Often the shows drew a much larger audience than the club’s seating capacity. ‚We want to send a signal that we don’t give up because of the virus‘, said artistic director Christoph Huber, noting that his club’s ability to host concerts and continue paying musicians (…) was rare.“
So geht journalistische Solidarität! In diesem Sinne: Keep Live-Jazz alive und bleiben Sie uns gewogen. Willkommen im Club!
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Januar 2021
Seit dem 2. Dezember ist also klar, dass bis zum 7. Januar keine kulturelle Veranstaltung vor Publikum stattfinden darf. Das ist zwar bedauerlich und teilweise nicht ganz nachvollziehbar, aber wir stellen uns dieser Situation und trotzen – wie schon in der Vergangenheit auch. Das heißt konkret: Die Konzerte in der ersten Januarwoche finden als Live-Stream statt, und ab dem 7. werden dann wohl – wenn auch eingeschränkt – wieder Besucher eingelassen werden dürfen. Irgendwann bis zum Sommer wird dann hoffentlich wieder so etwas wie eine ehemals gewohnte Normalität einkehren. We will see.
Was wir jedenfalls jetzt schon sehen, ist, was wir bis dato nur geahnt haben, nämlich welchen Stellenwert Kunst & Kultur bei den politisch Verantwortlichen einnehmen. Von „Verliebten“ war da von höchster Stelle die Rede, die es wohl aushalten können, eine Zeit lang auf etwas Liebgewonnenes zu verzichten. Kunst & Kultur werden unter „Freizeit, Unterhaltung und Belustigung“ subsumiert, und zwar per Verordnung. Nun habe ich persönlich gar nichts gegen Freizeit, Unterhaltung oder Belustigung, aber ich habe auch noch nie gehört, dass ein Politiker betont hätte, wie stolz er auf die Belustigungs-Nation Österreich sei, obwohl ich glaube, dass das die ehrlichere Aussage wäre. „Letzten Endes kommt es nur auf den Wahrheitsgehalt der Lüge an.“ Interessant: Über 30 Jahre nach seinem Tod hat der große Thomas Bernhard tatsächlich also immer noch recht!
Ich möchte jetzt gar nicht den vielstrapazierten Begriff der „Systemrelevanz“ bemühen, bin aber der Überzeugung, dass Kunst & Kultur eine andere Wahrnehmung verdient haben bzw. einfordern müssen.
Der Kunstsinn zeichnet das Menschsein aus, und Kunst & Kultur machen das Leben lebenswert – ob in der Freizeit, als Unterhaltung oder zur Belustigung, als Beruf, als Selbstverwirklichung, als geistige Nahrung, als intellektueller Diskurs, als gesellschaftliches Ereignis, als Selbst-(oder Fremd-)Beweihräucherung, als eitles Zurschaustellertum, als Ausdruck der Beseeltheit, als Salz in der Suppe (oder Zucker im Kaffee – je nach Geschmack), als ... to be continued. Kunst war, ist und wird bleiben – solange wir das wollen!
Wir wollen zum Beispiel (wieder) ein eigenes Ministerium, und wir wollen, dass 1 % des BIP der Kunst gehört – also das ist wohl wirklich nicht zu viel verlangt! Ein kleines Prozentpünktchen ...
Zum Abschluss noch ein Satz, der momentan auf vielen Straßenzügen und Facebook-Seiten zu lesen ist: „Ohne Kunst & Kultur wird’s still“. Und das wollen wir nicht!
Also: Join the stream & welcome to the club (again)!
PS: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ steht unter dem güldenen Krauthappel des Gebäudes der Künstler*innenvereinigung am Naschmarkt, gleich schräg gegenüber dem Stadtpalais des Glückspielkonzerns, welchem – dem Vernehmen nach – 80 % des November-Umsatzes ersetzt werden. Das haben die Kunstschaffenden aber vor 120 Jahren nicht ahnen können. Sie wollten Internationalität, Diversität und Dialog. Das wollen wir auch!
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Dezember 2020
Was für ein Jahr! Auch wenn zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen unklar ist, ob die aktuelle Verordnung auch nach dem 30. November in Kraft bleibt, haben wir uns entschlossen, den Programm-Folder für Dezember zu publizieren, weil wir eigentlich davon ausgehen, dass es, wenn auch mit Einschränkungen, wieder möglich sein wird, Konzerte zu besuchen. Doch selbst wenn sich unsere Einschätzung als falsch herausstellen sollte, würden die Konzerte großteils trotzdem stattfinden und im Live-Stream zu erleben sein. Das heißt, wenn das P&B seine Pforten geschlossen halten muss, dann öffnet unser virtueller Club sein Fenster (auf www.porgy.at). Ein ziemlich herausforderndes Unterfangen, nebenbei bemerkt.
Wir haben nach Bekanntgabe der geplanten Maßnahmen am 1. November Folgendes formuliert: Nun also doch wieder „Lockdown“ – das war zwar vorherzusehen, ist aber trotzdem überraschend, wenn es Realität wird. Und zwar speziell im Kultur-Umfeld, von dem – soweit mir bekannt ist – bis dato kein Cluster ausging. Wir sind aber gerüstet, d. h. wir bieten allen Ensembles, die engagiert wurden, auch weiterhin die Bühne im leeren Club, und aktivieren unseren erprobten und bewährten Jazzzustellservice „The show must go on(line)“, um eine gewisse musikalische Grundversorgung zu garantieren. An Tagen, an denen internationale Bands, die nicht reisen können, ein Gastspiel gehabt hätten, streamen wir aus dem Archiv, das bis dato über 150 Konzerte umfasst. Der Lockdown kann also gar nicht so lange dauern, dass uns das Material ausgeht. Wir zahlen den auftretenden Musikern das vereinbarte Honorar, engagieren Ton-, Licht- und Streamtechniker und hoffen natürlich, dass das von Ihnen, geschätztes Publikum, honoriert wird, indem Sie z. B. den Pay-as-you-wish-Button möglichst häufig drücken und „donaten“. Irgendwann – hoffentlich zeitnah – wird der ganze Spuk vorbei sein. Bis dahin wollen wir dazu beitragen, dass nicht allzu viele Leute aus der sogenannten Kreativwirtschaft beim AMS vorstellig werden müssen. Dem Virus sei ein trotziges „Jazz me if you can!“ entgegengehalten. Willkommen im virtuellen Club!
Wie bereits erwähnt, hoffen wir, dass das P&B im Dezember wieder für Sie öffnet und dass sich das Willkommen nicht nur auf den virtuellen Club bezieht. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund und uns gewogen.
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November 2020
An dieser Stelle ein kurzer Zwischenbericht über unsere Aktivitäten im und nach dem „Lockdown“. Es gab ab dem 4. April insgesamt 50 Abende unter dem Label „The show must go on(line)“, 16 davon ohne Publikum, also „nur“ im Stream. Ab dem 29. Mai war es dann wieder erlaubt, (eingeschränkt) Besucher begrüßen zu können. Rund 2.000 nutzten diese Möglichkeit, was wir in Anbetracht der allgemeinen Ungewissheit für einen Erfolg halten. Ab dem 1. September gingen wir wieder zu einem täglichen Betrieb über und haben alle Abende bespielt – teilweise auch mit internationalen Formationen wie z. B. dem „Orchestre National de Jazz“ aus Paris. Insgesamt besuchten uns über 2.500 Jazzinteressierte, was wir beachtlich finden. Geht man von einer maximalen Besucherzahl von 120 aus, würde das einer Auslastung von 70 % entsprechen. Es wurde keine einzige Covid-Übertragung bekannt, was wohl auch daran liegt, dass wir uns strikt an alle Vorgaben halten und auch das Publikum ein hohes Maß an Sozialkompetenz aufweist und z. B. die Maske dort trägt, wo sie verlangt wird (also überall außer am Sitzplatz). So wie es aussieht, ist die „Kultur“ offenbar bzw. hoffentlich kein guter Nährboden für diese Frechheit von Virus!
Was hierzuorts schon angesprochen wurde, aber worauf auch weiterhin hingewiesen werden soll, ist, dass wir (fast) alle Konzerte live streamen, d. h.: Wenn Sie ein Konzert nicht besuchen können oder wollen, so haben Sie die Möglichkeit, bequem von zu Hause aus dem Geschehen beiwohnen – in hoher Bild & Ton-Qualität. Wie Sie sich wahrscheinlich vorstellen können, ist das Streamen nicht ganz unaufwendig, weshalb wir Sie bitten, dieses Unterfangen via „pay as you wish“ zu unterstützen, damit dieses Projekt auch zukünftig realisiert werden kann.
Zum November-Programm: Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen sind alle Konzerte fixiert und bestätigt. Bei Bands, wo es von Anfang an absehbar war, dass die wohl eher nicht realisierbar sind, haben wir bereits einen Plan B umgesetzt, sie also aus dem Programm genommen und durch „sichere“ Bands ersetzt. Aber: Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bzw. wegen „situationselastischer“ Reisebeschränkungen kann es passieren, dass das eine oder andere Projekt abgesagt oder verschoben werden muss. Nachdem Tickets nur mehr über das P&B erhältlich sind, haben wir Kontakt zu all jenen, die Karten gekauft haben, d. h. wir können sie informieren bzw. mit ihnen kommunizieren. Wenn ein Konzert ausfallen sollte, dann buchen wir die Tickets (die nach dem „Lockdown“ gekauft wurden) ohne langes Hin und Her retour. Sie können also ohne allzu großes Risiko Eintrittskarten kaufen – bevor das Konzert ausverkauft ist.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns ein spannendes November-Programm. Willkommen im Club!
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Oktober 2020
Nach so viel kulturpolitischer Kritik, die an dieser Stelle artikuliert wurde, darf hier auch einmal gelobt werden: Bereits vor längerer Zeit angekündigt, gab es ab Anfang Juli dann tatsächlich den sogenannten „NPO-Fonds“, also jenen Topf, aus dem gemeinnützige Vereine Struktur- und Fixkosten (teil-)refundiert bekommen. Dazu braucht man natürlich valide Zahlen, die von Rechnungsprüfer*innen und Steuerberater*innen abgesegnet werden müssen. Das alles haben wir natürlich brav gemacht, den Antrag an einem Donnerstag abgeschickt, schon tags darauf kam die offizielle Bestätigung, dass unser Antrag genehmigt wurde und – man höre und staune – am Montag war die Hälfte des zugesagten Geldes bereits auf dem Konto! Fazit: Hat zwar lang gedauert, ging dann aber schlussendlich sehr schnell. Vielen Dank dafür, das gibt zumindest eine mittelfristige Perspektive für eine Saison, die wohl die komplizierteste und mühsamste der P&B-Geschichte werden wird.
Und diese Mühsal hat bereits begonnen – mit mehr oder weniger kurzfristigen Absagen von vertraglich fixierten und bereits im Verkauf befindlichen bzw. bereits veröffentlichten Konzerten aufgrund spontan geänderter Reisebestimmungen. Um dem jazzinteressierten Publikum eine Sicherheit zu bieten, können wir versichern, dass wir alle nach dem „lockdown“ gekauften Tickets für Konzerte der Saison 20/21, die abgesagt oder verschoben werden müssen, rückerstatten werden (wenn dies gewünscht wird). Natürlich helfen Sie dem gemeinnützigen Verein, wenn Sie den Umtausch auf Gutscheine akzeptieren, aber es soll hier eine Gewissheit herrschen, damit Menschen wieder ruhigen Gewissens Eintrittskarten kaufen. Übrigens gibt es im P&B einen eigenen Corona-Beauftragten, obwohl es den bei unserer Kapazitätsgrenze gar nicht bräuchte. Aber auch hier wollen wir die Sicherheit geben, dass alle Bestimmungen betreffend Abstand, Hygiene etc. eingehalten und erfüllt werden.
An dieser Stelle auch Dank an das fantastische Stream-Team um Friedemann Derschmidt und Alaa Alkurdi, das insgesamt exakt 50 (!) Konzerte der Serie „The show must go on(line)“ auf höchstem Level ins Netz gestellt hat und damit ein Fenster in die Welt aufgemacht hat. Dank natürlich an die Akademie der bildenden Künste für die Zurverfügungstellung der Hardware und einen pauschalen Dank an alle, die am Gelingen dieses wunderbaren Projektes mitgewirkt haben, als Kameramenschen oder hinter den diversen Regiereglern. Well done, folks!
Dieses Online-Projekt wird prolongiert – mit anderen Voraussetzungen, an denen gerade gearbeitet wird. D. h., man wird auch weiterhin nahezu allen Konzerten des P&B auch per Stream beiwohnen können – bequem vom Wohnzimmersofa aus, wenn sie aus, welchem Grunde auch immer, nicht den Weg in den Jazzclub finden.
Zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen findet gerade das Online-Abschluss-Festival mit dem sinnigen Titel „A.E.I.O.U.“ statt, und da lässt sich konstatieren, dass die austriakische Jazzszene ganz vorne in der europäischen Champions League spielt. Eine derartige quantitative Qualität gab es hierzulande wohl noch nie, und die Perspektive, dass in nächster Zeit der Fokus auf die Präsentation ebendieser Szene gerichtet sein wird, ist alles andere als betrüblich. Hier lässt sich ausnahmsweise uneingeschränkt festhalten: Tu felix Austria!
Abschließend möchte ich mich nochmals sehr herzlich bei all jenen bedanken, die uns materiell & immateriell in dieser schwierigen Zeit unterstützten und dies immer noch tun.
Ich habe versucht, all jene persönlich bzw. in irgendeiner halbwegs persönlichen Form zu erreichen, die gespendet haben, was nicht immer gelang, weil es sich dabei teilweise um Menschen handelt, die weder in unserer Adressdatei noch via E-Mail mit uns in Kontakt sind. Seien sie alle versichert: Wir wissen ihr Engagement wertzuschätzen!
Welcome back to the club!
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September 2020
Gestatten Sie mir an dieser Stelle einen kurzen Zwischenbericht über die vergangenen Wochen, die bis dahin wohl niemand für denkmöglich gehalten hätte. Am Dienstag, dem 10. März kam gegen Mittag die Meldung, dass nur mehr 100 Personen bei „Indoor“-Veranstaltungen erlaubt seien. Diese Verordnung war ab dem nächsten Tag rechtsgültig, d. h.: Beim Konzert von Jools Holland, das ausverkauft war, war das Edikt anzuwenden. Wir schrieben also all jene Menschen an, die für diesen Abend Tickets gekauft hatten und teilten diese in zwei Gruppen zu je einhundert Personen. Jools Holland erklärte sich aufgrund der aktuellen Situation bereit, zwei Konzerte zu spielen – eines um halb neun und das zweite um zehn Uhr für je einhundert Besucher*innen. Ganz reibungsfrei verlief diese kurzfristige Aktion nicht, aber die Konzerte fanden statt und das anwesende Auditorium war begeistert. Die Maximalzahl wurde zwar deutlich unterschritten, aber es gab trotzdem so etwas wie „normale“ Clubatmosphäre – für längere Zeit die letzte, wie sich herausstellen sollte. Am nächsten Abend stand das Jazzorchester Steiermark auf dem Programm, welches wir aufgrund der geänderten Situation auf Quintettformat reduziert haben (Rhythmusgruppe und zwei Solist*innen). Doch die Musiker*innen sagten das Konzert ab, weil sie in den sogenannten sozialen Medien attackiert wurden, da, wenn sie auftreten würden, sie möglicherweise andere Menschen umbringen könnten. Um Musiker*innen vor diesen obskuren Vorwürfen zu schützen, zogen wir die imaginäre Reißleine und sagten alle Konzerte bis auf Weiteres ab. Am 15. März wurden wir schlussendlich offiziell behördlich geschlossen. Wir nahmen daraufhin mit all jenen Kontakt auf, die bei uns Konzertkarten gekauft hatten und boten an, dass wir ihnen die Tickets für abgesagte Konzerte refundieren würden, baten sie aber, wenn sie den gemeinnützigen Verein unterstützen wollten, Gutscheine zu akzeptieren, was dankenswerterweise die Majorität der Leute auch tatsächlich tat. Etliche spendeten auch ihre Karten, wofür ich mich recht herzlich bedanken möchte. Wir haben also in den ersten zwei bis drei Wochen, ohne darauf zu warten, was der Gesetzgeber nun in Bezug auf Rückzahlung tatsächlich beschließt, den Großteil aller „Fälle“ abgearbeitet – und das trotz Kurzarbeit!
In diesen ersten Wochen wurde dann klar, dass so schnell wohl nicht mit Live-Betrieb zu rechnen sei, und wir überlegten, was wir sinnvollerweise tun könnten, um zumindest eine Jazz-kulturelle Grundversorgung zu gewährleisten. Aus dem Archiv zu streamen erschien uns nicht wahnsinnig originell, und nachdem publik wurde, dass Musiker prinzipiell ihrer beruflichen Tätigkeit nachkommen dürfen, solange kein Publikum zugegen sei und solange auf der Bühne ein Abstand von einem Meter eingehalten werden kann, entschlossen wir uns, „live-live“ zu streamen – also Musiker, die im Moment auf der Bühne stehen und spielen. Ist das Konzert vorbei, endet auch der Stream – unwiderruflich! Und da kommt mein Freund Friedemann Derschmidt ins Spiel, mit dem wir über die Jahre hinweg immer wieder unkonventionelle und kreative Projekte realisierten („Komm und sieh Rudyn“, „Gipsy-World“, „Bitte helfen Sie uns nicht – alleine ist es schwer genug“ ...) und der in Zusammenarbeit mit dem Medienlabor der Akademie der Bildenden Künste ein Live-Streaming-Konzept aus dem Boden stampfte, das wir auch wirklich flott in die Realität umsetzten. „The show must go on(line)“ heißt die Serie, die ab dem 4. April zweimal wöchentlich heimische Bands präsentiert und via Stream „in die Welt“ transportiert. Diese Reihe ist bis Ende August konzipiert, weil die Politik ursprünglich vermeldete, dass bis dahin an keine Veranstaltungen zu denken sei. Gestartet wurde mit dem famosen Duo 4675 der Geschwister Wiesinger, und auch wenn die genaue Zuschauer/hörer*innen-Zahl nicht zu eruieren ist, bemerkten wir rege Anteilnahme, u. a. auch, weil knapp 150 Personen den „Pay as you wish“-Button benutzten. Okto-TV meldete Interesse an, den Stream jeden Donnerstag zu übertragen und Ö1 übernimmt insgesamt sieben Konzerte, die auch ausgestrahlt wurden und noch werden. Darüber hinaus konnte die Firma Austrian Audio, die hochqualitative Mikrofone und Kopfhörer herstellt, als Produktsponsor gewonnen werden.
Bei der Pressekonferenz der Regierung am 15. Mai wurde verkündet, dass man ab dem 29. des Monats Veranstaltungen bis zu 100 Personen abhalten dürfe, vorausgesetzt es kann ein Abstand von mindestens einem Meter zwischen den einzelnen Personen gewährleistet werden. Wir nutzten diese Möglichkeit und öffneten zu allen „The show must go on(line)“-Konzerten (eingeschränkt) die Club-Pforten für das Publikum. Live streaming with live audience! Das erste Konzert war (zufällig!) jenes von Wolfgang Muthspiel, der ein rares und vielbeachtetes Solo-Konzert gab, das auch international rezensiert wurde (siehe bspw. https://www.allaboutjazz.com/php/article.php?id=570088) und womit es das P&B sogar in die ZIB 1 schaffte. Die Atmosphäre im Club war fantastisch, das anwesende Auditorium euphorisch und Muthspiel in Höchstform! Eine „bessere“ Wiedereröffnung ist wohl schwer vorstellbar.
Natürlich bemerkten wir eine Verunsicherung bei den Menschen, die uns jetzt nicht die Tickets „aus den Händen rissen“, aber schön langsam lief der Betrieb wieder an – trotz mühsamer Einschränkungen und gewöhnungsbedürftigen Begleitumständen. Auf etwas anderes sind wir dann noch aufmerksam geworden, dass sich nämlich der vor Jahren groß angekündigte „Technologieschub“ oder „Ausbau der Glasfaserleitungen“ bzw. „Schnelles Internet für alle“ nicht einmal im ersten Wiener Gemeindebezirk manifestiert. Unsere Leitung stellte sich als besseres Telefonkabel heraus, das nicht „upgrade“-bar ist. Immerhin hatten die Betreiberin und der Betreiber der Gastronomie einen Koaxialanschluss, was aber trotzdem partielle Leitungsausfälle und unerklärliche Kapazitätsreduktionen des Live-Streams nicht verhinderte. Eine Intervention beim Provider/Betreiber bewirkte zumindest Linderung. Was da mit der staatlichen Technologie-Milliarde genau geschah, ist mir ähnlich schleierhaft wie die angebliche Ausschüttung diverser Corona-Finanzhilfen.
Die am 24. Juni von der Regierung angekündigten Lockerungen im Kulturbereich sehen zwar vor, dass ab Herbst „indoor“ bis zu fünftausend Besucher erlaubt sind – sitzend und mit Abstand –, was für uns konkret bedeutet, dass sich nicht wahnsinnig viel zum Status quo ändern wird. Durch diverse Optimierungsmaßnahmen können wir vielleicht 130 Personen in den Club lassen, der damit zumindest atmosphärisch funktionieren wird. Um auch kaufmännische Grundmaximen zu berücksichtigen, werden Musiker bzw. Formationen, die ein größeres Publikum ansprechen, zwei Konzerte an einem Abend spielen – frei nach amerikanischem Vorbild. Wir werden da „situativ“ agieren, und zwar dergestalt, dass, wenn ein um 20.30 Uhr angekündigtes Konzert „ausverkauft“ ist, wir ein zweites Konzert um 19 Uhr ansetzen werden. Das ursprüngliche Konzert beginnt dann um eine halbe Stunde später, um 21 Uhr. Dies gilt ab dem 1. September – da nehmen wir wieder unseren täglichen Clubbetrieb auf und starten die 28. Spielsaison. Übrigens mit jenem Ausnahmekünstler, der im September 1993 das Porgy & Bess eröffnete, Sir Karl Ratzer. In diesem Sinne: Willkommen im Club!
PS: Ich habe versucht, all jenen persönlich bzw. in irgendeiner halbwegs persönlichen Form zu danken, die uns Geld gespendet haben. Ich habe nicht alle erreicht, weil es sich dabei teilweise um Menschen handelt, die weder in unserer Adressdatei noch via E-Mail mit uns in Kontakt sind. An dieser Stelle expliziten Dank an alle, die uns in dieser schwierigen Zeit materiell & immateriell unterstützten. Wir wissen das wertzuschätzen!
Hier können Sie das September-Programm als pdf downloaden
April 2020
Der April-Folder war schon auf dem Weg in die Druckerei als sich die Ereignisse coronabedingt überschlugen. Wir stoppten im letzten Moment den Printvorgang. Wie sich herausstellen sollte, war an ein Live-Programm in diesem Monat nicht zu denken. An dieser Stelle soll der dazugehörige Folder veröffentlicht werden. Hier das April-Programm als pdf zum downloaden.
März 2020
Im Januar war ich zu einer „Clinic“ in der Jazzabteilung des Pariser Konservatoriums, die vom Bassisten Riccardo Del Fra geleitet wird (auf ausdrücklichen Wunsch seines Vorgängers, des großartigen Jean-Francois Jenny-Clark!) eingeladen. Zum einen habe ich mich da natürlich durchaus geehrt gefühlt, zum anderen freute ich mich darauf, die dortige Jazzclub-Szene auszuchecken. Bedenkt man, dass Paris über 10 Millionen Einwohner hat, herrscht in Sachen Jazzclubs ziemliche Flaute. Ich meine, es war gerade Streik, was den öffentlichen Verkehr arg beeinträchtigte, aber das Programm in diesem Zeitraum war wohl eher nicht streikenden Jazzmusikern geschuldet. Es war jazzmäßig schlicht und einfach nicht viel los. Egal ob man in den Tageszeitungen nach Programmhinweisen suchte oder im Pariser Äquivalent zum „Falter“ Nachschau hielt – unter der Rubrik Jazz war wenig bis nichts gelistet. Und das, obwohl es eine spannende Szene gibt, wie ein Blick in die Programme französischer Festivals zeigt. Da manifestiert sich ein Paradoxon: Einerseits werden Festivals unterstützt, wenn eine gewisse Quote heimischer Musiker erfüllt wird, andererseits dürfte der tägliche Betrieb wenig bis gar nicht subventioniert werden … Zurück zu Paris: Vor Jahrzehnten war ich einmal im „New Morning“, einem coolen Club, in dem damals Dewey Redman mit Rita Marcotulli auftrat. Ein feines Konzert, wie ich mich erinnere, bei dem es sich Dewey nach dem Spielen der Melodie des ersten Tunes an der Bar bequem machte und erst gegen Ende des Sets wieder auf die Bühne zurückkehrte. Blickt man jetzt in das Programm, dann finden sich da schon auch Musiker wie Brad Mehldau, aber das sind ganz vereinzelte Ausnahmen. Früher spielten da die Leute, die auch im Londoner „Ronnie Scott’s“ auftraten, also alle Wichtigen der aktuellen internationalen Jazzszene. Die Studenten am Konservatorium meinten, dass es einen Club in der Nähe gebe, wo auch Jam Sessions stattfänden und den sie öfter frequentierten. „La Gare“ heißt der, und ich ging hin und traute meinen Augen nicht: Irgendwo im Off von La Villette stand da ein Abbruchhaus, das hierzuorts nie und nimmer irgendeine magistratische Veranstaltungsbewilligung bekommen würde (außer die zum Abriss), wo Bier in Plastikbechern um 8 Euro ausgeschenkt wurde und wo eine Bühne stand (also eine mehr schlecht als recht zusammengezimmerte Ansammlung von podestähnlichen Verschlägen), die mit irgendwelchen olfaktorisch recht gewöhnungsbedürftigen Teppichen ausgelegt waren. Angekündigter Beginn der Session war 21 Uhr, ich verließ um Viertel nach diese „Stätte des Grauens“, weil um diese Zeit außer ein paar Kellnern und einer Handvoll herumhängender Gestalten niemand zugegen war. Ich meine, in Wien spielen Studenten z. B. am Nachmittag im P&B, oder des Abends im Zwe oder im Jazzland oder an irgendeinem anderen Ort, der jedenfalls nie entwürdigender sein kann als jener, von dem ich berichte. Und dort bestreitet Rick Margitza, immerhin jemand, der von Miles Davis engagiert wurde, eine wöchentliche Serie. Wow, also für die Pensionen streiken kann die Grande Nation deutlich besser, als sich um erträgliche Rahmenbedingungen für Jazzmusiker zu sorgen. Schließlich entdeckte ich, dass mein Freund Antonio Faraò, ein italienischer Pianist, der mittlerweile in Paris lebt und der u. a. mit seinem Trio und an der Seite von Biréli Lagrène im P&B spielte, ein Gastspiel im „Sunset/Sunside“ gab, einem Club, den ich vom Hörensagen kannte, weil Musiker wie Wolfgang Muthspiel dort auftraten und unser Cheftechniker mir einmal berichtete, dass, wenn er sich dort in der Musikergarderobe aufhalten würde, keine zusätzliche Person mehr Platz hätte. Mir wurde direkt neben der Bühne ein Sitzplatz zugewiesen, und wenn ich meine Arme vorgestreckt hätte, dann hätte ich von dort aus auch Klavier spielen können (würde ich das Instrument beherrschen!). Also wenn sich Besucher über die gelegentlich beengte Sitzplatzsituation im P&B echauffieren, dann haben die keine Ahnung, wie’s woanders zugeht. Immerhin war der Club prall gefüllt, viel mehr als in unserer „Strengen Kammer“ haben dort aber auch nicht Platz. Das „Sunset/Sunside“ ist in der Rue des Lombards lokalisiert, und in derselben Gasse gibt es einen weiteren Jazzclub, den „Duc des Lombards“. Auch dort war ich einmal vor Jahren, da spielte Joey Calderazzo solo, damals noch mit lässiger Zigarre im Mundwinkel. Zu diesem Anlass wurde offenbar ein adäquates Klavier angeliefert, das aber nicht auf die Bühne passte, weswegen der vordere Fuß auf einer Bierkiste oder Ähnlichem platziert wurde, damit das Instrument nicht von der Bühne kippte. Zwischenzeitlich umgebaut, scheint der Club aber ebenfalls eher (sagen wir einmal) mit klarer ökonomischer Ausrichtung programmiert zu werden. Im Gegensatz zum „Sunset“ wird der „Duc“ setweise verkauft – amerikanisches Vorbild also.
Was ich damit sagen möchte: Eine Weltstadt wie Paris hat (nicht nur, aber auch), was den Jazz betrifft, keine Chance gegen die Infrastruktur der Musikstadt Wien. Das muss auch mal gesagt werden! Und sind wir doch froh, dass es so einen Club wie das P&B gibt – auch wenn Sie mir durchaus berechtigt Subjektivität vorwerfen könnten ...
In diesem Sinne, viel Vergnügen im Club Ihrer Wahl
Hier können Sie das März-Programm als pdf downloaden
Februar 2020
Ich schreibe diese Zeilen am 31. Dezember, einem Tag, an dem traditionell „Inventur“ gemacht wird ‒ das heißt für mich: Zuschauerzahlen addieren und Konzerte zusammenzählen. Und siehe da: Sollte ich mich nicht verrechnet haben, dann wurden 2019 insgesamt über 500 Veranstaltungen realisiert, fast 400 im Hauptraum (inklusive Matineen, Filmvorführungen, Buchpräsentationen und Kindertheater), knapp 100 Konzerte in der Strengen Kammer und über ein Dutzend Vernissagen in der Public Domain. Insgesamt kamen zu all diesen Veranstaltungen über 84.000 Kulturinteressierte – ein Wahnsinn eigentlich! Das ist der Hauptgrund, wieso es das P&B nach knapp 26 Jahren immer noch gibt – und ich immer noch meinen Job als „Hausmeister“ habe! Vielen Dank dafür und bleiben Sie uns auch zukünftig gewogen.
Wie schon an dieser Stelle geschrieben, hat die Stadt Wien für 2020 die Subvention erhöht. Besonderen Dank an die Frau Kulturstadträtin. Das Bundeskanzleramt hat die Subvention bereits 2015 angepasst. Auch dafür mein expliziter Dank! Und weil wir gerade dabei sind: Seit dem Sommer 2019 sorgen die Kolleg*innen um Cathrine Lux und Andreas Gstettner für Ihr leibliches Wohl, und das zur allgemeinen Zufriedenheit und auf hohem Level, was Lebensmittelqualität und nachhaltige Verarbeitung betrifft. „Natural Forces“ nennt sich diese Firma, und das nicht ohne Grund. Bitte weiter so! Und natürlich größten Dank an alle Mitarbeiter*innen des Vereines, die tagaus tagein zuverlässig und kompetent arbeiten und äußerst freundlich auf alle Begehrlichkeiten eingehen, egal ob im Büro, an der Vorverkaufsstelle, in der Garderobe, hinter dem Mischpult oder an der Kassa. Ad multos annos!
Dann sei auch noch einmal auf einen auf unserer Homepage etwas „versteckten“ Blog (wie man ein diskursives Forum heutzutage nennt) hingewiesen, nämlich jenen von Hannes Schweiger, ehemals Herausgeber und Mastermind von „Jazzlive“ (ein längst eingestelltes austriakisches Fachjournal), der seit 2016 regelmäßig und exklusiv auf https://porgy.at/reviews Konzertrezensionen verfasst – mit Fotos, die bei den jeweiligen Konzerten von unseren „Haus & Hof-Fotografen“ Eckhart Derschmidt, Rainer Rygalyk, Wolfgang Gonaus, Bruno Wegscheider oder Harald Knöbl gemacht wurden. Schauen Sie sich das an!
Last but not least: Renald Deppe, seines Zeichens Gesamtkunstwerk und Träger des Ehrenzeichens erster Klasse für Verdienste um die Republik Österreich (als Deutscher, kein Scherz!), der 1993 den Verein Porgy & Bess mitgegründet hat und seit 2011 für die inhaltliche Ausrichtung der sogenannten „Strengen Kammer“ verantwortlich zeichnet, verschickt die wohl intelligentesten und gescheitesten „Newsletters“ weit und breit. Schreiben Sie ihm ein Mail (rd@porgy.at) und bitten um Aufnahme in seinen Verteiler. Ich verspreche Ihnen, dass Sie das nicht bereuen werden ...
In diesem Sinne: Viel Spaß mit dem gar nicht allzu faschinglichen Februar-Programm!
Hier können Sie das Februar-Programm als pdf downloaden
Januar 2020
Das Jahr endet mit einer erfreulichen Überraschung: Die Kulturabteilung der Stadt Wien meldete sich bei uns und tat kund, dass dem P&B ab 2020 für den laufenden Betrieb 30.000 Euro mehr zur Verfügung stehen werden – auch weil das gesamte Kulturbudget erhöht wurde, was vorbehaltlos zu loben ist. Dies bedeutet eine erstmalige Subventionserhöhung seitens der Stadt seit Gründung des P&B 1993 (das Bundeskanzleramt erhöhte 2015). Das heißt, dass der Subventionsanteil 2020 knapp 16 % des Gesamtbudgets betragen wird. Zum Hintergrund: 2015 verloren wir ohne unser Zutun den Hauptsponsor, der knapp 10 % des Gesamtbudgets beisteuerte. Unser damaliger Vorschlag war, dass der Verein P&B die eine Hälfte kompensiert, Stadt und Bund zu gleichen Teilen die zweite. Der Bund folgte, wie schon erwähnt, unserem Ansinnen, die Stadt zierte sich vorerst. Nun machte unser Rechnungsprüfer im Jahresabschluss 2018 unmissverständlich darauf aufmerksam, dass es in diesem Zusammenhang einer nachhaltigen Lösung bedarf, da ansonsten der Verein trotz offiziell attestierter Sparsamkeit und maßvollem Umgang mit den vorhandenen Ressourcen zukünftig unausweichlich in finanzielle Turbulenzen geraten werde, weil die Rücklagen, die durch den Sponsor gebildet werden konnten, schon aufgebraucht wurden. Diese Botschaft wurde offensichtlich verstanden und die Situation ohne großes Aufheben in unserem Sinne korrigiert. Vielen Dank an die Frau Kulturstadträtin und ihr Team. Wir wissen diese unbürokratische Erledigung zu schätzen und zollen dankbar Respekt. „Wien ist anders“ war ein (touristischer) Slogan – alt zwar, aber immer noch wahr!
Wie schon vor ein paar Ausgaben an dieser Stelle angekündigt, haben wir nun tatsächlich einen Trinkbrunnen in der Musikergarderobe installiert und fordern die Musiker auf, das wunderbare Wiener Hochquellwasser anstelle von plastikbeflaschter Verkaufsware zu konsumieren. Erste Erfahrungen zeigen, dass das durchaus angenommen wird, auch weil es hauptsächlich für internationale Musiker einen großen Unterschied macht, ob man Wasser aus dem Wasserhahn entnimmt oder eben aus einem Trinkbrunnen, der ja genau dafür da ist. Diese Investition wird sich also in kürzester Zeit amortisieren und wir sind den ganzen Plastikflaschenwahnsinn los. Dank auch an die MA 31 für ihren Support. Also auch das Wiener Wasser ist anders!
Eine weitere „Baustelle“ wurde ebenfalls erfolgreich abgeschlossen. Unsere Betriebsanlagengenehmigung stammt im Wesentlichen aus dem Jahr 2000, mit einigen Abänderungen wie z. B. der geänderten Eingangssituation ab 2011 und diversen anderen Adaptionen. Nun war es das Ansinnen der unterschiedlichen Abteilungen – genauer: Magistratisches Bezirksamt für den 1./8. Bezirk, Arbeitsinspektorat Wien Zentrum, MA 36-A und MA 36-B – einen aktuellen und „vereinheitlichten“ Stand der Betriebsanlage mit dem Standort Riemergasse 11 zu schaffen. Das ist normalerweise kein wirkliches „Honigschlecken“, und das Genehmigungsverfahren kann ganz schön anspruchsvoll sein, auch weil sich seit fast 20 Jahren viele Auflagen geändert, also „verschärft“ haben bzw. etliche neue hinzukamen. Es gab natürlich etliche Beanstandungen, wovon die meisten sofort und ohne gröberen Aufwand behoben werden konnten. Der größte „Knackpunkt“ war die Lüftung im Eingangsbereich, wobei sich da eine Lösung fand, die von allen Beteiligten als in Ordnung befunden wurde. Mitte November trudelte der Bescheid mit der offiziellen Genehmigung der Betriebsstätte mit allen uns wichtigen Parametern wie Konzerten in der Strengen Kammer, Ausstellungen in der Public Domain, Barbetrieb etc. ein. Ich glaube also, dass wir die nächsten 20 Jahre diesbezüglich keine weiteren Probleme zu erwarten haben. Auch recht beruhigend – Dank an die Kooperationsbereitschaft der VertreterInnen dieser Abteilungen.
In diesem Sinne, ich wünsche Ihnen und mir ein musikalisch spannendes neues Jahr!
Hier können Sie das Januar-Programm als pdf downloaden
Dezember 2019
Wie schon seit 1994 gibt’s auch für das Jahr 2020 sogenannte MemberCards. So eine Karte ermöglicht freien Eintritt zu allen vom Verein Porgy & Bess veranstalteten Konzerten, und das sind ca. 300 Veranstaltungen im Jahr. Bei Kooperationen bzw. „Fremdveranstaltungen“ gilt zumeist eine Ermäßigung von bis zu 50 % bzw. zumindest eine von 10 Euro. Unser regulärer Eintrittspreis beträgt bis Ende des Jahres 20 Euro, d. h. für ein „normales“ Konzert ist das der Preis für einen Sitzplatz, und es ist damit für MemberCard-Holder frei – also ohne Aufpreis zu bezahlen. Ist der Sitzplatzpreis höher, dann müssen Karten-Inhaberinnen oder Inhaber die Differenz zum Grundpreis zahlen. Stehplätze sind auch dann frei, wenn diese über 20 Euro kosten. Dieser Grundpreis wurde 2015, nachdem uns unser Hauptsponsor abhandenkam, letztmalig erhöht. Nun sehen wir uns gezwungen, ab 2020 22Euro verlangen zu müssen, auch weil die Subvention der öffentlichen Hand bis dato nicht valorisiert wurde und ziemlich sicher auch nicht wird. Der Preis der MemberCard bleibt in allen Kategorien gleich – ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann da die letzte Erhöhung stattfand. Natürlich passen wir da die „Freigrenze“ auf 22 Euro an, für MemberCard-Holder ändert sich also eigentlich nichts bzw. wird die Karte sogar etwas aufgewertet. Wem das alles etwas zu kompliziert klingt: Alle Infos können Sie auf unserer Homepage http://porgy.at/page/membercard/ in Ruhe nachlesen.
Ganz allgemein ist dieses MemberCard-System mit Sicherheit mitverantwortlich dafür, dass es das P&B nach wie vor gibt. Dank da an die Leute, die uns so viel Vertrauen entgegenbringen, dass sie diese Karte zu einem Zeitpunkt erwerben, wo sie noch gar nicht genau wissen können, was sie dafür tatsächlich bekommen, weil das Programm natürlich nicht so weit im Vorhinein fixiert werden kann. Dass die meisten die Karte verlängern, deutet darauf hin, dass die Majorität offenbar recht zufrieden ist.
Dank natürlich auch an die Subventionsgeber Stadt Wien und Bundeskanzleramt, ohne deren jahrzehntelanges Engagement das P&B ebenso wenig denkbar wäre, auch wenn wir leichter schlafen würden, wenn diese Gelder in irgendeiner Form inflationsbereinigt wären ... Dank an dieser Stelle auch an den SKE-Fonds der Austro Mechana und an die AKM, und Dank auch an die Firma Ottakringer, die es sich auch was kosten lässt, dass wir ihr Bier verkaufen. Ein ganz ausgezeichnetes übrigens!
In diesem Sinne: Ein an-, auf-, er- oder sonst wie sich regendes Dezember-Programm – und bleiben Sie uns gewogen!
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November 2019
Wien ist auch deshalb eine sehr lebenswerte Stadt, weil man das Wasser aus der Leitung trinken kann. Ich habe gehört, dass diese Stadt auch weltweit den größten Weinanbau innerhalb der Stadtgrenzen hat – klingt ja fast paradiesisch, aber letzteres soll hier kein Thema sein. Wir überlegen uns schon seit längerem, wie wir es den Musikern schmackhaft machen können, unser wunderbares Hochquellwasser zu konsumieren. Bis jetzt haben wir monatlich hunderte 0,3 Liter Plastikflaschen herangekarrt, um diesen Bedarf zu decken. Da muss man nämlich bedenken, dass 1 Literflaschen nicht gehen, weil das ein Musiker nie austrinkt und eine angebrochene Flasche wird wiederum von anderen nicht mehr verwendet. Glasflaschen sind auf der Bühne aus unterschiedlichen Gründen problematisch, außerdem sind diese Dinger ganz schön schwer zu transportieren. Dann gehen auch keine Gläser, weil die umkippen können, bleiben also nur wiederverschließbare Flaschen über.
Nun versuchen wir es anders: Wir planen in der Musikergarderobe einen Trinkbrunnen zu installieren und fordern die auftretenden Musiker auf, ihre eigenen Wasserflaschen mitzubringen. Oder wir stellen den Musikern Trinkflaschen zur Verfügung, die diese dann mitnehmen können und idealerweise auch in anderen Clubs Verwendung finden. Die Produktion dieser Flaschen, die man natürlich „branden“ kann, muss freilich noch geprüft werden bzw. vielleicht findet sich da ja ein (umweltbewußter) Sponsor. Andere Veranstalter müssten natürlich auch Trinkbrunnen installieren, und wenn das Wasser aus der Leitung irgendwo nicht konsumierbar ist, dann sollen dort halt Nachfüllbehälter zum Einsatz kommen.
Damit wäre ein Signal gegen diesen Plastikwahn gesetzt, ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen. Wir haben schon beim European Jazznetwork (EJN) vorgefühlt und sind da auf offene Ohren gestoßen. Gut möglich, dass sich da relativ viele solidarisch erklären und zukünftig Musiker nicht nur ihre Instrumente im Koffer mitführen...
Wir haben übrigens schon ein Motto: B-Y-O-B – Bring your own bottle! Vielleicht haben auch Sie da irgendwelche Anregungen...
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Oktober 2019
Noch ganz unter dem Eindruck der Saisoneröffnung (die 27., nebenbei bemerkt) mit den großartigen „Orchestra Suites“ von Michael Mantler, kann ich es mir nicht verkneifen, doch noch ein Wort zur hierzuorts praktizierten Veranstaltungspolitik zu verlieren (leider wirklich im wahrsten Sinne des Wortes). Mantler ist in dieser Stadt geboren und ein mittlerweile 76-jähriger Weltbürger, der Jazzgeschichte geschrieben hat, u. a. durch seine Beteiligung an der mythenumrankten Oktoberrevolution des Jazz 1964, der Gründung der „Jazz Composer’s Guild“ im selben Jahr, spätestens aber seit seiner Einspielung der (legendären) Doppel-LP „The Jazz Composers Orchestra“ 1968. Ich will jetzt gar nicht Musiker aufzählen, die an Projekten von Mantler beteiligt waren – es liest sich wie das Who’s who der Jazz-, Rock-, Crossover-, Literatur- und was-weiß-ich-noch welcher Szene. Bis Anfang der 1990er Jahre lebte er in den USA, seitdem in Kopenhagen und Südfrankreich. Er arbeitete mit namhaften Symphonie-, Kammer-, Rundfunkorchestern zusammen und realisierte diverse Multimedia-Musiktheaterproduktionen. Seit Jahrzehnten veröffentlicht er auf dem renommierten ECM-Label. Ein wichtiger Mann, würde man meinen – aber offenbar nicht wichtig genug für die Musikstadt Wien. Bis heute (trotz mehrfacher Bemühungen) kein einziger (!) Auftrag eines einschlägigen Wiener Festivals, kein einziger Auftritt unter seinem Namen (sieht man vom P&B ab). Zur kulturpolitischen Ehrenrettung muss natürlich erwähnt werden, dass Mantler den Staatspreis für Improvisierte Musik und den Preis der Stadt Wien für Musik erhielt. Seine Arbeit wird also – wenn schon nicht aufgeführt – zumindest ausgezeichnet. Wenn sich das P&B, dem diese Projekte in allen Dimensionen um eine Schuhnummer zu groß sind, nicht um die Realisierung gekümmert hätte, wäre in dieser Stadt keine einzige Mantler-Komposition live zu hören gewesen sein. Unglaublich eigentlich – aber immerhin haben wir uns damit ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Und trotz herber finanzieller Verluste muss ich sagen, dass diese drei Aufführungen im Jazzclub zu den beeindruckendsten Klangerlebnissen zählten, an die ich mich erinnern kann. Es wäre ewig schade gewesen, wenn es aufgrund rein rational-ökonomischer Gründe nicht zur Umsetzung gekommen wäre. Großen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten, die höchst motiviert ein enormes Arbeitspensum bewältigt haben und diese komplexen Kompositionen mit meisterhafter Leichtigkeit zum Klingen brachten. Chapeau!
Weil wir gerade zwecks Subventionsabrechnung bzw. -einreichung den Jahresabschluss 2018 fertiggestellt haben, möchte ich ihnen einige „hard facts“ nicht vorenthalten:
Der Hauptraum des P&B wurde 2018 an 343 Tagen mit insgesamt 385 öffentlich zugänglichen Produktionen bespielt. Dazu kamen 77 Konzerte in der Strengen Kammer und 12 Vernissagen in unserem Ausstellungsraum, der Public Domain. Im Jahr 2018 besuchten mehr als 80.000 Personen die Veranstaltungen im P&B. Insgesamt wurden in diesem Jahr 474 Veranstaltungen in den unterschiedlichen Räumen des P&B organisiert. Das Gesamtbudget des P&B betrug 2018 rund 1,78 Mio. Euro. Das Bundeskanzleramt unterstützte den laufenden Betrieb mit 8,4 %, die Stadt Wien mit 6,2 % des Jahresbudgets. Knapp 2,2 % stammten von Sponsoren wie Ottakringer, AKM, Austro Mechana, Universal, ORF... (Seit 2015 müssen wir den Ausfall unseres Hauptsponsors, der in der Vergangenheit fast 10 % des Jahresbudgets zur Verfügung stellte, kompensieren!). Die Eigendeckung beträgt damit über 83 %! Die Eintrittseinnahmen liegen bei fast 70 %. Die restlichen Gelder stammen aus Vermietungen und aus der verpachteten Gastronomie.
Recht ordentliche Zahlen, wie ich meine. Wie sie unschwer erkennen, ist der Hauptsponsor das zahlende Publikum. Bleiben sie uns also gewogen, damit zukünftig der Jazzszene kein Mantler-Schicksal blüht ...
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September 2019
Vor einer recht kuriosen Situation standen wir Anfang Juli, meldete doch der Betreiber der Gastronomie Insolvenz an – das heißt, wir standen von einem Tag auf den anderen plötzlich ohne Barpersonal da. Wir wussten bereits von den Schwierigkeiten, und ein Wechsel war per Ende August vereinbart. Es gab also zum Glück schon einen Nachfolger, der halt unerwartet plötzlich die Arbeit aufnehmen musste und sich auch nicht scheute, ins „kalte Wasser“ zu springen. Danke dafür an Cathrine Lux und Andreas Gstettner, und willkommen im Club! „Natural Forces“ nennt sich ihre Firma, und der Name ist auch Programm. Es geht um bewusste Ernährung, Nachhaltigkeit und Qualität der Produkte – kurz, um die Kraft der Natur. Eine gute Ergänzung also zur natürlichen Kraft des Jazz!
Es gibt ein europäisches Jazz-Netzwerk, das EJN (European Jazz Network), das ein paar Jahre früher als das Porgy & Bess gegründet wurde und als eine Vereinigung der wichtigsten Protagonisten in diesem Gebiet gilt sowie als eine Plattform für länderübergreifende Projekte etc. So waren wir beispielsweise 1995 Teil eines europäischen Club-Festivals mit dem Titel „Imaginary Roots“. Die Idee dahinter war recht einfach: Alle sieben teilnehmenden Jazzclubs entsenden jeweils eine Band, die dann durch die anderen Clubs tingelt. Beteiligt waren das Bimhuis in Amsterdam, das Les Instants Chavirés in Montreuil, der Stadtgarten in Köln, das AMR in Genf, das Moods in Zürich, das Jazzhouse in Kopenhagen und eben das P&B. Wir schickten übrigens die Formation „AM4“ mit Linda Sharrock, Wolfgang Puschnig und Uli Scherer. Es gab ein Programmheft, übersetzt in drei Sprachen, und das ganze Projekt wurde vom EJN unterstützt – angeblich, denn wir leisteten den Hauptteil der Arbeit, das damals gerade entstandene Mica (Music Information Center Austria) kümmerte sich um die Logistik, und zum Schluss blieben wir auf Kosten sitzen, von denen wir eigentlich dachten, sie wären vom EJN abgedeckt. Meine Sympathie gegenüber dieser Organisation hielt sich danach verständlicherweise in überschaubaren Grenzen und wir lehnten jahrelang die wiederholten Versuche, uns als Mitglieder zu gewinnen, erfolgreich ab, obwohl ich mit allen Kolleginnen, die Teil dieses Netzwerkes sind, ein durchwegs freundschaftliches Verhältnis pflege. Mein Freund Edin Zubcevic vom Jazzfestival Sarajewo unternahm im Juni einen letzten Versuch und lud mich nach Ljubljana ein, wo John Zorn seine Bagatellen zur Aufführung brachte – freilich ohne mich von seiner eigentlichen Intention zu informieren. Letztendlich haben wir uns nach knapp fünfundzwanzig Jahren (man soll ja nicht ewig nachtragend sein) doch noch entschieden, dieser Organisation – hauptsächlich aus Solidarität der Jazzszene gegenüber – beizutreten. Wenn ich richtig informiert bin, dann sind wir die 152ste Organisation (aus 35 Ländern), die Mitglied des EJN wurde. Soweit ich das beurteilen kann, sollte das eine Win-win-Situation für beide sein.
Bevor die Saison am 5. September mit einem weiteren Großprojekt von Michael Mantler eröffnet wird, spielt der afrikanische Superstar Keziah Jones am 1. quasi noch in der Sommerpause. Willkommen im Club und bleiben Sie uns gewogen ...
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Juli & August 2019
Im „alten“ Porgy & Bess in der Spiegelgasse begann die Sommerpause Ende April/Anfang Mai und dauerte bis Mitte September. Der Grund war recht einfach und allgemein nachvollziehbar: Im Sommer wird es in der Stadt ordentlich heiß und im Jazzkeller gab es keine Klimaanlage. Warm ist’s im Juli und August zumeist immer noch, aber mittels einer Kälteanlage strömt gekühlte Luft in den Club in der Riemergasse – theoretisch zumindest, doch befanden sich diese Aggregate leider recht häufig im Error-Modus. Als alle Instandsetzungstricks und selbst gutes Zureden nichts mehr halfen, entschlossen wir uns, dieses „Gewerk“ komplett neu zu konzipieren, auch weil es hieß, dass diese Kältegeräte, die als „direktbefeuerte Gasabsorber“ funktionieren (das heißt: keine umweltschädlichen Kältemittel zum Einsatz kommen!), in Europa nicht mehr produziert werden. So zerbrach sich ein Team rund um Wolfgang Hacker, der schon beim Umbau im Jahr 2000 für „HKLS“ (Heizung, Kälte, Lüftung, Sanitär) zuständig war, den Kopf darüber, wie wir unser Problem längerfristig loswerden könnten, und kam zu interessanten Ergebnissen, deren Realisierung aber, grob geschätzt, um die 200.000 Euro gekostet hätte, also deutlich jenseits unserer finanziellen Möglichkeiten gelegen wäre. Dann entdeckten wir eine Firma in Italien, die diese ursprünglichen Gasabsorber-Aggregate weiterentwickelt und auch produziert – das bedeutete, dass wir „nur“ die Geräte tauschen mussten. Billig freilich war auch das nicht, kostet ein Gerät doch schlappe 20.000 Euro, und auf unserem Dach stehen vier davon, aber mangels Alternativen entschieden wir uns für diese Variante. Nun ist es nicht so, dass man diese Geräte einfach kauft und montiert – wir gaben die Produktion in Auftrag und akontierten die Hälfte der dafür veranschlagten Summe. Ich gebe zu, dass wir nicht unbedingt blindes Vertrauen in italienische Industriebetriebe haben, aber da waren uns sprichwörtlich die Hände gebunden. Wirklich fristgerecht waren diese Geräte dann auch nicht fertig, und als sie dann schlussendlich in Wien ankamen, versuchte die Transportfirma, mit einem Tieflader in die Innenstadt zu fahren. Den Erfolg dieses Unterfangens können Sie sich vorstellen. In der gesperrten Riemergasse stand ein Kran, der knapp fünfzig Meter in die Höhe ragte, die alten Geräte vom Dach hievte und darauf wartete, auf den leer gewordenen Platz die neuen zu setzen. Ausgemacht war, dass diese Lieferung am späteren Vormittag eintreffen würde. Gegen zehn Uhr war das Dach geöffnet und die funktionsuntüchtigen Maschinen entsorgt … und dann begann das lange Warten – bei laufendem Motor, weil sonst der Kran seine Standfestigkeit verliert. Die Freude der Nachbarn können Sie sich vorstellen. Wie auch immer, kurz bevor auch wegen sich verschlechternden Wetterbedingungen die ganze Aktion abgebrochen werden hätte müssen, trafen die neuen Absorber, transportiert von Innenstadt-kompatiblen Kleinlastfahrzeugen, endlich ein und waren eine knappe halbe Stunde später dort positioniert, wo sie auch hingehörten. Einzig auf eine Fachkraft, die zur Inbetriebnahme nötig gewesen wäre, wurde vergessen. Ich bin nicht so schnell aus der Fassung zu bringen, aber in diesem Fall verlor ich wohl etwas die Contenance. Es dauerte weitere quälende Tage bzw. Wochen, bis schlussendlich am 1. Juli des vergangenen Jahres gleich nach dem Konzert des großen Charles Lloyd (der meinte, er ziehe warme Temperaturen kalten Händen vor) die Kälteanlage ihren Dienst startete.
Warum ich das erzähle? Weil wir bis zum 17. August bis auf ein paar „Stehtage“ faktisch durchspielen und der Techniker, der diese Anlage wartet, mir versichert hat, dass wir im Sommer im Keller keine Probleme bezüglich Hitze haben werden. Nun denn: Hot Jazz im coolen Club! Welcome! CH
PS: Die nächste Saison, also die 27. der Geschichte, beginnt am 5. September mit einem dreitägigen Gastspiel des großen austriakischen Komponisten und Trompeters Michael Mantler, der einen Querschnitt seiner orchestralen Arbeiten präsentieren wird. Mantler ist übrigens gebürtiger Wiener, der sehr früh in die Vereinigten Staaten ging, die „Jazz Composers Guild“ mitbegründete und federführend für die sogenannte „October Revolution in Jazz“ verantwortlich zeichnete, mit Mitstreitern wie Bill Dixon, Cecil Taylor, Archie Shepp und natürlich seiner damaligen Frau Carla Bley. In seiner Geburtsstadt wurde er nie eingeladen, seine Arbeiten zu präsentieren (Ingrid Karl und Franz Koglmann organisierten irgendwann einmal einen Workshop im Rahmen der Wiener Musikgalerie, den Mantler leitete). So bleibt es halt uns vorbehalten, diesem großen, verkannten Sohn unserer Stadt ein Podium zu bieten.
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Juni 2019
Eubie Blake war ein Ragtime-Pianist, der uralt wurde (auch weil er bei der Angabe seines Geburtsjahrs etwas geschwindelt hatte) und mit 101 im Jahr 1983 verstarb (tatsächlich dürfte er 96 Jahre alt gewesen sein). Jedenfalls wurde er von Journalisten gefragt, ob es nicht sehr anstrengend sei, in seinem hohen Alter immer noch Tourneen zu machen, und er antwortete sinngemäß, dass er sich, seitdem sein Sohn endlich im Altersheim sei, nun viel mehr um seine eigenen Dinge kümmern könne und damit für ihn alles viel leichter geworden wäre. Er sagte auch, wenn er gewusst hätte, wie alt er werden würde, er besser auf sich aufgepasst und z. B. schon früher das Rauchen aufgegeben hätte. Diese Geschichte fiel mir ein, nachdem wir in dieser Saison mit einigen altersmäßig schon recht fortgeschrittenen Musikerpersönlichkeiten zu tun hatten, die neben der musikalischen Integrität auch über veritable humoristische Qualitäten verfügen. So lehnte Martial Solal (*1927), der zu unserem 25. Geburtstag am 26. September vergangenen Jahres spielte, alle Interviewanfragen mit der Begründung ab, dass er nun schon so alt sei, dass keine Zeit mehr übrig bliebe, sich zu langweilen – nur um dann trotzdem bis nach Mitternacht im Club zu sitzen und Journalistenfragen zu beantworten. Als ich ihn zum Flughafen brachte, meinte er, dass er unbedingt zum 50. Geburtstag wieder spielen wolle. Als er bemerkte, dass sich das wohl eher nicht ausgehen würde, schlug er vor, dass ich ihn in ein, zwei Jahren auch ohne Anlass einladen könne. Lee Konitz, ebenfalls ein 27er-Jahrgang, ist auch immer für coole Sprüche gut bzw. wegen seiner typisch grantelnden Art bei Musikern und Veranstaltern gefürchtet. Im P&B beschwerte er sich einmal über zu viel Licht und spielte erst wieder weiter, als ich ihm erklärte, dass aus behördlichen Gründen die Notleuchten, die die Fluchtwege markieren, nicht abgeschaltet werden dürfen. Roy Haynes (*1925) war auch nicht schlecht: Als er von seinem Bassisten darauf aufmerksam gemacht wurde, dass das Tune, dass er gerade ansagte, bereits gespielt worden war, meinte er lapidar: „If so, then let’s play it differently.“ Der große Hans Koller (*1921) rief mich an und sagte: „Heast Christoph, I wer’ heit 80 und kumm zu dir ins Porgy!“ An diesem Tag war Jam Session und wir bauten im hinteren Teil des Clubs eine Tafel auf, um diesen Anlass auch gebührend zu feiern. Koller schenkte mir übrigens ein Notenblatt mit einer Komposition, die er mit „Hommage à Christoph Huber, Porgy & Bess“ betitelte, er machte also mir ein Geschenk zu seinem Geburtstag. Yusef Lateef (*1920) spielte 2007 mit den Belmondo-Brüdern, und als diese wissen wollten, wie viel Geld er pro Auftritt verlangen würde, nannte er die Summe von 100.000 US-Dollar. Als die Brüder einwarfen, dass dies recht unrealistisch sei und eigentlich schon das Unterfangen absagen wollten, meinte der Meister, dass, wenn 100.000 zu viel sei, für ihn auch 1.000 Dollar pro Konzert okay wären. Aber ich schweife ab: Marshall Allen (*1924) gab ein paar Tage vor dem Verfassen dieser Zeilen ein Gastspiel mit jenem Arkestra, dass er nach dem Saturnabgang des Namensgebers Sun Ra 1993 leitet, und sprang nach dem knapp zweieinhalbstündigen Konzert, weil er nicht den Umweg über den Stiegenabgang nehmen wollte, ganz einfach von der Bühne – mit 95, wohlgemerkt! Möglicherweise war das doch nicht der letzte Auftritt dieser Formation unter seiner Leitung. Und am 30. April war wieder der internationale Jazztag, den die UNESCO 2011 ausrief, und u. a. spielte da der vergleichsweise Jungspund Rolf Kühn (*1929) – und neben dem sehen viele Musiker auch sehr alt aus ...
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Mai 2019
Ein paar Worte an dieser Stelle zur sogenannten „Strengen Kammer“, dem „Raum mit dem weiten Horizont“, wie mein Freund und (Haupt-)Kurator Renald Deppe zu sagen pflegt. Diesen alternativen kleinen Konzertsaal gibt es nun schon seit 2011, und er entstand, weil wir die ursprünglich dort befindliche Vorverkaufsstelle in das benachbarte Geschäftslokal übersiedeln konnten. Davor mussten wir, weil das Grundwasser unsere im tiefen Keller situierte Musikergarderobe überschwemmte, den Raum provisorisch als Künstlerumkleide adaptieren – inklusive Bösendorfer-Flügel, der zum Einspielen von Pianisten diente. Als der Keller wieder trockengelegt war, wanderte zwar die Musikergarderobe an ihren ursprünglichen Platz zurück, nicht aber das Klavier, das wollte niemand die unzähligen Stufen hinunterschleppen. Carla Bley meinte so nebenbei nach einer Probe in dieser provisorischen Garderobe: „Quite a nice room for playing music.“ Klarerweise spielten wir mit dem Gedanken, diesen Raum für Konzerte zu nutzen, wo wir doch schon seit Langem über ein „Off-Porgy“ nachdachten. Ein Arbeitstitel war rasch gefunden – eben „Strenge Kammer“ –, einerseits als augenzwinkernde ironische Referenz an das historische Rondell-Kino mit seiner inhaltlichen Ausrichtung – verzeihen Sie mir diese unzulässig unterstellte Verallgemeinerung, aber meines Erachtens waren alle männlichen Wiener, die mittlerweile über 60 sind, dereinst dort! –, andererseits stand ein Festival, das John Zorn in München kuratierte, Pate. „Radical Jewish Culture“ hieß eine Konzertserie in der Philharmonie, und unter anderem stand im Foyer eine „Black Box“, in der Zorn sein Werk „Kristallnacht“ zur Aufführung brachte. Davor wurden Zettel verteilt mit der Warnung, dass, wenn man sich für dieses Konzert entschieden hätte, man den Ort erst wieder nach Konzertende verlassen dürfe. Ähnliches schwebte uns vor: ein Raum, wo die Konzerte pünktlich um 19 Uhr beginnen und längstens eine Stunde dauern. Wer zu spät kommt, hat Pech gehabt, ebenso wie derjenige, der plötzlich, aus welchem Grunde auch immer, während des Konzertes das Weite suchen möchte. Man muss sich entscheiden und man muss auch die Konsequenzen dieser Entscheidung tragen. Eintritt muss natürlich auch bezahlt werden, allerdings nur so viel, wie der Besucher zu geben bereit ist. „Pay as you wish“ lautet die niederschwellige Devise. Klingt alles sehr streng, aber ich verrate wohl kein Geheimnis, wenn ich anmerke, dass wir in der Exekution dieser Überlegungen eher nicht sehr konsequent sind. In Ermangelung einer besseren Bezeichnung blieb der vermeintliche Arbeitstitel namensgebend und setzte sich auch binnen kurzer Zeit trotz mitunter missverständlicher Interpretationen durch.
Innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich dieser Raum zum Hotspot für die junge, austriakische, avancierte Jazzszene, und zwar hauptsächlich aufgrund der umsichtigen und mutigen Programmierung von Renald Deppe, der seinen edukativen Aufgaben als Professor an der Musikuni Wien und am Bruckner Konservatorium in Linz vorbildlich nachkommt und immer wieder unbekannten neuen Talenten eine Bühne bietet – mittels zweier Serien namens „Lost & Found“ jeden Montag und „Brennkammer“ jeden ersten Donnerstag bis Samstag im Monat. Eine Werkstatt, ein Laboratorium, ein Versuchsraum soll das sein, wo Dinge ausprobiert werden können, ohne dem Diktat der ultimativen musikalischen Ausformulierung. Hier finden Sie nicht nur Dinge, die verlorengegangen schienen, sondern Sie können Sachen entdecken, von denen Sie gar nicht wussten, dass diese überhaupt existieren. Ein immer spannendes Experimentierfeld für Köpfe, die für ihre Ohren haften. Willkommen in der Strengen Kammer!
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April 2019
Da gibt es ja diesen austriakischen Musikpreis, der nach dem berühmten Komponisten benannt ist, der auch für die Vermarktung von Kugeln herhalten muss (Touristen sprechen mitunter über „Mozart’s balls“). Dieser Preis kommt jedes Jahr zu genauso zweifelhafter wie kurzweiliger Berühmtheit, weil verlässlich wer böse ist, dass denselben Preis auch jemand gewinnen könnte, der als singende volksrockandrollende Lederhose im deutschsprachigen Raum eine gewisse Popularität erlangt hat.
Dieser Preis wird seit Jahren vom „ifpi – Verband der österreichischen Musikwirtschaft“ organisiert und veranstaltet – das sind also jene, die die Arbeit schaffen, wie wir von der Frau Fachministerin belehrt bekommen haben. Aber ich schweife ab ... jedenfalls schrieb ich dem Amadeus-Award-Leuten Nachstehendes:
„Ich weiß zwar nicht mehr genau, seit wie viel Jahren ich in der Jury für die Kategorie „Jazz/World/Blues" meine Stimme abgebe, ich weiß aber, dass noch nie irgendein Musiker oder irgendeine Formation, den/die ich vorgeschlagen habe, schlussendlich nominiert wurde. Nun gibt es z. B. eine Band namens Shake Stew, die gerade international reüssiert, das deutsche Feuilleton erobert, überall das Publikum begeistert und es beispielsweise geschafft hat, das P&B an zwei Abenden auszuverkaufen, die aber vom Amadeus Award vollkommen ignoriert wird. Der großartige Karl Ratzer legt gerade eine fulminante „dritte“ Karriere hin, bringt regelmäßig überzeugende Alben heraus – blickt man auf die Nominiertenliste, findet sich dieser Name natürlich nicht. Genauso wenig wie internationale Aushängeschilder wie Wolfgang Puschnig oder Wolfgang Muthspiel, dessen letzte Einspielung ein 5-Star-Rating im US-amerikanischen Fachjournal „downbeat“ erhielt (der letzte österreichische Musiker, dem das gelang, hieß übrigens Hans Koller, und man schrieb das Jahr 1965!). D. h, dass egal wen ich nominiere, es vollkommen klar ist, dass der Betroffene keine Chance hat, den Preis auch tatsächlich zu gewinnen. Um also die Jazzszene zukünftig davor zu bewahren, bitte ich Sie, mich aus der Juryliste zu streichen. Weiters ersuche ich sie, wie schon seit Jahren von vielen anderen auch gefordert, dem Jazz endlich eine eigene Kategorie zu widmen!“
Es ist nämlich so, dass die Nominierten aus der Jury-Wertung und den Verkäufen im Vorjahr ermittelt werden, und zwar im Verhältnis 50 % Verkaufserfolg und 50 % Jurywertung. Klar kommt es da bei Mischkategorien zu Ungerechtigkeiten, die fairerweise zu beheben sind, noch dazu, wenn man das eh schon weiß. Wird aber nicht gemacht, weswegen Jazzmusiker gar keine Chance haben, diesen Preis zu bekommen, weil die anderen Genres schlicht und einfach populärer sind und mehr verkaufen. So ist das halt mit der Wirtschaft. Eine Jury macht da also gar keinen Sinn.
In diesem Sinne, solidarisieren Sie sich mit der (benachteiligten) Jazzszene und strömen Sie in den Club. Herzlich willkommen!
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März 2019
Bevor ich mit meiner Familie, wie zumeist um diese Zeit herum, der winterlichen Bundeshauptstadt den Rücken kehrte, um den hoffentlich eh bald auch bei uns Einzug haltenden Sommer auf einer südlichen Insel zu begrüßen, die schon dem Seefahrer Columbus, dem Naturforscher Humboldt und viel später dem Aktionskünstler und Maler Günter Brus gut gefiel, erwarb ich in der Buchhandlung meines Vertrauens das schriftstellerische Debüt des Pianisten, Komponisten und Sängers Oskar Aichinger mit dem passenden Titel „Ich bleib in der Stadt und verreise“, das ich also in der Ferne mit großem Genuss und noch größerem Vergnügen lese. Er berichtet da von seinen vielen Spaziergängen, die bei ihm alle immer in auch mir sehr sympathischen und geradezu ans Herz gewachsenen Gaststätten wie dem „Sittl“, dem „Rüdigerhof“, dem „Anzengruber“, aber auch in mir vollkommen unbekannten Buschenschanken und Heurigen in den fernen Weiten des Wienerwalds enden. Ich teile da dieselbe Leidenschaft des Gehens – fremde Städte zum Beispiel sind am nachhaltigsten per pedes zu erkunden –, aber vor allem auch die Zielgerichtetheit des Spazierganges. Nicht, dass auch der Weg schon das Ziel sein kann, was ausnahmsweise auch schon einmal vorkommen soll … ich bevorzuge es aber, wenn der Weg zu einem klar definierten Ziel führt. Sehr amüsant sind da die Aichinger’schen Berichte über seine Fußmärsche zu lesen, und wohl viel kurzweiliger, als sie nachzugehen. Über meine städtischen Wanderungen brauche ich wohl kein Buch zu schreiben, da reichen ein paar editoriale Zeilen an dieser Stelle, haben sie doch meist das gleiche Ziel, wenn ich auch zwecks Abwechslung ein paar alternative Wege benutze, wiewohl es da nicht allzu große Auswahlmöglichkeiten gibt, wenn man für die Distanz zwischen der Wieden und der Inneren Stadt nicht mehr als zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Minuten aufwenden möchte. Aber bevor ich mein finales allabendliches Ziel erreiche, gibt es ein paar interessante Einkehrmöglichkeiten in der näheren Umgebung, je nach Zeitbudget und Befindlichkeit. Bin ich zum Beispiel hungrig, suche ich gerne das Gasthaus „Zu den 3 Hacken“ auf, und zwar jenes, wo die Riemergasse auf die Singerstraße trifft. Diese Gastwirtschaft ist eine der ältesten der Stadt, in der auch schon Franz Schubert seine kulinarischen Bedürfnisse befriedigte, um nicht mit knurrendem Magen zu komponieren. Will man noch kurz etwas mit einem Musiker oder mit sonst jemandem an der Jazzszene interessierten besprechen, dann eignet sich das „Café Prückel“ hervorragend dafür, auf das der gestrenge Bürgermeister Karl Lueger sein statuenhaftes Auge geworfen hat. Will ich einfach noch schnell einen Espresso zu mir nehmen, dann dort, wo die Riemergasse an die Wollzeile stößt, da befindet sich nämlich rechterhand eine „Aida“-Filiale, und deren Inventar ist wahrscheinlich fast so alt wie die berühmte Verdi-Oper. Ist es einmal, was sehr selten vorkommt, nicht ganz so spannend im Jazzclub, dann empfiehlt sich ein kurzer Abstecher ins unmittelbar benachbarte „Peters Operncafé“, wenn der Herr Peter halt einmal Lust hat, seine Lokalität auch tatsächlich zu öffnen. Spaziere ich nach getaner Arbeit den umgekehrten Weg nach Haus, dann kehr ich manchmal im „Krippl“ ein, einem Tschocherl (manche sagen auch Tschecherl, was wohl auch seine Gültigkeit hat), wo man um diese Zeit nur auffällt, wenn man vollkommen nüchtern ist, was bei mir – ähnlich wahrscheinlich wie beim Herrn Aichinger – beim Verlassen des Zielobjektes sehr unwahrscheinlich ist.
In diesem Sinne, berauschen Sie sich am musikalischen März-Programm und bleiben Sie fit, indem Sie regelmäßig ein paar Schritte zum Ziel ihrer Wahl tun ...
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Februar 2019
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen kehrt der Club nach den weihnacht-, silvester- und neujährlichen Ausnahmezuständen langsam wieder in den „normalen“ Betriebsstatus zurück und wir können uns um ein paar Dinge kümmern, die aufgrund urlaubsbedingter Nichtverfügbarkeit von diversen Fachkräften aufgeschoben wurden bzw. bei denen wir gezwungen waren, darauf zu warten, bis Firmen wieder ihre Geschäftstüren öffnen. Die Behörden (genauer: BV1, AI Wien Zentrum, MA36-B und MA 36-V) hielten in einer konzertierten Aktion Anfang November des vergangenen Jahres im Club Nachschau, ob die Betriebsstätte noch dem Konsens aus dem Jahre 2000 entspricht, was sie im Wesentlichen natürlich tut, aber aufgrund diverser Veränderungen, Verbesserungen bzw. anderweitiger Nutzung von Räumen (Strenge Kammer, Public Domain) − oder noch komplizierter, aufgrund geänderter, also verschärfter behördlicher Bestimmungen −, offensichtlich nicht immer zu 100 Prozent. Nun fand also die Behörde diverse Mängel und forderte uns auf, diese zu beheben, wogegen ja prinzipiell nichts einzuwenden ist. Ich begann auch unverzüglich mit dem Einholen diverser Atteste zu verschiedenen Bodenbelägen, von Befunden diverser Maschinen, Prüfbüchern von Kälteanlagen, Wartungsprotokollen von Strom- und Gasleitungen, ich beauftragte einen Architekten mit der Aktualisierung von Plänen aller Art, fand heraus, dass die einzige Firma, die das auf dem Dach befindliche Notstromaggregat warten kann/darf, das Lagerhaus Wiener Becken ist ... etc. etc. Alles „business as usual“ im Prinzip, obwohl ich da wirklich gerne auf einen sogenannten Facility Manager zurückgegriffen hätte, den ich aber in Ermangelung finanzieller Ressourcen halt selber spielen musste. Dann kam ein Brief vom MBA 1/8 (Magistratisches Bezirksamt für den 1. und 8. Bezirk), datiert mit 10.12.19, mit einer Auflistung der festgestellten Mängel und mit der Aufforderung, binnen 4 Wochen ab Zustellung des Schreibens diese Mängel auch nachweislich behoben zu haben, widrigenfalls ein Strafverfahren gemäß §367Z25GewO1994 eingeleitet werden würde. Das fand ich nun wiederum etwas forsch, denn welche Behörde kennen Sie, die vor dem 7. Januar ansprechbar wäre, mit Ausnahme der ominösen MA2412, die aber für unsere Betriebsstätte sowieso nicht zuständig wäre? Eben. Immerhin zeigte sich das MBA nach mehrmaliger Intervention gnädig bzw. einsichtig und verlängerte die Frist bis Ende Januar. Bis dahin müssten wir zum Beispiel eine Lüftung, die das Arbeitsinspektorat im Eingangsbereich fordert, umgesetzt haben. Wir haben dort vor Jahren einen Windfang errichtet, weil es in diesem Bereich unangenehm zog, das heißt, das Letzte, was da benötigt wird, ist eine Zu- und Abluftanlage, aber Vorschrift ist halt Vorschrift, und nun werden wir halt dort eine Lüftung einbauen. Dieselbe Behörde forderte übrigens im Zuge des Umbaus des Rondell-Kinos zum Jazzclub P&B einen Fluchtweg aus dem im Keller situierten Aufnahmestudio – und zwar nicht für die Musiker oder Tontechniker, sondern für die angestellte Putzkraft. Wir realisierten diesen Fluchtweg und gruben in knapp 20 m Tiefe einen Gang ab (Kostenpunkt damals 1999 eine geschätzte halbe Mio. ATS), um diese Forderung zu erfüllen – mit dem Ergebnis, dass im Zuge der Kollaudierung jener Beamte, der diesen Fluchtweg verlangt hatte, diesen kurzerhand „umdrehte“, das heißt, die Putzkraft darf nun dorthin flüchten, wo auch Musiker etc. hinauslaufen. Der Fluchtweg hat seitdem keine diesbezügliche Verwendung mehr und kann auch nicht wirklich als Stauraum oder dergleichen umgewidmet werden. Hier wurde sprichwörtlich Geld komplett sinnlos vergraben. Dasselbe wird mit der Lüftung passieren, aber sie erfüllt zumindest den Zweck, dass den Bestimmungen, so realitätsfern sie auch sein mögen, entsprochen wird und damit der allgemeine Konsens als wiederhergestellt gilt. Und das wollen wir natürlich alle, oder?
In diesem Sinne – Willkommen im Club!
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Januar 2019
Und wieder ist ein wirklich Guter viel zu früh gegangen. Der großartige Pianist, das Universalgenie Uli Scherer ist Ende November in Wien gestorben. Das P&B hat ihm viel zu verdanken, viele Ideen (die „A Tribute to ...“-Serie stammt von ihm. Sie wissen: eine jazzhistorische Einspielung, interpretiert von unterschiedlichen Kräften der austriakischen Jazzszene), viele Anregungen (Uli dachte immer grenzenlos), viele ausgezeichnete Konzerte (mit Steve Lacy etwa, im Rahmen des Festivals „Americans alone in Europe“) ... Ich persönlich habe ihm ebenfalls viel zu verdanken, eine Zeit lang waren wir quasi Nachbarn und frequentierten regelmäßig dasselbe Café „around the corner“ – bezeichnenderweise heißt das Café auch noch Wortner. Dort traf ich ihn zum Beispiel Ende der 1980er Jahre auf dem Weg zu den „Konfrontationen“ in Nickelsdorf, weil er eine Idee hatte, die für das Jazzfestival Saalfelden spannend war. „Eleven up“ war der Arbeitstitel – ein großes Vorhaben, u. a. mit Louis Sclavis und Streichquartett. Die Idee war auch tatsächlich überzeugend, umgesetzt wurde das Projekt aber freilich nicht. Das war öfter so – ein genialer Impulsgeber, Ideenspender, Katalysator ..., aber die tatsächliche Realisierung war ihm dann oft gar nicht mehr so wichtig, denn in seinem Kopf war das Projekt ja schon umgesetzt. Es gibt nicht viele Zeitgenossen, die trotz aller menschlichen Widersprüchlickeiten so profund, so klar und so messerscharf analytisch argumentieren können – nun gibt es definitiv einen weniger. So long, Uli.
Tot ist auch Roy Hargrove, ein super Trompeter, der im April noch im Club gastierte, und mit nicht einmal fünfzig das Zeitliche gesegnet hat. Einen Monat später spielte Randy „the gentle giant“ Weston, kurz danach wachte er nicht mehr auf. Wenigstens wurde er fast doppelt so alt wie der arme Roy. Jetzt soll der komische Sensenmann aber eine Pause einlegen.
Ein paar Infos zum Januar-Programm, beginnend am 31. Dezember. Da kann der Saxophonist Johannes Enders nicht spielen, weil er offenbar etwas Besseres vorhat. Substituiert wird er von niemand Geringerem als Franz Koglmann, der also tatsächlich mit Karl Ratzer das musikalische und kalendarliche Jahr abschließen wird. Eine spannende Kombination, wie ich meine, die es aber vor Urzeiten schon einmal gab. Herr Koglmann spielte nämlich einmal im Bläsersatz von C-Department, einer Rockband, der Sir Ratzer Ende der 1960er, Anfang der 70er Jahre vorstand. Also, wenn zum Beispiel dem Uli Scherer eingefallen wäre, das Ratzer & Koglmann zusammenspielen sollen, hätte ich ihn möglicherweise für leicht verrückt gehalten. Übrigens taucht der Name „Kogelmann“ (sic!) auch im Line-up der ersten Single des „Premier Orchestre d’Art de Vienne“ (später weltberühmt geworden als Vienna Art Orchestra) auf. „Jessas na!“ heißt diese Einspielung, und am Klavier spielt natürlich Herr Scherer. Koglmann und Ratzer beenden also dieses Jahr, und ich finde, dieses Projekt passt wunderbar in unsere 25. Jahresfeierlichkeiten. Aus dem Quintett wird am 1.1. übrigens ein Sextett, weil Enders zwar kommt, aber Koglmann nicht geht. Happy new ears, kann ich mir und Ihnen da nur wünschen ...!
Weil vom Tod viel die Rede war, noch etwas zum Leben: „Kick Jazz“ heißt ein Showcase-Festival, organisiert vom mica – Music Austria, das wir seit drei Jahren „hosten“. Da spielen kuratiert sechs Bands an drei Abenden und dafür werden internationale Veranstalter eingeladen, die diese Bands dann in ihre Clubs bzw. zu ihren Festivals einladen sollen. Wie im letzten Jahr auch schon hat jede Band zumindest ein ausländisches Engagement erhalten. So schaut’s aus! Willkommen im Club!
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Dezember 2018
Alle Jahre wieder ... keine Angst, ich spreche nicht vom in Bälde hereinschneienden Christkind, sondern von der MemberCard für 2019. Eine Karte in unterschiedlichen Kategorien, die im Wesentlichen dazu dient, für alle vom P&B veranstalteten Konzerte (und das sind immer noch circa 90 % aller in unseren Räumlichkeiten stattfindenden Events) keinen weiteren Eintritt mehr berappen zu müssen. Soweit mir bekannt, gibt es so etwas in keinem Konzertbetrieb in Europa. Und obwohl überall rundherum immer alles teurer wird, bleibt der Preis der gleiche wie in den letzten Jahren. Und bedenken Sie: Sollten Sie alle Konzerte im Jahr besuchen, dann würden Sie pro Konzert – gerechnet auf die Standardkarte – weniger als einen Euro zahlen!
Diese Karte gibt es nun fast schon so lange wie den Jazzclub bzw. ohne diese Karte würde es den Jazzclub mit ziemlicher Sicherheit nicht so lange geben. Eine Win-win-Situation für alle daher, für die einen (also Sie), weil Sie den gemeinnützigen Verein und damit die Jazzszene unterstützen und dafür etwas bekommen, was offensichtlich gefällt, und für die anderen (also uns), weil uns monetäre Mittel zur Verfügung gestellt werden, um eben dieses Programm und diese Musiker auch zu finanzieren. Also – sollten Sie noch ein Weihnachtsgeschenk brauchen – voilà!
Diese Karte kann aber auch noch andere Sachen, wie zum Beispiel in anderen befreundeten Jazzclubs ebenfalls gültig sein, oder aber sie ermöglicht einen ermäßigten CD-Kauf. Ganz konkret geht es um eine 21-CD-Box, die in wenigen Wochen erscheinen wird und die zum Anlass des fünfzigjährigen Bestehens des legendären Art Ensemble of Chicago von ECM veröffentlicht wird – mit einem 300 Seiten starken Booklet (wenn man bei diesem Umfang noch von so etwas sprechen kann). Diese Box gibt es für MemberCard-Inhaber zu einem noch auszuhandelnden Spezialpreis exklusiv im P&B. Außerdem kann ich schon vorankündigen, dass wir planen, dieses spektakuläre Ensemble im Oktober 2019 für ein dreitägiges Gastspiel einzuladen. Zwar noch nicht zu 100 % bestätigt, aber doch sehr wahrscheinlich. Great Black Music also und ein weiteres Argument für den Erwerb dieser Karte.
Noch ein paar Sätze zum Zorn-Schwerpunkt Anfang November, der auf mehreren Ebenen bemerkenswert war. Zum einen, weil Zorn seit Langem in keinem europäischen Jazzclub mehr gastiert und speziell für das P&B eine Ausnahme machte – was uns natürlich sehr ehrt. Zum anderen natürlich auch, weil das Ganze finanziell und organisatorisch eine wirkliche Herausforderung darstellt. Aber musikalisch war dieses viertägige Engagement ein absoluter Genuss. Wie unterschiedlich der Meister da kompositorisch ans Werk geht, war atemberaubend, und dass er nun seit fast vier Jahrzehnten nichts an Kreativität und Originalität eingebüßt hat, ist schön zu sehen/hören. Und John Zorn ließ es sich nicht nehmen, am ersten Abend auch als Instrumentalist sein „brand new quartet“ zu präsentieren, als kleines Präsent anlässlich unseres 25. Geburtstages. Vielen Dank dafür und für einen weiteren Meilenstein in unserer Clubgeschichte!
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November 2018
Beim Verfassen dieser Zeilen stehe ich immer noch im Banne des Konzertes des großen Martial Solal. Ungeachtet seines hohen Alters ist der schier unerschöpfliche Ideenreichtum, den der Meister in seine Interpretation von Standards einfließen lässt, zutiefst beeindruckend. Die Ideen scheinen ihm nur so aus den Fingern zu rinnen, und aufgrund seiner immer noch stupenden Technik muss er sich keine Gedanken machen, wie das Gedachte auf die Tasten zu bringen ist. Chapeau – dieser Abend war ein Highlight und geht in die P&B-Geschichte ein. Und ich war mir im Vorfeld nicht sicher, ob diese meine Entscheidung, den Pianisten zum 25. Geburtstag des P&B einzuladen, wirklich eine richtige war. Einerseits entwickelte sich der Kartenverkauf sehr zäh und mühsam, andererseits zweifelte ich, ob es tatsächlich richtig war, einen „historischen“ Musiker ins Zentrum der Feierlichkeiten zu stellen. Rückblickend bin ich sehr froh, dass wir dieses nicht kalkulierbare Risiko eingegangen sind – das Konzert hat sämtliche Bedenken vom Tisch gefegt. Herr Solal hat übrigens versichert, dass er sich alle Mühe geben wird, zum 50. Geburtstag wieder pianistisch zu gratulieren. Nachdem er die Unmöglichkeit des Vorhabens bemerkte, relativierte er auf 30, um dann festzustellen, dass eher der 26. Geburtstag noch ein realistisches Zeitziel sein könnte. Wir wünschen ihm jedenfalls alles Gute und bedanken uns für diese Lehrstunde! Und wer weiß, vielleicht gibt es tatsächlich noch ein Dacapo ...
Im Zentrum des November-Programmes steht das viertägige Gastspiel des Meister-Avantgardisten John Zorn, der sein neuestes Masada-Projekt vorstellt. „Book of Beriah“ heißt der Kompositionsreigen für unterschiedliche Ensembles (in einer wunderbaren 11-CD-Box nachhörbar), wobei sieben davon im P&B zu hören sein werden, und als Bonus noch seine Lied-Widmungen an Frau Haden. Ein logistisch und vor allem finanziell aufwändiges Projekt und etwas wirklich Einzigartiges für einen Club. Zorn tritt schon lange nicht mehr in einem derartigen Rahmen auf – eine Auszeichnung für das Porgy & Bess also. Außerdem hat mir Herr Zorn im Vorfeld versprochen, zum Geburtstag auch saxophonistisch tätig zu werden. Lassen wir uns überraschen!
Auch sonst kann sich das Programm im November sehen und vor allem hören lassen. Stars wie Randy Brecker, Bill Evans, Monty Alexander, Ron Carter, Mike Stern, Jeff „Tain“ Watts (just to name a few) geben sich die sprichwörtliche Klinke in die Hand, Wien Modern ist zu Gast und feiert mit dem großartigen London Jazz Composers Orchestra einen spektakulären Abschluss des diesjährigen Festivals, und unter dem Titel „Blue Bird“ zelebriert eine feine Auswahl internationaler Singer-Songwriter ihre melancholische und oft nachdenkliche Kunst. Last, but not least präsentiert der Gründer des P&B, mathias rüegg, sein neuestes Opus – Bearbeitungen von Brahms-Liedern nämlich – gemeinsam mit der wunderbaren Lia Pale.
In diesem Sinne – Willkommen im Club!
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Oktober 2018
Pauschaler Dank an dieser Stelle an all jene, die zum vierteljahrhundertlichen Bestand des Jazzclubs gratulierten – Journalisten, Gäste, Musiker, auch mir gänzlich unbekannte Zeitgenossen. Es freut natürlich schon sehr, wenn so viel Positives artikuliert wird und man einfach bemerkt, dass den Leuten das Wohl und/oder Wehe des Porgy & Bess doch nicht ganz „powidl“ ist. So wie sich die finanzielle Situation augenblicklich darstellt, also wenn der Zuspruch des Publikums – bzw. damit eng verknüpft, dessen Bereitschaft, Member- und Konzertkarten käuflich zu erwerben –, nicht wesentlich nachlässt, dann können wir recht optimistisch in die Zukunft blicken. Und das, obwohl ursprünglich die Kulturabteilung der damaligen Stadträtin Ursula Pasterk die erste Subvention nur deshalb gewährt hatte, weil ihr damaliger Berater davon ausgegangen war, dass sich nach einem Jahr sowieso niemand mehr für unser Unterfangen interessieren würde, das Projekt also aus Gründen der Erfolglosigkeit eingestellt werden könne und die Stadt dann keinen weiteren Unterstützungsgrund mehr gehabt hätte. Da hat man sich zum Glück etwas getäuscht. Trotzdem darf an dieser Stelle schon auch Dank an die öffentliche Hand ausgesprochen werden, sprich an beide Subventionsgeber, nämlich Stadt Wien und Bundeskanzleramt. Hätten die 1993 abgewinkt, wäre die Erfolgsgeschichte schon aus gewesen, bevor sie begonnen hat. Dabei begann das alles als eine Art Pingpong-Spiel mit uns als Zuschauern. Beide Körperschaften sagten die Unterstützung nur dann zu, wenn der jeweils andere die ihre bestätigt. Soweit ich mich erinnern kann, war es die Stadt, die sich als erste dazu durchrang, eben aufgrund der eingangs angedeuteten Überlegung. Dank an mathias rüegg, der durch die Realisierung des sogenannten Jazzherbstes 1993 die Initialzündung für die Etablierung eines täglich bespielten Jazzclubs gab und natürlich auch an Gabriele Mazic, die von Anfang an – also auch schon beim Jazzherbst – für die finanzielle Abwicklung im Vorstand verantwortlich zeichnete und dies heute noch tut. Ohne deren Vorarbeiten wäre wohl nix aus meinem Traumjob geworden.
Weil wir gerade den Rechnungsabschluss des vergangenen Jahres vorbereiten, hier ein paar Zahlen: Summa summarum besuchten 2017 über 75.500 Personen die einzelnen Veranstaltungen im P&B. Der „Hauptraum“ wurde an 332 Tagen mit insgesamt 358 öffentlich zugänglichen Produktionen bespielt, dazu kamen 90 Konzerte in der Strengen Kammer und 5 Vernissagen in unserem Ausstellungsraum, der Public Domain, sowie 18 Kindertheater-Aufführungen. Beeindruckende Hard Facts, finde ich. Übrigens sind unsere Eintrittseinnahmen deutlich höher als die bis dato geheim gehaltenen des einstmaligen Aushängeschildes der wienerischen Kulturszene, der Wiener Festwochen – und das trotz des Bemühens darum, die Preise so moderat und fürs Publikum leistbar zu halten wie möglich. Allein subventionstechnisch hinken wir da weit abgeschlagen nach ...
Ich darf einen an-, auf- und sonstwie regenden musikalischen Oktober wünschen bzw. frei nach Uli Scherer – OK, but who is TOBER? Willkommen im Club!
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September 2018
Wie Ihnen wahrscheinlich nicht entgangen sein dürfte, begeht das Porgy & Bess im September sein/ihr vierteljahrhundertliches Bestehen. Nun haben wir in der Vergangenheit zu vergleichbaren Anlässen zumeist Schwerpunkte realisiert, wie zum Beispiel beim letzten „Runden“ die Riemergasse gesperrt und ein Street Jazz Festival organisiert. Den 25er begehen wir über die gesamte Saison mit einzelnen speziellen Projekten, wie zum Beispiel im November an vier Abenden mit dem „Masada Book Nr. 3“ des großartigen John Zorn. Zum exakten Tag haben wir uns was ganz Besonderes einfallen lassen: Wir laden den Grandseigneur der europäischen Jazzszene zu einem seiner raren Auftritte in den Club. Martial Solal, 1927 geboren, wird unseren Fazioli solistisch beflügeln und dem P&B musikalisch zum Geburtstag gratulieren. Wir freuen uns sehr auf das späte P&B-Debut des legendären Pianisten. Bienvenue!
Ein weiterer Schwerpunkt in diesem Monat ist das Portrait des unermüdlichen Ewald Oberleitner, der seit den 1960er Jahren die heimische Jazzszene nachhaltig geprägt hat (und das immer noch tut). Zu erleben sein wird er mit dem Karlheinz Miklin Trio, das nun auch schon seit unglaublichen vier Jahrzehnten existiert, mit dem slowenischen Akkordeonisten Jure Tori, mit der Formation D.I.V.A. (es gibt einen Grund, wieso die sich so nennen) und natürlich mit den legendären Neighbours um Dieter Glawischnig, die sich mit einigen Freunden erweitern werden. Willkommen im Club, lieber Ewald!
Überhaupt beginnt diese Saison schon in der letzten Augustwoche, also direkt anschließend an das Jazzfestival Saalfelden, unter anderem mit der fantastischen Trompeterin Jaimie Branch, die Sie sich, wenn Sie sie im Pinzgau gehört haben, mit Sicherheit im Club nicht entgehen lassen werden. Den Auftakt, wenn man ihn so bezeichnen will (es gibt ja schon Konzerte auch Tage davor), macht der Free-Jazz-Veteran Fritz Novotny, der den amerikanischen Multiinstrumentalisten Milo Fine einlädt, gemeinsam mit Paul Fields des großen Cecil Taylor zu gedenken und danach mit reformARTseven im Kollektiv zu improvisieren.
Ein finales Wort zu unserer (vormals) berühmt-berüchtigten Klimaanlage, die nun nach mehrjährigem Anlauf tatsächlich getauscht wurde und seit der spektakulären Installation mittels Kran (und großer nachbarlichen Anteilnahme) auch tadellos funktioniert. Wenn wir so agieren würden wie alle an diesem Projekt beteiligten Firmen – ein italienischer Produzent, ein deutscher Vertrieb, ein österreichischer Generalplaner inklusive diverser Subfirmen – dann würde unser Monatsprogramm mit Sicherheit ganz anders ausschauen … und ganz sicherlich nicht besser! Aber nun scheint dieses Problem – zumindest in näherer Zukunft, also mittelfristig – gelöst, das heißt, es ist kühl, wenn’s draußen heiß ist! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein spannendes Septemberprogramm und uns eine erfolgreiche Jubiläumssaison – egal, was das Klima so alles an Überraschungen zu bieten hat. Bleiben Sie uns gewogen ...
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Juli/August 2018
Voilà, wie Sie sehen, wird die Sommerpause immer kürzer, das Programm immer dichter und damit die Urlaubszeit der Mitarbeiter immer knapper bzw., nachdem das ja arbeitsrechtlich geregelt ist, bräuchten wir eigentlich im Juli und August ein eigenes Sommerteam. Der Grund, warum wir uns das antun, liegt gar nicht so sehr darin, dass wir das unbedingt wollen, sondern vielmehr, weil es schlicht und einfach möglich ist, und die Argumente dafür, keine Konzerte zu machen, mich nicht überzeugen. Außerdem finde ich, dass es für eine Stadt wie Wien wohl ein Witz ist, dass alle kulturellen Institutionen im Sommer pausieren, obwohl die Stadt ziemlich voll mit Touristen ist, die kein adäquates kulturelles Angebot vorfinden. Ich habe auch vor zwei Jahren eine offizielle Anfrage an WienTourismus gestellt, ob sie uns da nicht monetär unterstützen würden – das freundlich abgelehnt wurde. Trotzdem bleiben wir dabei: Solange Bands zu leistbaren Konditionen spielen wollen, unterstützen wir das. Im Juli sowieso und im August immer wieder! An den spielfreien Tagen muss dann exakt geplant und koordiniert werden, weil der Teppich gereinigt gehört (da braucht es ein paar aufeinanderfolgende Tage) und diverse Instandsetzungsarbeiten und Renovierungen vorgenommen werden müssen. Die nächste Saison beginnt dann nicht wie üblich Anfang September, sondern bereits am 27. August. Die noch fehlenden Konzerte in dieser Woche werden dann im Septemberfolder bzw. zeitnah auf www.porgy.at veröffentlicht.
Exakt am 26. September 1993 eröffnete Sir Karl Ratzer das P&B in der Spiegelgasse, das heißt, wir feiern dieses Jahr 25-jähriges Jubiläum. Für mich persönlich bedeutet das, dass ich exakt die Hälfte meines bisherigen Lebens mit diesem Projekt verbracht habe. Im Gegensatz zu den letzten Jubiläen, wie 2013 dem Street-Jazz-Festival oder 2003 einer mehrtägigen, vom anfänglichen Programm-Triumvirat mathias rüegg (der mit seinem Verein VAO im Herbst ’93 den Jazzherbst organisierte, eben in der ehemaligen Fledermaus-Bar, die er kurzerhand in Porgy & Bess umbenannte), Renald Deppe (der dann im Verlauf dieses Herbstes zum Projekt stieß) und meiner Wenigkeit kuratierten Konzertserie, gibt es diesmal kein klar definiertes Festival, aber dafür immer wieder spezielle Schwerpunkte, wie etwa die viertägige Präsentation des Masada-Songbooks Nr. 4 von John Zorn mit insgesamt acht spannenden Bands im November. Dieses 25-Jahre-Sujet wird also in der gesamten Saison hinweg immer wieder mit ganz speziellen Konzerten „aufblitzen“.
Bis dahin darf ich einen schönen Sommer wünschen – und viel Vergnügen mit den Juli/August-Konzerten. Willkommen im Club! CH
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Juni 2018
An dieser Stelle sei auf eine Initiative hingewiesen, die von Daniel Riegler initiiert wurde und bereits für einige Bewegung in der kommunalen Kulturpolitik gesorgt hat. Informationen dazu finden Sie unter http://mitderstadtreden.at, und Sie können sich da auch engagieren, wenn Sie (wie wir) der Meinung sind, dass gerade die sogenannte „freie“ Musikszene in dieser Stadt doch arg benachteiligt wird und das, obwohl das Kreativpotenzial dieser Szene jedem internationalen Vergleich standhält. Es geht dabei nicht um das „übliche Gesudere“ (© A. Gusenbauer), sondern um die Entwicklung eines Masterplans für die Musikstadt Wien, der klargemacht werden muss, welch ungehobenen Schatz diese Szene für die Politik und für diese Stadt darstellt: Einen Schatz, von dessen bloßer Existenz die kulturpolitisch verantwortlichen Personen teilweise keine Ahnung haben. Es geht dabei auch um ein selbstverständliches Auftreten und das selbstverständliche Einfordern von finanziellen Strukturen, die in anderen Bereichen gar nicht erst hinterfragt werden. Oder, wie es der Musiker und Kopf der Musikergilde, Peter Paul Skrepek, formuliert: „Kunst gehört nicht subventioniert, sondern finanziert, so wie man eine Autobahn finanziert und nicht subventioniert!“ Wo er recht hat, hat er recht – und dieses Recht gehört selbstverständlich umgesetzt, aus, basta! Der Initiator, bei dem ich mich an dieser Stelle auch ausdrücklich für sein Engagement bedanken möchte, lädt übrigens im Juni in seiner „Zweitfunktion“ als Komponist und Posaunist zu einem „Experimental Music Festival“ mit dem Titel „More Creatures & Other New Stuff“ in die Strenge Kammer und mit „Big Studio Dan“ als Abschluss am 12. Juli auf die Mainstage. Not to be missed!
Ein entscheidender Nachteil dieser „Nachrichten aus dem Inneren“ ist die Zeitspanne zwischen dem Schreiben und der tatsächlichen Veröffentlichung, die mitunter über drei Wochen betragen kann. Schrieb ich im letzten Editorial über einen energetischen Ring um die Kulturabteilung des Rathauses, um negative Vibrationen nicht nach außen dringen zu lassen und bevor der Folder mit diesen Zeilen dann im Postkastl landete, war der Chef dieser Abteilung auch schon Geschichte. Auch wenn man seine Arbeit kontroversiell betrachten kann – das P&B in der Riemergasse wäre ohne seinen Einsatz (damals als Ministerialrat im Bundeskanzleramt) wohl nicht möglich gewesen. Sein kurzfristiger Vorgesetzter (erinnert sich noch wer an Franz Morak?) tat jedenfalls alles (und das meine ich ausdrücklich nicht sprichwörtlich!), um dieses Projekt zu verhindern. Für diese Weitsichtigkeit sei Mailath-Pokorny gedankt – auch wenn er bis vor Kurzem nicht wusste, was die Strenge Kammer ist. Jetzt hat er vielleicht Zeit und Muße, es herauszufinden (auch wenn uns das kulturpolitisch nicht mehr wirklich helfen wird).
„For Alto“ hieß 1968 die Debüt-Einspielung des großen Anthony Braxton – Solo für Altsaxophon natürlich, und das als Doppel-LP ... was für ein Statement! Es ergab sich, dass der nicht ganz uneitle Schreiber dieser Zeilen just am Tag des Auftritts des Meisters genauso alt wird wie das Braxton’sche Masterpiece. Willkommen im Club!
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Mai 2018
Wow! Das letzte Editorial löste viele Reaktionen aus – ausschließlich positive, nebenbei bemerkt. Als nicht gänzlich von Eitelkeit Befreiten freut mich das, und auch, dass diese Meldungen aus dem Inneren auch tatsächlich gelesen werden. Danke dafür!
Eine interessante Anregung in diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Ein Leser schlug vor, die Kulturabteilung möge doch einen Energetiker engagieren, der einen Ring um das Rathaus verlegt, damit keine wie auch immer gearteten Vibes nach außen dringen. Übrigens liegt das kolportierte Gehalt des selbsternannten Schwingungsfachmanns nur knapp unter der Subvention, die die Stadt dem P&B für den Jahresbetrieb zugesteht. 2017 waren das exakt 469 Veranstaltungen an insgesamt 336 Tagen!
Das P&B braucht auch aus einem ganz anderen Grund keinen Esoterikexperten. Wir sitzen so tief im Keller, dass selbst Radiowellen kaum einen Weg in und aus dem Raum finden. Das heißt, wir sind schon aus rein baulichen Gründen nicht anfällig für derartigen Firlefanz. Sind Sie also einmal trüb bei Laune, besuchen Sie den Jazzclub, und Sie werden mit einem Lächeln nach Hause gehen. Versprochen – zumeist!
Anfällig sind wir für gute Konzerte und großartige Musiker. So gab es eine Anfrage in sprichwörtlich letzter Minute, ob wir nicht das Duo Randy Weston und Billy Harper machen wollten. Was heißt da wollen – wir müssen! Und das trotz des Faktums, dass für diesen Abend schon der wunderbare Pianist Giovanni Guidi engagiert wurde und dieses Engagement nicht verschiebbar ist. Nun gibt’s ein Doppelkonzert unter dem naheliegenden Titel „The Art of Jazz Piano“. Weston feiert heuer übrigens seinen 92. Geburtstag und ist immer noch in bester physischer und psychischer Verfassung. Das letzte Mal, als der Hüne im P&B gastierte, war ihm das Kingsize Bed im Hotel zu klein und wir mussten am Fußende ein Zusatzbett quer dazustellen, damit der Meister auch ausgestreckt schlafen kann. Lassen Sie sich diesen Abend nicht entgehen!
Zu etwas ganz anderem: Als aufmerksamer Leser (geschlechtsneutral) dieser Nachrichten aus dem Inneren wissen Sie sicherlich über unsere äußerst umweltschonende Kälteanlage Bescheid, die deshalb so schonend ist, weil sie in der Vergangenheit den Club im Sommer nur äußerst ineffizient gekühlt hat. Nun haben wir diese Anlage über Jahre gewartet, instand gesetzt und ihr gut zugeredet. (Vielleicht hätten wir da einen Energetikexperten gebraucht? Diese Maschinen befinden sich nicht im Keller, sondern am Dach des Hauses.) Jedenfalls haben wir uns entschlossen, nicht mehr an das alte System zu glauben, sondern etwas gänzlich Neues zu entwickeln. Etwas, dass keinen allzu großen ökologischen Fußabdruck hinterlässt, aber die Luft im Club kühlt, wenn es draußen heiß ist. Zweieinhalb Kostenvoranschläge liegen vor, die neue Anlage wird in etwa so viel kosten wie der Ringverleger des KH-Nord (damit schließt sich der Kreis – was für eine Metapher!), und ab Mai soll das leidige Thema „Cooler Club, aber im Sommer oft eine Sauna“ endgültig Geschichte sein. Und wenn Sie auf unserer Homepage die bereits fixierten Sommertermine begutachten, werden Sie auch wissen, wieso die Lösung dieser Klima-Problematik keinen Aufschub mehr erlaubt! In diesem Sinne: „Let’s cool one“! Willkommen im Club!
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April 2018
Erstaunliches passiert augenblicklich in der Kulturwelt. Da veröffentlicht ein Blogger in Tirol Vorwürfe, die ihm angeblich zugetragen wurden, und fährt mit schweren Geschützen gegen den Leiter eines Kulturbetriebes auf. Ich kenne den inkriminierten Kollegen nicht persönlich, weiß auch nicht, was derjenige eventuell angestellt hat bzw. wie er seinen Betrieb führt – was ich aber weiß, ist, dass die Vorwürfe vollkommen anonym in den Raum gestellt wurden und dass es, wie sich jetzt gerade herausstellt, die Person, von der besagter Blogger seine Informationen bezogen haben will, möglicherweise gar nicht gibt. Es existiert zwar eine einstweilige Verfügung, d. h. der Blogger darf das Behauptete nicht mehr wiederholen, aber angepatzt ist der beschuldigte Kollege allemal, und diesen Schmutz bekommt er, egal wie das Ganze ausgeht, auch nicht mehr weg, und dass trotz (angeblich) geltender Unschuldsvermutung. Nicht ganz so heftig, aber trotzdem sind wir augenblicklich auch mit einer Anschuldigung konfrontiert, die offensichtlich ebenfalls anonym bei der Kulturabteilung der Stadt Wien eingebracht wurde: Der Magistrat fordert uns jetzt auf, dazu Stellung zu beziehen. Konkret geht es um den Vorwurf, dass der gemeinnützige Verein P&B Subventionsmittel zweckwidrig zum Betrieb der (verpachteten) Gastronomie verwenden würde bzw. wurde nachgefragt, ob der Gastronom eine Gewerbeberechtigung besitzt, über eine Registrierkasse verfügt bzw. die Hygienebestimmungen einhält. Gleich vorweg: Wir haben genau aus diesem Grund seit mehr als zwei Jahrzehnten die Gastronomie ausgelagert, d. h. die diesbezüglich engagierte Firma bezahlt Miete, und das gar nicht so wenig! Ohne diese Einnahmen wäre der Betrieb des P&B mit der augenblicklichen städtischen Subventionierung (weniger als 7 % des Gesamtbudgets!) jedenfalls nicht aufrechtzuerhalten. Selbstverständlich verfügt der Gastronom über alle juristischen und finanztechnischen Befugnisse, und eine Nachschau des Marktamtes ergab keinerlei hygienerelevante Beanstandungen. Aber Hauptsache, wir sind damit beschäftigt, Fragen über einen Vertragspartner beantworten zu müssen, die wir gar nicht beantworten können dürfen. (Ich glaube, dass nennt man Betriebsspionage). Hier wird offenbar auf Teufel komm raus vernadert, ohne dass derjenige, der solche Gerüchte in den Raum stellt, mit irgendeiner Konsequenz zu rechnen hat.
Weitergedacht müssten wir dann zukünftig z. B. das Hotel, mit dem wir kooperieren und bei dem wir besonders günstige Konditionen haben, kontrollieren, ob die ja alle Raumpfleger ordentlich angemeldet haben und die sich eh die Hände waschen, bevor sie Betten überziehen. Oder, wenn ein Musiker mit dem Taxi in sein Hotel fährt, müssen wir dann allen Ernstes überprüfen, ob der Taxler eh die korrekte Konzession besitzt? Ziemlich absurd, wie ich finde, und ein Ausdruck der augenblicklichen Facebook-Kultur, wo Shitstorms ohne Ende produziert werden und die Aufregung künstlich so hochgeschraubt wird, bis der Poster mit Schnappatmung vom Sessel kippt. Wie auch immer, jeder der erhobenen Vorwürfe erwies sich als haltlos, als „alternative facts“ wie man heute zu sagen pflegt. Nachstehendes schrieb ich der Kulturabteilung, nachdem alle Handels-, Sach-, Finanz-, Straf- und was weiß ich noch welche Registerauszüge übermittelt wurden: „(...) Aufgrund Ihres Schreibens vom 6.2.18 und der damit verbundenen Aufforderung zur Rechenschaft, ob diverse Vertragspartner des P&B möglicherweise subventionsmissbräuchlich agieren, ersuche ich Sie, auch um zukünftig investigative Recherchen meinerseits überschaubar zu halten, aber hauptsächlich, um zu wissen, was die Stadt Wien sich da genau überlegt hat bzw. wirklich wissen will, uns mitzuteilen, welche Kriterien Vertragspartner zu erfüllen haben, damit nicht irgendjemand vertragswidrige Verwendung von Subventionsmitteln in den Raum stellen kann. Das betrifft konkret Anfang Juli das Jazzfest Wien: Muss ich da nun auch überprüfen und der Stadt Wien berichten, ob der Veranstalter alle Voraussetzungen erfüllt, die es braucht, um das Jazzfest in unser Haus zu lassen? Und was soll ich dem Herrn Thom sagen, wenn die Stadt (wie in unserem Fall) da auch wissen will, wie viel er z. B. seinem Grafiker bezahlt? Noch problematischer: Anfang September richtet das Außenministerium (BMEIA) den „Intercultural Achievement Award“ aus. Welche städtischen Fragen müssen wir da beantworten? (...)“. Reagiert wurde auf dieses Schreiben selbstredend bis dato nicht ... Ich werde Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden halten. Übrigens haben wir, um auf eine ganz andere aktuelle Debatte Bezug zu nehmen, ein damals im Raum stehendes Sponsoring vonseiten jenes Glücksspielkonzerns, in dem die unglückliche Parteichefin ihr neues ebensolches finden will, abgelehnt. Nach wie vor halte ich diese Entscheidung für richtig!
In diesem Sinne – viel Vergnügen mit dem Aprilprogramm, und spielen Sie Ihr Spiel ...
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März 2018
Von einer technischen Aufrüstung im Bühnenlichtbereich darf ich an dieser Stelle berichten. Schon vor Jahren haben wir ja die meisten Scheinwerfer auf LED-Technik umgerüstet. LED steht übrigens für „light-emitting diode“ also lichtemittierende Diode, viel mehr kann ich technisch dazu nicht sagen. Außer, dass diese Technologie den Vorteil hat, dass der Leuchtkörper kaum Wärme produziert und wenig Strom verbraucht. Der Nachteil ist, dass das Licht, vorsichtig formuliert, gewöhnungsbedürftig ist, weil es oft als „kalt“ bzw. „hart“ empfunden wird. Aus diesem Grunde blieben auch sechs herkömmliche Scheinwerfer hängen, damit die Musiker besser aussehen und die Fotografen auch ihre Freude haben. Diese Scheinwerfer aber, die in zwei Reihen oberhalb des Publikumsbereichs montiert sind, müssen theoretisch vor jedem Konzert so eingestellt werden, dass die Musiker im Lichtkegel stehen. Dafür benötigt der Lichttechniker eine Leiter und muss diese circa fünf Meter hinaufklettern, um den Scheinwerfer in die richtige Position zu bringen. Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, dass dies nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen dieser dafür verantwortlichen Personen zählt, weswegen das oft nur unwillig oder gar nicht gemacht wird bzw. der Musiker gebeten wird, sich doch dort hinzustellen, wo das Licht eh schon hinfällt. Auch nicht wirklich charmant. So fragte ich den Cheftechniker, Herrn Ronald Matky, der an dieser Stelle auch (wieder) einmal bedankt werden darf, ob es in der heutigen Zeit nicht andere Möglichkeiten gebe, Scheinwerfer einzustellen, ohne dass jemand in schwindelerregenden Höhen herumbalancieren muss. Die erste Reaktion auf mein Begehr war ernüchternd: Von „Hamma leicht an Geldscheißer?“ und „Des mocht oba an Lärm!“ war die Rede, bis nach einer verbalen Abkühlungsphase ein lapidares „I hob do a Idee“ kam. Die Idee war, dass Herr Matky aus im Lager herumliegenden Halterungsbügeln, irgendwelchen Motoren und einem alten Mischpult eine Konstruktion basteln könnte, die den Scheinwerfer vom Lichtmischpult aus in alle Richtungen beweglich machen kann. Gesagt, getan: Nach ein paar Tagen wurde die Anlage montiert, und sie stellte sich als funktionierend heraus. Und noch einen Zusatzeffekt gibt es: Die Lichttechniker haben plötzlich viel mehr Spaß an ihrem Job! Im Zuge dieses Einbaus wurde aber auch das gesamte Bühnenlicht auf den neuesten Stand der Technik gebracht, das heißt, wenn wir wollen, dann blitzt, blinkt, blinzelt und funkelt alles wie in einer hypermodernen Großraumdisco. Keine Angst, das wollen wir natürlich eh nicht, aber es ist trotzdem super, dass das alles prinzipiell möglich ist. Also: Nach der neuen, fantastischen Tonanlage spielt auch das Licht im P&B alle Stückerln ...
Und dass der programmatische Inhalt das alles rechtfertigt, davon soll sie das März-Programm überzeugen. Willkommen im Club!
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Februar 2018
Auch wenn die Bedeutung möglicherweise nicht mehr ganz mit jener in der Vergangenheit vergleichbar ist, aber die international wohl relevanteste Fachzeitschrift für Jazz ist das US-amerikanische Downbeat, das es seit nun fast 80 Jahren gibt. Seit ein paar Jahren wird das Porgy & Bess dort immerhin als ein „Great Jazz Venue“ gelistet, ansonsten nahm das Magazin kaum Notiz von uns, wie halt ganz generell kaum Notiz von aus Europa stammenden Entwicklungen des Jazz genommen wird. Der große Hans Koller war übrigens 1953 der erste europäische Musiker, der mit einer Einspielung ein sogenanntes „five-star rating“ erhielt, also die höchste Auszeichnung, die eine Aufnahme bekommen kann – mit einer Platte („Hans Is Hip“), die ein amerikanisches Label (Discovery) veröffentlichte. Koller erhielt diese Wertung übrigens zwölf Jahre später noch ein zweites Mal, und zwar für die LP „ZO-KO-SO“ mit Attila Zoller und Martial Solal. Ansonsten taten sich europäische Musiker immer schwer, im Mutterland des Jazz überhaupt wahrgenommen zu werden. Außer natürlich, sie gingen in die USA, wie Joe Zawinul oder Dave Holland, um nur zwei zu nennen. Bis heute kommen in diesen „Polls“ (Critics & Readers) hauptsächlich amerikanische Musiker vor – ich meine, um nicht missverstanden zu werden: oft natürlich zu Recht –, aber in dieser Ausschließlichkeit ist dies wohl auch etwas chauvinistisch übertrieben. Wie auch immer: In der Februar-Ausgabe dieses Magazins gibt es einen größeren Artikel über die Wiener Jazzszene und damit auch über das Porgy & Bess (Link). Das hat zwar recht lange gedauert, aber wir wollen da nicht kleinlich sein und freuen uns einfach darüber, ebendort, wo diese Musik ursprünglich herkommt, auch für Aufmerksamkeit gesorgt zu haben. Danke unsererseits an dieser Stelle!
Im Zentrum des Februar-Programms steht natürlich das Portrait des wunderbaren Saxophonisten Pee Wee Ellis, der dereinst dem legendären Bläsersatz von James Brown mit Maceo Parker & Fred Wesley angehörte und den sie in ganz unterschiedlichen Formationen und Ästhetiken an drei exklusiven Abenden hören können – von Duo und Trio bis zu seiner Assembly und mit einer von Markus Geiselhart zusammengestellten Big Band. Spannend!
Aus traurigem Anlass gilt es Tribut zu zollen. Der wegweisende Schlagzeuger Sunny Murray starb am 8. Dezember 2017 in Paris. Sein Freund und langjähriger Mitstreiter Fritz Novotny widmet ihm mit seinem Reform Art Orchestra das Konzert am 5. Februar, wobei er mit (s)einer Interpretation von „Love Cry“ von Albert Ayler den Abend eröffnet. Das letzte Konzert von Sunny im P&B war im Februar 2010 angekündigt (im Trio mit Juini Booth & Charles Gayle), er konnte diesen Gig aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr spielen und wurde durch Roger Turner ersetzt. Bleiben also unterschiedliche Formationen um Fritz Novotny und ein super Duo-Konzert mit dem Saxophonisten Jemeel Moondoc in Erinnerung, und natürlich die beiden Abende, die er mit Cecil Taylor hätte bestreiten sollen, der aber in letzter Sekunde entschied, doch nicht den Flieger nach Wien zu besteigen. Sunny, der bereits in der Stadt war, spielte daraufhin mit Marco Eneidi und tags darauf mit einem extra zusammengestellten Kollektiv unter dem Motto „In the Spirit of C.T.“. So long, Sunny!
Ohne jetzt gewichten zu wollen, sei trotzdem noch auf das Konzert von David Murray mit dem Autor, Poeten, Schauspieler, Rapper, Sänger und Musiker Saul Williams verwiesen, deren Auftritt 2015 mir noch nachhaltig in Erinnerung geblieben ist – und mit der Zeit sind die Herrschaften wohl eher noch besser zusammengespielt ... In diesem Sinne darf ich einen musikalisch befruchtenden Faschingsmonat wünschen!
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Januar 2018
Ist also wieder ein Jahr Geschichte, und ein neues steht in den Startlöchern. Ein statistisch fundiertes Resümee lässt sich für 2017 noch nicht ziehen, aber rein gefühlsmäßig traue ich mich zu konstatieren, dass es ein gutes Jahr war. Gut sowohl inhaltlich als auch ökonomisch. Trotz seit Jahren eingefrorener Subvention (immerhin nicht gekürzt!) und trotz diverser Sponsorenausfälle bilanziert der gemeinnützige Verein P&B durchaus ausgeglichen. Dafür hauptverantwortlich dürften wohl Sie, geschätztes Publikum, sein. Ohne Ihre schier unerschöpfliche Bereitschaft, für viele Konzerte relativ viele Tickets zu kaufen – ohne Ihre Treue, Solidarität, Ihr Vertrauen und auch Ihren Mut, sich auf Unbekanntes einzulassen, wäre dieses Ergebnis nie und nimmer erzielbar. Dank dafür, und bitte weiter so!
Auf ein paar Dinge, die das Jahr 2018 betreffen, möchte ich an dieser Stelle eingehen. Im Herbst feiert das P&B sein und ihr vierteljahrhundertliches Bestehen – Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht! Ich selber werde im Sommer fünfzig, das heißt, ich habe die Hälfte meines Lebens mit diesem Projekt verbracht und – das traue ich mir auch zu sagen – etwas Neues werde ich wohl nicht mehr anfangen. Dieser Geburtstag (also jener des Jazzclubs) wird jetzt nicht mit einem speziellen Festival oder dergleichen begangen, sondern mit unterschiedlichen Projekten unter dem Titel „P&B 25“, wobei dieses Sujet auch von befreundeten Jazzclubs bei passenden Konzerten verwendet wird. Exakt am 26. September 1993 betrat Sir Karl Ratzer die Bühne der ehemaligen Fledermaus-Bar und, wenn ich das so pathetisch formulieren darf: Der Rest ist Geschichte. Dank an dieser Stelle natürlich an mathias rüegg, der beim Schreiben dieser Zeilen gerade seinen 65. Geburtstag mit einem Portrait im P&B zelebriert, für die Initialzündung!
Auf ein Projekt möchte ich jetzt schon hinweisen, weil das doch etwas sehr Spezielles ist. Vom 4. bis zum 6. November gastiert einer meiner „all time favorites“ mit einem dreiteiligen Zyklus mit dem Titel „The Masada Book Three – The Book Beriah“. Es geht um John Zorn, es geht um sieben Formationen, und es geht um eine Kooperation mit dem Jazzfestival in Sarajevo, das unmittelbar davor stattfindet. Vielen Dank an dieser Stelle an den dortigen Veranstalter Edin Zubcevic, ohne den dieses und auch das vergangene Gastspiel von Zorn nicht möglich gewesen wären. Darüber hinaus, und das soll auch nicht unerwähnt bleiben, gibt es auch eine ganz offizielle Serie, die wir gemeinsam mit dem NYer Club The Stone, der ja von Zorn initiiert wurde und bis heute von ihm als Mastermind betrieben wird, realisieren werden. Ab September werden unter dem Titel „The Stone presents“ Musiker aus diesem Umfeld wie Julian Lage, Mary Halvorson oder Brian Marsella mit ihren jeweiligen Formationen auftreten.
Vieles, was auch schon frühzeitig fixiert wird, stellen wir auf www.porgy.at. Es lohnt sich also, manchmal den Button „Alle anzeigen“ unter „Programm & Tickets“ anzuklicken, um auch längerfristig Konzertbesuche planen zu können.
In diesem Sinne wünsche ich uns und Ihnen ein erfolgreiches und musikalisch spannendes 2018!
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Dezember 2017
Konzertmäßig ist dieser Dezember wohl ein Rekordmonat. Bis zu vier Veranstaltungen an einem Tag wird es geben, und zwar nicht so sehr aus dem Grund, dass wir das unbedingt wollen, sondern vielmehr, weil es möglich ist und durchaus Sinn macht. So frühstückt am 3. Dezember um 12 Uhr Markus Kupferblum mit Stefan Sterzinger, um 17 Uhr geigt der große James Carter mit seinem Elektrik Outlet auf, um 19 Uhr geben die Herren Omerzell und Kranzelbinder einen ihrer bereits traditionellen Liederabende in der Strengen Kammer, und um 20.30 Uhr präsentiert Elfi Aichinger ihr neues Projekt mit edler Saitenbegleitung. Oder tags zuvor, da ist das Kindertheater Heuschreck um 14 Uhr zu Gast, um 20 Uhr tritt die ukrainische Musikerin mit dem Kürzel daKooka in der Strengen Kammer auf, um 20 Uhr präsentiert die LA Bigband mit Lorenz Raab die NÖ-Jazz-Sinfonie, und als Midnight Special fungiert Ismael Barrios mit seiner fantastischen Salsa Explosion Band. Schrieb der Journalist Christian Scheib vor bereits mehr als eineinhalb Jahrzehnten vom „Stadtmöbel Porgy & Bess“ als Musikmaschine, bestätigt dieser Monat wohl mehr als überzeugend diese Bezeichnung.
Im Zentrum des Dezember-Programms steht das dreitägige Portrait des Komponisten, Pianisten und langjährigen Leiters des legendären Vienna Art Orchestra, mathias rüegg, der ganz nebenbei 1993 auch das Porgy & Bess initiierte und etwas später den Hans Koller Preis ins Leben rief. Diese wohlverdiente Personale beleuchtet unterschiedliche Facetten seines reichen musikalischen Kosmos, und aus diesem Anlass wird auch das VAO einmalig wiedervereint, um das ausgezeichnete Programm „The Minimalism of Erik Satie“ wiederaufzuführen bzw. neu aufzunehmen. Dieses Konzert wird übrigens vom ORF aufgezeichnet und relativ zeitnah auf Ö1 ausgestrahlt. Unmittelbar nach dem rüegg’schen Portrait startet die Jazzbigband Graz ihre Trilogie und präsentiert ebenfalls an drei Abenden ihre Erfolgsprogramme mit Gästen wie Nguyên Lê oder Theo Bleckmann.
Etliches gewohnt Bewährtes gibt’s im Dezember, beginnend mit dem musikalischen Adventkalender des umtriebigen Friedl Preisl, der sein 1. Fenster am 1. des Monats im 1. Bezirk aufmacht, über das traditionelle Gastspiel des großartigen Ernst Molden mit seinem Frauenorchester bis zum Geburtstags-Konzert des Querdenkers Karl Ritter, das er am Vortag des sogenannten Heiligen Abends mit vielen Freunden zelebriert. Das unverwüstliche Schlippenbach Trio macht dieses Jahr auf seiner traditionellen Winterreise wieder einmal Halt in Wien, die ebenso als unverwüstlich zu bezeichnende Formation Ostinato liefert weihnachtlich Funkiges, und ein Denkmal der austriakischen Rock/Pop-Szene, der ebenfalls unverwüstliche Wickerl Adam, zollt dem unsterblichen Enfant terrible Franz Zappa Tribut, ebenso wie Harri Stojka seinem (Vor-)Namensgeber Harrison. Neu ist die Kapelle am 24. Dezember, da übernimmt die Sängerin Marina Zettl mit ihren Cats das Zepter von Slavko Ninic, der mit seinen Tschuschen Weihnachten woanders feiert. Für das Jahresende und den Beginn des neuen ist wie die Jahre davor Sir Karl Ratzer zuständig, der seine brandneue und höchst erfreuliche CD „Tears“ vorstellen wird.
Und falls Sie zufällig noch auf der Suche nach einem originellen Weihnachtsgeschenk sein sollten: Es gibt auch für 2018 wieder sogenannte MemberCards, mit denen Sie zu allen P&B-Veranstaltungen kommen können, ohne weiteren Eintritt bezahlen zu müssen und die in der allgemeinen Kategorie auch übertragbar sind. Informationen finden Sie unter www.porgy.at bzw. erhalten Sie telefonisch unter 01/512 88 11.
Happy New Ears bleibt mir zu wünschen – und bleiben Sie uns auch 2018 gewogen!
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November 2017
Ein paar Nachrichten aus dem Inneren – keine Angst, es geht diesmal nicht um das Thema Kulinarik. In diesem Zusammenhang wurde ich nämlich freundschaftlich, aber bestimmt darauf aufmerksam gemacht, dass es sich dabei wohl eher um mein Problem handle, dass ich gefälligst als Chef des Etablissements zu lösen hätte, ohne die Öffentlichkeit damit zu belästigen. Das mag wohl stimmen, aber das Thema hat mich halt beschäftigt, und über etwas anderes zu schreiben, ist mir damals schlicht und einfach nicht eingefallen. Zum Glück gibt es jetzt eine Sache, über die zu schreiben sich lohnt, obwohl es praktisch jeder, der den Club besucht, mit eigenen Ohren hören kann. Wir haben ein neues PA-System (PA steht für Public Address), also um es einfach zu sagen, neue Boxen, die im Prinzip dazu dienen, dass Sie das, was auf der Bühne musikalisch fabriziert wird, auch gut im Raum hören können. Nun hatten wir vorher natürlich auch schon ein ganz ausgezeichnetes Equipment, aber die Technik entwickelt sich unaufhaltsam weiter, und selbstverständlich wollen wir auch bei der Technik wie in allen anderen Bereichen, up to date sein. Ende September wurde ein neues LINA-System eingebaut, mit vierzehn LINA (Line Array), vier 750LFC (Subbässe), zwei UPA1P (Downfills) und acht UM1P (Monitore), um ganz exakt zu sein. Und diese Anlage klingt fantastisch – und zwar ganz egal, ob Sie auf der Galerie oder im Souterrain sitzen. Was auch noch erwähnt werden muss: Diese Anlage in unserem Club ist die einzige in ganz Europa! Bestes Material also für die beste Adresse. Vielen Dank an Meyer Sound, die diese Anlage entwickelt und gebaut haben, an die Firma ATEC, die das Equipment in Österreich vertreibt, an Vienna Sound Vienna Light und Gerhard Gutscher, von denen das P&B seit Anbeginn technisch betreut wird, und natürlich an unseren Chef-Soundmann Ronny Matky, der immer dafür sorgt, dass das P&B gut klingt.
Weil wir gerade beim Bedanken sind: Ein ebensolcher Dank gilt der Firma Paiste, die uns einen kompletten Beckensatz für unser Schlagzeug zur Verfügung gestellt hat, was bei Drummern sehr geschätzt wird. Und bei Thomastik-Infeld, die uns zwar als Sponsor ab 2018 leider verloren gehen, von denen wir aber immer noch als Dauerleihgabe einen Kontrabass zur Verfügung gestellt bekommen, der dereinst im Besitz des ungarischen Meisterbassisten Aladár Pege war und der seit 2001 unsere „Backline“ wesentlich ergänzt. Der große Ron Carter wird ihn übrigens im November zum wiederholten Male bedienen.
Auf ein paar inhaltliche Erweiterungen soll an dieser Stelle aufmerksam gemacht werden: Der umtriebige Theatermann, Autor, Clown, kurz: das Gesamtkunstwerk Markus Kupferblum frühstückt einmal im Monat an einem Sonntag zu Mittag im P&B, lädt dazu unterhaltsame Zeitgenossen ein und räsoniert mit dem Gast über Aktuelles und Vergessenes, Zukünftiges und Utopisches. Im September war dies der Schriftsteller Doron Rabinovici, am 26. November wird es der Tänzer und Choreograph Sebastian Prantl sein. Der Pilot war vielversprechend und kurzweilig, so wird’s auch weitergehen – im P&B lässt es sich also auch spannend frühstücken (sorry, doch wieder was Gastronomisches). Und um die „Aufführungsnot“ zu lindern, gibt’s zukünftig am Sonntag auch immer wieder Konzerte bereits um 17 Uhr. Oliver Lake machte im Februar 2016 den Anfang, sehr erfolgreich übrigens! Christian Muthspiel präsentiert sein Duo mit Steve Swallow am 5. November um diese Zeit, und im Dezember gastiert James Carter (am 3.) und ein Afro-American Gospel Choir am 17.
Viel Programm also... Ich wünsche einen vergnüglichen November
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Oktober 2017
Habemus Catering! Quasi in letzter Sekunde ist es uns also doch noch gelungen, ein cooles neues Gastro-Team zu gewinnen, dass sich trotz des ganzen (ver)staatlich(t)en Überregulierungswahns überzeugen ließ, dass es nicht nur lustig ist, im P&B zu arbeiten, sondern sich damit auch etwas Geld verdienen lässt. Ein Willkommen den Kolleginnen um Gerhard Hattinger, die uns hoffentlich noch lange (nicht nur) kulinarisch erfreuen sollen und nochmals Dank an das Team von Ludwig & Adele für die feine Zusammenarbeit!
Sie wundern sich vielleicht, wie es zu der Situation kommen kann, dass ein doch recht arrivierter Jazzclub Schwierigkeiten hat, jemanden zu finden, der Speis und Trank ausgibt. Auch wenn nicht – lassen Sie mich das trotzdem kurz aus meiner subjektiven Sicht erklären. Ich wurde vom Chef von L&A im März des Jahres (Sie kennen ja die diesbezüglichen Iden!) in Kenntnis gesetzt, dass er aufgrund der Erfüllung sämtlicher rechtsstaatlicher Anforderungen, finanzprokurativer Auflagen, magistratsspezifischer Erfordernisse, kollektivvertraglicher Verpflichtungen, gesellschaftspolitischer Erwartungshaltungen und was weiß ich noch was alles, bemerkte, dass knapp 50 Prozent des Umsatzes in die Abdeckung von Personalkosten fließen würden. Nun muss man kein studierter Ökonom sein, um zu erahnen, dass sich das wirtschaftlich sinnvoll mittelfristig eher nicht ausgehen kann. Ich nahm die Ankündigung der Aufkündigung zwar bedauernd, aber doch zur Kenntnis – und schob das Thema, nicht daran glauben wollend, vor mir her, bis ich Ende der Saison bemerkte, dass es nun wohl an der Zeit sei, mich um die ganz klar auf uns zukommende Problematik zu kümmern, nachdem mir wider Erwarten niemand „zuflog“, die/der nur darauf wartete, die P&B-Bar zu betreiben. Am 1. August schrieb ich also einen Newsletter an unseren E-Mail-Verteiler, u. a. mit der Bitte: „... Wenn Sie, wertes Publikum, uns jemanden empfehlen können, von dem Sie zukünftig gerne im Jazzclub kulinarisch betreut werden wollen, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.“ Das war, wie sich zeigen sollte, etwas unklar formuliert, denn eigentlich wollte ich fragen, ob jemand wen kennt, der gerne die P&B-Gastro übernehmen würde. So kamen sehr viele Rückmeldungen der P&B-Community (ausdrücklichen Dank dafür!), die uns ihr Lieblingslokal empfahlen und meinten, wir sollten da einfach nachfragen ... und mit lieben Grüßen von XY. Nachdem ich ja verantwortlich für meine Wortwahl bin, habe ich das natürlich gemacht und überall eine Mail hingeschickt, mit der Frage, ob sie das machen wollten, mit dem Hinweis, dass sie uns empfohlen worden seien. Als ich dann unsere Wunsch-Rahmenbedingungen zusandte, erlosch bei den meisten das Interesse, weil viele offenbar davon ausgingen, dass wir sie bezahlen würden, damit sie ausschenken. Jedenfalls nahm das Ganze eine recht erstaunliche Dynamik an, die mich meinen Urlaub kostete, weil ich den gesamten August diesem Thema widmete und viele Sondierungsgespräche führte, bis zum Schluss vier Teams in die engste Auswahl kamen. Meine allerletzte Deadline war Freitag, der 25. August, 10 Uhr, also weniger als eine Woche, bevor das P&B wieder aufsperrte. Tags davor gab es die letzten Besprechungen, und dann hatte ich die Qual der Wahl – auch weil sich herausstellte, dass ich mir vorstellen konnte, mit allen vier „Kandidaten“ gut zusammenarbeiten zu können. Dank an dieser Stelle natürlich an die von mir abgelehnten Teams, aber das ist die wohl undankbarste Aufgabe, wenn man eine Auswahl treffen muss. Die Entscheidung wurde schlussendlich vom Vorstand getätigt, nach Abwägen aller Argumente. Ich muss sagen, dass ich im Vorfeld bereits derart konsterniert war, dass ich mir schon überlegt habe, die Bar abzureißen und durch Logen zu ersetzen und aufgrund der Tatsache, dass sich kaum noch jemand Personal leisten kann, weil der Faktor Arbeit hierzulande viel zu hoch besteuert ist, Getränkeautomaten aufstellen zu lassen. Das wäre wohl etwas wirklich Neues, oder?
Froh bin ich, dass diese „Revolution“ nun wohl für längere Zeit abgeblasen zu sein scheint. Wenn Sie das auch so sehen, konsumieren Sie bitte ab und zu vielleicht ein weiteres Gläschen oder laden Sie jemand auf den einen oder anderen Drink ein, damit wir nicht mehr auf „automatische“ Ideen kommen müssen. Sie tun damit sich und uns und der Gastro Gutes!
Etwas Amüsantes zum Schluss: Vielleicht können Sie sich noch an die Inserate der Stadt Wien in unserem Folder im vergangenen Jahr erinnern? Es handelte sich damals um einen Kompromissvorschlag des Herrn Stadtrates, der unsere Betriebssubvention partout nicht erhöhen wollte, aber aus seinem Werbebudget etwas Geld freimachen konnte. Bei einer Besprechung stellte er eine Prolongierung dieser Unterstützung in Aussicht, aber auf Nachfrage meinerseits wurde mir von der zuständigen Referentin mitgeteilt, dass sie derzeit keine Inhalte hätten, die sie im Folder kundtun könnten. In Anbetracht der Flut an städtischen Inseraten in diversen Krawallblättern ehrt mich diese Ablehnung sogar!
In diesem Sinne, cheers!
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September 2017
Rein gefühlsmäßig und bar jeder Statistik war die vergangene Saison eine wirklich gute – beginnend mit einem zweitägigen Song-Zyklus des großen austriakischen Komponisten Michael Mantler, über das sensationelle Gastspiel von John Zorn im November mit ungefähr zweieinhalb Dutzend Musikern (Bagatelles-Marathon!), den Auftritt der Minimal-Music-Legende Terry Riley oder das Solo-Recital der Extrem-Performerin Diamanda Galás bis hin zu den Juli-Konzerten von Enrico Rava, Tomasz Stanko, Charles Lloyd und Stanley Clarke – um nur die bekanntesten Namen zu nennen. Inhaltlich vielfältig und qualitativ zumeist hochwertig waren die Konzerte der 24. Saison, wie ich natürlich höchst subjektiv konstatieren darf. Auch in Hinblick auf Publikumszuspruch kann kaum etwas bemängelt werden. Gute Voraussetzungen also für das Jubiläumsjahr 2018?
Im Prinzip schon, wenn da nicht das eine oder andere Damokles-Schwert über unseren Köpfen schweben würde. Seit fast drei Jahren haben wir keinen Hauptsponsor mehr. Bis dato konnten wir das ganz gut kompensieren, weil Musiker mitunter auch für eine geringere Gage spielen (ein Witz eigentlich in einem Bereich, wo es sowieso ganz wenig Geld gibt) und Besucher durchaus bereit sind, einen höheren Eintrittspreis zu berappen. Irgendwann sind aber da wie dort Grenzen erreicht, über die es dann nicht mehr drübergeht. Ich bin der Meinung, dass wir diesbezüglich den Plafond erreicht haben und sowohl einnahmen- als auch ausgabenseitig alles optimiert haben. Wie auch immer – es ist jetzt grad nicht gerade Feuer am P&B-Dach, aber bei absehbaren Investitionen, Reparaturen, Instandsetzungen und dergleichen kann es dann schon etwas brenzlig werden (sie wissen wahrscheinlich, was Fachkräfte kosten).
Und erst recht, wenn sich Teile des Publikums die Tickets nicht mehr leisten können. Und da sind wir schon mitten in der Diskussion, die gerade im Zusammenhang mit den öffentlich unterstützten Gratis-Kultur-Events aufkommt. Einerseits argumentiert die Stadtpolitik, dass damit Interesse geschaffen wird, das die Menschen erst in die Konzerthäuser und Clubs dieser Stadt strömen lässt, andererseits zeigen Erfahrungen, die andernorts gemacht wurden, das genaue Gegenteil. In Graz beispielsweise brachte der sogenannte Jazzsommer die gesamte Clublandschaft in gröbere Schwierigkeiten, von denen sie sich Jahre nach dem letzten „Seitenblicke-Bussibussi-samma alle leiwaund“-Event erst langsam zu erholen beginnt. Ich möchte mich jetzt nicht generell gegen diese Brot & Spiele-Politik aussprechen, bin aber schon der Überzeugung, dass man, wenn man sich schon fürs Nix Kosten entscheidet, jene Kulturanbieter, die Eintrittskarten verkaufen müssen, um ein inhaltlich hochwertiges Programm übers gesamte Jahr anbieten zu können, entweder einbinden sollte, oder diese zumindest in irgendeiner Form unterstützt werden müssten. Übrigens sah und hörte ich auf dem Nachhauseweg am Karlsplatz eine Sängerin, die als samstäglicher Mainact agierte, und die praktischerweise als Kuratorin des dortigen Festes fungierte, sich also der Einfachheit halber gleich selbst engagierte und ins Rampenlicht programmierte. Dem Publikum war’s wurscht, weil eh gratis. Kultur wird also billig für jene, die sie konsumieren, und ziemlich teuer für jene, die sie finanzieren müssen!
Kreative Ticketgebühren wurden nun vom Handelsgericht als Unrecht beschieden. Kauft man z. B. eine Karte für ein P&B-Konzert nicht über unsere Seite oder unsere Vorverkaufsstelle, sondern bei irgendeinem anderen Anbieter, dann kostet dieses Ticket deutlich mehr, als im Folder ausgewiesen. Zum Glück haben wir seit über eineinhalb Jahrzehnten ein eigenes Ticketingsystem, über das wir geschätzte neunzig Prozent der Karten verkaufen und sind damit praktisch autonom und nicht jemandem ausgeliefert. Wir sind also nicht in der Hand von Trittbrettfahrern, die sich ohne Risiko ein schönes Körberlgeld dazuverdienen. Gut, dass dies gerichtlich (noch nicht rechtskräftig) thematisiert wurde.
In diesem Sinne – Willkommen im Club!
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Juli & August 2017
Voilà, Sie bemerken, dass wir immer weniger Lust verspüren, im Sommer auf Urlaub zu gehen. Ich gebe natürlich zu, dass dies in erster Linie auf mich selbst zutrifft (wo soll man denn auch hinfahren, wenn sich der lässigste Jazzclub vor der Haustüre befindet), meine Kolleginnen & Kollegen ächzen hin und wieder ob der nicht enden wollenden Saison, aber prinzipiell bin ich der Überzeugung, dass, wenn eh alle anderen Kulturinstitutionen pausieren, zumindest der Jazzclub ein Mindestangebot in puncto sinnvoller kultureller Freizeitgestaltung machen soll – was denken sich denn sonst all die vielen Touristen, die die Musikstadt Wien im Sommer besuchen und permanent vor verschlossenen Türen stehen?
Natürlich hat das Offenhalten der Jazzclub-Pforten auch damit zu tun, dass Musiker und Bands, die bei diversen Sommer-Festivals auftreten, den einen oder anderen Club-Gig spielen wollen, wenn sie ja sowieso gerade quasi vor Ort, sprich: in Europa sind. Das heißt, das sommerliche Programm hat einerseits mit Angebot zu tun, wofür wir andererseits aber auch Nachfrage schaffen müssen. Schauen wir einmal, in welchem Ausmaß uns das heuer gelingt.
Eine markante Änderung wird es im Herbst geben, nämlich eine neue Betreiberin der Gastronomie. Die Belegschaft von Ludwig & Adele, die uns im Laufe der drei Jahre ans Herz gewachsen ist und bei denen ich mich an dieser Stelle generell und bei Luke Bereuter und Florian Siegismund speziell bedanken möchte, reagieren auf die geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen (hauptsächlich) im Personalbereich, die sich mit einem (fairen!) Geschäftsmodell wie jenem von L&A nicht wirklich vertragen. Dies ist bedauerlich und zeugt auch von einer absoluten Überregulierung im mittelständischen Unternehmer-Umfeld, was mittelfristig dazu führen wird, dass selbst ihr Wirt ums Eck, sobald er irgendwie in Pension gehen kann, dies auch tun wird, und seine Gastwirtschaft zusperrt – und einziehen wird irgendeine globalisierte Kette, die, wie andere Franchise-Unternehmen auch, ihre Gewinne vor Versteuerung im Ö-Land in Oasen verschifft – und das faktisch legal, also unter Tolerierung des Gesetzgebers. Nicht lustig! Also müssen wir uns wieder um jemanden umsehen, der umsichtig und sensibel ab September das P&B-Publikum kulinarisch um- und versorgt. Wir werden fündig werden.
Finden müssen wir auch noch eine dauerhafte Lösung für unsere weltberühmte Kälteanlage, die dafür sorgen sollte, dass die warme Luft von außen auf dem Weg in den Club ordentlich abgekühlt wird. Jetzt ist es so, dass das im Prinzip sogar tadellos funktioniert, wenn das Ding nicht ständig ausfallen würden bzw. alle paar Wochen gewartet werden müsste – die dafür zuständige Fachfirma steht da auch vor einem Rätsel. Als wir diese Anlage installierten, waren alle Beteiligte sehr stolz darauf, weil diese Maschinen besonders energieeffizient und umweltschonend sind. Kein Wunder, wie ich meine, weil sie zumeist „offline“ sind! Nun, wir werden diesen Sommer kältetechnisch schon irgendwie „überbrücken“, aber es kann schon sein, dass es das eine oder andere Mal etwas wärmer ist als gewünscht, was aber der musikalischen Qualität wohl eher keinen Abbruch tun sollte. Im nächsten Jahr haben wir einen kompletten Tausch der Geräte bzw. eine Neukonstruktion der Klimaanlage geplant und in groben Zügen auch schon budgetiert. Bis dahin wird die alte mit viel gutem Zureden und bewährten Tricks noch ihre Dienste leisten (müssen).
In diesem Sinne darf ich einen heißen musikalischen Sommer im (halbwegs) coolen Jazzclub wünschen
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Juni 2017
An dieser Stelle wieder ein paar Nachrichten aus dem Inneren: Da habe ich vor Kurzem tatsächlich geschrieben, dass mit einem Konzert der Trompetenlegenden Tomasz Stanko & Enrico Rava die Spielsaison 2016/17 Mitte Juli ihr Ende finden würde. Das stimmt nun so nicht – natürlich spielen die beiden Grandseigneurs des europäischen Jazz, aber das markiert noch nicht den saisonalen Schlussstrich unter dieses Kapitel – das vierundzwanzigste übrigens in der P&B-Geschichte. Dorothy Darr, ihres Zeichens Filmemacherin und Produzentin und seit knapp viereinhalb Jahrzehnten Managerin und Ehefrau von Charles Lloyd, fragte nach, ob wir nicht am 24. Juli eine Möglichkeit hätten, den legendären Saxophonisten einzuladen. Dazu muss man wissen, dass ein Konzert mit Lloyd schon vergangenen November angedacht war, sich aber kein adäquater Termin finden ließ, was Frau Darr gar nicht goutierte – lässt sich doch ein ganz Großer der Jazzgeschichte in die Niederungen eines Jazzclubs herab, und der Betreiber des Kelleretablissements sagt ganz einfach: „Sorry, no date available.“ Nun, ihr Ärger dürfte glücklicherweise nicht von allzu langer Dauer gewesen sein. Den ersten Gig im „alten“ P&B spielte Lloyd übrigens 1995 und es stellte sich heraus, dass sein damaliger Pianist (niemand Geringerer als Bobo Stenson) das letzte Konzert der Tour in Wien nicht spielen konnte, worauf ein gewisser Franck Amsallem einsprang, der Lloyd zuvor einen Brief schrieb, in dem stand, dass er alle seine Tunes kenne und wann immer er einen Klavierspieler benötigen sollte, er sofort zur Verfügung stehen würde. Amsallem reiste also von New York nach Wien, und soweit ich weiß, war dies das erste persönliche Treffen der beiden. Sie unterhielten sich backstage über die Stücke, die sie spielen wollten, und irgendwann kurz vor dem Konzert – Lloyd hatte schon seine Bühnenkleidung an, mit einer ziemlich absurden Kopfbedeckung, die ihn eher wie Till Eulenspiegel aussehen ließ – bemerkte er mit Schrecken, das sein Instrument nicht da war und er es vermutlich im Taxi vergessen hatte, was ich mir wiederum nicht wirklich vorstellen konnte. Ein Telefonat mit dem Hotel, ein bisschen Überzeugungskraft, dass es okay sei, wenn ein Angestellter im Zimmer herumstöbert … und flugs fand sich sein Arbeitsgerät im Koffer auf dem Bett wieder und wurde kurzerhand in die Spiegelgasse transportiert. Interessant, dass selbst jemandem wie Charles Lloyd aufgrund einer geänderten Band-Situation etwas Derartiges passiert – was ihn natürlich auch sympathisch macht! Wenn ich mich richtig entsinne, dann war die Gage die höchste, die wir bis dahin gezahlt hatten – eine Summe, damals in DM, die wir diesmal verdoppelt in Euro auszahlen. The times they are a-changin’! Das 95er Konzert war übrigens super, wie eigentlich fast alle Lloyd-Gigs, die ich im Laufe der Jahre gehört habe. (Ich sage nur: Saalfelden ’87 mit Michel Petrucciani oder November 2004 mit Zakir Hussain im P&B!)
Aber auch das ist noch nicht alles, was die Rest-Saison zu bieten hat. Wir verhandeln gerade mit Stanley Clarke, der aller Voraussicht nach Ende Juli ein zweitägiges Gastspiel geben wird. Nun sind wir da sehr vorsichtig, weil der Meisterbassist schon das eine oder andere Mal angekündigt war und aus dem geplanten Engagement dann doch nichts wurde. Aber wies aussieht, sollte diesmal alles passen, auch wenn seine ganz offizielle Bestätigung noch aussteht. Das ist übrigens mit ein Grund, wieso es heuer einen Extra-Sommerfolder geben wird – mit dem Juli/August-Programm, das bis dahin wohl feststehen wird, inklusive aller „confirmations“.
In diesem Sinne wünsche ich einen spannenden musikalischen Sommerbeginn ...
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Mai 2017
An dieser Stelle ein paar Nachrichten aus dem Inneren: Seit geraumer Zeit rezensiert Hannes Schweiger, seines Zeichens Herausgeber von „Jazz Live“ (einer leider längst eingestellten Fachzeitschrift, die anno 1983 von Wulf Müller und Rainer Rygalyk gegründet wurde), unterschiedliche Konzerte, die er im Porgy & Bess besucht. Diese Rezensionen können Sie exklusiv auf unserer Homepage nachlesen – und zwar unter „News“ bzw. „More News“ in der Rubrik „Nachhall“. Vielleicht entwickelt sich so etwas wie ein interner Diskurs oder gar eine journalistische Plattform. Die jeweiligen Fotos zu den Rezensionen stammen übrigens von Eckhart Derschmidt.
Sollte Ihnen auffallen, dass Sie plötzlich die Musiker auf der Bühne bzw. das Publikum im Souterrain besser sehen, so täuscht der Eindruck nicht. Nach knapp einem Jahrzehnt fand unser Cheftechniker Herr Matky, es sei an der Zeit, das Bühnen- und Publikumslicht dem momentanen Stand der Technik anzupassen. Das ist natürlich zu begrüßen, hat aber andererseits den Nachteil, dass nun Dinge ans „Tageslicht“ befördert werden, an denen auch dringend zu arbeiten sein wird – ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen. Eigentlich ein ähnlicher Effekt wie beim Rauchverbot, als man plötzlich wieder olfaktorische Wahrnehmung von besuchenden Menschen machen konnte bzw. musste. Trotzdem: Super Licht, danke Ronny!
Apropos ins rechte Licht rücken: Ab Mai wird ein Triptychon des Malers Lui Janele als mittelfristige Dauerleihgabe den Stiegenabgang des P&B bereichern bzw. attraktivieren. Das Kunstwerk trägt den kurzen und bündigen Titel „Joe Zawinul“ und wurde bereits vor ein paar Jahren für einige Zeit gezeigt. Eine Art Heimkehr des großen österreichischen Meisters, der bekanntlich in den 1950er Jahren gemeinsam mit Friedrich Gulda, der damals gegenüber in der Riemergasse wohnte, in den damaligen Räumlichkeiten, die schlicht „Studio 1“ hießen, konzertierte und u. a. vierhändig sogenannte „Akkordschmäuse“ servierte. 2003 gelang es uns schließlich, dass Zawinul, bevor er das Birdland eröffnete, ein zweitägiges Gastspiel im P&B gab – ein Umstand, für den ich heute noch dankbar und auf den ich auch ein bisschen stolz bin. Am 13. des Monats werden übrigens die ‚Z‘-Awards 2017 in unserem Club verliehen.
Auch wenn das letzte Konzert am 1. Juni stattfindet, sei bereits jetzt der aktuellen Stageband ein Lob ausgesprochen. Die Mannen um Lukas Kranzelbinder haben organisatorisch und musikalisch auf allen Ebenen überzeugt – vor allem Letzteres dürfte auch dem Publikum aufgefallen sein, das in Scharen kam und bestimmt auch am 1. kommen wird. Dank an dieser Stelle für den persönlichen, bis an die Grenzen der physischen Erschöpfung gezeigten Einsatz des Bassisten, von dem zukünftig auch international noch vieles zu hören sein wird. Chapeau!
Aus traurigem Anlass ein Witz des wunderbaren Karl Hodina, den er anlässlich unserer letzten Begegnung zum Besten gab: Ein Jazzmusiker bekommt vom Arzt die Diagnose, dass er nur noch eine Woche zu leben hat. Seine Antwort: Okay, aber wovon??
In diesem Sinne, kommen Sie zuhauf. Willkommen im Club!
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April 2017
Vieles bekommt man ja mit, wenn man mit Jazzmusikern zu tun hat, und nicht alles davon ist erbaulich. Amerikanische Musiker zum Beispiel versichern sofort und glaubhaft, dass sie es nicht waren, die diesen Kerl ins Amt gewählt haben. Ich bin ja schon sehr gespannt, wie sich der Trompeter aus Russland, der im Juni spielt, diesbezüglich äußert. Musiker aus der Türkei, die auch dort leben, sind relativ vorsichtig, weil man bekanntlich nie genau wissen kann, wer da noch wo mithört. Sehr zu hoffen ist, dass sich französische Musiker in Bälde nicht ähnlich artikulieren müssen wie ihre amerikanischen Kollegen. Zumindest dieser „Kelch“ ging an der austriakischen Jazzszene vorbei, ist ja UHBP (© Hufnagl, der Ältere) zum Glück bekennender Ornette-Colemanianer und hat sich klug und würdig seine neue Bürde umgehängt. Die nächsten Jahre haben wir also präsidialerseits wohl keine gröberen Malversationen zu erwarten. Allerdings ist zu befürchten, dass die Zahl der sich entschuldigenden Musiker in näherer Zukunft eher nicht abnehmen wird.
Noch ganz im Banne des Konzertes von Abdullah Ibrahim darf ich berichten, dass der Meister vom P&B ziemlich angetan war und vor seinem Abflug verkündete, dass er gerne wieder zurückkehren möchte. Nachdem er sich für einen guten Teil des Jahres in der Nähe des bayrischen Chiemsees niedergelassen hat, dürfte der Zeitraum bis zum nächsten Konzert wohl nicht allzu lange währen. Hier hat sich also wieder eine neue Tür aufgetan, und das kann uns nur recht sein!
Auf das April-Programm will ich an dieser Stelle gar nicht näher eingehen – steht ja eh alles im Folder. Aber das offizielle Saison-Finale darf ich ankündigen: Es ist zwar noch nicht klar, ob danach – also in der Sommerpause – nicht auch noch das eine oder andere Konzert stattfinden wird, aber rein formal ist die Saison 2016/17 ab dem 16. Juli Geschichte – und sie endet mit zwei sicher denkwürdigen Abenden einer Formation, die zwei singuläre europäische Trompetenstimmen vereint: Tomasz Stanko & Enrico Rava. Ersterer feiert exakt am 11. des Monats seinen 75. Geburtstag, und die Zusammenarbeit mit seinem etwas älteren italienischen Kollegen war sein Herzenswunsch. Schön, dass wir an der Erfüllung seines Geburtstagsbegehrs partizipieren können. Und jeder heimische Trompeter, der sich diese einmalige Gelegenheit entgehen lässt, braucht eine wirklich gute Ausrede!
Und wenn wir schon so weit in die Zukunft blicken, dann tun wir es halt noch weiter: Im September 2018 wird das P&B exakt ein Vierteljahrhundert alt. Nun haben wir runde Geburtstage immer speziell zelebriert. Erinnert sich noch jemand an das Festival 2013 in der Riemergasse? Für Ideen, Anregungen, Wünsche diesbezüglich bin ich natürlich dankbar. In diesem Sinne – willkommen im Club!
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März 2017
Es ist ja schon recht schwierig, einen Live-Musik-Betrieb halbwegs am Leben zu erhalten, aber eine wirkliche Herausforderung scheint es zu sein, ein Plattengeschäft zu betreiben und zwar dann, wenn man einen Angestellten zu finanzieren hat und nicht selbst im Laden steht. Im P&B begonnen haben die Kollegen vom Audio Center im Jahr 2001, die in unserer damaligen Vorverkaufsstelle (und der jetzigen Strengen Kammer) ein CD-Geschäft aufmachten, das etwas darunter litt, dass es von der Riemergasse aus nicht erkennbar war. So schlecht lief das Geschäft aber auch nicht, weil das Audio Center damals ein Zweier-Team war und entweder der eine oder der andere den Laden betreute. Nach einem Zerwürfnis zwischen den beiden, konzentrierte sich Reinhold Weber (der eine) auf sein „Stammhaus“, dem Audio Center am Judenplatz, den er bis heute auf vorbildliche Weise führt. Wir, das P&B hielten aber weiter an dieser Idee fest und führten den Shop in Zusammenarbeit mit Universal – im Hinblick auf Repertoire und Aufteilung der Personalkosten – weiter, bis es irgendwann dem Haupt-Verantwortlichen zu bunt wurde, weil das Geschäft zu wenig abwarf. Das war übrigens derjenige, der in ein paar Jahren der Staatsoper vorstehen wird. Etwas später ergab es sich, dass wir den dem Gang angrenzenden Raum, der zuvor als eine Art Lager eines persischen Teppichhändlers gedient hatte, dazubekamen. Nach langwierigem Umbauprozedere – hätten wir von Anfang an diesen Raum als Teil des Gesamtumbaus berücksichtigen können, wäre alles deutlich einfacher gewesen – entstand im einen Teil unsere Tageskassa und im vorderen etablierte Alexander Lustig seine „Rote Laterne“ als Kompetenzzentrum in Sachen Audiophilie – und das durchaus erfolgreich. Mit Blick in die Gasse bzw. wichtiger mit einer direkten Wahrnehmung von Außen funktionierte dieses Spartenunterfangen in Bezug auf Jazz & kreative Musik ganz passabel – bis zu dem Zeitpunkt, ab dem Herr Lustig nicht mehr selbst hinter dem Verkaufspult stehen konnte und die eine oder den anderen Angestellte(n) engagieren musste. Und siehe da bzw. siehe oben: Aufgrund der schon fast wahnwitzigen Besteuerung des Faktors Arbeit geht sich ein derartiges Unternehmen ökonomisch offenbar nicht aus. Schade einerseits – und expliziten Dank an dieser Stelle an Reinhold Weber, Peter Necesany und Julian Schönfeld für den Versuch – aber auf der anderen Seite wird dieser Raum der Kunst im engeren Sinne gewidmet und als Public Domain wieder als Raum für Bildende Künstler zur Verfügung stehen, mit quartalsmäßig kurierten Ausstellungen ab April.
Auf den 20.März möchte ich an dieser Stelle noch hinwiesen: Zum einen natürlich auf das Konzert von Georg Vogel, aber vor allem auch auf den Film „Komm und sieh Rudyn“, der um 18 Uhr gezeigt werden wird. Gedreht wurde diese Dokumentation von Friedemann Derschmidt (mit Karin Schneider & Walter Pucher), der an diesem Tage einen runden Geburtstag feiert. Zu diesem Film gibt es eine bzw. mehrere Geschichten. Rudi Rudyn, ein Tänzer, der als der Mann mit den Gummibeinen in die lokale Geschichte einging, und der in den 1920 Jahren in eben diesem Raum auftrat, worin sich nun das P&B befindet. Dieser Film wurde vor dem Umbau im Frühjahr 1999 in den provisorisch adaptierten Räumen des ehemaligen Rondell-Kinos gezeigt, in Anwesenheit des Hauptdarstellers. Übrigens versuchte damals am Tag der Premiere die unterlegene Mitbewerberin um diesen Kulturraum diese Veranstaltung zu unterbinden, indem sie Anzeige wegen irgendeiner fehlenden Betriebsgenehmigung erstattete, was für uns zu einem bürokratischen Hürdenlauf führte, den wir aber schlussendlich knapp aber rechtzeitig bewältigten. Zu dieser Veranstaltung gibt es übrigens einen hochinteressanten Seitenblicke-Bericht, der hier aufgerufen werden kann. Nach erfolgreichem Umbau zeigten wir im Frühjahr 2001 diesen Film noch einmal – wieder im Beisein des hochbetagten Rudyn, der ein paar Wochen später fast 100 Jährig verstarb. Kommen Sie und schauen Sie sich das an und gerne auch noch einiges mehr.....
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Februar 2017
Ein paar Meldungen aus dem Inneren: Unsere langjährige Mitarbeiterin Barbara Bruckmüller, die Sie auch als umsichtige Leiterin ihrer eigenen Bigband kennen, hat beschlossen, sich nach nunmehr 16 Jahren, in denen sie für die Administration und Organisation zuständig war, zukünftig vermehrt auf ihre musikalische Karriere konzentrieren zu wollen. Auf diesem Wege gratuliere ich zu diesem mutigen Schritt und sage vielen Dank für all das Geleistete!
Zwar bin ich ein deklarierter Fan des öffentlichen Verkehrssystems dieser Stadt, aber es soll tatsächlich auch Zeitgenossen geben, die aus unterschiedlichen Gründen die Individualvariante vorziehen und mit dem Automobil zum Jazzclub ihrer Wahl fahren. Nun hat sich da das Jazzland schon vor Jahrzehnten um eine benutzerfreundliche Lösung bemüht und mit der Garage vor der Haustür kooperiert, bei uns hat es halt etwas länger gedauert. Aber nach der meines Erachtens fragwürdigen Einführung von exklusiven Abstellplätzen nur für Anrainer hat sich die Parkplatzproblematik vor Ort deutlich verschärft. Es gäbe zwar genügend Möglichkeiten, das Auto irgendwo in der Nähe stehen zu lassen, aber zumeist halt an Stellen, wo man das nicht darf. Ums Eck des P&B in der Cobdengasse 2 gibt es eine Garage, und wenn Sie da ihr Auto zwischen 17 und 7 Uhr parken, dann zahlen Sie den ausverhandelten Kulturtarif von sage und schreibe 5,20 Euro. Das System funktioniert einfach: Sie lösen beim Reinfahren wie überall ein normales Ticket, holen sich bei unserer Kasse das Kulturticket, stecken beim Rausfahren die anfänglich gelöste Karte und bezahlen mit der im P&B käuflich erworbenen. Alles klar? Vielmehr als ein Bier zwischen An- und Abreise dürfen Sie aber auch zukünftig eher nicht konsumieren, wollen Sie längerfristig im Besitz ihres Führerscheins bleiben.
Zu etwas ganz anderem: Ausländische Kulturforen sind für die internationale Vermittlung austriakischer Kulturidentität in allen Ländern wichtig, aber für uns als Jazzclub ist natürlich das Österreichische Kulturforum in New York, kurz ACF, von prioritärer Bedeutung, gilt der Big Apple doch nach wie vor als das Zentrum des Jazz. Auch wenn der Glanz der späten 1940er und 1950er Jahre, als sich in der 52nd Street ein Jazzclub nach dem anderen reihte (Onyx, Three Deuces, Birdland, Hickory House, Downbeat, Spotlite Club, just to name a few), schon länger vorbei ist, gilt immer noch in Abwandlung eines berühmten Sinatra-Songs „If I can make it there, I’ll make it anywhere“, egal ob als Jazzclub oder -musiker. Seit 15 Jahren steht also nun das von Raimund Abraham geplante und spektakulär umgesetzte Haus in einer Baulücke von gerade 4 x 7 Metern – und das just in der 52. Straße, also in unmittelbarer Nachbarschaft der einstigen Jazzmeile. Und dieses Haus hat auch einen wunderbaren Konzertsaal mit hervorragender Akustik, den wir in der Vergangenheit auch immer wieder bespielten. „A Different Beat on 52nd Street“ nannte sich ein Schwerpunkt, den wir im Wiener Porgy & Bess anlässlich des 10-jährigen Bestehens des ACF im Jahr 2012 abhielten. 2017 feiert das ACF demgemäß eineinhalb Dekaden der Existenz. Wir gratulieren an dieser Stelle, und ich freue mich noch auf viele zukünftige transatlantische Kooperationen bzw. many more different beats!
Unterschiedliches bietet auch das aktuelle Februar-Programm: Von spannenden Solo-Konzerten (Kelvyn Bell, Ketil Bjørnstad, Idan Raichel) bis zu voluminösem Bigband-Schaffen (Lungau Big Band & Lorenz Raab oder SK Invitational um Stephan Kondert). Zwei Jazz-Legenden feiern 80. Geburtstag (Louis Hayes und Kirk Lightsey), ein Blues-Veteran betritt ein weiteres Mal die Bühne (John Mayall, bereits restlos ausverkauft!), die junge austriakische Szene (Hi5, Walter Sitz, Elias Stemeseder) präsentiert sich ebenso wie die bereits arrivierte (Micko, Middleton, Strasser, Dudli, Gonzi, Schneeberger, Schmidt) und natürlich das herausragende Stageband-Kollektiv um Lukas Kranzelbinder. (Holen Sie sich noch einen Festivalpass und stempeln Sie – Sie zahlen für zwei Konzerte und können dafür drei hören!) Und ... „& Music“ gibt es auch, mit den Singer/Songwritern Júníus Meyvant (aus Island!) oder Alex Clare oder dem türkisch-österreichischen Kollektiv Barnar. Zwei Konzerte, auf die ich mich persönlich sehr freue, möchte ich noch empfehlen: Der Meisterschlagzeuger Jeff „Tain“ Watts gibt endlich sein spätes P&B-Debüt, und mit dem Kornettisten Bobby Bradford ist ein wichtiger Wegbegleiter des unsterblichen Ornette Coleman (wieder) zu Gast. Willkommen im Club!
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Januar 2017
So wie es aussieht, dürfte ein sehr langwieriges Projekt endlich doch noch abgeschlossen werden. Wir hinterlassen seit 1994 unsere „footprints“ in der digitalen Welt, waren also sehr früh mit einer eigenen Homepage präsent. Um die notwendigsten Updates selbst vornehmen zu können, beschäftigte ich mich mit Programmierformen und -befehlen, etwas, was gar nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt. Diese Homepage leistete bis Ende 2000 gute Dienste und wurde dann von einem Team rund um Friedemann Derschmidt und Michael Aschauer komplett neu umgesetzt. Diese Seite wurde u.a. für den Ticketverkauf adaptiert und erweitert und funktioniert im Wesentlichen bis jetzt, also seit fast 17 Jahren. Unsere Homepage ist also ein wahrer Methusalem! Nun gab es aber schon vor Jahren Warnungen, dass wir uns Gedanken über eine neue Seite machen müssten, da irgendwann die alten Programme nicht mehr unterstützt oder irgendwelche Systeme umgestellt würden und somit die Gefahr bestünde, von heute auf morgen plötzlich offline zu sein. Das wäre tatsächlich ein ziemliches Problem, also hörten wir uns um und beauftragten ein junges, aufstrebendes und ambitioniertes Team, das uns versicherte, dass die neue Seite natürlich alles könne, was auch die alte schon konnte – und darüber hinaus natürlich noch vieles mehr. Vor mittlerweile eineinhalb Jahren begann das Team mit der Umsetzung, und als die ersten grafischen Vorschläge präsentiert wurden, waren wir noch zuversichtlich und guter Dinge, die Seite baldigst online stellen zu können. Doch dann stellte sich heraus, dass sich dieses Team in Bezug auf die Komplexität unserer Seite wesentlich verkalkuliert hatte, und man scheiterte schlussendlich glorreich am Ticketverkauf und beim Archiv: beides Themen, die für uns große Wichtigkeit haben. Wurde anno dazumal noch individuell programmiert, kauft man sich heute irgendwelche Tools im Netz und adaptiert sie jeweils auf die vermeintlichen Bedürfnisse. Der Versuch, eine 08/15 Webshop-Lösung zu integrieren misslang ebenso wie jener, zur Rettung ein zugekauftes Ticketsystem zu implantieren. Gespräche mit den Technikern verliefen weitgehend unbefriedigend – um es freundlich auszudrücken. Irgendwann brachen wir das Projekt ab, obwohl bereits Geld und viel Zeit investiert wurde, aber das gesamte Ding war derart heillos verfahren, dass es einfach nicht mehr zu retten war. Ärgerlich natürlich – aber besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und so kam das ursprüngliche Team wieder ins Spiel. Und siehe da, plötzlich wird wieder individuell programmiert, die Kollegen verstehen, um was es im Detail geht, nach relativ kurzer Zeit wurde ein Konzept präsentiert, das dann unverzüglich umgesetzt wurde. Irgendwann im Laufe des Januars werden Sie diese Seite begutachten können, und ich darf Sie an dieser Stelle schon jetzt ersuchen, uns dann diesbezüglich Feedback zu geben ...
Gut übrigens, dass doch die meisten einen Jazzfan in der Hofburg haben wollen. In diesem Sinne wünsche ich ein musikalisch an-, auf-, er- und sonst noch regendes Jahr 2017. Wir tun diesbezüglich unser Bestes!
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