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Die Meldung, dass Sven Gächter gestorben sei, wollte und konnte ich nicht glauben, aber das Nicht-daran-Glauben ändert leider auch nichts an der unerbittlichen Realität. Ich kannte Sven lange bevor wir uns kennenlernten – als Journalist des geschätzten Nachrichtenmagazins Profil. Dort schrieb Peter Ruedi anno 2000 einen Artikel über den (mutmaßlich) 100. Geburtstag von Louis Armstrong – ein sehr profunder Aufsatz, in dem Armstrong als Innovator dargestellt wurde, der den Grundstein für nachfolgende Musikergenerationen legte. Auch Sven Gächter schrieb über den großen Trompeter, den er aber als Art Zenit einer innovatorischen Entwicklung definierte, über den der Jazz dann nicht mehr hinauswuchs. Das deckte sich natürlich überhaupt nicht mit meiner Überzeugung und so schrieb ich ihm eine E-Mail, in der ich ihn des Schreibtischtätertums bezichtigte, weil ich seiner bis dahin weder bei einem der einschlägigen Festivals noch bei irgendwelchen Konzerten und schon gar nicht im Porgy & Bess jemals ansichtig geworden war. Es entwickelte sich eine kleine Korrespondenz und irgendwann trafen wir uns, und schon nach der ersten Begegnung und nach längerer Diskussion war eine Late-Night-Schiene im gerade neueröffneten Jazzclub im ehemaligen Rondell-Kino in der Riemergasse gemeinsam beschlossene Sache. „*besides“ nannte er den wöchentlich am Freitag zur mitternächtlichen Stunde startenden Technoclub der etwas anderen Art. Vom Januar 2002 bis zum April 2005 gab es die unterschiedlichsten Begegnungen mit dem Grundthema „Slow House“. Ravi Coltrane baute sich nach seinem Konzert vor der gaechterschen DJ-Regie auf, um mitzujammen. Mehrmals war der Meister-Gitarrist Wolfgang Muthspiel sein musikalischer Gast, oder Electric Indigo, oder Louie Austen, oder aber er überließ die Bühne internationalen Kapazundern wie Akufen, Jeff Milligan, Hans Nieswandt, Jan Jelinek ... just to name a few. Die heimischen Szenechefs wie Tunakan, Pulsinger, DSL, dZihan & Kamien, Waldeck usw. gaben sich sowieso die besides-Klinke in die Hand.
Einen Artikel veröffentlichte er mit dem Titel „Und Musik“ – als Anspielung auf unseren Subtitel „Jazz & Music“ – einen sehr freundlichen über das pluralistische Programmkonzept, obwohl auch sein Wortkonstrukt „Folterkammer-Folklore“ vorkam. Das „& Music“ verwende ich seitdem immer wieder für meine Ansagen, wenn Bands spielen, die nicht im Jazzgenre im weiteren Sinne agieren. Bei Ernst Molden zum Beispiel, der irgendwann einmal sagte, ich möge mir etwas anderes einfallen lassen, weil er das „& Music“ nicht mag. Das tat ich natürlich, bis er seine Meinung änderte und kundtat, dass ihm nun genau diese Bezeichnung abgehe. So wie mir nun der Texter derselben. So long, Sven ...