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SO 24. September 2017
Tiefenphonomanie
WOODY BLACK 4
Oscar Antoli (cl, bcl), Stephan Dickbauer (cl), Daniel Moser, Leonhard Skorupa (bcl)
special guest: Jahson The Scientist (rap), Fekry Helal (visuals)
Schon rein aus psychoakustischer Sicht sind die Klangqualitäten im tiefen Register der Bassklarinette von enormer Suggestivkraft. Wird der füllige, sonore Ton nun potenziert, in Mehrstimmigkeiten getaucht oder harmonisch geschichtet, entfaltet sich eine einnehmende Magie. Auf ausgesprochen hohem musikalischen wie instrumentaltechnischen Niveau lotet das in Wien stationierte Klarinetten/Bassklarinetten Quartett die Möglichkeiten des Zusammenwirkens aus kompositorischer wie improvisatorischer Sicht einer solchen, selten anzutreffenden Instrumentenkonstellation aus. Ausschließlich in Eigenkompositionen, womit das Ensemble auch auf bestem Wege ist, die spärliche Literatur für eine derartige Besetzung ordentlich aufzustocken. Ohrenfällig ist unmittelbarst das famose Zusammenspiel, das sowohl in der spontanen Interaktion als auch der determinierten Konstruktivität einer erfrischenden Unbeschwertheit, leichtgängigen Präzision und elastischen Kinetik frönt. Hinzu tritt ein markanter eigendefinierter Gruppensound dessen Wärme und Schwingungsverhalten in die emotionale Tiefe abtaucht. Die DNA der Musik entspringt der europäischen Musiktradition, was im Umgang mit klassischer Formgebung, dies allerdings in offenherzigen Modifikationen, bewusst erklingt. Doch das ist nur ein weiterer Teilaspekt, denn als prägende Triebfeder greifen Modalitäten der aufgeklärten „Nach-Bop Jazz“- Entwicklungen platz. Jazzmäßig phrasierte Kantabilität, signifikante Melodierhythmik bzw. eine Art funktionaler „Kammer-Groovness“, verpackt in hookige Ostinate, von den Musikern jedoch nie bis zum abwinken breitgetreten, ein eigener etwas vertrackter Swing, durchdringen sich anfordernd und ergiebig mit eben abendländischer Tradition, was sich auch in Versatzstücken eines „Schräglagen-Landlers“ kund tat, geschickt und dosiert implantierten Fragmenten zeitgenössischer Populärmusik, aber auch den tonalen Kernbereich der kompakten Stücke verlassende klangliche und harmonische Ausweitungen. Da tun dann die ausgeklügelten Arrangements hinsichtlich aufregender Dramatik das ihre dazu. In jenen hatte auch spitzzüngiger Humor seinen Platz. So z.B. unter Einbezug von Schnipseln einer jener unsympathisch hetzerischen Reden eines „Blaumiesen“-Altpolitikers. War den Protagonisten freie Hand gegeben, destillierten alle vier für sich Impulse heraus und ließen es folglich nicht an originären Improvisationen mangeln. Übrigens optisch begleitet wurde der Klarinettenfuror von Visuals, die geschickt mit einer begrenzten Anzahl piktogrammähnlicher Symbole arbeiteten. Schlussendlich zeigten die Woodys noch, wie kollisionsfrei und befruchtend ihre Klangreize mit wandelbaren Hip Hop-Strukturen harmonieren. Rapper Jahson vernetzte sich ungemein gewieft mit den „Beats“ der Bläserfraktion. Ein weiterer undogmatisch sich verortender Band-Kleinod des flügge werdenden österreichischen Jazz-Zirkels.