Nov. 18, 2017
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

MI 17. November 2017
Ba[ei]ssenkammer
RON CARTER „GOLDEN STRIKER“ TRIO
Ron Carter (b), Donald Vega (p), Russell Malone (g)

Diesem Großmeister des tiefen Klanges jetzt noch Rosen zu streuen, käme einer ziemlichen Verspätung hinsichtlich der Zurkenntnisnahme seiner großartigen Leistungen als Bassist im Speziellen und als Musiker im Allgemeinen gleich. Nein, dieser Künstler muss nichts mehr beweisen oder Entwicklungseruption lostreten. Er nimmt sich auf souveräne Art die Freiheit sein Vokabular weiterhin zu kultivieren und für das Jazzgedächtnis wach zu halten. Carter, der die Innovationen hinsichtlich der melodischen, harmonischen und rhythmischen Ausweitungen des Bassspieles bzw. der Emanzipation des Instrumentes von der einengenden Begleiterrolle von Kapazundern wie Oscar Pettiford und Ray Brown seinerzeit entscheidend für die avancierten Gestaltungsprinzipien des modalen Jazzidioms kompatibel gemacht hat, pflegt seit längerem schon eine gediegene, abgeklärte, aber Grund der außerordentlichen interpretatorischen wie improvisatorischen Qualitäten eine keineswegs museale Retrospektive jenes Kapitels der Jazzgeschichte, das eine kammermusikalische Textur betonte. Der Bassist widmet sich andererseits  mit seinem Trio den kennzeichnenden, der Klassik entlehnten Kadenzen dieser Spielhaltung nur rudimentär. Das Ohr hängt verstärkt an den Blue Notes und Jazz-spezifischen Qualitäten wie Swing, Expressivität und Improvisation. Mit einer Gelassenheit und Mühelosigkeit sondergleichen, schlenderte das Trio durch ein Repertoire aus Standards und Eigenkompositionen. Immer bedacht auf eine bemerkenswerte Ausgewogenheit von Komposition und Improvisation. Die dahingehend entwickelte Meisterschaft, gepaart mit stupender Interaktionsfähigkeit, besaß spielerische Leichtigkeit. Obwohl die Musik einem konventionellen, tonal strikt abgezirkelten Rahmen zugeordnet war, sprudelte sie vor spontanen Phantasien, kleinen Überraschungen und funktionsstrukturellen Raffinessen über. Zumal Carter, einzigartig phrasierend und intonierend, ohne Unterlass, mit seinen Fähigkeiten der Aussparung, der kunstvollen Drops und elektrisierender Stops, wirkmächtige Polaritäten zwischen Spannung und Entspannung, Drive und Entschleunigung erwirkte. Tüpfelchen am I war natürlich sein einnehmender, warmer, singender Ton, der den Klangerzählungen einen unwiderstehlichen Charme und eine rührende Beherztheit anverwandelte. Um keinen Deut weniger inspiriert und spielfeurig, gediegen straigt ahead, kolportierten Vega und Malone ihre Klangausrufungen – egal ob in Begleitfunktion oder solistisch. Malone schrummte gelegentlich hinreißend in bester Freddie Green-Manier ein Akkordkonvolut und der Pianist initiierte neo-bopige polyphone Köstlichkeiten. Zwei perfekte Sidemen. Unverhohlen auftauchende Zitate aus Tin Pan Alley-Hits oder etwa von Monks „Bemsha Swing“ sorgten zusätzlich für belebende Details. Auch wenn es sich im Kern um Musik einer vergangenen Epoche handelt, führen ihre Spuren, wird sie von einer derartig hochstehenden Aufführungskunst begleitet, geradewegs ins Heute. Es war Gold was glänzte.