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MI 21. März 2018
Überschäumende Gleichgesinntheit
NASHEET WAITS EQUALITY QUARTET
Nasheet Waits (dr), Abel Calderon Arias (p), Eric Revis (b), Jason Yarde (ss, as)
Als ein mit besonderer Sensibilität hinsichtlich rhythmischem Umriss und perkussiver Farbenvielfalt gesegneter Schlagzeuger, der befähigt ist, Musik mit zwingendem motorischen Feuer und kinetischer Energie aufzuladen, hat sich Waits über die Jahre in diversen Projekten wie z.B. von David Murray oder Jason Moran, uneingeschränkt empfohlen. Derzeit stellt er eben diese Fähigkeiten erstmals in seinem eigenen Quartett unter Beweis. Doch der Gig hinterließ eine gewisse gruppendynamische Unwucht. Ein willentlicher Formansatz und eine dringliche Kollektividee wurden nie konsequent mit zündender Entfaltung bedacht. Eher trug Waits´ umfassend gedachte modale Jazzvision, mit Post Hard Bop Neigungen, Züge von kognitiver Dissonanz, woraus sich ein oberflächlich empfundener Sessionansatz folgern ließ. Allerdings war der sehr gut organisiert. Nicht zuletzt natürlich durch die rhythmischen Raffinessen mit ihren addierten und komplementären Verkettungen, den unorthodoxen Temporückungen und den Wechselspannungen zwischen gebundener und freier Akzentuierungen aus den begnadeten Händchen und Füßchen von Waits. Aber als rhythmischer Initiator gerierte er sich im Verlaufe etwas zu egozentriert und vordergründig überdreht, was ihn auch zu langatmigen Ansagen verleitete. Jedoch dem Gleichmaß Rechnung tragend, fanden Waits Partner, die er anscheinend kurz vor Tourbeginn neu auswählen musste, genauso ausreichend Raum für improvisatorische Monologe. Saxophonist Yarde demonstrierte, dass er die Jazzaufgaben bestens gemeistert hat und über das Changesvokabular behände verfügt. Erwähnenswert Eigenes konnte er dennoch nicht aufbieten. Mit zu übersteigerter, manchmal ein wenig unkontrolliert wirkender Emotionalität tat sich der Pianist am Flügel gütlich. Mit teils fast brachial zu nennendem Anschlag türmte er Akkorde übereinander, fand aber keinen Weg um das Klavier wirklich klingen zu lassen. Sein Tun ertrank in rasanter Virtuosität. Außerdem hantierte er zu häufig mit überstrapazierten Latin-Kadenzen und verstieg sich in einengende Fugenformen. Das kostete natürlich Esprit. Der, der wahrlich die Verbindungen zwischen den klanglichen Ereignissen der Musiker herstellte und auch das In und Out-Spiel fundamentierte war der exzellente Eric Revis. Wenn sich Waits zwangsfrei auf dessen wunderbar melodisch/rhythmischen Texturen einließ, entfaltete sich ein einnehmender, energetischer Sog. Da schwang dann das große Erbe von Granden wie Elvin Jones, Tony Wiliams und natürlich seinem Vater Freddie Waits in jeder Schlagfigur von Nasheet mit. Es könnte eine gewichtige Band heranreifen, wenn die Protagonisten in Bezug auf das kollektive musikalische Wesen etwas weniger an Gleichgültigkeit walten lassen würden. Sozusagen als Ausgleich.