April 27, 2017
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

DO 26. April 2018
Die trudelnden Holländer 
ICP – INSTANT COMPOSERS POOL
Michael Moore (cl, as),  Ab Baars (cl, ts), Toby Delius (cl, ts), Wolter Wierbos (tb), Thomas Heberer (tp), Mary Oliver (v, viola), Guus Janssen (p), Tristan Honsinger (cello),  Ernst Glerum (b), Han Bennink (dr)

„It means nothing, but it makes sense“ lautete die Antwort von Bassist Ernst Glerum auf Nachfrage der Geigerin Mary Oliver was denn der holländische Titel des angekündigten Stückes bedeute. Absichtslos gestaltete das ehrwürdige, wesentliche Innovationen für die europäische Freie Musik verantwortende Ensemble seine musikalischen Absichten hingegen niemals und der Sinn ihres Handelns stand ebenso wenig zur Diskussion. Demzufolge auch nicht an diesem Abend. Zweifelsohne ist es eine schöne Geste mit dem Fortbestand dieses Kollektivs die Erinnerung an den verstorbenen, unvergleichlichen Misha Mengelberg nicht verblassen zu lassen. Mengelbergs Alter Ego Han Bennink ist nun die treibende Kraft dahinter. Abflug hieß es gleich mit einer der typischen, schrullig arrangierten, ein wenig schludrig swingenden Post-Bop Nummern. Genau jene Perfektion der zumeist mit passender Humoreske versehenen Umsetzung und Eigendeutung von zumeist traditionellem Jazzgrundstock macht dieses spielwütige „Kollektief“ so unverkennbar. Und es folgten noch etliche Versionen von „Jazzklassikern“, teils noch in originalen Mengelberg Bearbeitungen, aus dem Werkekanon von z.B. Herbie Nichols, Monk oder Hoagy Carmichael. Doch mit Fortdauer schlich sie immer mehr Routine in die Darbietung ein. Auch die intervenierenden „Kollektivtumulte“ wirkten in ihrer Spontaneität irgendwie konstruiert und Klischees in jeglicher Richtung machten die Runde. Genauso ließen zündende Ideen, selbst Bennink fuhr auf Sparflamme, bei Eintritt der Instant-Soli auf sich warten. Am Spannungsvollesten hinsichtlich jeglicher Inhaltlichkeit entwickelten sich die Formulierungen der immer wieder innerhalb der Band gebildeten Kleingruppierungen. Dadaistisch Verqueres wurde da ebenso augenzwinkernd angezettelt wie Anspielungen an Serialismus, Swing Versatzstücke oder klang-energetische Free Jazz-Metapher. Dennoch das so belebend Ungenierte, die momentbezogene Unberechenbarkeit, das Konforme, auch im eigenen Spiel, schonungslos Hinterfragende, die „Anarcho-Spiellaune“, das die jazzhistorische Relevanz dieser Vorstellungswelt begründet, wehte nur aus der Ferne herüber. Fraglos hinterließ Misha Mengelberg, der begnadete Jongleur und Anstifter solcher Situationen, eine ziemliche Lücke. Die Angelegenheit war letztendlich ein Scheitern auf hohem Niveau. Außerdem, an anderen Tagen findet diese Reminiszenz an das innovative Gestern der „Sofort Kompositeure“ möglicherweise zu einem funktionierenden Erzählstrang. Dennoch aufmunternd, dass solche gelebte demokratische Allianzen nach wie vor von sich hören machen.