July 10, 2018
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

MO 09.07.2018
Now´s His Time
KARL RATZER QUINTET
Karl Ratzer (g, voc), Johannes Enders (ts), Ed Neumeister (tb), Peter Herbert (b), Howard Curtis (dr)

Die  Freude steht ihm wirklich jedes Mal ins Gesicht geschrieben, wenn er mit dieser, seiner besten Band die Bühne entert. Eingegroovt wurde sich gleich mit der von Ratzer so unvergleichlich gebrauten Melange aus Jazz, Blues, Soul Ingredienzien. In völliger Entspanntheit gaben markant eingängige Themen im Two Beat-Modus solistische Kabinettstückerln frei, bei denen die grundlegenden Changes neu kalibriert, anhand diverser Skalendurchwanderungen aufgemotzt, mit unkonventioneller Farbigkeit bedacht angereichert, aber auch konventionell mit Eigenart in der Artikulation zum Leuchten gebracht wurden. Vor allem die beiden Bläser trieben es auch gerne ein wenig bunter und ließen sich genüsslich aber kontrolliert ab und an in Richtung tonaler Peripherie treiben. Ed Neumeister zauberte mit umwerfendem ins Heute transferierten Tailgating und vokalisierten Soundings. Wenn ein Tenorsaxophon aus seiner Sicht jazzenzyklopädisch so spannend erzählen kann – resch im Ton-, kommt der Input von Johannes Enders. Wobei natürlich nicht vergessen werden darf,   dass da dahinter, der vom wahrlich grandiosen Rhythmus-Tandem Herbert/Curtis angerichtete, pushende rhythmische Zündstoff brodelte. Beide verkündeten eindrucksvoll wie man In Time-Spielen timeless aufbereiten kann. Die präzise, konkrete Akzentuierung ihres Agierens erfuhr durch kleine vertrackte Details, wie Verlagerung des Beat und subtile, quergedachte Fills im Falle Curtis´ bzw. das überlege Spiel mit Auslassungen, das Töne vollends in der Stille aufgehen lassen, das Einschieben dezenter Alterierungen, Off -Beats und harmonischer Rückungen seitens Peter Herbert, eine hinreißend belebende Wirksamkeit. Flaniert wurde großteils und großherzig auf dem nach wie vor dringliche Impulse bereithaltenden „Centrecourt“ der Jazz-Moderne mit Ausflügen in die Umgebung. Sofern Aufrichtigkeit und zielstrebige Unangepasstheit die Spielhaltung speisen.

Und der einzige österreichische Sir, eben Karl Ratzer, weicht davon keinen Millimeter ab. Er hat sich in harter Arbeit, mit wallendem Herzblut und Neugier auf diesem Territorium einen weithin respektierten Claim abgesteckt. Noch entscheidender als Ratzers entschlacktes, melodische Finessen generierendes Spiel des schnörkellosen Tones und der kurzen Notenwerte, ist für sein musikalisches Wolkenschloss und das Bandgefüge, seine grenzgeniale Begleitgestik. Der „Gitarrenlord“  brach die funktionsharmonischen Grundpfeiler der Stücke nochmals auf den Nukleus herunter. Zwischen sparsamsten, teils umgedeuteten Akkordfortschreitungen, die immer punktgenau zündelten, setzte Ratzer z.B. dann und wann konterkarierende Single Note-Chorusse oder er nahm sich völlig heraus und trotzdem wurden einem harmonische Köstlichkeiten suggeriert. Ergo: aufgeraute Konventionalität mit kaum eindeutiger zu hinterlassenden Fingerprints. In besonderem Maße lichte Höhen erklimmend bei den Stücken „Mary Ann“ von Ray Charles und der Ratzer-„Hymne“ „My Time“, mit den liebenswürdig genuschelten Vokalismen, bzw. McCoy Tyners „Blues On The Corner“ oder Ratzers „Underground System“.  Apropos Zeit: der nächste Jahreswechsel kommt bestimmt.