July 17, 2018
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

MO 16.07.2018
North Of The Sun
SLY & ROBBIE meet NIL PETTER MOLVAER
Sly Dunbar (dr), Robbie Shakespeare (b, voc), Nils P. Molvaer (tp), Eivind Aarset (g, devices), Vladislav Delay (electronics)

Der eröffnende Groove, satt angelegt und mit fetter Bass-Drum grundiert, schob in der Sekunde gleich ordentlich an. Jedoch seine Binnenstruktur, fußend auf der Beatsetzung des Reggae, veränderte sich bis zum Konzertende nur marginal. Ausgelegt vom „Niederflur-Drummer“ (er saß derart tief, das er hinter seinem Drumset kaum auszumachen war) Sly. Zunächst ohne seinen Riddim Brother Robbie, der sich erst nach einiger Zeit musikalisch fast unbemerkt einfand. Die Verankerung bevorzugte das Mid-Tempo, dem die norwegischen, elektronifizierten Klangexponenten, in Eintracht mit Elegie, Melancholie und vorwiegend dem Mollgeschlecht, irisierende Klangflächen und Lineaments, zuweilen auch dekonstruktiv intervenierend, wie Aarset es fallweise anlegte, die melodischen, harmonischen Angebote beifügten. Molvaer trumpfte auch in diesem Kontext  mit spartanischem, verdichtetem Klangauslegungen auf. Von artifiziellem Hall und Echo kongruent ummantelt. Sowohl in autonomen Melodiebändern oder konzisen Themenkomponenten. Dazwischen ventilierte er nebelverhangene, durchaus auch exaltierte Improvisationen. Aarset verkleidete diese mit nonkonformem Klangambiente, wie er überhaupt die Linearität der Rhythmuswalze in Abständen düpierte. Gemeinsam setzten sie des weitern mit raffinierten, konterkarierenden Melodierhythmen die bannenden Akzente. Das Zutun des Elektronikers war, von einigen perkussiven Interventionen abgesehen, nicht dezidiert verifizierbar, speiste aber den atmosphärischen Sehnsuchtssound. Im Verbund des Dreigestirns war die Musik im Fluss. Während die einst im populärmusikalischen Terrain so gefeierten Rhythmiker, die mit ihrer Dub-Ästhetik Neues einbrachten, ein unerwartet statisches Bewegungsprofil ablieferten. Sly groovte zwar präzise dahin, Trancezustände evozieren wollend, doch das eher uninspirierte Gehabe und das Stolpern von Ton zu Ton von alter egoRobbie zerriss die Dub Einheit und verursachte etliche Durststrecken. Über seine Publikumsanimationen hüllen wir den Mantel des Schweigens. Klang ein wenig nach Legendenpflege was die beiden anstellten. Das quasi ein „Parallelkontinuum“ rhythmischer Gelenkigkeit die Bewegungsenergie beförderte, war den  Jazzmusiker zu danken. Das Projekt avisiert PR-mäßig Spektakuläres, bleibt hinsichtlich musikalisch Zwingendem aber einiges schuldig. Dennoch, im Zweifelsfall immer für die Musik.