Sorry this part has no English translation
DO 31. JANUAR 2019
KEYnetisches DRUMherum
CRAIG TABORN & DAVE KING „HEROIC ENTHUSIASTS“
Craig Taborn (p, keys), Dave King (dr, e-dr)
Elektronisch generierte Klänge finden gegenwärtig im Jazz, der jazzhybriden, der improvisierten Musik wieder gesteigertes Interesse. Gegebener Maßen sind es vor allem PianistInnen die abermals eine ausgeprägte Neigung zu elektronischen Klangerzeugern entwickeln. Auffallend ist diesbezüglich, dass eine Vorliebe für schwebende Klangflächen, wohlklangharmonisch als auch „atonalistisch“ gefärbt, platzgegriffen hat. Einer der derzeit wohl stilistisch am pluralistischsten, radikalsten denkt und handelt ist der Amerikaner Craig Taborn. Er holt sich Anregungen aus dem Underground Techo, dem weiten Feld der Klassik wie dem Free Jazz und seinen Abzweigungen. Im aktuellen Duo Projekt mit Drummer Dave King, „hauptberuflich“ rhythmischer Motor des Trios The Bad Plus, bemüht er sich im kleinsten Kollektivformat um eine Neukalibrierung seines ausgeklügelten Konglomerats. Erstaunlich war auf den ersten Bühnenblick, welch imposante Keyboard-Burg, die an Zawinuls oder Hancocks beste Fusion-Zeiten erinnerten, Taborn aufgebaut hatte. Auch der nicht bescheidene Name „Heroic Enthusiasts“, unter dem die frei improvisierten Dialogsituationen firmieren, weckte einiges an Neugierde. Es begann verspielt, Taborn hirschte zwischen seinen elektronischen Klangerzeugern hin und her, suchte hier einen Klangschnipsel, dann dort, ehe sich King mit klangfarbigen Tupfern, Wischern oder etwas antiquiert klingenden Electronic Drums einfand. Im Sinne einer offenen Zeitorientierung, die ein aperiodisches Pulsieren auslöste. So beschlagen King ansonst innerhalb fixierter rhythmischer Strukturen herumwirbelt, im hier geforderten freien Spiel, welches er zeitweise zu überdreht anlegte, zeigte er sich etwas ungelenk. Taborn unterfütterte seine synthetischen Soundwogen alsdann mit spannend verkorksten Harmonien, kristallinen Tontrauben. Der kantige Dialog nahm Kontur an. Dessen Brüchigkeit und bizarre Verstrebungen, verquickt mit der Polarität zwischen akustischen und elektronischen Klangqualitäten, gaben im weiteren Verlauf eine knisternde Atmosphäre frei. Einiges Interessantes erschien in Griffnähe. Doch das zweite Set kehrte sich um. Der Tastenvirtuose widmete sich fast ausschließlich seinen Keyboards und überstrapazierte redundante Arpeggienmuster, die am Rande eines Kitsch-Minimalismus entlang schrammten. Fallweise eingeworfene Dissonanzinterventionen wirkten einigermaßen verloren. Die Drums gliederten sich straight groovend ein. Schwülstiges Gewölk in ungewollter Ereignislosigkeit stand zu Buche. Den leuchtenden Schlusspunkt ließen Taborn/King mit der Zugabe dann doch nicht aus. Sun Ras „Love In Outer Space“, dieses herrliche Gebräu aus Vaudeville Glamour und Free Jazz Voodoo, tauchten sie mit großer Geste in eine charmant unorthodoxe Paraphrase. Viel Enthusiasmus, aber das Adjektiv heroisch erscheint zu hochgegriffen.