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SO 10. März 2019
Global Playing
NGUYÊN LÊ QUARTET „STREAMS“
Nguyên Lê (g, devices), Illya Amar (vibes), Chris Jennings (b), John Hadfield (dr, perc)
Schon bereits Mitte der 1980er Jahre kämmte der francovietnamesische Gitarrist das damals üppig auftretende, pomadierte Fusion-Nivellement gegen den Strich. Nguyên Lê wandte sich der kreativen, von musikalischer Relevanz getragenen Auslegung der Anfangszeit des Jazz-Rock zu, adaptierte diese mit neuesten klanglichen und konzeptionellen Errungenschaften und integrierte als einer der ersten in diesem Umfeld am konsequentesten Klangästhetiken und Formprinzipien diversester ethnischer Musiken. Nicht im Sinne klangfarblichen Aufputzes, sondern eines befruchtenden musikalischen Stoffwechselvorganges, der die Erweiterung seiner improvisatorischen wie kompositorischen Möglichkeiten vorantrieb. Das Hauptinteresse der Feldforschungen richtet sich wohlweislich auf seine asiatischen Wurzeln. Aktuell fließt auch Traditionelles aus dem maghrebinischen Raum ein. Mittlerweile hat Lê hinsichtlich der weiteren klangkünstlerischen „Globalisierung“ des Jazzidioms etliches folgenreiches auf den Weg gebracht. Die daraus resultierende internationale Reputation spricht für sich. Neugierde und Experimentierlust treiben in weiterhin permanent an. Unter dem bei ihm gewohnten funkelnden Stern steht gleichsam sein jüngstes Bandprojekt. Angeregt scheint es inhaltlich und instrumentierungstechnisch von Gary Burtons Quartett und Pierre Moerlens Gong zu sein. Auf der Bühne stand eine teuflisch gute, aus einem Guss agierende Truppe, die in ihrem spezifischen elektro-akustischen Environment gewisse aufgegriffene Ansätze ausformuliert und im Jetzt positioniert. Lês bissige Rock-Gebärden verschränkt mit raffinierter Jazzphrasierung, was er auf einen ganz speziellen Nenner gebracht hat, geiferten mit vertrackten Achtel- und Viertelmetren, mit denen des Schlagzeugers in ungeheurer Präzision und Brillanz um die Wette. Ließ der Gitarrist flinkste Singlenote-Meander vom Stapel, nahm er immer bedacht auf melodische Kreativität. Das wiederum führte ihn zu groß gedachten harmonischen Fortschreitungen. Umgesetzt mit den für ihn kennzeichnenden, verschliffenen Legato-Schwellklängen oder spaciger Akkordorchestrierung – aufregend, wenn man elektronische Effekte derart subtil zum Einsatz bringen kann. Abenteuerliche Verwindungen kennzeichnet zudem das kompositorische Material. Eingeschrieben waren darin verquere, zündende Unisonopassagen zwischen Gitarre und Vibraphon oder im Kollektiv. Anschließend zogen die Klangströme weiter und expandierten in allesamt hochmusikalischen, leichtgängigen Improvisationen. Darunter dampft ein körperliche Rhythmik, Drummer Hadfield und Jennings (der vielleicht einzige linkshändige Kontrabassist) waren permanent am umschichten, die schon auch mal abbremste und in Slow Motion über Strömungen fantasierte. Darin treibt dann eine der nach wie vor gelungensten Legierungen aus Jazz, Rock & ethnischer Klangsprache.