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MO 18. März 2019
Auslaufzone für Saxophone
THE TIPTONS SAX QUARTET & DRUMS + SAXOFOUR
Amy Denio, Jessica Lurie, Sue Orfield, Tina Richards, Florian Bramböck, Klaus Dickbauer, Christian Maurer, Wolfgang Puschnig (reeds, voice) + Robert Kainar (dr, perc)
Saxophoniker Treffen mit erheblichem Spaßfaktor. Zwei alteingespielte Saxophonquartette, neben dem Rova Saxophon Quartett inzwischen zu den dauerhaftesten Gruppierungen dieser Instrumentekonstellation in der Jazzwelt zählend, traten erstmalig zum Ideenaustausch zusammen. Das eine, die amerikanischen The Tiptons, bekannt für markante Kollektividentität, das sich mittlerweile eher mit sogenannten World Music Versatzstücken befasst, in den Kompositionen der Musikerinnen deutlich herauszuhören, das andere, das österreichische, die vier von Saxo – Instrumentalisten aus den heimischen Top Ten der Saxophondisziplin, die vor allem mit ihren Weihnachtsliederprogrammen reüssierten bzw. deren Spezialität die Aufbereitung der alpenländischen Blasmusik für Saxophonquartett ist. Vorbehaltlos verschränkten sich die beiden Konzeptionen und ließen für die Handschrift des jeweils anderen ausreichend Raum. Es wurde leicht angeschrägt gelandlert und gewalzert, orientalisch ornamentiert und ein wenig alternative gerockt. Immer unter reichlichem Einbezug der Improvisationsintension des Jazz und seiner unorthodoxen Formbildung. Normativ konnotiert, aber etwas klischeebehaftet. Einige Arrangements der eigens für diese Besetzung entworfenen Stücke, glänzten mit pfiffiger Kontrapunktik, rhythmischem Pep und der einen oder anderen solistischen „Phonstärke“. Dahingehend erhob sich unumwunden Österreichs Saxophon-Colossus Wolfgang Puschnig mit einer anrührenden Flötenimprovisation über einem quasi Ensemble-Bordun und einem Lehrstück auf dem Altsaxophon, wie man Tonsetzungsökonomie und Aussagetiefe verquickt, in lichte Höhen. Keine Frage, auch die anderen MusikerInnen sind erstklassige SaxophonistInnen, allerdings jener elaborierten Dringlichkeit nicht habhaft. Liebäugelte das Geschehen mit der Weltmusik-Attitüde, stiegen die „harmonischen Kohlenhydrate“ exponentiell an. In Form übertemperierter, polyphoner Harmoniegesänge, angestimmter Einton-Loops unter erwirkter Beteiligung des Publikums oder Jodeladaptionen mit Cajun Begleitung. Fette Hooklines von den Baritonsaxophonen brachen alsbald wieder ordentlich Drive vom Zaun. Die Ausgelassenheit schwappte erneut über. Dennoch reichte das Klangbild an die mögliche Soundfülle, noch dazu in der Verdopplung, eines solchen Formates nicht heran. Es blieb nur bei Andeutungen in den beiden Stücken, die die Quartette jeweils alleine durchzogen. Gerechter Weise muss aber angemerkt werden, dass es diesbezüglich noch weiterer intensiver Arbeitsphasen bedarf. Verzichtet wurde auch nicht, vor allem seitens der Herren, auf verbale Belustigungen zu den jeweiligen Stücken. Wiewohl ein solcher Verzicht gelegentlich angebracht gewesen wäre. Entbehrlich wären jedenfalls die „Body Movements“ einiger ProtagonistInnen. Angesichts der Tatsache, dass der Spaß an der gemeinsamen Saxophonik obsiegte, war´s vertretbar. Die Idee mit dem hinzugezogenen Schlagzeuger gälte es auch zu hinterfragen. Entsprechenden Andruck konnte der Mann nicht erzeugen. Ansteckend war jedoch die entfesselte Spiellaune, die Hingabe und Vitalität der Saxophonhorde. Herzliche Menschen, einerseits aus einem Land der derzeitigen reaktionären „Kurzsichtigkeit“ und einem des populistischen „Herumgetrumpels“ andererseits, „saxophonten“, dass diese Länder auch andere Gesichter prägen.