Aug. 3, 2019
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

DI  30. Juli 2019
Grand Slam Playing
MARIA GRAND TRIO
Maria Grand (ts, voc), Linda Oh (b, voc), Savannah Harris (dr, voc)

Ein guter Jazzclub ist immer auch Entdeckerzone und Plattform für junge Kreativköpfe. Solcher drei waren des Abends zu hören. Hervorstechende neue Stimmen aus dem „Jazz-Quell“ des Big Apple. Starke, beeindruckend virtuose Musikerinnen, allseits Reputation genießend und bereits relevante phonetische Fußabdrücke hinterlassend, die damit nicht prahlen, sondern das Vermögen in bannende Präsenz verwandeln. Bereits nach wenigen Klangspenden offerierten die Protagonistinnen mit Dringlichkeit eine der Kernkompetenzen des Jazz: den eigenen Sound. Kollektiv wie individuell. Der Einstieg, eine offenen lineare Form der Klangorganisation. Ergiebige melodische, harmonische Polyphonie mit spannungsexplosiven Details zwischen Saxophon und Bass, was ebenso in rauschender Polytonalität aufging, anhand aufgehobener rhythmischer/metrischer Periodizität und agogischer Feinjustierung eines klangsensibel angeschlagenen Schlagzeuges noch weiter nach vorne gebracht, vollzogen sich in einem impressionistischen, simultan improvisatorischen Stimmenaustausch, dem das eine oder andere Motiv eingeflochten war. Im Tempo drängend, aber immer moderat. Intensität als beherrschtes Energieverströmen im Spannungsfeld modaler Ausdehnung und Free Form-Kontemplation. Groß einmal der Ton der Saxophonistin, auch dass sie sich lediglich dem Tenorsaxophon zuwendet ist beachtlich, den sie mit selbstbestimmter Stacheligkeit auflud. Motivische Phrasierung, variable Artikulation verkündet Grand mit persönlicher Note und sie nützt, gegeben durch ein fehlendes Harmonieinstrument, die uneingeschränktere harmonische Flexibilität. Sehnsuchtsvoll bis harsch zieht sie ihre Linien auseinander oder zusammen. Lässt diese mit signifikanter Melodierhythmik tänzeln. In all dem schwingt die große afro-amerikanische Tenortradition mit. Verdammt gut, wie sie deren wichtigste Charaktere durch ihre Sprache transformiert.

Groß gleichermaßen der Ton von Linda Oh, die zuletzt öfter in Projekten von Pat Metheny gehört wurde. Nicht weniger ihr famoser Hang zur Beweglichkeit der melodischen Progressionen, das harmonische Geschick, die unerschütterliche Time. Sie solierte begleitend und begleitete solierend. Mit ungeheurem Gespür für rhythmische Verlagerungen, entschlackte Strukturen, luftige Motorik ließ Savannah Harris die Interaktion abheben. Klangqualitäten waren für die Schlagzeugerin, dabei genauso wichtig, wie das Auflösen des durchgehenden Beats und dessen Verwandlung in ein Geflimmer kolorierender, raumgreifender Schlagmuster. Des Weiteren ein auffrischender Zusatz. Zweimal die Gelegenheit zu einem dreistimmigen, sirenenhaften Gesang in unorthodoxer Intervallik. Das ist Kühnheit. Was für eine Verbindung, Verquickung, ein Zusammenfluss dreier eigenwilliger Stimmen. Im Umfeld unaufgeregter Schlichtheit als auch unaufgesetzter, komplexer Formulierungen. Zusammengefasst ausschließlich in Originalstücken. Grandiose Dreiecksvermessung der Jazzdiktion gepaart mit weitergedachtem Statement zum Format Saxophon-Trio. Die nächste Generation  des „Planet Jazz“ hat sich positioniert.