Oct. 1, 2019
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

FR 27. September 2019
Tenor: Und Jimi ging zum Groove-Palast
JIMI TENOR & ORCHESTER DER VEREINIGTEN BÜHNEN WIEN
Jimi Tenor (ts, fl, keys, voc), Aneel Soomary, Alex Krenn (tp, flh), Thomas Faulhammer, Stephan Dickbauer (reeds), Dominik Stöger, Markus Eckl (tb), Herbert Pichler  (e-p, cond), Gigi Sokan (org), Marcus Pristernik (e-g), Frank Tepel (e-b), Roman Baumgartner (dr), Woody Schabata (perc)

Er liebt den fliegenden Wechsel, den er bravourös beherrscht. Zwischen Teilbereichen der Musik des 20. Jahrhunderts – Art Rock, Afro-Beat, Jazz Moderne, Psychedelic Sounds, Electronica, Avant-Pop, Industrial. Tenor macht es sich dabei aber nicht einfach. Geschick beweisend, filtert er die Potentiale der einzelnen Ästhetiken heraus und lässt sie zu der seinen, bizarr verwunschen bis kraftstrotzend exaltiert, werden.  Der wesentliche Botenstoff: ein massiver, vertrackt sich austobender Groove, der zudem überfallsartig Tempowechsel vollzieht und mitreißend mit rhythmischen Extravaganzen um sich wirft. Ein Fakt der in Tenors Arrangements für Jazz-Orchester (in diesem Fall eine abgespeckte Big Band- Besetzung) noch deutlicher in den Vordergrund trat. Die Songs wuchsen zu Kleinoden an. Einfachheit bestimmt die thematische Grundstruktur. Doch wie er darum hochdramatische, komplex verschachtelte, ständigen Wandlungen unterliegende Arrangements baut, bravo! Flexibilität ist auch so ein Fokus bei diesem Konzept. Aber eben auch wie überzeugend Tenor mit dieser hantiert. Die Stücke sind kurzgefasst, effizient eingeschmolzen. Ihre Funk-Mentalität erinnert an die kreativen Frühzeiten von Funkadelic oder Tower Of Power, die Art Rock-Schnipsel haben King Crimson/Gentle Giant Qualität, in den spacig psychedelischen Momenten entschweben sie in Sun Ra-Sphären und Jimi schmetterte entrückt Nonsenstexte über die Reise zu den Sternen und weiter. Das hypnotisch Rhythmische kommt fast so frenetisch wie einst bei Fela Kuti. Doch was den satten, differenzierten Sound angeht, hat er ganz genau bei orchestrierenden Jazz-Kalibern wie Gil Evans, George Russell, Don Ellis hingehört. Wohlgemerkt stehen ihm noch dazu kompetenteste Kooperationspartner zur Seite. Ein Kollektiv wie aus einem Guß. Beeindruckende Allround-Könner. Sie wissen genau wie man einen Bandsound formt ihn am kochen hält. Sind doch zudem die Vorlagen des sympathischen, durchgeknallten Finnen von expliziter Qualität. Mit dem harmonischen Wagemut, den polyphonen Abenteuerlichkeiten und charakteristischen Voicings. Demnach schien es auch, dass ein nicht unwesentlicher Einfluss betreffend deren Endfassungen von Ensembleleiter Herbert Pichler vorliegt. Unter Verwendung weniger Gesten lenkte dieser gleichwohl die leichtfüßige Präzision der Klangwerdung. Eingebundene, gewählt gesetzte Räume für individuelle Improvisationen bescherten zusätzlich ausweitende Spannung. Mittels liedhafter Linien auf der Flöte und rhythmisch gegliederten Tonfolgen am Tenor versprühte Lassi Lehto (Tenor als solcher geboren) seine schalkige Spiellaune. Er ist jetzt nicht der ausgewiesene Improvisator, aber mit seinen immer nur wenige Takte währenden Kundtaten, schuf er anregende Ideenfetzten oder skizzierte das Wesen der Songs. Ausführlicher konnten einige ausgesuchte Musiker des Orchesters des Spontanen walten. Abermals bemerkenswert das Niveau in jeder Hinsicht. Der Schlagzeuger, der Gitarrist  und ausnehmend der Trompeter Aneel Soomary – Relevanz und Tiefgang. Jimi Tenor – lustvoller Querdenker, humoriger Freigeist, Deep-Groover. Vergnüglich bist, Tenorist.