Oct. 8, 2019
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

FR 04.10.2019
Plastische Schachtelstrukturen
PUNKT.VRT.PLASTIK
Kaja Draksler (p), Petter Eldh (b), Christian Lillinger (dr)

Drei besonders auffallende „Klangaufstöberer“ der jetztzeitig vorwärtsdrängenden, open minded Jazzbewegung. Eine herkunftsmäßig europäische Nord-Süd Verbindung. Ziemlich sicher nicht angetrieben nur um ein weiteres Piano Trio auf den Plan zu rufen. Wegen der in extrem hohem Maße vorherrschenden musikalischen Chemie, der konzeptionellen Unität, der klangsensiblen Inhaltlichkeit steckten die drei ihr Köpfe und Fähigkeiten zusammen. Resultat ist eine inhärent selbstbewusste Musik, deren Protagonisten durch unorthodoxe Verbindungen von etablierten „Bauweisen“ neuen musikalischen Sinn herstellen. Im jüngeren Kanon der Piano-Trios nimmt dieses eine Ausnahmestellung ein. Der kinetischen Energie wegen. Die aber nicht im roten Bereich angesiedelt ist. Nein, sie lebt von einer mezzoforte-Sensibilität und gliedernder Transparenz. Springender, im wahrsten Sinne, jedoch keineswegs dominanter Punkt ist Lillingers kreativ-hyperagile Spielweise. Dieser Hans Dampf auf allen möglichen Schlagzeughockern, phänomenal in der Technik, enorm in seiner Musikalität verortet die Bewegungsdynamik immer im Siedebereich. Mit seiner Kunst der Mikro-Auslassungen. Unentwegt improvisierte er kleine Schlagfiguren, die einen Rhythmus, einen Groove andeuteten, doch im nächsten Moment war er bereits abermals bei nonmetrischen, perkussiven Melismen. Formte den Beat wie Plastelin nach allen Richtungen. Fixierte diesen, um ihn auch schon wieder aus dem Sack zu lassen. Lillinger spielt polyrhythmische Pointilismen, in stakkatierenden Kleineinheiten. Der Heartbeat blieb aber ständig spürbar. Eldhs Spiel ist nicht minder elastisch. Reaktionsschnelle Spontaneität , findige Impulse, eigene, gleichsam kantige rhythmische Artikulation, sich auf das agitato-Tempo Lillingers einschwingend, wiewohl er gelegentlich statischer hätte fortschreiten können, stellte er den Konnex zur Pianistin her. Die, Kaja Draksler, entsagte völlig der Bearbeitung des Flügel-Innenlebens. Auf den Tasten entwarf sie kraftvolle Blockakkordabfolgen, metrisch gefasst, um tonale Zentren kreisend. Oftmals in einem repetitiven Raster eingegliedert. Daraus lösten sich, als ergiebiger Kontrapunkt, harmonische Glossars. Analogien zu Klavierwerken von Messiaen, Strawinsky, Schostakowitsch schimmern in den prallen Pattern Drakslers durch. In der Ereignishaftigkeit war sie eigentlich einigermaßen minimalistisch. Wie das undogmatisch adaptierte Free Jazz-Vermächtnis von Lillinger und Eldh und die an der Offenheit freier Improvisation geschulte Konventionsauslegung der Pianistin einander durchdringen, das hat schon etliches an Gewicht. Ein kitzelnder Irrgarten mit klug gesetzten, spielerisch erzählenden Plastiken – Punkt