Feb. 22, 2020
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

FR  14. Februar 2020
Grammatik der Lieder
PETE BROWN & POWER FACTORY „FROM JAZZ & POETRY TO CREAM AND JACK BRUCE”
Pete Brown (voice, perc), Peter Lemer (keys), Walter Kramer (g), Tony Reeves (e-b, acc-b) Peter Brkusic (dr)

Songs die aus den zu Lebzeiten überbordenden Kreativressourcen des Jack Bruce stammen und in der Musikgeschichte des 20. Jhdts eingemeißelt sind. Als Drittel der geschichtsträchtigen Band Cream schrieb Bruce die berühmtesten davon. „Sunshine Of Your Love“, „I Feel Free“, „White Room“. Wohl gemerkt, die instrumentalen Texturen verantwortete der begnadete Bassist und Sänger. Dem folgte hernach der Ruf als einer der tonangebenden Komponisten des Rock. Die Texte jedoch schrieb mit zwingender poetischer Kraft der Bruce-Intimus Pete Brown förmlich den Songs ein. Eine kongeniale Partnerschaft, derer es damals in Rockkreisen ja einige gab. Diese nochmals in Erinnerung zu rufen schickte sich der mittlerweile fast 80-jährige, erstmals in Wien gastierende Poet und Sänger Pete Brown mit seiner Band an. Brown war eine schillernde Persönlichkeit der Jazz & Poetry-Bewegung in Great Britain zu Beginn der 1960er Jahre, der mit einem Projekt, so erzählte er stolz, damals sogar als „Anheizer“ für Ornette Coleman fungieren durfte. Angemerkt sein noch, darauf verwies Brown allerdings nicht, dass er 1965 bei der International Poetry ReIncarnation in Londons Royal Albert Hall, quasi die Geburtsstunde des Poetry-Slam, auf Ernst Jandl, der deutschsprachige Experimentaldichter und Lautpoet schlechthin, traf. Demnach begann Brown seine Performance mit einigen seiner surrealistischen Gedichte. Da überzeugte er. Mit einem sinnlichen, nachgerade musikalischen Ansatz. Wie er mit einzelnen Worten bzw. Satzkonstrukten lustvoll improvisierte. Bittersüße Poesie. Analog seiner Lyrismen für die Bruce Songs. Anschließend trat die Band auf den Plan. Mit österreichischer Beteiligung. Walter Kramer an der Gitarre und Schlagzeuger, Peter Brkusic. Letzterer soll auch treibende Kraft hinter diesem Projekt sein. Sein Idol ist Ginger Baker, dessen Spielweise er in der Cream Revival Band weiterzuführen versucht. Wie auch in der Power Factory. Und heillos scheitert. Bleischwer grundelte sein Beat am Boden herum. Einfältig hielt er am Zweierbeat fest, scheute Variationen und Off-Beats. Bedenkt man das rhythmische Raffinement in Bakers Schlagzeugspiel bzw. jenes weiterer Schlagzeuggrößen die auf Bruce´ Soloplatten spielten, z.B. Jon Hiseman, John Marshall, kann man nur von einem halbgaren Versuch sprechen. Ergo mangelte es der Musik an motorischem Impetus, den auch die initiativen Versuche des Bassisten Tony Reeves (Bassist der ersten Colosseum Besetzung) nicht zünden konnten. Peter Lemer, ebenfalls ein Urgestein der britischen Jazz/Rock-Bewegung der 1960er Jahre, versuchte gute Ideen zu pflanzen, wirkte aber müde. Als Endsiebziger kein Vorwurf.

Gitarristisch wurde sich an den Rockstereotypen abgearbeitet, deren gängigen formalen Einfassungen. Anregungen durch die modale Substanz der Stücke wurden außen vor gelassen. Gediegen gespielt, jedoch farblos routiniert. Der agilste war Pete Brown. Dennoch kaprizierte sich die Band auf mehr oder weniger schlüssige Interpretationen. Motiviert versuchte Brown solche Songperlen wie  „Theme For An Imaginary Western“, „The Consul At Sunset“ und eingangs erwähnte, zu würdigen. Bedauerlicherweise ohne Eigenleben, ohne individuellen Anstrich und die komplexe Melodik/Intervallik der Tunes ließ Brown zudem an seine gesanglichen Grenzen stoßen. Auch das wäre jetzt nicht das Malheur gewesen. Der Schlagzeuger verhinderte den Auftrieb und erlangte nicht die nötige Schubkraft des Rockidioms. Prinzipiell ein willenskräftiges Ansinnen dieses Projektes, leider halt teilweise unglücklich besetzt.