Jan. 28, 2021
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

SA 23. Januar 2021
The Best Of Five
FABIAN RUCKER 5
Fabian Rucker (as, ts), Chris Neuschmid (el-g, lap steel g), Philipp Nykrin (p), Andreas Waelti (b), Andreas Lettner (dr)

Man kann schon längstens das Erstaunen nicht hintanhalten ob der Vielzahl an erstklassigen MusikerInnen hierzulande, die in den letzten zwei Jahrzehnten mit ihren nach allen möglichen Richtungen ausreißenden Konzepten, die Jazz-Koordinaten ins 21. Jahrhundert zogen. Verve, Originalität, Semantik sind allenthalben charakteristische Transmitter der Kreativprozesse. Im Vergleich zum derzeitigen Zustand der Regierung respektive etlicher Behörden, der eher die Zuschreibung, wie einst André Heller formulierte, „Österarm“ verdienen würde, wird das Substantiv “ Öster-reich“ jenem der aktuellen Jazzszene mehr als gerecht. Dass das momentan derart intensiv erlebt werden kann, ist einerseits eine Folge des virologischen Ausnahmezustandes, andererseits dem Verantwortungsbewusstsein, der Sensorik des künstlerischen Leiters zu verdanken. Teil dieser Next Generation-Equipe, ebenso wie seine Partner, ist der, auch grund seiner stetigen Aktivität, deutlich Blick- /Hörfeld (gleichfalls international) auf sich ziehende Multiholzbläser Fabian Rucker. Das Unternehmen mit seinen „glorreichen“ Five ist eines seiner brandheißen „Spielzeuge“. Dessen Klangbild eingeschrieben ist eine transparente Beschaffenheit, sowie eine Durchlüftung der Ereignishaftigkeit. Gestaltende Zurücknahme, eine spezielle Feinfühligkeit für Raum schaffen und lassen, sind als entscheidenden Parameter ausschlaggebend. Dennoch in dichtem Interplay stehend. Intensität, in einer introspektiveren Form, ist eine permanente Forderung, ebenso wie das Ausrufen von Kontrasten neue musikalische Lesarten erwirkt. Einher geht zudem die Begeisterung der Musiker für Ideen und Sounds. Die Palette gleicht dem Ausschütten eines Wunderhorns. Konzeptionell folgt die Musik tonalen Prinzipien mit postmodaler Diktion. Rückhaltlos ausgeleuchtet. Was ferner heißt, dass die Texturen dann und wann in freigelegtes, spontanreaktives Erfinden ausbrechen können. Für die Signature Themes greift Rucker als Hauptverantwortlicher einmal zu ausladenden melodischen Fortbewegungen, dann wiederum zu motivischem Material, zumeist im kollektiven Unisono ausgespielt. Stichwort Kollektiv: die improvisatorische Weiterführung erfolgt prinzipiell simultan. Tradierte instrumentelle Rollenzuweisungen sind im Kern aufgehoben. Es liegt zwar auf der Hand, dass Rucker solistisch im Mittelpunkt steht, er hebt sich jedoch nie darüber hinaus. Wiewohl er in seinen überlegt strukturierten Improvisationen, seine Kunstfertigkeit preis gibt. An diesem Abend auf Alt- und Tenorsaxophon. Souverän wechselnd. Agil, sprunghaft, spitz artikulierend auf dem Alt, am Tenor wandelt er findig auf den Spuren von Rollins und Shorter und fand eine Gemengelage aus rapsodierendem Melos und thematischer Fragmentierung. Von einer kraftstrotzenden Melodierhythmik durchzogen. All das ist eben nur das eine maßgebliche Fünftel einer stupend harmonierenden Band. Andreas Lettner ein hypersensibler Drummer, mit bemerkenswertem Cymbalspiel. Gefasst in einem Time-Code oder metrisch losgelöst als Puls markiert. In einer solistischen Sequenz breitete er rhythmisch asymmetrische Schlagfolgen aus und es war sodann „Music Of The Drums“. Bassist Andreas Waelti mit außergewöhnlichen Drops und einem Händchen für perkussive Attack und melodische Melismen. Die rockenden Würfel ließ Chris Neuschmid fallen. Beherzt mit rotzigen Riffs oder schwelgenden Glissandi auf der Lap Steel Gitarre. Immer wieder krönend die harmonischen Artefakte von Philipp Nykrin in scharf umrissener Phrasierung, punktgenau die Wesenszüge der Musik vervollständigend – funktionsharmonisch vorgefasst oder ad-lib. Eine Band die die Forderung, die Miles Davis aufstellte, man müsse die Persönlichkeit „durch die Musik hindurchspielen“ vollends einlöst. Give me Five!