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MI & DO 13./ 14. Juli 2022
Three Men Cruisin´
DAVE HOLLAND / ZAKIR HUSSAIN / CHRIS POTTER “CROSSCURRENTS TRIO”
Dave Holland (b); Zakir Hussain (table, khanjari, small perc), Chris Potter (ss, ts)
Magnifizente Ostinati flanierten elegant entlang des Kontrabass-Steges. Rhythmisch effizientest - wie sie eben nur Dave Holland auf den Weg bringen kann. Er, ein Solitär auf seinem Instrument, ein melodischer Verzauberer, ein Raumausstatter bzw. –ermöglicher am Punkt.
In jene Umgebung hinein pflanzte einmal der Tabla-Großmeister Hussain ein rhythmisch diffizil verwobenes Bindegewebe mit schier unfassbarer Asymmetrie in seiner Figurenhaftigkeit und deren kunstvollen Varianten. Hussain, musikalischer Weltenwanderer seit frühester Jugend, der sich in Metiers von klassischer Indischer Musik über Pop und Rock bis zum Jazz gleichermaßen souverän bewegt, gelangte zu einer singulären Junktur zwischen indischer Rhythmustradition und abendländischem Rhythmusverstehen, speziell der Jazzrhythmik. Angesichts der Komplexität erfühlt man dennoch eine unmittelbare Körperlichkeit und Herzschlagkongruenz. Hussain handhabte komplizierte indische Rhythmuszyklen, vielleicht „Teental“ oder „Ektal“, improvisierte in jenem Rahmen komplexeste Synkopenüberlagerungen und Ausschmückungen und führte diese, enormer Leichtigkeit anvertraut, mit der Jazz-Spezifika des Offbeat zusammen. Erweitert um eigene Schlagtechniken der traditionellen Tabla-Spielweise. Einer phänomenalen Spieltechnik zugrunde liegend wirbelte Hussain um den Beat, schlug ihn konkret an, oder verschob ihn dramatisierend gegen die Melodierhythmik seiner Partner. Speziell in der Kommunikation mit Holland strahlten polyrhythmische Großtaten. Wenn sie den Beat im Moment zirkulieren ließen, als auch vertrackte Unisonopassagen, die klassischen indischen Formalismen der Raga-Interpretation die Referenz erwiesen, zelebrierten – unerwartete Stops, irrwitzige Verlaufsverschlingungen. Vertikale und horizontale Texturen veredelte im Wahrsten Chris Potter.
Konzentriert auf melodische Fortschreitungen, die teils thematisch geblockt waren, vertiefte sich der Saxophonist in den Improvisationen bravourös in die harmonische Freiheit der Skalen. Infolge der Betonung einer chromatischen Tonfortschreitung gelangte sei Spiel intuitiv durchaus in die Nähe von Stimmungen und Kolorit indischer Musik. Das Modalprinzip klassischer Indischer Musik sowie des Jazz gelangt in diesem Trio zu einer substanziellen Ergänzung, Verdichtung. Bedingungslose Gemeinsamkeit im Flow, im Austausch, im Explorieren der Intensitätsgrade. Weiterhin das Modellieren spontan aufkeimender Struktursequenzen für einen Zugewinn an Suspense und Farbigkeit sorgte. Beigemengt hat sich, bauend auf einer Interaktion tiefster Vertrauensbasis, eine Aura von Spiritualität, die unprätentiös diesseitige Körperlichkeit mit transzendentaler Gewichtung ausstattete. Drei Ausnahmemusiker in einem Kreativüberschwang. But Beautiful.