Sept. 2, 2022
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

DI 30. August 2022
Tanz die Entschleunigung
ORCHESTRA BAOBAB
Zacharia Koit (voc, congas), Alpha Dieng, Rudolphe Gomis, Cheikh Ibra (voc), Thierno Koité (as), Wilfrid Zinsou (tb, ts), Yahya Fall, Daddy Thioune (e-g), Elhadji Malick (e-b), Mamadou Mountaga Koité (dr, timbales), Moussa Sissokho (congas)

Eine Wechselvolle Geschichte begleitet den Karriereweg des senegalesischen Kollektivs. Hervorgegangen, Gründungsjahr war 1970, aus der Star Band, die 1960 anlässlich der Unabhängigkeitsfeiern des Senegal ins Leben gerufen wurde. Markenzeichen wurde ihre lakonisch gemütliche Melange aus Wolof-/ Mandinka-Tradition, einer Gemengelage (afro)kubanischer Stile wie Salsa, Rumba, Son und Reggae. In den 1970er Jahren avancierten sie zu der gefeiertsten Bands des Landes, war aber gleichermaßen ein Kreativlabor für junge Musiker. Mitte des folgenden Jahrzehnts, nach etlichen personellen Rochaden, kam das Aus. Nicht zuletzt durch das Vordringen des modifizierten Mbalax-Stils von Youssou N´Dour. Anfang des neuen Milleniums dann die Reunion. Baobab feierte sodann reichlich internationale Erfolge und sind bis heute in wechselnden und verjüngten Besetzungen mit ihrer chilligen Musik präsent und beliebt. Was ein voller Club bescheinigte. Sehr gute Musiker, origineller Bandsound, positive Vibrations, enorme Spiellaune und doch wirkt alles irgendwann zu behände und schleppend. Der Mid Tempo-Bereich wird kaum überschritten, wiewohl ein feines polyrhythmisches Gewebe darunter liegt. Gleichsam prägten die Stücke schlicht eindringliche, mehrstimmige Texturen, ein Charakteristikum afrikanischer Musik, und wirkungsvolle Off-Beat Strukturen. Allerdings bewegte sich die vornämlich auf Pentatonik beruhende Melodik in zu engem Rahmen und auch die Arrangements strotzen nicht vor Ideenfülle. Die Soli, wie im Fall der beiden Bläser, waren mehr oder weniger als Variationen der melodischen Linien der Stücke angelegt. Lediglich der Lead Gitarrist, der mit seinem trockenen Ton an Mark Knopfler erinnerte, ließ seiner Fantasie mehr überzeugenden, freien Lauf. Derart gestalteten sich die ersten eineinhalb Stunden. Man konnte sich willentlich diesem Laid Back-Gefühl mit dem retardierenden Beat hingeben. Irgendwann kam dann doch der Wunsch nach mehr Elan auf.

Fast unerwartet wurde dieser plötzlich erhört. Der Bandsound wurde dichter, durchdringender. Somit das Tempo rasanter. Ins Zentrum rückte deutlich der Mbalax-Stil, der mit Elementen von High Life und Afro Beat „liebohrte“. Im Vordergrund standen dabei  die Sänger mit ihrem vor Arabesken strotzenden lyrischen Gesangsstil. Und der Lead-Gitarrist legte in seinen Soli ebenfalls einen Zahn zu. Jetzt flammte auch das rhythmische Feuer beträchtlich auf. Lebensfreude tropfte von vornherein aus allen Poren, entlud sich aber jetzt ausgelassener. Dem Zauber der unmittelbaren Tanzbarkeit der Musik konnte man zweifelsohne erliegen. Die Herzen erreicht sie sowieso allemal. Mitgeschwungen ist zudem die Offenheit der senegalesischen Musikkultur gegenüber anderen Stilistiken, womit sich ihre Farbigkeit erklärt. Auch wie sehr das kreative Potential Afrikas von zwei Hauptfaktoren bestimmt wird, wie der Saxophonist Manu Dibango es einmal zum Ausdruck brachte, klang in Baobabs Musik deutlich an: der afrikanische Lebensraum und die afrikanische Gesellschaft. Das Orchestra Baobab ist eine Band mit großer Geschichte, die in der modernen Musik Afrikas einen bedeutende Rolle einnimmt. Dibango verwies weiters darauf, dass man in Afrika lange Zeit nicht von „Künstlern“ sprach, sondern von schöpferischen Menschen, da der Begriff „Künstler“ als zu einengend angesehen wurde. Entsprechendes kam bei diesem „Tanzabend“ gleichwohl zum Ausdruck. Als generelles Credo könnte man nachreichen: Ohne Schöpferisches vertrocknet die Zukunft.  African Dance Programm.