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MO 29. Januar 2024
Raumgreifende Klanggestik
AMBROSE AKINMUSIRE´S OWL SONG feat. BILL FRISELL & GREGORY HUTCHINSON
Ambrose Akinmusire (tp), Bill Frisell (e-g), Gregory Hutchinson (dr, perc)
Mit angesprochenem neuen Projekt extrahiert er für seine „Salon“-Ästhetik aus sperrigem Lyrismus, strebt nach Entschleunigung, Introspektion und raumgebender Reduktion. Und wieder hing die Journaille an seinen Lippen, ob er den Erwartungen eines von ihr apostrophierten „Jazz-Erneuerers“ noch eines draufzusetzten vermag. Hört man dann mit welcher Konzentration, erwartungshaltungbefreiten Befindlichkeit im Jetzt er seine Klangströme in Szene setzt, wird klar, dass Akinmusire derartige Zuschreibungen nicht im geringsten tangieren. Deshalb lässt er instrumentaltechnische Virtuosität zugunsten einer Virtuosität der klanglichen Essenz, der zwingenden Notwendigkeit außen vor. Seine beiden Partner stehen ja längstens im Ruf als exzellente Meister des Substantiellen. Nicht nur, dass sie „Raumausstatter“ par excellence sind, geleiten sie Akinmusire mit ihren feinnervigen Melismen, spartanischen Harmonie- und Rhythmuslabyrinthen durch ein rubatobezogenes, primär ad lib erschaffenes Raum-/Zeitgefüge. Im ersten Drittel des Konzertes artikulierte, mit der nötigen Zurückhaltung, der Trompeter ein poetisches Narrativ der inneren Balance, der Selbstvergessenheit. Neben der konventionellen Trompetenspielweise, bezieht er all die klangfarbenspezifischen Entwicklungen der letzten Dekaden mitein. Eigenwillig in der Tonbildung. Dunkelgefärbt, brüchig, ökonomisch gedacht. Dem allen übergeordnet hat Akinmusire seinen Entwurf einer kontemplativen Melodieentwicklung. Frisell hat ihm diesbezüglich sicher viel Input gegeben. Hier im Trio agiert dieser um vieles sparsamer als sonst. Vornehmlich setzt Frisell auf Andeutungen. Brillant spielte mit den typischen an-/abschwellenden Färbungsharmonien, die sich aus noch weniger Tönen zusammensetzten. Das ließ Akinmusire in den dynamischen Differenzierungen seiner Improvisationen noch deutlicher werden. Während Frisell und Hutchinson die umhüllenden Texturen oder verästelte Umrisse improvisierten. Der Schlagzeuger wechselte behände und geschmackvoll zwischen sich unentwegt ändernden Rhythmusmustern und subtil hingesetzten Klangfarbenpartikel.
Doch mit Fortdauer des „Owl Song“ kulminierte diese Zurücknahme zuhörends in einer statischen Klanghülle. Das „Heulen“ erstarrte in unerwarteter Einförmigkeit. Die Räume waren mit zu formelhaftem Klanginterieur partiell verstellt. Folglich, die Melancholie zehrte an der Aufmerksamkeit. Weniger kann auch gelegentlich zu wenig sein. Da ist noch reichlich Platz in der Kammer.