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MO 19.02.2024
Explizite Kreisbewegungen
CHRIS POTTER Circuits feat. CRAIG TABORN & ERIC HARLAND
Chris Potter (ts, ss, effects), Craig Taborn (p, keys), Eric Harland (dr, perc)
Was unter keinen Umständen dahintersteckt, ein Schöpfungsakt der sich im Kreise dreht. Die Analogie zum Kreis bezieht sich vielmehr auf die Geschlossenheit des wendigen Miteinander der Musiker. Die interaktive Durchdringung des Erfindungsmomentes. Allzuviele und detaillierte Vorgaben bzw. Direktiven dürfte es nicht gegeben haben. Es besteht eine derart enge Vertrautheit, dass die Musiker ihrer Intuition folgen, mit Ideen agieren und reagieren können. Den Anfang setzte Potter mit einer unbegleiteten Sequenz auf dem Tenor. Seinen sonoren, drahtigen Ton, der schon sehr erlesen ist, bindet er mit dynamisch beweglichen Tonfolgen, fließender Phrasierung, originellem Umgang mit Changes und Akkordstrukturen. Anknüpfungspunkte waren zudem kurze markante Motive, die dem gesamten Entstehungsprozess folgten. Unmittelbar von Potters Partner aufgegriffen und harmonisch respektive rhythmisch lukrativ komplettiert. Ebenso mit ihren völlig eigenen Wegen. Gefasst kristallisierte sich ein spezifischer Kollektivklang heraus. Angesiedelt in einem von der Peripherie angezogenen, polyphonen Modalkonzept. Lediglich Taborns Keyboardbeiträge haftete eine gewisse Verlorenheit an, die er im zweiten Set mit seiner Strahlkraft am Flügel, dem er fast ausschließlich die Aufmerksamkeit schenkte, vergessen machte. Auffallend allerdings, dass Taborn im Zuge seiner hochqualitativen Improvisationen, seine linke Hand auf repetitive Ostinati festnagelte. Seine fehlende Fähigkeit für Harmoniealterationen hinterließ eine gewisse Einförmigkeit. Wohingegen Harland vom Fleck weg eine famoses rhythmisches Gerüst zimmerte. Selten begabt verlieh er seiner, von spannungsatmenden Aussparungen bestimmten Spielauffassung, Hand und Fuß. Er zerteilte Rhythmen, doppelte diese, ließ sie in Gelöstheit flanieren oder fasste sie passend mit Swingappeal in zeitliche Periodizität. Das besaß alles Unbeschwertheit und Grandezza. Das ließ auch den Saxophonisten nicht nachlassen. Potters Phantasie erwies sich als rastlos. Verbreitete sich im ersten Set eine gewisse inhaltliche, etwas mechanisch wirkende Versprengtheit, brachen sich im zweiten Geschlossenheit, brennende Inspiration, eine vielschichtige Dramaturgie ihren Bann. Wesentlich hierfür waren die metrischen, rhythmischen Kontraste, gezielt energiestrotzend, von Eric Harland. Musikalische Kreisläufe mit weiträumigen Aktionsradien.