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FR 12. AUGUST 2016
Schwelgende Tastenessays
ANAT FORT TRIO
Anat Fort (p), Gary Wang (b), Roland Schneider (dr)
Die Gattung Piano Trio, die in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ihre Geburtsstunde erlebte, besitzt einen äußerst hochgeschätzten Nimbus in der Jazzgeschichte. Zudem steht außer Zweifel, dass dieses Format für die harmonischen Fortschreitungen des Jazz von eminenter Bedeutung war und ist. Bis heute zählt das Piano Trio zu den am häufigsten sich zusammen findenden Konstellationen. Gerade in den letzten zwei Dekaden hat jene einen regelrechten Boom erlebt. Das Label ECM widmet sich mit großer Aufmerksamkeit und Sorgfalt der Präsentation und Förderung dieser Besetzung. Zum Pool dieser Trios gehört auch jenes der israelischen Musikerin Anat Fort. Sie gastierte in der „Sommerzeit-Konzertschiene“ des Porgy mit ihrem seit fast zwanzig Jahren bestehenden Trio eben dort. Anat Fort absorbiert und resorbiert die wegweisenden Errungenschaften von Bill Evans, die über Paul Bley zu Keith Jarrett führten, in einer eigenmächtigen, episch introspektiven Ausgestaltung. Sie brillierte mit ausgeklügelten Kadenzen, quirligen Läufen, federnden Arpeggien und filigraner Ornamentik. Eingebettet in ein gleichberechtigtes Interplay mit ihren Partnern, die sich als umsichtige, solide Mitgestalter einbrachten. Viel Raum war den melodramatischen Aggregatzuständen zugedacht, deren dichte Harmonik aber zu selten aufgebrochen wurde, die das Pflegen einer Ästhetik der Wohltemperiertheit und der harmonischen Konsonanz der Pianistin unterstrichen, und denn doch an und an einen zu hohen Süffigkeitsgrad aufwies und ein wenig zu stereotyp in den Klangereignissen sich wähnte. Die eine oder andere kratzbürstige Wendung hätte die Musik beflügelnd aufgewühlt. Nichts desto trotz klangschöpfte hier ein Trio mit stupendem Interaktionsverständnis und großer spontaner Gestaltungskraft, die schon auch mal vom Ensemble-Duktus losgelöst auftrumpfte bzw. die „Funkyness“ eines Horace Silver oder die afrikanisch gefärbten Pattern eines Dollar Brand aufgriff. Post-romantische, modale Jazzpikanterie mit Tiefgang.