Sept. 17, 2016
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

FR 16. SEPTEMBER 2016
Allerweltsexotik
CHICO FREEMAN TRIO EXOTICA
Chico Freeman (ts), Svante Henryson (cello), Reto Weber (perc)

Konservativ und angepasst ist er geworden, der stimmgewaltige Saxophonist Chico Freeman, einer jener Feuereiferer der seinerzeitigen pluralistischen Post-Free Jazz Bewegung rund um die Chicagoer AACM. Die letzten aufregenden Tonspuren zog er mit Fritz Pauer in vertrackt modalen Klanguniversen. Mit seinem aktuellen Trio hat sich Freeman nun auf das für ihn glatte Parkett der „alternativmassentauglichen“ World Music begeben. Und er kam leider einigermaßen ins Schleudern in diesem Umfeld einer kontroversfreien, harmonischen Diktion, mit seinem schon hundertfach bemühten Formablauf und den doch schon sehr ausgewaschenen Melodielinien bzw. bestens bekannten Rhythmuspattern, mit ihren halbherzigen Entlehnungen aus der afrikanischen und lateinamerikanischen Tradition. Ein chromatisches Ostinato am Cello da, eine Sechszehntelschlagfolge dort. Dem zur Seite stellte Freeman sein perfektes Gleiten durch die Skalen und eine umfassende Auslegung von Jazzchanges. Doch über weite Strecken war das Ergebnis zu inhomogen und das bekannte Feuer in seinem Spiel nur ein Glosen. Auch brach er oftmals seine weitestgehend konsonanztrunken angelegten Monologe zu abrupt ab, sodass er einen gerade sich entspinnenden Spannungsfaden durchtrennte, wodurch sich eine irritierende Leere auftat, der seine Partner auch mit groovigen Arpeggien am Cello oder rhythmischen Pattern an den Perkussionsinstrumenten nicht entgegenwirken konnten. Zu klischeehaft war deren Inhaltlichkeit. Da scheiterte man auch mit dem Aufgreifen einer Elvin Jonesen-Schlagfigur und dem Versuch dessen einmalige Intensität, in deren Genuss Freeman ja einst kam, einzufangen, zumal Reto Weber, eigentlich ein beschlagener Drummer, sich in einem missglückten Djembe Solo verhedderte und ziemlich überfordert war. Natürlich war das beschränkte Perkussionsinstrumentarium einengend und prägte somit eine gewisse rhythmische Strukturierung und Ästhetik. Melodieseeligkeit und Harmoniesucht ließen die Performance zu einem auf hohem technischen Niveau sich bewegenden, höchst durchwachsenen  Ereignis erstarren. Eine Unschuldigkeit von Klischees ließ sich nicht mehr argumentieren.