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SO 29. JANUAR 2017
Mondschein Sonate im Außerfern
DAVID TORN "Sun Of Goldfinger"
David Torn (e-g, electronics), Tim Berne (as), Ches Smith (dr, electronics)
Zwei eigensinnige Koryphäen/Stilisten der amerikanischen Post-Free Jazz Avantgarde der zweiten Generation, Torn und Berne, und ein ausdrucksstarker, ausnehmend flexibel schlagwerkender Kreativkopf des jungen ImprovisatorInnen Pools, paktieren unter dem kryptischen Bandnamen „Sun Of Goldfinger“. Goldfinger respektive Goldhändchen besitzen sie zweifelsfrei die drei Herren. Dessen wurde man sich bei diesem schonungslosen Soundtrip an die Ränder, und darüber hinaus, des Jazzkosmos unverhohlen gewahr. Aus tastenden Klanggesten heraus entfachte das in stimmiger Chemie agierende Terzett kurzerhand ein furioses Crescendo. Angesiedelt im oberen Volume-Level, der für die musikalische Druckwelle von Nöten war, wurden metallische Phänomene geschmiedet. Unter hochenergetischen Bedingungen und einer radikalen Auslegung, die allerdings nie aus dem Ruder lief, vertieften sich die Musiker in eine „Brachial-Poesie“ in der Reminiszenzen an die Hard Core/Noise Rock-Bewegung der 1990er Jahre Platz griffen, um sich anschließend in einem jazzgetränkten Freifeld auszutoben. Währenddessen herumgewirbelt, umgedeutet und in einer ebenso nonkonformen Diktion mit originärer Maserung und reeller Emotionalität weitergedacht wurden. Torn warf seinen höchst individuellen, mit elektronischen Devices effizient erweiterten Gitarrensound ins Geschehen. Schwell- und Splitterklänge, glissandirende Melodiebänder, flächige Klangschüttungen aber auch rüde Akkordik verdichteten sich in diesem schneidenden, flirrenden Sound. Um nichts weniger zurückhaltend durchmaß Berne den Tonraum seines Instrumentes. Mit weiten Intervallsprüngen, tonale Zentren durchbrechend, in den höchsten Diskant jagend oder mit sägenden repetitiven Mustern. Aber er war es auch, der immer wieder den eindringlichen, melodischen roten Faden auswarf, den Torn rudimentär kommentierte. Keine Schubumkehr gab es für Smith. Er ließ mehrheitlich seine Stöcke mit martialischem Punsch auf Trommeln und Cymbals niederprasseln. Jedoch eingebunden in ein spontan ausgeworfenes, komplex geschichtetes Rhythmusflechtwerk - häufig außerhalb jeglicher Periodizität. In den wenigen Phasen eines abgedrehten Timekeepings, oft in Zwiesprache mit seiner Drum-Software, verlieh Smith der Musik eine abstruse Groovness, was Torn veranlasste eine dieser Sequenzen verschmitzt als eine Version von „Sophisticated Lady“ zu apostrophierten. Die Ausgestaltung des kollektiv forcierten Improvisationshappenings manifestierte sich in weitläufigen Bögen, mit der Stärke eines kurzweiligen Hergangs. Dieser erbrachte einen multiidiomatischen, tosenden Taumel, in dem die evidente Beweisführung für die heutige polyphone Konfiguration des Jazzhauses mitschwingt.