April 13, 2017
By Hannes Schweiger

Sorry this part has no English translation

MI 12.April 2017
Gut Holz & reichlich Späne
GINA SCHWARZ UNIT „Woodclock“
Gina Schwarz (b), Fabian Rucker (ts, bcl), Benjamin Schatz (p, keys), Heimo Trixner (g), Diego Pinera (dr, perc)

Der Ton: warm, herzhaft, voluminös. Das Spiel: wendig, filigran wie kernig. Und die Binnenstruktur ihrer elastischen Walkinglines bzw. druckvollen Ostinate erweitert sie einerseits im Kollektiv fein nuanciert bzw. solistisch phantasiegetränkt mit fintenreichen melodischen Ornamenten. Die Rede ist von der, wie gewohnt einem unbändigen Spieldrang folgenden Bassistin Gina Schwarz, die einmal mehr ihre eingeschworene Unit, mit der sie übrigens ab Herbst dieses Jahres die Stageband Abende im Porgy bestreiten wird, im Umfeld erheblicher Ausgelassenheit präsentierte. Bereits nach wenigen Takten stachen vor allem die engen kommunikativen Bande zwischen der Bassistin, dem Saxophonisten Fabian Rucker und Gitarrist Heimo Trixner in Ohr. Sie inszenierten spannungsvoll sich reibende Melodiefolgen, raffiniert verschlungene Unisoni respektive befeuernde kontrapunktische Capricen. Ihre inneren Ohren haben sie mittlerweile einer sensorischen Feinjustierung unterzogen. In den jeweiligen Soli, auch diesbezüglich formulierten die drei Vorgenannten die Glanzpunkte, wurde stupende assoziative Kreativität freigesetzt. Schwarz, wie gesagt mit munterem Ideenfluss, bildete das impulsgebende Zentrum. Trixner, ein fokusierter Klangcollagist, hantierte abwechselnd mit rubatierenden Klangfarbenpuzzles, trockenen, jazzbesonnenen Singlenote-Bändern und aufbrausender Rockästhetik. Energisch übermütigst, einem immensen Einfallsreichtum ergeben, gleichfalls mit dem Jazzfundus auf du und du, implementiert um einen robusten, saftigen Ton und originärer Intonation wie Phrasierung, offerierte Rucker Strudeln an Melodiefolgen durchsetzt mit motivisch angeordneten Sequenzen. Großartig auch, wie inzwischen die Balance zwischen den konzipierten Themenblöcken, in denen „Jazzklassizismus“ mit heutigen Verständnis, eingebettet in modale Rezeptur weitergedacht wird, und den daran anknüpfenden, freitonal, nie ziellos herumschwirrenden Improvisationen funktioniert. Nicht so gänzlich im Zentrum verankert war der Pianist Benjamin Schatz, der zwar in seinen Soli vife harmonische Abzweigungen einwarf, im Kollektiv jedoch zu verhalten seine Akkordprogressionen ausbreitete. Nicht so richtig Einbringen konnte sich der diesmalige Gast, Diego Pinera aus Uruguay am Schlagzeug. Obschon technisch bemerkenswert, speziell seine ausgeprägte linke Hand, war er häufig in seinen überbordenden Aktivitäten zu ungestüm und lautstärkemäßig zu dominant. Er hobelte dann und wann auch zu plakativ, woraufhin ihm auch die dynamische Differenzierung aus den Händen glitt. Allerdings griffen die meisterlichen Partner dem Jungspund, Hölzernes von dessen Seite sublim umspielend, stützend unter die Arme und zogen das Uhrwerk so richtig auf.