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DI 27.Juni 2017
Heißluft Extravaganza
HAZMAT MODINE "Extra-Deluxe-Supreme"
Wade Schumann (harm, voc, g), Erik Della Penna (g, banjo, voc), Joe Daley (sousaphone), Kevin Garcia (dr, perc), Steve Elson, (ts, fl, cl), Pamela Fleming (tp, flh), Michael Gomez (g) + guest: Jon Sass (tuba)
Performances dieser kunterbunten, von jeder Menge positiver Energien angetriebenen „Stiltrotter-Rockband“ aus dem Big Apple, besitzen auch eine ausgeprägte soziale Komponente und einen dezidierten humanistischen Wirkungsgrad. Gründer Wade Schumann ist ein Paradefrontman. Er geht unvermittelt auf das Publikum zu, holt es in die Musik herein und teilt die Freude daran mit diesem. Zudem ist Schumann ein ausgezeichneter Harmonikaspieler, der das „Realbook“ der Bluesharmonika penibelst inhaliert hat. An Selbstvertrauen, das er mit jeder seiner Körperfasern auslebt, mangelt es ihm ebenso wenig. Belegt auch durch den Titel des aktuellen Programmes. Weniger überzeugt hat er an diesem Abend als Sänger. Da wirkte er blass und zu imitativ. Ein wenig Tom Waits hier, ein wenig Howe Gelb da. Aber wie man einen Raum zum Kochen bringt, dass hat der Musiker im kleinen Finger. Gleichwohl Hazmat Modine, dieser illustre Haufen aus MusikerInnen diverser Stilgegenden, prominentester ist der jazzaffine Tiefklang-Blechbläser Joe Daley, ist keine Begleitband, die sie um Schuman gruppiert, sondern ein spielfreudiges, homogenes Kollektiv, dem ein originärer Gruppensound eigen ist. Zwei der tragenden Säulen der Klangwelt sind das Bluesvermächtnis und Quellen der Roots-Music. Allein hier beweisen sich in den griffigen Songs schon profunde und eloquente Vernetzung. Doch das sind der Ingredienzien nicht genug. Wohlfeil ausgewählt und mit beeindruckendem Know How bzw. musikalischer Sensibilität verdinglicht, flossen Partikel aus Stoner Rock, Brass Rock, Marching Band Charateristika, Blue Grass, Rhythm & Blues, Latinflair, High Life sowie Klezmer in raffiniert erregender Weise ineinander. Abseits jedweder Beliebigkeit und Plakativität entwirft die Band daraus ihr eigenes pluralistisches Idiom – quasi „Americana“ im Progressiv-Modus. Dieses Konglomerat klang und präsentierte sich, wie von den MusikerInnen natürlichst verinnerlicht. So startete das „roomful of socialising“ mit einer Delta Blues Version die unter die Haut kroch und steigerte sich fortan zu einem treibenden rhythmischen Mobilitätsakt. Basierend auf einem straighten, suggestiven Groove, der in seiner Direktheit unbarmherzig mitriss. In feinen Nuancen wandelte sich dieser zu funkigen Beats, schwermütigem Bluestakt, pochender Afro-Rhythmik, fetzigem Rockbeat oder stampfender Marching-Motorik. Darüber legten sich hinreißende melodische wie harmonische Fantasiegebilde, aber auch improvisatorische Feinheiten stellten sich ausführlich ein. Verantwortet primär von Schumann mit „blauen“ modalen Harmonika-Exkursen und den Bläsern. Allen voran die Trompeterin Pamela Fleming und Saxophonist Steve Elson veräußerten heißatmige Monologe in aufgeklärter Jazzdiktion. Beziehungsweise erfreute ein über einem Funkgroove dahintänzelndes Tuba/Sousaphone-Duo von Joe Daley und Gast Jon Sass - ein Niederfrequenz-Highlight. Gehobenes Entertainment mit jeder Menge positiver Vibrations. Ergo: heiße Luft mit Tiefgang und Herzlichkeit. Die Welt hat schon auch noch schöne Seiten.