Famose „Taschenspiele“

Andersons Pocket Brass Band: eine Art „Bonsai Ausführung“ einer traditionellen Brass Band. Der komplette Musiker und posaunende Alleskönner hat dieses Format über die Jahre auf hohem Niveau sublimiert. Zusammen mit Mitmusikern, die ebenso profund über die Jazztradition verfügen und als aufgeklärte „Modernisten“ mit allen erweiterten instrumentellen und formalen Errungenschaften zu spielen wissen. Da wurden in einer sehr pulsierenden, vor Vitalität strotzenden, den Jazz feiernden Gegenwartsmusik mit humorvollem Respekt und überbordendem Spielwitz Walzer und Quadrillen durch den Fleischwolf gedreht und kubistisch rückverwandelt. Blechbeseelte, archaische New Orleans Jazz-Elemente jubilierten synergetisch mit Rhythm & Blues- oder BeBop Sequenzen und kulminierten in einer heutigen freitonalen, klanglichen Farbigkeit. Die baute auf ein markantes kollektives Spielverständnis, zuzüglich harmonisch kontrapunktischer Erweiterungen. Anhand solch blinden Verständnisses war den Musikern jedwede musikalische Kapriole erlaubt. Swingende Up-Tempo Parforceritte verzweigten sich in hitzig groovende Funkyness, die sich folglich z.B. in plungerbestimmte, jaulende Balladenhaftigkeit ausbreitete oder auch in perkussive Geräuschabstraktionen verstieg. Von großem Spannungsgehalt war ebenso der Umstand, wie die Protagonisten das Formgefüge auseinanderfallen ließen und mit spontaner Gestaltungsgabe neu organisierten. Dazwischen gab´s grandiose, unbegleitete improvisatorische Veräußerungen, die besonders die Stellung von Ray Anderson und Steven Bernstein, letzterer speziell hinsichtlich der Slide Trumpet, als prägende Stilisten hervorhoben. Hinreißend war gleichfalls das von sprühendem Witz gekennzeichnete, klangbewusste Schlagzeugsolo von Campbell mit den integrierten Quietschenten. Am eindringlichsten widerspiegelte sich dieser musikalische Kosmos im Herzstück der Performance, der Komposition „Sweet Chicago Suite“ in der Anderson seine musikalische Sozialisation in der Geburtsstadt reflektiert. Vom räudigen Blues bis zu den bahnbrechenden klangästhetischen und –qualitativen Neuerungen der AACM-Community spannte sich der Bogen. Hiermit erklärt sich sein außerordentliches musikalisches Profil. A pocketful of gold. (Hannes Schweiger, anlässlich eines Konzertes im Oktober 2016)

Steven Bernstein hat sich entschieden, nicht nach Europa zu reisen. An seiner Stelle spielt aber der famose James Zollar. Ein mehr als würdiger Ersatz.
Trumpeter James Zollar is known for his stints playing with the Count Basie Orchestra, the Duke Ellington Band, Tony Bennett, Marty Ehrlich, clarinetist Don Byron, Latin jazz percussionist Mongo Santamaria, and Wynton Marsalis’ Jazz at Lincoln Center Orchestra. After growing up in Kansas City, Zollar studied trumpet in San Francisco with Woody Shaw. He moved to San Diego and spent around ten years working with a variety of local bands. Zollar portrayed Count Basie’s trumpeter Buck Clayton in the Robert Altman film Kansas City. As of early 2009, he lives in New York City.