Mo 25. Oktober 2021
20:30

Soft Machine (GB)

John Etheridge: guitar
Theo Travis: reeds
Fred Baker: bass
Asaf Sirkis: drums

Wir starten ca. 1/2 h vor Konzertbeginn den Live-Stream (Real-Time, nach Konzertende nicht mehr abrufbar!). Durch Klicken auf "Zum Livestream" öffnet sich ein Fenster, wo Sie kostenlos und ohne irgendeine Registrierung das Konzert miterleben können. Wir ersuchen Sie aber, dieses Projekt über "Pay as you wish" zu unterstützen. Vielen Dank & Willkommen im realen & virtuellen Club!

Wache Soundwandler
Von Beginn an (1968) war das Band Projekt Soft Machine ein Work In Progress. Unzählige namhafte, gewichtige britische Musiker gingen aus den diversen Besetzungsrochaden hervor. Die einen neigten zu avancierter Jazzspielhaltung, die anderen übten sich in rockbasierten Experimenten. Doch zu jener Zeit pflegte gerade die junge britische Musikergarde kein Territorialdenken. Gegenseitige Inspiration, Erkenntnisaustausch stand an.

Soft Machine kristallisierte sich zu einem der wichtigsten Kreativpools im progressiven Rock-Bereich heraus. Wie es für die freien Improvisatoren das Spontaneous Music Ensemble mit gleicher Berührungsängstelosigkeit war. In die sogenannten psychedelischen, harmonisch waghalsigen Klangcollagen, mit vertrackten rhythmischen Bewegungsmustern, drangen zu jener Zeit in das Soft Machine Konzept immer konkreter umfassende jazzspezifische Gepflogenheiten hinzu. Eine in den 1970er Jahren relevante Syntheseästhetik stand am Ende; ein um elektronische Effekte angereicherter Jazz-Rock mit eigener Note, der sehr einflussreiche Kreise zog. Im ersten Jahrzehnt radikal und unangepasst. Folglich erfuhr der aufwühlende Mix eine strukturelle, gitarrenlastige Stereotypisierung und fand sich im angepassten Fusion-Bereich wieder. Erst in den 2000er Jahren besannen sich vier alte Mitglieder wieder ihrer experimentierfreudigen Tugenden und entzündeten erneut ihr kompromissloses Amalgam. Nach dem Ableben zweier fast Ur-Mitglieder begeht die Formation in der Besetzung wie wir sie heute kennen, ihr fünfzigjähriges Bestandsjubiläum. Drei „Langzeit-Maschinisten“ und der eine Generation jüngere Saxophonist Travis schmissen die Feier. Älteres Material aus legendenumwobenen Alben wie Third, Softs oder Bundles, wechselte mit Stücken des aktuellen Tonträgers Hidden Details. Die vier Herren waren bestens gelaunt, fackelten nicht lange herum, preschten lauthals und voller Elan los und auch die altersbedingten physischen Handicaps, vor allem beim großen John Marshall bemerkbar, ließen sie mit ihrer Euphorie vergessen machen. Mit Fortdauer funktionierten auch bei ihm die Gelenke immer besser. Das Kraftzentrum des Rock bringen die „Softies“ schon noch gehörig in Wallung und die Jazzfreiheit hat ihre Freude daran. Auch solistisch geht noch einiges. Etheridge nutze dies weidlich, konnte mit der einen oder anderen Kaskade überraschen, und übergab das Zepter zufrieden an Travis, der kraftvoll, technisch ausgereift, durchaus auch kreativbeflissen zublies, aber dann doch zu häufig Fusion-Saxophon Klischees bemühte. Jedenfalls, der Kollektivgeist ist noch außerordentlich rege und verspielt komplizierte Themen gerieten zu weitestgehend gelungener Umsetzung. Ab und an das Klangkonvolut „on the edge“ zu treiben, vergaßen sie ebenfalls nicht. Da klang sie dann immer wieder durch, die Sprengkraft, die im Tafelsilber des einstigen Oeuvres dieser wegweisenden Band steckt. Auf sympathische Weise in die Jahre gekommener Jazz Rock dem heute gerechtfertigter Erinnerungswert zusteht. Nicht mehr und nicht weniger. Welcome back to the machine. (Hannes Schweiger)

Wache Soundwandler
Von Psychedelic Sounds zu Elektro-Jazz: Die britische Band Soft Machine hat eine wechselvolle Geschichte.

Canterbury in den 1960ern, das war ein Ort, an dem spinnerte Psychedelic-Musikfreaks sich zwanglos austoben konnten. Am Beginn der Dekade fanden die Schulfreunde Robert Wyatt, Hugh Hopper und Mike Ratledge über ihre gemeinsame Liebe zu Bop- und Freejazz (Mingus, Monk, Coleman) zueinander. 1962 tauchte dann der Australier Daevid Allen auf, der mit den Beat-Poeten William S. Burroughs und Brion Gysin sowie Musiker Terry Riley an Cut-up-Experimenten gearbeitet hatte.

Nachdem Schlagzeuger/ Sänger Wyatt in Canterbury die R&B-Combo The Wilde Flowers betrieben hatte, stieg 1966 Allen an der Gitarre ein, Kevin Ayers (Bass und Gesang) und Ratledge (Orgel) sowie Hugh Hopper vervollständigten die erste Ausgabe von Soft Machine. Für den Bandnamen sorgte Allen, der Burroughs nicht lang um die Rechte an dessen gleichnamigen Romantitel zu bitten brauchte.

Die Softs frönten ihrer Version von psychedelischem Freakout, experimentell-dadaistischem Pop mit gelegentlichen Exkursionen in freien Jazz und Garagen-Soul. Zum Markenzeichen wurde der überdrehte Sound - Fuzz-Bass, Feedback-Orgel und Falsettstimme aus der Echokammer. Als Allen, Ayers und Wyatt ausstiegen, bereiteten Soft Machine (inzwischen durch Bläser verstärkt) den Weg zum elektrischen Jazz eines Miles Davis. (...) (Gerhard Dorfi / Der Standard, 7./8.5.2011)