Mi 12. Februar 2003
19:30
Opera Piccola

"die humanisten" von Erhan Sanri / Ernst Jandl

Mit: Tomáz Kovacic, Gregor Finke, Benjamin Huber, Katrzyna Brzoza (Violine), Ödön Racz (Kontrabass), Laszlo Csabai (Schlagzeug)
Musikalische Leitung und Regie: Petrus v. Herberstein

Ernst Jandl ist den meisten Wienern bekannt – und manchen auch seine Verbindung zum Jazz und zum Vienna Art Orchestra. Deshalb sollte Jandls Konversationsstück "die humanisten" in einem Jazzclub nicht so sehr überraschen – wohl aber, wenn das Stück als Oper vorgetragen wird. Dieses ungewöhnliche Unternehmen hat sich die opera piccola vorgenommen. Sie läßt den Zuschauer staunen, wie gerade die musikalische Verpackung Jandls Sprachakrobatik entfaltet: der Irr-Sinn einer hochgestochenen Konversation zwischen zwei "nobelpreisen"-Trägern wird noch kontrastreicher dargestellt. Der türkische Komponist Erhan Sanri verschafft einen Zu-Hörgenuss, indem er den Sinn der Handlung mit musikalischen Mitteln hervorhebt und verständlich macht. Dies gelingt ihm u.a. durch den Einsatz von nur drei Instrumenten: Geige, Kontrabass und Schlagzeug begleiten und kommentieren die Plaudereien der Sänger. Die Instrumentalisten werden aufs Höchste gefordert: Präzision und virtuose klangliche Umsetzung von Sprache wirken ironieverstärkend und konterkarierend. Dirigent und Regisseur ist Petrus v. Herberstein. Seit 15 Jahren ist er mit "gewaltigem Idealismus und Professionalität" Leiter der freien Operngruppe "opera piccola" in Deutschland (Nord-West-Zeitung Bremen). Er zeigt mit diesem Stück, dass Oper mittels temperamentvollem Spiel auf der Bühne verständlich und unterhaltend wird. Dies glückt umso mehr, als mit Lust und Spass die jungen Sänger die Rollen verkörpern. Wer erleben will, wie Oper spannend und humorvoll sein kann, und wer sich von Jandls g’spaßigen und doch tiefsinnigen Wortspielereien anstecken lassen mag, der sollte unbedingt vorbeischauen. (Petrus v. Herberstein)

Petrus v. Herberstein (Dirigent und Regie)

Petrus von Herberstein wurde bei Wien geboren. Er studierte Komposition bei Alfred Uhl und Dirigieren bei Hans Swarowsky. Klavier, Schlagzeug, u.a. studierte er an der Hochschule für Musik Wien (jetzt Universität). 1979- 1981 war er Schüler in der Dirigierklasse von Maestro Franco Ferrara an der Accademia di S. Cecilia Rom. 1981 hatte er sein Debut mit dem Wiener Kammerorchester. Mit der szenischen Aufführung von Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ drückte er seine Vorliebe für das Musiktheater aus. Einem Engagement an der Staatsoper Ankara (Türkei) im Jahr 1984 folgte ein Gastvertrag beim Stadttheater Münster. Seit 1988 ist Petrus von Herberstein Künstlerischer Leiter der opera piccola in Bremen. Dort ist er Dirigent und fast immer gleichzeitig auch Regisseur seiner Opern-, Operetten- und Musicalproduktionen (siehe unten: Dokumentation).
Gleichbleibender Teil eines jeden Projektkonzeptes der opera piccola ist die Arbeitsmethode : Das Singen eines Textes verlangt vom Sänger primäre Konzentration auf Stimmtechnik, Melodie, Rhythmus und Orchesterbegleitung. Erst in zweiter Linie erfolgt Augenmerk auf Sinn des Textes und seinen Ausdruck. Für den Zuhörer ergibt sich aber die umgekehrte Wertigkeit : Er möchte den Text verstehen, und darüber hinaus die Emotion des Gesungenen miterleben.
Das wird in der Probephase erreicht, in der ein Sänger den Text nicht nur im Original spricht, sondern in einer ähnlichen Wortwahl improvisiert, eventuell in eine Fremdsprache übersetzt, jedenfalls noch nicht singt. Da er dabei nicht auf das Musikalische konzentriert ist, ist er in der Lage, sich dem Körperausdruck zu widmen. Als Konsequenz ergibt sich, dass der Zuhörer den gesungenen Text besser versteht.

weitere Aufführungen: 13. Februar: 19.30 Uhr, 14. & 15. Februar: 19 Uhr