The Recycling of Jazz
Ursula Schwarz: piano
Michael Fischer: tenor soprano saxophone, violin, voice
Herbert Lacina: bass
Andi Menrath: drums
• Recycling:
1) Die Aufbereitung und Wiederverwendung bereits benutzter Rohstoffe, von Abfällen und Nebenprodukten.
2) das Wiedereinschleusen der stark gestiegenen Erlöse Erdöl exportierender Staaten in die Wirtschaft der Erdöl importierenden Staaten, um deren Zahlungsbilanzdefizite zu verringern.
Recycling of Jazz:
1) die Aufbereitung und Wiederverwendung von bereits benutzten jazzmusikalischen Materialien, von Mainstream-Abfällen und verbrauchten Freejazz-Nebenprodukten.
2) Das Wiedereinschleusen des stark gestiegenen Ungehorsams in den Opportunismus, willfährige Anpassung und Gefügigkeit exportierenden Staaten in das (jazzmusikalische) Kulturleben der Gefügigkeit, willfährige Anpassung und Opportunismus importierenden Staaten, um die geistigen und ethischen Defizite in den Bilanzen aller Beteiligten zu verringern.
Herrlich: Was da heute Abend in der Strengen Kammer passieren wird. Passieren kann. Wie und warum auch immer: Es sei an dieser Stelle vermerkt: »Recycling of Jazz« hat ein »textunterlegtes« Improvisationskonzept. Und mit Spannung ist zu erwarten, welche Texte wie und warum den Improvisationen unterlegt werden.
Zum Beispiel: Folgende Zeilen eines gewissen Herrn Ludwig Hohl über die sogenannten »Hüter der Traditionen« könnten wahrlich zu unendlichen (musikalischen) Variationen inspirieren:
»Man muss immer misstrauisch sein gegen eine Lehre, die einen früheren Zustand zu wiederholen trachtet.
(auch wenn man sonst gar nichts von ihr wüsste)«
Zum Beispiel: Folgende Zeilen eines gewissen Herrn Lautréamont über das Wiederverwerten von Ideen, Wissen, Gedanken könnten einen wohltuenden Kontrapunkt zu überlebten (auch musikalischen) Ver- & Geboten bieten:
»Das Plagiat ist notwendig.
Es ist im Fortschritt inbegriffen.
Es geht dem Satz eines Autors zu Leibe, bedient sich seiner Ausdrücke, streicht eine falsche Idee, ersetzt sie durch die richtige Idee.«
Seit der Gründung der Strengen Kammer recycelt das Ensemble regelmäßig den Jazz.
Es geht den Errungenschaften & Verwerfungen des Jazz zu Leibe, be- & verdient sich seiner Aus- & Eindrücke, streicht falsche Ideen und mitunter auch sehr gute, recycelt viel Un- & Ehrjazzwürdiges mit richtigen, diskursiven, streit- & anfechtbaren, ge- & entfessellten Alternativen.
Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, das die Aufbereitung & Wiederverwertung stets stets andere Ergebnisse & Erlebnisse zeitigt.
Herzlich Willkommen! (Renald Deppe)
The Recycling of Jazz: Das Recycling Project entstand im Frühjahr 2009 aus einer Serie von Experimenten, geglückten Zufällen und der Auseinandersetzung mit textbasierten Musikkonzepten. Texte der Wiener Gruppe werden ebenso eingesetzt wie Fragmentarisches aus Elektronik und Jazz. (Pressetext)