Di 16. November 2021
20:30

Omer Klein Trio 'Personal Belongings' (ISR)

Omer Klein: piano
Haggai Cohen-Milo: bass
Amir Bresler: drums

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Omers persönlichstes Album – musikalische Momente im Pandemie-Jahr

Omer Klein, der „zu einer kleinen Schar von Meisterpianisten gehört“ (Süddeutsche Zeitung), lädt auf seinem neuen, bislang persönlichsten Album zu einer feinsinnigen Beobachtung des Istzustands der Welt ein. Während des Pandemie-Jahres 2020 entstanden, spiegeln die zehn Stücke Kleins Realität als Mensch, Pianisten, Komponist, Bandleader, Vater und Künstler zwischen den Kulturen.

Die erste Covid-Welle stellte auch ihn vor ungeahnte Herausforderungen. In Israel geboren, derzeit in Frankfurt beheimatet, endete sein Musikerleben aus dem Koffer im Frühjahr 2020 abrupt von einem Tag auf den anderen. Kein Typ für Gegenwartsschmerz, begann Klein sodann damit, die viele freie Zeit zum Komponieren zu nutzen. Seine Emotionen und Erfahrungen der Momente, in denen weite Teile der Erde stillzustehen schienen, in denen viele Menschen erkrankten und schreckliche Bilder die Zeit zeichneten, verlangten nach Bündelung und Ausdruck.

Den Blick abwechselnd nach innen und außen gerichtet, entstand sukzessive ein Erzählstrang von außergewöhnlicher Dynamik und Tiefe, in dem er das Kleine im Großen betrachtet. Um dem beständigen Mäandern zwischen Alleinsein und dem Wunsch nach Miteinander Ausdruckskraft zu verleihen, entschied sich Klein für eine spezielle Zusammensetzung der zehn Stücke von „Personal Belongings“. Zwischen sechs Soloklavierstücken, in denen er seine Beziehung zum Piano spürbar intensiviert, finden sich vier Aufnahmen mit seinen langjährigen Weggefährten Haggai Cohen-Milo (Bass) und Amir Bresler (Schlagzeug). Die daraus gewonnene Spannung schafft ein einnehmend-packendes Wechselspiel aus stiller Einkehr und energiegeladener Trio-Gemeinschaft. Die ineinandergreifenden Stücke „Kavana“ und „Baghdad Blues“ zeugen gleich zu Beginn des Albums mit ihren Zutaten aus nahöstlicher Romantik und der Improvisationskraft des Jazz von dieser besonderen Lebendigkeit.

„The Magnets“, in dem Klein einen Bogen von Südamerika zu den großen Kompositionsgenies der Hochromantik spannt, ist ein fieberhaft-besessenes Liebeslied, das mit einem pastoralen Ende überrascht - einer der intimsten Momente in Kleins Repertoire. Wie das lyrische „Sun Girl“, wurde auch dieses Stück von seiner Beziehung zu seiner Lebenspartnerin inspiriert. Das anmutige, beinahe unbekümmert-fröhlich tänzelnde „The Flower And The Seed“ ist hingegen seinen Kindern gewidmet.

Freiheit, Austausch und Verbindung zwischen Menschen, Ländern, Gebräuchen und Sprachen, spielen darin tragende Rollen. Klein und seine beiden Mitspieler sind am Jazz und dessen grenzenloser, permanenter Suche nach Expansion geschult. Gleichzeitig ist Kleins Musik unterhaltend im willkommenen Sinn. Der funky Shuffle-Swing „Shake It“ ist nicht leicht zu spielen, schafft aber mit seinen melodischen Krönchen auch allen, die bislang mit Jazz nichts am Hut hatten, unmittelbaren Zugang. Klein ist niemals bemüht, spieltechnisch zu beeindrucken, aber immer daran interessiert, seine Musik so reich wie möglich zu gestalten.

Manchmal bedient er sich literarischer Inspirationsquellen, wie im mysteriösen Solo-Stück „Najara“, das den Namen eines jüdischen liturgischen Dichters trägt. Dessen Sehnsuchtspoesie inspirierte Klein dazu, eins seiner empathischsten Motive zu komponieren. Ans Ende von „Personal Belongings“ hat Klein ganz bewusst eine eindringlich-instrumentale Interpretation des Klassikers „What A Wonderful World“ gestellt. Es ist ein profundes Statement, denn während des Studiums der Lyrics zu dem Song wurde ihm bewusst, dass sich hinter deren Gutmütigkeit reichlich Schmerz verbirgt. 2020 war ja nicht nur das Covid-Jahr. Es signalisierte auch die Wichtigkeit der #BlackLivesMatter-Bewegung. „The colors of the rainbow, so pretty in the sky“ - das Schöne der Verschiedenheiten unsere Hautfarben und Kulturen zu bekräftigen, war für Klein beinahe ein versöhnlich intendiertes Muss im Setzen einer Endnote für „Personal Belongings“. Nicht minder ergreifend wirkt in Covid-Zeiten ein weiterer Schlusssatz: „I see friends shaking hands, saying how do you do, they‘re really saying I love you“.