Di 8. März 2022
20:30

Immanuel Wilkins 'The 7th Hand' (USA)

Immanuel Wilkins: alto saxophone
Micah Thomas: piano
Daryl Johns: bass
Kweku Sumbry: drums

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Immanuel Wilkins – klingt so die Zukunft des Jazz?
Nach seinem glänzenden Auftritt auf Joel Ross' gefeiertem Album “KingMaker” debütiert der Altsaxofonist Immanuel Wilkins mit “Omega” nun selbst bei Blue Note Records.

Es gibt sicher nicht viele Musiker, die mit 22 Jahren eine solche Reife und Ernsthaftigkeit, aber auch so viel Finesse und technisches Können besitzen wie der Altsaxofonist und Komponist Immanuel Wilkins.

Natürlich können auch nur die allerwenigsten in diesem Alter schon einen so gut gefüllten Terminkalender vorweisen, in dem gemeinsame Auftritte, Tourneen und Aufnahmesessions mit illustren Größen wie Bob Dylan, Solange Knowles, Wynton Marsalis, Lala Hathaway, Jason Moran, Gretchen Parlato, Gerald Clayton und dem Count Basie Orchestra bsonders hervorstechen. Immanuel Wilkins – soviel dürfte schon jetzt klar sein – ist kein typischer 22-Jähriger. Und “Omega” ist folglich auch kein herkömmliches Debütalbum, sondern ein beeindruckend ausgereiftes musikalisches und gesellschaftspolitisches Statement, das von den Erfahrungen der Schwarzen in den Vereinigten Staaten handelt. Dabei zeigt Wilkins, der vor einem Jahr schon auf Joel Ross' Debütalbum “KingMaker” brillierte, wie wenig sich in den hundert Jahren verändert hat, die zwischen dem grausamen Lynchmord an Mary Turner im Jahr 1918 (thematisiert in dem Stück “Mary Turner – An American Tradition”) und dem gewaltsamen Tod des Schülers Michael Brown im Jahr 2014 (“Ferguson – An American Tradition”) vergangen sind. Der Horror dieser Ereignisse spiegelt sich auch plastisch in der Musik wider.

Auf seinem von Jason Moran produzierten Blue-Note-Debüt “Omega” ist Immanuel Wilkins mit Musikern einer neuen Generation zu hören. Seit über vier Jahren spielt er in seinem Quartett nun schon mit Pianist Micah Thomas, Bassist Daryl Johns und Schlagzeuger Kweku Sumbry zusammen. In dieser Zeit ist das Ensemble so sehr zusammengewachsen, dass es noch in den wildesten und freiesten Momenten von “Omega”, wie aus einem Guss klingt. Zu den Höhepunkten des Albums zählt neben den beiden schon erwähnten Stücken und dem Opener “Warrior” auch eine über 20-minütige vierteilige Suite, die Wilkins bereits 2013 komponiert hat.

Immanuel Wilkins wuchs in Upper Darby vor den Toren Philadelphias auf und zeigte früh sein Interesse für Musik. Mit drei Jahren begann er zu singen und Geige zu spielen, stieg dann aber zwei Jahre später aufs Klavier um. Doch keines dieser Instrumente sprach ihn, wie er selbst einräumt, so wirklich an. Als er in der dritten Klasse war, fragte ihn ein Lehrer, ob er nicht in der Schulband mitspielen wolle. Angesichts seiner vorher gescheiterten Versuche als Geiger und Pianist kauften ihm seine Eltern nur widerstrebend das gewünschte Saxophon, weigerten sich aber Unterrichtstunden zu bezahlen. “Erst als ich ein paar Wochen später.von der Kirche nach Hause kam und mich durch eine Hymne arbeitete, merkten sie, dass ich es diesmal ernst meinte.” Ein Jahr später besuchte Wilkins, der Kenny Garrett als einen seiner größten Einflüsse nennt, im Kimmel Center for Performing Arts in Philadelphia bereits Kurse unter der Leitung von Marc Johnson und Anthony Tidd. “Ich habe von Leuten gelernt, die ernsthafte Jazzer und Legenden in der Szene von Philadelphia sind”, sagt er. “Nicht jeder hat die Chance, mit solchen Cracks abzuhängen. Ich konnte mit dem Sun Ra Arkestra spielen und mit Leuten wie Mickey Roker, Edgar Bateman, Charles Fambrough, Marshall Allen und Trudy Pitts. Sie haben mich zu dem geformt, der ich heute bin.”

2015 zog er schließlich nach New York, um die renommierte Juilliard School zu besuchen. Kurz nach seiner Ankunft lernte er dort den Trompeter und Komponisten Ambrose Akinmusire kennen, der zu seinem Mentor wurde und ihn in die Szene einführte. Nicht weniger bedeutend war für ihn aber auch die Begegnung mit dem Pianisten Jason Moran, mit dem der junge Saxophonist seine erste internationale Tournee absolvieren sollte.

“Immanuel hat sich immer mit ganzem Herzen auf die Musik gestürzt”, sagt Jason Moran. “Er ist ein kraftvoller Spieler. Er vermischt Traditionen auf eine Weise, wie es nur seine Generation zu tun versteht. Seine Band wird eine neue Musikform kreieren, deren Entwicklung ich mit Spannung verfolge. Die Zukunft der Musik liegt in den Händen dieser Musiker, und ich vertraue ihren Instinkten.” (Jazzecho)