Or Bareket Quartet (ISR/USA)
Or Bareket: bass
Godwin Louis: alto saxophone
Jeremy Corren: piano
Savannah Harris: drums
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Der junge israelische Bassist ist ein wunderbar sympathisches Beispiel eines musikalischen Kosmopoliten. Mit einer offenherzigen Art, die angesichts gegenwärtiger gesellschaftlicher Verrohung Balsam für die Sozialhygiene markiert. Barekets Globetrottertum, Lebensstationen waren Jerusalem, Buenos Aires und New York, hinterlässt auf selbstverständlichste, kohärenzbildende Weise Spuren in seinem leichtfüßigen musikalischen Oeuvre. Bausteine jüdischer Musik korrelieren mit solchen lateinamerikanischer Folklore und jenen der tradierten Jazzspielhaltung. Zudem mit großer instrumentaltechnischer Könnerschaft zum Schwingen gebracht. Dies bescherte dem Bassisten in der sogenannten „Mainstream“-Szene jede Menge Reputation. Die Zeit für ein erstes eigenes Projekt war nun reif. Drei weitere israelische Musiker folgten hierauf seinem Ruf. Das Quartett pflegt eine feinmotorische, jazzidiomatisch lyrische Ausdrucksform, die einer musikalisch impressionistischen Verortung zugedacht ist. Im ersten Konzertteil drängten die damit verbundenen Charakteristika wie differenziertes Klangfarbenspiel, offene formale Gestaltung, der sich nur Bassist und Schlagzeuger bedienten, fließende melodische und rhythmische Konturen, angereichert und ausgeweitet mit markanten Ostinaten, verästelten Themen bzw. animativen Improvisationen reichhaltig an die Oberfläche. In der Beweglichkeit seiner Interaktionen und der Gruppenklangästhetik, die sehr schlüssig funktionierte, offenbarten sich Analogien zum John Abercrombie Quartett der späten 1970er Jahre und der damaligen, kontemplativen ECM-Klangphilosophie. Eine wesentliche Zutat stellt die in jüdischer Musiktradition wurzelnde liedhafte Gestaltung der Melodien dar. Bareket setzte vom Bass aus für seine Partner an Gitarre und Klavier entsprechende, vielfältige Impulse. Der hervorragende Schlagzeuger Ziv Ravitz agierte am losgelöstesten. Er collagierte seine, immer im beatbezug stehenden Rhythmusbögen, polyrhythmischen Überlagerungen und farbenreiche Perkussionistik um die doch relativ engmaschige Formgebung der Stücke, denen die daraus resultierende anregende Mobilität bestens zu Gesicht stand. Im zweiten Set stellte sich der Eindruck ein, dass der Ideenfluss ins Stocken geriet. Zu sehr kaprizierten sich die Musiker auf Althergebrachtes. Herkömmliche harmonische/melodische Stereotypen von da und dort reihten sich etwas uninspiriert aneinander, landläufige klassische Kadenzen wurden zu oft herbei zitiert. Vor allem der Pianist neigte da zur Übertreibung. Auch blieben die Ausführungen zu sehr dem vorgegebenen Rahmen verhaftet und die Musik war demnach um das gewisse Etwas zu wenig verkehrt gestrickt. Genauso wie die improvisatorische Imaginationskraft zuhörends versiegte.
Or Bareket, ein glänzender Musiker der für die Musik brennt, und sich auf intensiver Suche nach seinem musikalischen Standort befindet. Und er wird fündig werden. Relaxin´ OR Cookin. (Hannes Schweiger, anlässlich des Konzertes am 28. Januar 2018)