Do 6. Oktober 2022
19:00

Portrait InMuAs 'Piano+'

Kaori Nishii, Oskar Gigele, Eric Ziegelbauer musizieren Werke von Roberta Lazo, Oskar Gigele, Eric Ziegelbauer, Philipp Manuel Gutmann, Armin Sanayei, Christoph Stuhlpfarrer, Florin Gorgos, Stepan Sobanov

Die Independent Music Association (kurz InMuAs) präsentiert drei Portraitkonzerte mit variierender Besetzung und zeigt damit ihren musikalischen Facettenreichtum. Vor allem die ästhetisch-stilistische Vielfalt der Komponist:innen der Konzertreihe stellt farbenprächtig dar, in was für pluralistischen Zeiten wir heutzutage leben, in denen so viele künstlerische Stilrichtungen einen Platz haben. Jedes der drei Konzerte wird einen anderen Schwerpunkt haben, jeweils eine Instrumentengruppe, die den Fokus des jeweiligen Konzerts bildet.
Die Konzerte machen auch spürbar, wie die Independent Music Association Musizierende sowie Komponierende in einen engen, fruchtbaren Austausch bringt, wodurch einzigartige und besondere musikalische Erlebnisse ermöglicht werden. (Pressetext)

Renald Deppe : Prolog

Die Voraussetzungen/Bedingungen/Aufmerksamkeiten für zeitgenössische Klänge sind und waren nicht einfach.
Die Independent Music Association versucht engagiert einer jungen Musik und & jungen MusikerInnen Gehör & Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Lost & Found im Porgy & Bess versucht dieses Anliegen zu befördern. Zu unterstützen.
Lost & Found und das Porgy & Bess hegen & pflegen (auch) das Ungewohnte, Unerhörte, Unbekannte, Unbequeme.
Seien es Klang-, Geräusch-, Sprach-, Bilder-, Traum- oder Gedankenwelten, welche vor Ort als wohltuend feinraue Kontrapunkte zum Zeitgeist zu entdecken sind.

Wie komplex die gegenwärtige Situation für (noch) ungewohnte, unerhörte, unbekannte, unliebsame, unbequeme Klangwelten sind, mögen folgende etwas ältere Komponisten-Statements hier nochmals verdeutlichen:

"Der Beruf des Komponisten zeigt die Besonderheit, zugleich Tätigkeit und innerstes Anliegen eines Menschen zu sein, der sich bemüht, ein Produkt herzustellen, das niemand konsumieren will." (Arthur Honegger)

"Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass mir bewusst geworden ist, dass es für meine Musik kein Publikum gibt. Ich kann nicht für die zeitgenössische Musik insgesamt sprechen. Ich jedenfalls habe nie ein Publikum gehabt, und deswegen hatte ich auch nichts zu verlieren. Meine ganze Arbeit hat daher was mit meinem Inneren zu tun, mit meinem Leben: Wie ein Verrückter dazusitzen, wie ein Vollidiot, während ich gleichzeitig meinen Lebensunterhalt verdienen musste und verheiratet war, was noch schwieriger ist als seinen Lebensunterhalt zu verdienen." (Morton Feldman)

"Dass die Neue Musik beim breiten Publikum so wenig Anklang findet, liegt unter anderem an der Deformation des Musiklebens zu Diensten einer Erfolgsideologie, die nie unbequem sein darf. Die Bequemlichkeit, nur eine bestimmte Ästhetik zu pflegen, ist Zeichen einer Deformation. Sie wird von vielen Nebenaspekten (zwanghafter Kartenverkauf, unmittelbarer Erfolg, Einengung des Repertoires durch Selbstzensur) begleitet.
Ein weiterer Mangel: Der Anspruch unserer Gesellschaft und einer komplexen Musikästhetik ist oft inexistent. Was ich komponiere - und ich sage Kagel, es gilt aber ebenso für viele meiner Kollegen - erfüllt keinen konkreten Bedarf, sondern zunächst Programmlücken." (Mauricio Kagel)

"Ein modernes Bild kann man eine Minute lang betrachten und sich dann dazu äußern; zu einem Musikstück braucht man vielleicht eine halbe Stunde. Und die Leute nehmen sich heute nicht mehr die Zeit, eine halbe Stunde lang vorurteilslos, mit offenen Augen und Ohren ein Stück zu hören. Sie glauben von vornherein zu wissen, dass der Komponist total verrückt ist und geben sich nicht die geringste Chance zu prüfen, ob er vielleicht recht hat." (Christóbal Halfter)

"Ob ich modern bin oder nicht, ist mir gleichgültig. Wichtig ist mir die innere Wahrheit meiner Musik.
Mein erwünschtes Ziel ist es nicht, eine Idee auszudrücken,
sondern dem geistigen Antlitz eines durchlebten Gefühls Ausdruck zu verleihen.
Natürlich ist mir klar, dass Frauen ganz anders denken und fühlen als Männer,
aber das wichtigste ist für mich nicht, ob ich eine Frau oder ein Mann bin.
Sondern: Dass ich wirklich ich selbst bin
und meine eigenen Ideen streng zur Wahrheit hin ausarbeite." (Sofia Gubaidulina)

"Der Grund des Komponierens liegt in der Komplexität des Lebens mit all seinen Freuden und Blutbädern. Da ich von der Richtigkeit dieser Feststellung überzeugt bin, habe ich mir eine ganz einfache Verhaltensweise zur Regel gemacht. Wenn jemand mich, Gutes oder Böses im Schilde führend, fragt: »Wie geht's?«, antworte ich ihm unerschütterlich: »Es geht weiter!«" (Vinko Globokar)