Mi 24. Mai 2023
20:30

James Brandon Lewis 'Eye of I' (USA)

James Brandon Lewis: tenor, soprano saxophone
Josh Werner: bass
Chad Taylor: drums

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James Brandon Lewis ist ein in New York lebender Jazz-Tenorsaxophonist, Komponist und Bandleader. Seine Instrumentalstimme verbindet die emotionale Kraft des Gospels und den Groove von Blues und R&B mit den modalen und avantgardistischen Einflüssen von Albert Ayler und John Coltrane sowie der expressiven melodischen und tonalen Disziplin von Sonny Rollins.

Auf »Moments«, sein Debüt von 2010, folgten zwei Veröffentlichungen für das wiederbelebte OKeh-Imprint von Sony Masterworks: Divine Travels im Jahr 2014 und das weithin gefeierte Days of Freeman im darauffolgenden Jahr. Nachdem er auf amerikanischen Bühnen und in Clubs aufgetreten war, tourte er auf europäischen und asiatischen Festivals. Radiant Imprints, ein Duo mit dem Schlagzeuger Chad Taylor, erschien 2018, gefolgt von dem Quintett An UnRuly Manifesto ein Jahr später. Im Jahr 2021, nachdem er im Downbeat International Critics Poll zum »Rising Star Tenor Saxophonist« gewählt wurde, veröffentlichte Lewis The Jesup Wagon, sein Debüt für Tao Forms. Auf dem Weg dorthin zog Lewis die Aufmerksamkeit vieler improvisierender Künstler auf sich, vor allem die des Saxophonisten und Jazz-Gottes Sonny Rollins, der nicht oft überschwängliches Lob ausspricht. Bewegt von Lewis' tiefem, spirituellem Klang, sagte Rollins: »Wenn ich dir zuhöre, höre ich Buddha, höre ich Konfuzius ... Ich höre auf den tieferen Sinn des Lebens. Du hältst die Welt im Gleichgewicht.«
»Eye of I« beginnt mit 44 Sekunden düsterem, hochdrosselndem Low-Down-Groove, einem ohrenbetäubenden Auftakt, der alle Spuren des Gewöhnlichen von der Palette säubert. Von dort aus bietet Lewis ein gebetsmühlenartiges Cover von Donnie Hathaways »Someday We'll All Be Free« und dann das erste seiner entwaffnend fesselnden Originale, »The Blues Still Blossoms«, zusätzlich zu vielen anderen.

»Eye of I« durchläuft eine erstaunliche Bandbreite musikalischer Stile und Stimmungen, von Donnie Hathaway über Cecil Taylor und den klagenden Gospelschrei »Even The Sparrow« bis hin zum hymnischen Schlussstück »Fear Not«, einer Zusammenarbeit mit der Postpunk-Gruppe The Messthetics, in der auch Mitglieder von Fugazi mitwirken. (Pressetext)

»Lewis’ Musik klingt nachdrücklich gegenwärtig in der Kraft, zugleich traditionsbewusst historisch in der Haltung, zwischen gestern und morgen.​« (stereoplay, Februar 2023)

„Eye Of I“ ist ein manisches Album. Auf der einen Seite gibt es die freie Form, Stücke die wie aus dem Chaos geboren klingen, doch denen man anmerkt, dass sie hochkonzentriert dargeboten werden. Daneben existieren Songs, die klarer strukturiert wirken wie die Interpretation der Donnie Hathaway-Komposition „Someday We All Be Free“; ein programmatischer Titel. Doch auch hier vibriert es dröhnend im Untergrund, ruhigere Sequenzen können jeden Moment explodieren, in sich zerfallen oder sich auflösen. Fast, denn im entscheidenden Moment kehrt das Trio zur gebundeneren Form zurück.

„The Blues Still Blossoms“ gelingt das Kunststück gleichzeitig schwebend zu gleiten wie betriebsam voran zu poltern. Das hat einen ganz speziellen Flow, der direkt im Anschluss vom rüden Intermezzo „Middle Ground“ derbe zerhackt wird. „Eye Of I“ lebt von diesen Gegensätzen, ist dynamisch, auf verzwickte Weise verträumt, gerade so als wollten JAMES BRANDON LEWIS und seine Mitspieler ihre Hörerschaft wohlig einlullen, um sie im nächsten Moment brüsk wieder aus dem Bett zu schmeißen. Das in einem brennenden Haus steht.

Der Höhepunkt kommt zum Schluss. Das mit The MesstheticsS eingespielte, knapp achtminütige, „Fear Not“ ist eine Hymne, die die Stärken des Albums noch einmal komprimiert vorträgt und, personell erweitert, endgültig Genregrenzen mit Macht zersprengt. Alles geht, nichts muss. MORPHINE, John Zorn, Tom Waits, Ornette Coleman, Cecil Taylor samt Freunden und Verwandten nicken lächelnd. Fabulöses Finale. (Pressetext)