Bugge Wesseltoft / Magnus Öström / Dan Berglund 'Rymden' (N/S)
Bugge Wesseltoft: piano, fender rhodes
Dan Berglund: bass
Magnus Öström: drums
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Raumgreifende Weichzeichnungen
Nordeuropäisches musikalisches Gipfeltreffen. Drei herausragende, immer noch prägende Musiker der norwegischen/schwedischen, weitgesteckten JAZZLANDschaften. Dessen Topographien im vorliegenden Fall sich fast schon zu übermäßig in wonnetrunkenen Proportionen ausformen. Rymden – der Raum, der Name des Trios. Auch der Name eines Modells der Lampenkollektion eines schwedischen Möbelkonzerns. Erleuchtung beiderseits. Einmal Wesseltoft, der seine Vision eines Piano-Trios Wirklichkeit werden lassen kann und andererseits Öström & Berglund, die wieder mit einem Ausnahmepianisten spielen wollten und konnten. Lange lag über letzterer beider die Last des Verlustes des tödlich verunglückten, Bandleaders, jenes Anfang des neuen Millenniums gefeierten Piano-Trios E.S.T., Esbjörn Svensson. Erwartungshaltungen, Vergleichstheorien rund um das neue Trio lagen sofort auf dem Tisch. Doch Initiator Wesseltoft sieht das Trio in einem anderen Winkel des Raumes positioniert. Untrüglich haben Berglund und Öström ihre Chemie, ihr ästhetisches Befinden im E.S.T. heranreifen lassen. Verdichtet zu einem rhythmisch-klanglichen Signum. Eine Fassette ist der elektro-akustische Zugang, der auch bei Rymden seine Bestimmung hat. Der norwegische Pianist, gleichfalls mit elektronischer Klanganreicherung beschäftigt, sieht darin keine Vereinnahmung oder ein Hindernis. Im Gegenteil, ihm bedeutet es die ideale Teambildung für sein harmonisch doch sehr süffiges, gelegentlich zu überladenen schöngeist-melodisches, dann auch doch wiederum brüchiges „Romantikum“. Das Trio sucht gezielt das verbindlich Schöne, als musikalischen Reiz. In großem Maße. Eingegliedert vielfach in frei rubatierenden Konsonanzhäufungen. Langgezogene Melodieentwicklungen, ohne umgrenzte motivische Bezugnahme, mit ausgeprägter lyrischer Präferenz, sind für Wesseltoft am Flügel der Bezugspunkt. Er umschlingt die kontrapunktischen Setzungen, gefasst in einen sonoren Ton, des Bassisten, währenddessen der Schlagzeuger zarte, perkussive Kristallisationen vornimmt; prinzipiell aperiodisch. Im improvisatorischen Kollektivhandeln bilden sich jedoch phasenweise zu langatmige, tranige Zustände, überbesinnliche Leerläufe heraus. Die einbezogene elektronische Verkleidung der Klänge wirkt oft beschwerend, ineffizient. Verstörend in einer Gamelanimitation mittels Gongs. Wendung bringt immer wieder der Griff Wesseltofts in die Tasten des E-Pianos. Sein Spiel ist im Moment rhythmisch prägnant skizziert, harmonisch auf Jazzkurs, pepig. Berglund bringt mit Fuzzeffekt die Dirtyness ins Spiel. Verschränkt mit dem satten Beat von Öström, den dieser mit Progressive Rock-Impetus komplex aufsplittet, stimmt kurzzeitig die „Groovequadratur“. Dieses ansprechende Zurück zur Jazzrock-Glanzzeit, zweifelsfrei eigen, bleibt dann leider als spannender Ansatz stecken. Und die symmetrische Schönheit legt wieder die Fährte. Neo-impressionistisches strömt aus den Tasten. Nordisches Jazz-Spezifikum. Die „Rymdmiker“ kommentieren getragen, verstärken die Kontemplation. Geschmeidig, aber zu tonangebend lieblich. Der Großteil des zahlreichen Publikums fühlte sich erbaut. Das belegt im Endeffekt Güte und Echtheit. (Hannes Schweiger)