Do 16. November 2023
20:30

Andreas Schaerer / Kalle Kalima / Tim Lefebvre 'Evolution' (CH/F/USA)

Andreas Schaerer: vocals, beatboxing
Kalle Kalima: guitar
Tim Lefebvre: bass

Wir starten ca. 1/2 h vor Konzertbeginn den Live-Stream (Real-Time, nach Konzertende nicht mehr abrufbar!). Durch Klicken auf "Zum Livestream" öffnet sich ein Fenster, wo Sie kostenlos und ohne irgendeine Registrierung das Konzert miterleben können. Wir ersuchen Sie aber, dieses Projekt über "Pay as you wish" zu unterstützen. Vielen Dank & Willkommen im realen & virtuellen Club!

Thinking outside the (Beat)Box

Wer sehnt sich dieser Tage nicht nach Klarheit, Ruhe, Frieden… Wir wissen mittlerweile alle, dass es keine einfachen Antworten für die komplexen Probleme unserer Zeit gibt, ABER: es gibt einfache Melodien die an unsere Sinnlichkeit, an unser Mensch-sein appellieren, die durch ihre Schlichtheit Räume öffnen. Geschichten, die sich wie eine warme Decke über den mental overload in unserem Hirn legen. Und so schenkt uns die Musik Kraft, die nachhallt.

Andreas Schaerer und Kalle Kalima haben sich für ihr neues Projekt ‚Evolution‘ neu erfunden. Normalerweise gehören zeitgenössischer Jazz und elektronische Musik zu ihren Spielwiesen. Durchaus musikalischer Spitzensport, wenn man ihn so ernsthaft betreibt wie die Beiden: Seit zehn Jahren stehen sie zusammen auf der Bühne, unter anderem mit dem Quartett „A Novel Of Anomaly“. Besonders für den Stimmkünstler Schaerer, der durch sein kreatives Beatboxing und seiner Band „Hildegard Lernt Fliegen“ Aufmerksamkeit erlangte, waren perfekte Körperbeherrschung und auf Kommando abrufbarer Einfallsreichtum normaler Bühnenalltag.

Und jetzt: „Four Chords and the Truth“? Nein. Aber vielleicht „Twisted Jazzcore Ballades“, denn es sind tatsächlich Balladen, die Andreas Schaerer und Kalle Kalima (mit seiner Partnerin Essie Kalima) geschrieben haben. Es geht um Selbstoptimierung, wie in “Mutitasking”, um Obessionen, wie in „Piercing Love“, um Science-Fiction-Träume und natürlich auch um Liebe und Verlust. Interessant daran ist die Zwischenwelt, in der die Songs spielen, als würde Henry David Thoreau in einer von James Cameron`s Fantasiewäldern herumirren.

Musikalisch wagen die Zwei dabei viel. Bisher hat Schaerer vor allem mit Lauten gemalt, jetzt will er eigenen Inhalten mit seiner Stimme Gewicht verleihen. Und Kalima steuert statt schwindelerregender technischer Höhenflüge nun Gefühlstiefe an. Zusammen mit dem kongenialen Tim Lefebvre am Bass nehmen beide für dieses Projekt kurzzeitig Abschied von der Perfektion und von der Überholspur und kehren ihr Innerstes nach außen. – Think outside the (Beat)Box! (Pressetext)

Vielleicht kennt ihr das: Wir sitzen in einem sehr spannenden Konzert und sind ganz eingesogen. Das Konzert läuft seit circa vierzig Minuten und ist, ja, komplex. Wir staunen, ohne überfordert zu sein und sind eingesogen, besonders aufgrund der Ungewohntheit, teils auch der Intelligenz der Klänge. Es ist vielschichtig, tiefgehend. Wir könnten mit dem Ohr immer noch tiefer hineinwandern.

Und dann plötzlich: diese total simple Melodie, eine Songstruktur, im Vergleich ganz klar. Plötzlich geht das Licht an, wir die Welt weit und die Ernsthaftigkeit, mit der erzählt wird, entsteht aus der Reduktion. Sie entsteht aus dem "nichts beweisen müssen", aus der plötzlichen Abwesenheit von offensichtlicher Komplexität. Und sie entsteht, weil unser Ohr schon so offen ist, dass es uns mit voller Wucht trifft.

Das neue Album von Andreas Schaerer, Kalle Kalima und Tim Lefebvre ist dieser Moment. Wer in Europa schon mal aus Versehen in einen Konzertraum gestolpert ist, kennt die drei. Natürlich ist das Album kein kompletter Neustart: Wir hören, dass Levebvre auf David Bowies Album "Blackstar" gespielt hat; wir hören das letzte "Hildegard Lernt Fliegen" Album in Schaerers Melodieführung; wir hören Kalle Kalimas Liebe zum Blues. Und doch ist irgendwie alles ganz anders. Das wohl bisher songhafteste Album Schaerers trägt den Namen "Evolution" - in diesem Falle sicher auch: Entwicklung - und erscheint am 29. September auf ACT Music. (Sonia Loenne)