Die leere Bühne im Porgy & Bess ist von fahlem Licht beleuchtet. Die Stimme scheint irgendwo aus der Ferne zu kommen. Doch dann erkennt man eine Gestalt, die, silhouettenhaft vom Gegenlicht umhüllt, langsam zur Bühnenmitte strebt – Greetje Bijma.. Die Bühnenpräsenz der niederländischen Vokalistin erinnert stark an Theaterdramaturgie. Ihr Körper formt das Umfeld ihres Instruments – der Stimme. Meist ohne die Mithilfe des Mikrophons erzeugt sie damit Klangbilder von ungeheurer Intensität.
Greetje Bijma (geb. 1956 in Stiens/Niederlande) begann ihre musikalische Laufbahn als Autodidaktin Ende der 70er Jahre, indem sie Gesangsimprovisationen durch einfache Gitarrenakkorde untermalte. 1980 bat sie der kanadische Saxophonist Alan Laurillard in der von ihm gegründeten „Noodband“ die Rolle der Gastvokalistin zu übernehmen. 1984 erschien ihre erste Platte („Amycamus“) und in der Folge wurde sie zum gefragten Live-Act. 1988 folgte mit „Dark Moves“ die zweite Platte und 1989 der internationale Durchbruch nach einem bejubelten Konzert beim Jazzfest Berlin, das zur Gänze im deutschen Fernsehen übertragen wurde. Einige nationale und internationale Preise zeugen vom Können der Sängerin. 1994 hatte sie zusammen mit Jasper Van´t Hof und Pierre Favre in der Formation „Freezing Screens“ einen Erfolgsauftritt beim Donaueschingen Festival Neuer Musik. In letzter Zeit konzentrierte sich Greetje auf Solokonzerte.
So steht sie auch jetzt ganz alleine auf der Bühne, wo sie mit den weitreichenden Möglichkeiten ihrer Stimme ein Programm zelebriert, das aus Gedichtrezitationen und Vokalstücken besteht. Ein Mikrophon hilft ihr, bei Percussionseffekten aus Geräuschen Klangmuster zu erzeugen. Am Ende ihres Programms verlässt sie die Bühne so eindrucksvoll, wie sie sie betreten hat – sie steigt von der Bühne herab ins Publikum und verschwindet singend im hinteren Teil des Saals, wo sie sich herzlich für die Ovationen des Publikums bedankt. (Wolfgang Gonaus)