Fr 3. Mai 2024
20:30

Marc Méan 'Fields' (CH)

Marc Méan: piano
Patrice Moret: bass
Paul Amereller: drums

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Eine funkelnde, tiefe Meditation an einem schwelenden Feuer, so lässt sich der Zustand beschreiben, den das Hören des neuen Albums “Mist“ von Marc Méans "Fields" heraufbeschwört. "Mist" heisst auch das erste Stück des Albums und wie aus einem Nebelfeld heraustretend mäandrieren die Akkorde um ein inneres Zentrum, einen inneren Schwerpunkt, umkreisen ihn, währenddem der Hörer mit ihnen auf eine imaginäre Reise geht. Méans Musik lebt und atmet aus der Stille hinaus und nimmt uns mit in eine magische Klangwelt, deren Sog man sich nur schwer entziehen kann - wenn man die Ruhe und Geduld aufbringt, sich darauf einzulassen.

Denn die Musik von Méans Trio ist sperrig: manchmal spröde, manchmal dunkel-dissonant, manchmal berührend romantisch. Es ist Musik, die keinem gefallen will und keinem gefallen muss. Absolut authentisch und eigenständig, vereint sie die zwei wohl wichtigsten Adjektive zur Beschreibung relevanter Kunst in sich. Und sie ist eine Wohltat in der Flut der auf leichte Zugänglichkeit und putzige Virtuosität getrimmten Popjazz-Pianotrios unserer Zeit.

Die vielschichtige Musik von "Fields" wird von zwei Ausnahmekönnern der Schweizer Szene mitgestaltet: Patrice Moret am Kontrabass und Paul Amereller am Schlagzeug. Zusammen klingen sie wie ein majestätisch pulsierender Organismus und haben einen dunklen, runden und warmen Bandsound. Einen Sound, der vom ersten Akkord an wolkig verhangen den Raum füllt und den Ton für das Kommende vorgibt. Méan hat die Stücke des Albums bewusst "unfertig" in die Proben gebracht, damit sich seine kongenialen Mitmusiker aktiv in den Kompositionsprozess einbringen können. Dadurch fühlen sich die Formen der Songs - obwohl komplex - gleichwohl organisch an. Méans Improvisationssprache ist fern aller Klischees und oft verschwimmen im dichten Geflecht des Zusammenspiels dieser drei Ausnahmekönner die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation. Manchmal klingen im Sperrigen Anklänge an Monk durch, wie im zweiten Stück "Cold and Calm", wobei Méans Anschlag näher bei der Lyrik eines Bill Evans ist. Und zusätzlich informiert von seinen grossartigen Lehrern Yannick Delez, Django Bates und Søren Kjærgaard. Méan hat all diese Einflüsse in sein Spiel integriert und zu einer eigenen Sprache gefunden.

„Mist“ ist eine Stunde Musik, die auch nach mehrmaligem Durchhören ihre Faszination nicht verliert. Mehr noch: mit jedem Mal hören an Faszination gewinnt und einen tief in die eigene Innenwelt abtauchen lässt. (Ursus Bachthaler, Berlin im September 2023)