Fr 6. Juni 2003
21:00
„Synapsis“

Oskar Aichinger (A)

Oskar Aichinger: piano, synthesizer
Stefan Németh: synthesizer, computer
Achim Tang: bass
Paul Skrepek: extended drums
special guest: Hans Falb, turntables

Eine Hellsichtigkeit, die sich einstellt, wenn Gehirnströme, Nervenbahnen, die voneinander isoliert waren, miteinander verbunden werden und plötzlich Strom fließt.
Eine Stimmung, die sich über die ganze Produktionsphase dieser CD hinweg immer mehr verdichtet hat und zu einer Gewissheit wurde, dass hier etwas zusammengekommen ist, Divergentes sich amalgamiert hat in einer Art von biochemischem Prozess: verschiedene Erinnerungen an die Geschichte, Elektronik mit herkömmlichen Instrumenten, die Positionen der beteiligten Musiker.
So hat sich schließlich „Synapsis“ als sanfter und zugleich bestimmter Titel über diese Musik gelegt, mehr eine Schwingung denn ein Bild, ähnlich der kosmischen Hintergrundstrahlung, kaum wahrnehmbar, aber stets präsent.
Clarence, der schielende Löwe aus der Fernsehserie „Daktari“, stand Pate für das erste Stück, ein wildes Tier, aufgrund seines Defektes unfähig, Situationen zu erkennen und „richtig“ einzuschätzen, für mich in meiner Kindheit ein erstes, frappierendes Sinnbild für das Problem der Wahrnehmung, wenn man so will, ein erstes Auftauchen der lebenslangen Frage: wie wirklich ist die Wirklichkeit?
„The zone“ bezieht sich auf die phantastische Erzählung „Picknick am Wegesrand“ von Boris und Arcadi Strugatzki, die von Andrej Tarkowski in „Stalker“ verfilmt wurde, und in deren Mittelpunkt ein hermetisch abgeriegeltes, rätselhaft gefährliches Gebiet, eben „die Zone“ steht, die vermutlich nach einem außerirdischen Besuch entstanden ist.
Diese beiden ersten Stücke spannen ein weites assoziatives Feld auf, das den Hörer einlädt, dem „Soundtrek“ zu folgen und so vielleicht einen eigenen Film im Kopf entstehen zu lassen. (Oskar Aichinger)