Oded Tzur Quartet (ISR/USA)
Oded Tzur: tenor saxophone
Nitai Hershkovits: piano
Petros Klampanis: bass
Cyrano Almeida: drums
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Wenn man einen Vorhang vor ihn ziehen würde, könnte niemand sagen, welches Instrument gespielt wird – Pt. Hariprasad Chaurasia
Die Musik von Oded Tzur, die vom Downbeat Magazine als „A Volcano on the Ocean Floor“ beschrieben wurde, ist ein Mikrokosmos, in dem Blues, indische Ragas, Synagogengebete und klassische Musik eine unverwechselbare universelle Sprache bilden. Der in New York City lebende, in Israel geborene Saxophonist, Komponist und Bandleader erforscht fundamentale Verbindungen zwischen alten und modernen Musiktraditionen und hat eine Band zusammengestellt, die als „Das Coltrane Quartett des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet wird.
Der ECM-Records-Künstler Tzur zeichnet sich durch die Verwendung und Entwicklung von Mikrotonalität auf dem Saxophon aus. Dieses zehnjährige Projekt, das zuerst am Trinity College Of Music in London und vor kurzem an der Juilliard School in New York vorgestellt wurde, ist das Ergebnis von Tzurs Studien mit dem indischen Großmeister der Bansuri, Hariprasad Chaurasia. Die Art und Weise, wie die indische Flöte nahtlos von einer Tonhöhe zur anderen wechselt, inspirierte Tzur dazu, über das hinauszugehen, was auf seinem Instrument für möglich gehalten wurde.
Tzur hat Recht. Ragas sind universell – Jazz Times (US)
Der israelische Tenorsaxofonist Oded Tzur denkt in langen Bögen. Das gilt nicht nur für sein Spiel, das in puncto Melodiebildung und Phrasierung seinen eigenen Weg jenseits der westlichen Jazz-Allgemeinplätze geht, sondern ebenfalls für seine Alben. Dass „My Prophet“ mit einem kurzen Stück namens „Epilogue“ beginnt, in dem Tzur sein Saxofon wie eine fernöstliche Flöte klingen lässt, hat seinen Grund: Es handelt sich dabei gewissermaßen um das Nachwort des Vorgängers „Isabela“, auf dem sich der Israeli vor seinem Mentor, dem indischen Bansuri-Flötisten Hariprasad Chaurasia verneigte.
Auch inhaltlich ist „My Prophet“ eine Fortsetzung – handelte es sich bei „Isabela“ um das musikalische Porträt von Tzurs Gattin als erwachsene Frau, so begibt sich der Saxofonist nun auf die Spuren ihrer Kindheit und erzählt dabei universelle Geschichten von Abenteuerlust, Träumereien und frühen Prägungen. Und so hört man in Stücken wie „Child You“ oder „Through A Land Unsown“ Anklänge an Volkstümliches aus der Levante, kindlich hibbelige Melodien sowie unendlich sanfte Momente, die sich ausnehmen wie ein leise selbstvergessen vor sich hinsingendes Mädchen.
Wie schon bei seinen vorhergehenden Aufnahmen setzt Tzur auf den Pianisten Nitai Hershkovits und den Bassisten Petros Klampanis als wesensverwandte Spielkameraden. Neu hinzugekommen ist der brasilianische Drummer Cyrano Almeida, der der Band mit seinen transparenten rhythmischen Umrankungen frische Impulse verleiht. Am auffälligsten geschieht das im Albumabschluss „Last Bike Ride In Paris“, der sich als wilde Parcoursfahrt zwischen Latin- und Balkaneinflüssen entpuppt. Dass Tzur in der leidenschaftlich herausgeschrieenen Schlusskadenz ostentativ die Rückkehr zum Grundton verweigert, deuten wir mal als Zeichen für eine baldige Fortsetzung. Man darf sich darauf freuen. (Josef Engels)