Mi 19. Februar 2025
20:30

Ketil Bjørnstad Solo (N)

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Ein Poet am Flügel

Hierzulande ist Ketil Bjørnstad vor allem als Romanautor bekannt, dessen Bücher weltweit immer wieder auf den Bestsellerlisten stehen. Ketil Bjørnstad ist aber auch einer der bedeutendsten Pianisten Norwegens. Ursprünglich aus der Klassik kommend, wird er heute eindeutig dem Jazz zugeschrieben, wenn auch nicht dem Jazz im klassischen Sinn. Mit 16 Jahren debütierte er als Konzertpianist mit dem Philharmonischen Orchester Oslos. Die Karriere in der Klassik war vorgezeichnet, wäre der junge Bjørnstad in Oslo nicht von der jungen und pulsierenden Jazzszene Oslos ergriffen worden. Beeindruckt vom spielerischen Ansatz der Jazzmusiker und Improvisation wurde klar, dass er vor allem eigene Kompositionen schreiben und spielen wollte. Verwurzelt in der Klassik und in der europäischen Konzertmusik, inspiriert vom Jazz besticht der Pianist durch sein melodiöses und gleichzeitig subtiles Spiel sowie durch sein facettenreiches Improvisationsvermögen. (Pressetext)

Ketil Björnstad fasziniert mit seiner Musik, die Klassik, Jazz und mehr verbindet

Der norwegische Pianist und Schriftsteller Ketil Björnstad bewegt sich spielend und schreibend in zwei Welten, der der Literatur und der der Musik. Er zählt zu den bedeutendsten Pianisten Norwegens.

„Ich bin schon ein wenig stolz“, verkündete Musikprogrammleiter Edmund Epple im Landsberger Stadttheater bei der Ankündigung des bedeutenden norwegischen Pianisten Ketil Björnstad. Denn in Norwegen sei er derzeit Kult. Wer den Klavier-Soloabend mit Björnstad erleben durfte, fügt sich ohne Frage in die Reihen seiner Anhänger ein. Es ist wohl schlicht unmöglich, Björnstads Musik nicht schön zu finden.

Ein Tausendsassa ist er: Verfasser von über 20 Erfolgsromanen, die auch in Deutschland sehr gefragt sind („Die Unsterblichen“, „Vindings Spiel“, „Die Frau im Tal“); doch darüber hinaus bewegt er sich mit viel Können, aber auch spürbarer und ansteckender Spielfreude zwischen den musikalischen Genres, beginnt oft mit einem klassischen oder klassisch anmutenden Thema und spinnt dieses so weiter, wie es ihm gefällt. Er driftet ab in jazzige Melodien und Harmonien, steigert sich zu donnernden Gewitterstürmen, bei denen er mit der Hand über die Saiten fährt, kehrt zurück zu zarten, einfach schönen Melodien, die Filmmusik sein könnten (seine Musik wurde auch unter anderem von Ken Loach und Jean-Luc Godard für Filme verwendet).

„Mein Weg zu Mozart“ heißt sein jüngster Roman, eine Art Memoiren des Künstlers und eine Hommage an den großen Komponisten Mozart. Er fühle sich an einem zentralen Ort hier, nur 20 Minuten entfernt von der Stadt, in der Mozarts Vater geboren wurde, sagte der sympathische, unprätentiöse Mittsechziger. Deshalb, und weil Mozart wohl gerade sein zentrales Thema ist, begann und schloss der Pianist seinen Abend mit je einem Thema von Mozart. Das bekannte Thema aus dem Concerto Nr. 21 C-Dur, 2. Satz, bildete den Anfang des ersten Stücks. Fast unmerklich und ganz organisch entwickelt er die Stimmung des Themas weiter, spinnt neue Melodien dazu, entfaltet neue Themen, die jedes für sich ganz neu und unerwartet, aber stets ein echter Hörgenuss sind. Die Stücke von Björnstad dauern schon mal zehn Minuten oder länger. Aber es sind kleine Sinfonien, durchwirkt von unterschiedlichen Stimmungen, Dynamiken und Tempi, von Improvisation, Jazz-, Folk- oder gar Rock-Elementen. Leicht und kunstvoll gleitet Björnstad über Stile und Grenzen hinweg wie ein träumerischer Eisläufer. Nach jedem Schwung wartet wieder ein neues, noch schöneres Thema, es macht Spaß und ist spannend, sich diese Musik anzuhören. Die Ballade „Floating“ ist wie gemacht, um darin zu versinken, willenlos den Stimmungen zu folgen, die sie auslöst.
Auch die Ballade Nr. 2 in F-Dur von Frédéric Chopin wird wieder sehr stimmig in ein Jazzthema überführt, das an George Gershwin erinnert, die Improvisation in „The Visitor“ beweist die große Bandbreite von Björnstads Improvisationskunst, hier entfaltet er enorme Kraft und Dynamik.
Das Publikum im Landsberger Stadttheater lauschte gebannt, und das merkte auch Björnstad, wie er sagte, bevor er als – nachdrücklich eingeforderte – Zugabe noch ein bezauberndes kleines Gutenachtlied spielte. Ein erfüllender, beglückender Klavierabend mit einem bescheidenen, sympathischen Pianisten. (Bärbel Knill)