Kaoko Amano & Arisa Yoshida 'Sternenwald'
Kaoko Amano: vocals, piano
Arisa Yoshida: bass, viola da gamba, violone
Eine Verwandlung zwischen zeitgenössischer Musik und Gedichten des alten Japans aus dem 7.–10. Jh.
Das Projekt „Sternenwald“ ist eine Performance, die alte japanische Poesie, elektronische Klänge, improvisierte Musik und zeitgenössische Musikwelten in ein unerwartetes Spannungsfeld setzt.
Kaoko Amano und Arisa Yoshida, zwei experimentelle, auf zeitgenössische Musik spezialisierte Musikerinnen aus Japan, die schon lange in Österreich leben, bringen das Projekt als Duo mit ihrer eigenen Musik einen weiteren Schritt voran und stellen mit Begeisterung dieses faszinierende Feld dar. Aus den vielfältigen Mitteln der eigenen Stimme und ihrer Improvisationsmöglichkeiten entsteht eine surrealistische Klangwelt aus (verfremdeten) Instrumentalklängen.
Die verwendeten Gedichte sind unter den Begriffen "Tanka" (wörtlich: kurzes Gedicht), “Waka“ (japanisches Gedicht) und „Uta“ (Lied) bekannt. Das Tanka ist ein Gedicht mit 31 Silben, die Oberstrophe hat 5-7-5 Silben, die Unterstrophe 7-7 Silben. In der japanischen Dichtung seit dem Manyôshû (Sammlung von 10000 Blättern, 8. Jh.) ist es die vorherrschende lyrische Form und hatte seine Blütezeit zwischen dem 8. und dem 12. Jh.
Das dichterische Grundgefühl eines Tanka kann beschrieben werden als ein Berührtsein von der Schönheit bei gleichzeitig scharfem Bewusstsein der Vergänglichkeit. Melancholie, Resignation, Genuss der Traurigkeit, "süße Wehmut" und das Empfinden der Schönheit im Fluß der Vergänglichkeit, zugleich auch Mitgefühl mit allen Dingen und Erscheinungen, die der Vergänglichkeit ausgesetzt sind. Ausgedrückt wird dieses Gefühl häufig anhand von Naturphänomenen und ihrer Veränderung im Lauf der Jahreszeiten.
Wie antike Mythen erweisen sich dabei die Texte des alten Japan immer wieder als erstaunlich aktuell und vermitteln über die Jahrhunderte hinweg ein lebendiges Gefühl. Diese Transformation findet auch auf der Ebene der Sprachen statt, indem Japanisch, Englisch und Deutsch abwechselnd zum Einsatz kommen. Arisa unterstützt mit ihrer Erfahrung in der Alten Musik manchmal auch mit Viola da Gamba, die alte und neue Klänge verbindet.
So entsteht die Klangwelt, die weder komponierter zeitgenössischer Musik im engeren Sinn noch Pop, Jazz oder Ambient zugeordnet werden kann. Die Klänge verführen die Zuhörerinnen und Zuhörer, sich auf eine imaginäre Fernreise zu begeben und eine Transformation der Welten zwischen den Gedichten aus dem alten Japan und dem Wien des 21. Jahrhunderts zu erleben.
Im Oktober 2024 fand der erste erfolgreiche, von der Stadt Wien geförderte Auftritt ihres Projekts im Echoraum in Wien statt, der beim Publikum große Begeisterung auslöste. Sie entwickeln ihre Klangwelt kontinuierlich weiter und planen, an verschiedenen Orten aufzutreten.