So 23. November 2025
20:30

Jazzorchester Vorarlberg feat Maria Hofstätter 'Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman' (A)

Maria Hofstätter: recitals
Martin Franz, Andreas Broger, Isabellla Lingg, Klaus Peter: reeds
Christoph Ellensohn: french horn
Jan Ströhle, Phil Yaeger, Thomas Halfer: trombones
Bartholomäus Natter, Martin Eberle, Anton Meusburger: trumpets
Benny Omerzell: keyboards
Tobias Vedovelli: bass
Christian Eberle: drums

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Genialer Thriller-Soundtrack zur galligen Heimatsatire – Jazzorchester Vorarlberg feat. Maria Hofstätter und Wolfgang Puschnig brillierten am Dornbirner Spielboden

Der Abend begann mit einem Überraschungs-Set, weil das onQ-Quintett mit der aus Slowenien stammenden und in Basel lebenden Vokalistin Patricija Skof am Spielboden seine Vorarlberg-Premiere nachholte, die eigentlich für den Saumarkt geplant gewesen wäre. Der Großteil der auch genügend improvisatorische Freiräume bietenden Kompositionen stammte aus der Feder der jungen Sängerin. Gemeinsam mit den beiden onQ-Gründern Tobias Vedovelli am Kontrabass und Michael Tiefenbacher am Piano, sowie Saxophonist Stepan Flagar und Drummer Valentin Duit breitete Skof ein abwechslungsreiches Spannungsfeld zwischen Groove-Orientiertem voller melodischer und rhythmischer Überraschungen und freien Passagen aus, und kreierte gleichzeitig eine Vielzahl an Stimmungen. Manchmal gewohnten Songstrukturen nahe, zumeist aber ihr wandlungsfähiges Organ instrumental einsetzend, besonders verblüffend etwa in Unisono-Passagen mit dem Saxophon. Ein unerwarteter Mehrwert, den die Jazz-Fans an diesem ereignisreichen Abend gerne mitnahmen. Denn nach einer kurzen Pause fegte ein fünfzehnköpfiger, aus bewährten Mitgliedern des onQ-Kosmos und des Jazzorchester Vorarlberg zusammengesetzter Jazz-Orkan über die Bühne, mit dem österreichischen Star-Saxsophonisten Wolfgang Puschnig als zusätzlichem Highlight-Lieferanten und der Schauspielerin Maria Hofstätter mit ihrer geschickt zusammengestellten Kurzfassung von Petra Piuks bitterbösen „Anleitung zum Heimatroman“ als literarischem Epizentrum.

Bitterböse Heimatsatire: Von Maria Hoftstätter genial rezitiert ...
„Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman“ der burgenländischen Autorin Petra Piuk ist 2019 erschienen – ein 200 Seiten-Bändchen mit einem ungeheuer hohen Unterhaltungswert für all jene, die der verlogenen, „Musikantenstadl“-infiltrierten Heimatidylle ohnehin nie trauten. Manche Charaktere nehmen beim Lesen unweigerlich die Physiognomien einschlägiger Manfred Deix-Karikaturen an, denn hier wird tief, aber dennoch witzig-schräg in die chauvinistische, männerdominierte, frauenverachtende, fortschrittsverweigernde, am Erhalt selbst fragwürdigster Werte orientierte Heimattümelei eingetaucht. Niemals moralinsauer, sondern zumeist mit einer verblüffenden spielerischen Leichtigkeit. Natürlich reizen die von Maria Hofstätter genussvoll zitierten „Kriterien für einen wahren Heimatroman“ permanent zum Lachen, aber das bleibt auch ebenso zielsicher im Halse stecken. Und das nicht erst beim schaurigen, bluttriefenden Quentin Tarantino-Finale.

Hofstätter ist die Idealbesetzung für solch ein Unterfangen. Keine Ahnung, ob sie ihre Kindheit und Jugend im Mühlviertler 5.000-Seelen-Nest Gramastetten an der Großen Rodl schon so gut auf die Vorgänge in Petra Piuks Schöngraben an der Rauscher vorbereitet hat, oder ob es vielleicht doch eher die Vielzahl an schrägen Rollen, die sie unter anderem in Ulrich Seidl-Filmen wie „Hundstage“, „Import Export“ oder in dessen „Paradies-Trilogie“ gespielt hat war, jedenfalls gelingt es ihr vorzüglich, die verkorksten Strukturen und die alltägliche, „normale“ Gewalt, die hinter den brachialen Witzen lauern, auf feinsinnige Weise bloßzustellen. (Peter Füssl)

Das Jazzorchester Vorarlberg (JOV) wurde 2005 von Martin Eberle und Martin Franz als Big Band gegründet um der heimischen Jazz- und Improvisationsszene eine professionelle Plattform zu bieten. Seitdem konnte sich das experimentierfreudige Ensemble durch genreübergreifende Projekte, zahlreiche Kollaboration mit international anerkannten KünstlerInnen, Komponisten und Kollektiven, diversen CD Produktionen, Pressestimmen und Konzerten in Österreich, Deutschland sowie der Schweiz international einen Namen machen und sich in der österreichischen Jazzszene als professionelles Orchester etablieren. (Pressetext)